Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Boro
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#9 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von Boro » 19. Juli 2011, 10:28

Irgendeine besondere Nahrung würde ich als Grund ausschließen. Das einzig eher Ungewöhnliche war der total schattige Neststandort. Man erkennt auch, dass nicht nur die Gaster in einigen Fällen "aufgebläht" und z. T. deformiert erscheint, sondern dass die "goldene" Färbung auf den Thorax in abgeschwächter Form übergreift. Es gibt im Forum schon Berichte (die ich jetzt nicht finde), wonach Parasiten (auch Pilze etc.) die Farbe der Tiere verändern können.
L.G.Boro



kev
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#10 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von kev » 19. Juli 2011, 10:41

Sieht wirklich unglaublich aus...eigentlich eine wunderschöne Färbung...ich bin gespannt ob sich näheres herausfinden lässt!

3. Die Gaster erscheinen aufgebläht u. teilw. bereits deformiert


Solche Deformationen an der Gaster habe ich schon sehr oft beobachtet, meistens bei Formica oder Camponotus Arbeiterinnen. Wo kommen diese Deformationen denn her?

Ich dachte immer es wären äußere Verletzungen...

Hier ein Bild einer Camponotus ligniperdus Arbeiterin zum Vergleich:

Bild



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Reforei
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#11 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von Reforei » 19. Juli 2011, 17:21

Hey, versuch doch den Schwarmflug von der Kolonie mitzuerleben und sammel ein paar Gynen ein um 1. zu sehen ob die Färbung vererbt wird und 2. wenn es so is gib mir eine ab den ich find die echt geil^^
(wenns von einem Pilz/Parasitenkommt wärs doof :( )


GruĂź Reforei
Im Moment halte ich nur eine kleine Lasius niger Kolonie. ^.^

Gast
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#12 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von Gast » 19. Juli 2011, 21:00

Verfärbung von Ameisen bei Parasitenbefall:

Verschiedene Leptothorax- und Temnothorax-Arten werden gelb bei Befall mit Bandwurmfinnen:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Cestoda

Cephalotes werden rot bei Nematodenbefall:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Myrmeconema_neotropicum

Nicht im AWiki: Myrmica-spp. werden dunkelbraun bei Befall mit Finnen eines Bandwurms des Schottischen Moorschneehuhns.

Zu den gelben Formica fusca kenne ich keine mögliche Ursache, würde aber gerne mal eines der Tiere sezieren.

@ kev: Solche Dellen in der Gaster gehen mit Sicherheit auf "raue Behandlung" zurĂĽck, Druck durch Pinzette oder Finger etc..

MfG,
Merkur



kev
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#13 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von kev » 19. Juli 2011, 22:32

Solche Dellen in der Gaster gehen mit Sicherheit auf "raue Behandlung" zurĂĽck, Druck durch Pinzette oder Finger etc.


Äääähm...hätte wohl dazu schreiben sollen dass ich diese Beobachtungen in der Natur, und nicht in meinem Formicarium gemacht hab^^ meine Lasius haben diese Deformationen natürlich nicht^^

...aber es sind dann auf jeden Fall äußere Verletzungen, wo auch immer sie herkommen;-)

Interessante Links!!!

lg



chrizzy
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#14 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von chrizzy » 21. Juli 2011, 16:12

Hey kev,

ja, in der Natur gilt das gleiche - "raue Behandlung" ist die Ursache. Ich vermute, dass diese Dellen oft schon vor oder während des Schlupfes (oder genauer gesagt durch die Schlupfhilfe anderer Arbeiterinnen) entstehen können, insbesondere da der Chitinpanzer der schlüpfenden Arbeiterinnen vergleichsweise weich ist (charakteristisch ist da bekanntlicherweise bei vielen Arten die hellere, fast transparente Färbung) und erst aushärten muss.

Im Normalfall beeinträchtigen sie die Arbeiterinnen aber nicht weiter, wenn ich mich recht erinnere gab es dazu den einen oder anderen Bericht hier.

lg, chrizzy



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#15 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von Gast » 30. Juli 2011, 17:27

Inzwischen hat mir Boro dankenswerterweise ein paar der golden verfärbten Formica zugesandt.

Heute, 30. 07. gegen Mittag, sind die Ameisen angekommen, gestempelt in Klagenfurt am 25. 07. um 09:13 Uhr. Ich hatte schon befĂĽrchtet, der Postreiter sei bei der AlpenĂĽberquerung am Hauslabjoch erfroren, oder bei Ăśberquerung der Donau vom Hochwasser abgetrieben worden :fettgrins:. Schon toll, was die Post heute (sich) leistet.
Ja, leider ist in den Tierchen auch unter dem Mikroskop kein „Makroparasit“ erkennbar, keine Nematoden, Fliegenlarven, Bandwurmfinnen, und auch nichts anderes Auffälliges, das nach meinen Kenntnissen nicht in die Ameisen gehören könnte.


So bleiben für die Verfärbung noch (mindestens) drei Ursachen:
  • eine farbliche Extremvariation, evtl. genetisch bedingt, durch verringerte Melaninsynthese (teilweise oder vollständig albinotische – weiĂźe – Tiere gibt es bei sehr vielen Arten). Dagegen spricht die etwas aufgeblähte Gaster.
  • Bakterien oder Pilze.
  • Viren.
Leider kenne ich keine Institution, wo man diese Alternativen prüfen lassen könnte.

Noch zu Post # 14 von chrizzy:
„Raue Behandlung“ kann auch durch pflegende Arbeiterinnen oder kleine "Unfälle" im Freiland solche Eindellungen verursachen.
Wir fanden gelegentlich Missbildungen (Längsspaltung von Segmenten, Ausfall von Segmenten, einseitiges Fehlen eines Auges usw.) gehäuft in einzelnen Nestern besonders von Leptothorax spp., also z. B. bei zwei oder drei Exemplaren in einem Volk. Eine plausible Erklärung wäre, dass in so einem Volk eine Pflegerin mit „zwei linken Mandibeln“ lebt(e), etwa mit einem abgebrochenen Mandibelzahn etc. Das könnte ausreichen, bei einem Larventransport gelegentlich eine Imaginalscheibe zu beschädigen, aus der dann ein missgestaltetes Segment oder sonstiges Körperteil entsteht. Die Fallzahlen sind allerdings zu gering, um eine solche Hypothese abzusichern. Bis bei Leptothorax aus einer beschädigten Larve eine Imago hervorgeht, kann die „schuldige“ Pflegerin längst im Außendienst verschollen sein, so dass auch eine Suche nach dem verursachenden Individuum obsolet war…

MfG,
Merkur



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Boro
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#16 AW: Goldfarbene Ameisen in Ă–sterreich?

Beitrag von Boro » 30. Juli 2011, 18:21

Vermutlich kommen die Säumer wieder zum Einsatz. Die sind früher mit ihren Mulis od. Pferden über die Alpen gezogen, auf uralten Pfaden, die schon von Kelten u. Römern benützt wurden.
Dank an Merkur für die Sektion! Es bleibt also vorerst bei den "goldenen Ameisen". Jedenfalls eine interessante Sache, an der ich dran bleibe. Beim nächsten Kontrollgang werde ich das Nest markieren u. die Umgebung absuchen, ob es weitere Nester mit derlei sonderbaren Tieren gibt!
L.G.Boro



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