im August 2009 konnte ich Arbeiterinnen von D. quadripunctatus, deren Nest in der Holzverschalung einer größeren Gartenmauer war dabei beobachten, wie sie bestimmte bemooste bzw. von Flechten bewachsene Bereiche auf den Dachziegeln auf der Oberseite der Mauer anliefen und an manchen Stellen immer wieder für Sekunden verharrten wie als würden sie Wasser trinken.
Ebenso fielen mir Leptothorax Arbeiterinnen auf, die das Selbe taten.
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Bei den Flechten handelte es sich um lepröse, staubartige Krustenflechten. Die Art konnte von einem Fachmann leider nicht bestimmt werden, ich hätte nochmals eine größere Probe nehmen sollen, habe die Beobachtungen aber 200km von meinem Wohnort entfernt gemacht, sodass das leider nicht möglich war.
2009 verliefen sich dann die Recherchen aufgrund von Zeitmangel.
Vorige Woche war ich am Gardasee und konnte bei mehreren Streifzügen durch einen mittelalten Olivenhain Dolichoderus quaripunctatus, Camponotus truncatus und auch Prenolepsis (vermutlich) vindobonensis dabei beobachten, wie sie diese Verhalten (teilweise bei Flechten, teilweise bei Moosen) wiederholten.
Leider konnte ich nur von C. truncatus gute Bilder machen:
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Nach dieser Beobachtung habe ich nochmal angefangen zu recherchieren und siehe da: Flechten und Moose haben einen sehr großes Repertoire an Stoffen, die sie beinhalten oder absondern.
Zuerst einmal Flechten:
Flechten sind eigentlich gar kein einzelner Organismus, sondern sie bestehen aus einem Pilz (Mykobiont) und einem Photobiont, der für die Photosynthese zuständig ist. In den meisten Fällen sind das Grünalgen, weniger häufig kommen Cyanobakterien vor, die auf der Oberfläche des Pilzes leben. Um den Pilz mit Kohlenhydraten zu versorgen, sondern Grünalgen Zuckeralkohole wie etwa Ribit, Erythrit oder Sorbit ab, "die für den Pilz bekömmlicher als Kohlenhydrate sind."Bei Cyanobakterien ist es Glucose.
Quelle: https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Flechte#Mykobiont.2C_Photobiont_und_ihre_Symbiose
Bei Moosen ist das Ganze nicht soo einfach, ich habe in der Wikipedia nichts gefunden, was hier an Stoffen nach meinem Verständnis interessant für Ameisen sein könnte. https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Moose#Inhaltsstoffe
Aber mit ziemlicher Sicherheit sind hier die Wikipediaseiten nicht der Weisheit letzter Schluss
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Worum es mir jetzt ginge:
Ich und die meisten hier sind Laien, sodass wir keine wirkliche, empirische Forschung in dieser Sache betreiben können.
Allerdings ist es einleuchtend, wenn sich arboricole Arten ihre Nahrungsquellen vor der Haustür, also im Baum suchen. In meinem (alten) Seifert sind Moose / Flechten allerdings nicht als (auch nur mögliche) Nahrungsquelle bei allen oben genannten Arten aufgeführt.
Ihr, die Ameisenhaltercommunity in diesem Forum und darüber hinaus könntet aber gezielte Beobachtungen machen, fotografieren und schauen, ob das Verhalten das ich bis jetzt an zwei vollkommen verschiedenen Orten beobachten konnte bei euch auch vorkommt und somit eventuell eine Bedeutung hat.
Vor allem natürlich auch im Urlaub, wenn man da arboricole Arten vorfindet.
Wenn ihr ohnehin schon Nester kennt, die man beobachten kann, schnappt euch am nächsten sonnigen Tag die Kamera und beobachtet einzelne Tiere mal für eine halbe Stunde oder Stunde und postet dann hier, was ihr gesehen habt.
Ansonsten würde ich mich jetzt über euere Meinung / Diskussion, Anregungen sowie von ein paar Leuten über eine gute Mitarbeit freuen.
Schönen Sonntag an alle,
Jan