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Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

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Nils
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#1 Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von Nils » 24. Juni 2011, 00:56

Hallo zusammen,

zunächst einmal: Tolles Forum! Die meisten Fragen, die ich als Anfänger hatte konnte ich bereits durch nachlesen selber beantworten. Bisher plane ich noch und eine Sache ist noch offen geblieben:

Ich würde die Futter-Insekten lieber lebend als tot verfüttern. Schließlich gibt es in der Natur auch keinen 'Carter Service' und die Ameisen sollen etwas für ihre Proteine tun.

Nun ist die allgemeine Aussage dazu, dass man aufgrund von Krankheitsgefahr (vor allem aus Massentierhaltung, Tierfuttergeschäft) die Tiere lieber abkochen sollte. Wie sieht es mit Tieren aus dem nahegelegenem Wald aus? Das sind immerhin Tiere, die die Ameisen auch in der freien Natur fressen würden.

Zweite Frage: Angenommen es stellt prinzipiell kein Problem dar, lebende Tiere aus dem Wald zu verfüttern. Wie groß dürfen diese dann sein? Was kommt überhaupt in Frage?

Kellerasseln?
Zitterspinnen aus der Badezimmerzucht? :-)
Winkelspinnen? *g* (Nein, nicht ganz ernst gemeint)

Wie sind die Erfahrungen damit, selber Grillen zu fangen? Hier ist wie gesagt ein Wald und auch größere Wiesen in der Nähe, da sollte sich doch alles finden lassen?

Weil es in einem anderen Post mal angesprochen wurde: Es geht mir hier nicht um die Kosten oder sowas. Ich finde nur, dass ich auch kein Geld für Dinge ausgeben muss, die ich vor der Haustür habe. Ausserdem ist es für die Ameisen natürlicher ihre Beute selber zu erlegen als Massengezüchtete tote Tiere fressen zu müssen.

Falls ich völlig daneben liege, lasst es mich wissen. Darum poste ich ja hier. :-) Ansonsten freue ich mich über Tips und Erfahrungsberichte.

Grüße,
Nils



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Imilius
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#2 AW: Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von Imilius » 24. Juni 2011, 02:26

Guten morgen, Nils!

Tiere aus der Natur zu entnehmen und den Ameisen als Futter darzubieten, birgt immer eine sehr große Gefahr von Parasitenbefall. Darum gilt es die Tiere immer vorher zu überbrühen. Die Gefahr ist einfach zu groß, die ganze Kolonie wegen diesem Fehler zu verlieren.

Auch muss es natürlich jeder selbst entscheiden. Doch denke ich, sollte man lieber davon absehen, die wertvolle Natur als Futterquelle zu nutzen. Du schreibst selber:

Ich finde nur, dass ich auch kein Geld für Dinge ausgeben muss, die ich vor der Haustür habe.


So teuer sind die Futtertiere gar nicht. Ich gebe zu, dass einige Ameisen sehr wählerisch sind in Bezug auf Nahrung. Aber Fliegen sind bei den meisten Ameisen sehr beliebt und sind in jedem Tiergeschäft für wenig Geld zu haben.

Wenn man trotzdem kein Geld für Futtertiere ausgeben möchte, kann man mit einer sehr einfachen Konstruktion Fliegen fangen oder züchten.

Ausserdem ist es für die Ameisen natürlicher ihre Beute selber zu erlegen als Massengezüchtete tote Tiere fressen zu müssen.


Es ist jetzt nicht so, dass Camponotus ligniperdus Beute ständig selbst erlegt. Jede Möglichkeit an Proteine zu kommen, wird genutzt. So werden natürlich auch viele tote Tiere ins Nest getragen. Da wird nichts verschwendet.

Beim Verfüttern von Lebendfutter kann Chaos in der Kolonie entstehen. Der Kampf um das nackte Überleben kann Stunden dauern. Außerdem können sich Ameisen beim Kampf verletzen und sogar sterben.

Gruß Imilius


Ich bin jetzt bei Eusozial.de und bei Ameisenportal.eu!

fehlfarbe
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#3 AW: Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von fehlfarbe » 24. Juni 2011, 07:35

Hi Nisla,

ehrlich gesagt würde ich das nur machen, wenn du schon ein paar Major oder Media Arbeiterinnen hast. Die kleinen Minor tun sich sehr schwer etwas zu erlegen. Ich füttere seit einiger Zeit immer mal lebende Fliegenmaden oder Fliegen, die ich vorher mit der Fliegenklatsche schon geschwächt habe. Der Kampf dauert dann bestimmt 10-20 Minuten.
Hier hab ich zum Beispiel mal ein kleines Video über den Kampf mit einer Fliegenlarve erstellt: klick

Komischerweise wollen meine Camponotus ligniperdus in letzter Zeit gar keine toten Tiere mehr, obwohl viele Larven vorhanden sind. Das Ergebnis ist, dass die Larven recht klein sind, wenn sie sich verpuppen. Wird also demnächst nichts mit Major Arbeiterinnen, wie mir scheint :(



Christoph
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#4 AW: Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von Christoph » 24. Juni 2011, 14:33

Ca. von April bis Mai lebten auf unserem Rasen viele viele kleine grüne Raupen. Ich habe diese Raupen eingefangen, indem ich ein altes, feuchtes Stück Stoff auf den Rasen gelegt habe. Die Raupen sammelten sich dann dort und ich habe sie gleich lebend meinen L. niger zu fressen geben.

Der Kampf dauerte nicht lange und sie hatten was zu fressen.

Wenn ich lebende Tiere verfüttere, achte ich immer auf drei Dinge:
1) Können meine Ameisen die Futtertiere überhaupt erlegen
2) Können die Futtertiere meinen Ameisen gefährlich werden oder Ameisen verletzen
3) Haben die Futtertiere Milben etc.

Passt ein Punkt davon nicht, wird der Futtertier überbrüht.



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Sanguinius
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#5 AW: Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von Sanguinius » 24. Juni 2011, 14:58

Ohne als Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger klingen zu wollen sollte man noch einen 4ten Punkt hinzufügen:

4. Ist das gefangene Tier selten oder gar geschützt, wieder freilassen.

Sollte man nicht auser acht lassen. Grade diverse Heuschrecken und Raupen (=Falter/Schmetterlinge) sind teilweise nur lokal anzutreffen und sollten geschont werden.



Christoph
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#6 AW: Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von Christoph » 24. Juni 2011, 15:06

Stimmt da hast du recht. Die Raupen kommen bei uns aber extrem zahlreich vor, sodass die Entnahme von vllt 20 Raupen pro Jahr kein großen Verlust bedeuten sollte.



Nils
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#7 AW: Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von Nils » 24. Juni 2011, 15:16

Danke für die Antworten! Werde dann wohl, insbesondere am Anfang, auf lebendes Futter verzichten.

@Imilius Das Ameisen auch in der Natur tote Tiere fressen liegt auf der Hand, hatte ich aber gar nicht bedacht. :-)

Sobald dann die Kolonie etwas größer ist, kann ich immer noch überlegen ob ich es 'riskieren' will. Kann man Milben oder ähnliche Schädlinge mit dem blossen Auge bzw. der Lupe sehen? Dann wäre es ja nur eine Frage der gewissenhaften Untersuchung.

Hintergrund ist wie gesagt nicht die Kohle (auch wenn ich noch nicht weiß, was die Biester so vertilgen, sobald erstmal ein paar 100 Arbeiterinnen da sind. :)). Es geht darum möglichst wenig Unterschied zum Leben in der Natur zu schaffen. Natürlich will ich meine zukünftigen Schützlinge nicht unnötiger Gefahr aussetzten, sie aber auch nicht überflüssig vor jeder Gefahr schützen. In der Natur geht es schließlich immer ums nackte Überleben.

Das ich natürlich nicht die nächstbeste Raupe vom Blatt zupfe versteht sich dabei von selber. Ich würde mich an die Tiere halten, die ich auch bestimmen kann (eher wenige :)). Und ein paar Asseln oder Zitterspinnen wird wohl keiner vermissen.

@Fehlfarbe Gutes Video, danke! (und P.S.: Nur tote Frauen sind schön! Wer hätte gedacht hier jemanden zu treffen, der Welle Erdball kennt? :-)



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Imilius
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#8 AW: Fragen zu Lebendfutter für Camponotus ligniperdus

Beitrag von Imilius » 24. Juni 2011, 15:50

Hallo Christoph!

Der Kampf dauerte nicht lange und sie hatten was zu fressen.
Das ist sehr interessant. Eine Stubenfliege oder selbst eine Fliegenmade verursacht bei Lasius niger Chaos. Kannst du eine ungefähre Zeit nennen, wie lange der Kampf gedauert hat?

und

konntest du die Raupen überhaupt vorher bestimmen?

Es geht mir einfach nur darum, dass man die Natur nicht als eine unerschöpfliche Quelle sieht. Denn das machen wir gerne.
Sie ist viel empfindlicher als man glaubt. Punkt 4 von Sanguinius ist sehr gut, aber dieser Punkt kam nur zu Stande, weil wir Menschen dafür verantwortlich sind. Hätten wir mehr Respekt, Ehrfurcht und vor allem Einsicht, wären viele Tiere häufiger und müssten jetzt nicht geschüzt werden. Jede Tierart verdient einen Schutz und keine sollte bevorzugt oder abgewertet werden. Alles gehört zusammen und bildet das Ganze.

Der Großteil der Menschen lernt erst dazu, wenn es fast oder schon zu spät ist.

Gruß Imilius


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