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Polymorphismus bei Formica-Arten!

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#1 Polymorphismus bei Formica-Arten!

Beitrag von Imago » 2. September 2011, 23:08

Hallo Forengemeinde!

Ich habe mal eine Frage bezüglich des Polymorphismus bei Formica Arten. Boro hatte es mal nebenbei angesprochen das man bei manchen Formica Arten Größenunterschiede feststellen kann.

Hier der Thread:
>Klick<

Ich halte eine Kolonie dunkler Formica Ameisen. Bin bis dato davon ausgegangen das es sich um Formica (Serviformica) fusca handelt. In dieser Kolonie gibt es zum Teil bei einigen wenigen Tieren Größenunterschiede. Es gibt sogar eine Arbeiterin welche gegenüber den Kleinsten das doppelete an Volumen aufweist.

Ich weiß das Formica lemani schwach polymorph ist.

Ja wie verhält sich denn jetzt der Sachverhalt?

Es handelt sich um >diese< Kolonie!

Kann ich denn aufgrund des leichten Polymorphismus und der Tatsache das Formica lemani leicht Polymorph ist bei meiner Kolonie, die Art Formica (Serviformica) fusca ausschließen?

Oder weißt auch Formica (Serviformica) fusca ähnlich wie andere Formica Arten einen leichten Polymorphismus auf, der nun aber nirgends aufgelistet wird, sprich die Art als monomorph gelistet ist?

Kann mir da jemand weiterhelfen?

Ich bin da mittlerweile echt verwirrt.

Was sagt denn die Fachlektüre dazu?

LG Imago



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Boro
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#2 AW: Polymorphismus bei Formica Arten!

Beitrag von Boro » 3. September 2011, 11:36

Hallo Imago!
Ich müsste jetzt nachschauen, aber so weit ich mich erinnere, habe ich bei GÖSSWALD gelesen, dass bei Formica spp. (zuerst einmal nur die Waldameisen) Nester mit durchschnittlich größeren und kleineren Individuen vorhanden sind; also abgesehen von den nestinternen Unterschieden, die es innerhalb der Arbeiterinnenkaste fast immer gibt [mein letzter Fund v. Coptoformica cf. exsecta zeigte dagegen eine ziemlich einheitliche Größer d. Arbeiterinnen: [url]http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/44160-coptoformica-gesucht-und-gefunden.html][/url]
Durchschnittlich große Arbeiterinnen wurden monogynen und durchschnittlich kleinere Arbeiterinnen poygynen Nestern zugeordnet. Überprüfen kann man das heute gar nicht, da müsste man alle Nester gründlich durchwühlen u. zerstören.
Jedem Freilandbeobachter ist nun sicher aufgefallen, dass solche prinzipiellen Größenunterschiede auch auf Serviformica spp. zutreffen: Auch hier gibt es immer nestinterne Größenunterschiede bei Arbeiterinnen und auch hier sind die Kleinen bei den "bunten" Serviformica-Arten immer dunkler gefärbt.
Aber man findet eben auch Nester mit durchwegs ungewöhnlich großen Arbeiterinnen, ich habe im Steingarten ein fusca-Nest mit großen, rabiaten Tieren, alle über 7mm groß. Ebenso tauchen cunicularia-Nester mit großen, in diesem Falle fast ausschließlich grau gefärbten Tieren auf (hier fehlen interessanterweise die rötlichen Pigmentanteile auf Pronotum/Mesonotum, siehe SEIFERT S. 182, 21b) oder rufibarbis-Völker mit fast ausschließlich sehr großen Tieren zw. 7mm und 8mm, die alle ein vollkommen rot-oranges Mesosoma besitzen. Wenn man an F. clara denkt - bisher Fehlanzeige, es sind F. rufibarbis! [[url]http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/41062-farbvarianten-orange-ameisen-fotobericht.html][/url]
L.G.Boro
Jetzt stellt man sich die Frage, was ist die Ursache für derartige durchschnittliche Größenunterschiede: Ist es die Nahrungsbasis? Ist es das Fehlen v. Konkurrenz? Ist es das Habitat, die Besonnung od. die Höhenlage?
Nein, in unzähligen Fällen konnte ich feststellen, dass so unterschiedliche Nestpopulationen 10m auseinander liegen! Also, liegt der Analogieschluss nahe, dass wir ähnliche Voraussetzungen wie bei den sehr nahe verwandten Waldameisen annehmen dürfen. Natürlich müsste die Annahme erst überprüft werden, aber in der Realität lässt sich das schwer durchführen.
Nebenbei konnte ich bisher feststellen, dass die Polygynie (ohne Sicherheit, dass alle anwesenden Gynen reproduktiv sind!) bei F. fusca sehr häufig ist, auch bei F. cinerea u. F. fuscocinerea kann man oft mehrere Königinnen etwa unter Steinen sehen. Bei F. cunicularia fällt der Nachweis deutlich schwerer, weil die Art oft Erd/Hügelnester in Wiesen baut, bei F. rufibarbis ist mir - soweit ich mich erinnern kann - erst einmal eine zweite Königin untergekommen.
In der Haltung könnte man das jetzt nachprüfen: Ein fusca-Nest mit 4 Gynen und eines mit einer Königin. Nur, ich bin sehr skeptisch, was die Ergebnisse betrifft, in der Haltung wird man die Aufzucht solcher Völker nicht den Gegebenheiten in freier Wildbahn entsprechend abwickeln können.
L.G.Boro



Imago
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#3 AW: Polymorphismus bei Formica-Arten!

Beitrag von Imago » 4. September 2011, 12:30

Hallo Boro!

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Interessant finde ich auch die unetrschiedliche Farbgebung bei den Tieren die Größenunterschiede aufweisen. Als würde immer die gleiche Dosis/Anzahl an Pigmenten vergeben werden.

Auch schön wie das Du das so spezifisch Artübergreifend ausgeführt hast, so kann man sich jetzt auch mal ein Bild davon machen.

Die größeren Tiere nehmen wohl auch andere Aufgaben an. Sprich die Größe des Tieres kommt der Kolonie zu gute. Was eigentlich auch der Auschlaggebende Punkt war diesen Thread zu eröffnen.

Während die größeren Arbeiterinnen, zumindest bei meiner Kolonie, die Nahrung in das Nest transportieren, nehmen die kleineren diese nur vor Ort auf.

Natürlich könnten auch mehrere kleinere Arbeiterinnen die Nahrung ins Nest transportieren, aber das geschieht nicht. Die kleineren nehmen die Nahrung nur vor Ort auf, die Größeren tragen sie immer ins Nest.

Ob diese Vorgehensweise nun bestimmt gewollt ist oder nicht, sie verrichten aber auf alle Fälle ihre Arbeit anders als die kleineren Arbeiterinnen und beeinflussen somit aktiv das Kolonieleben aufgrund ihrer Größe.

Aufgrund dieses Verhaltens interessiere ich mich nun dafür, ob die großen Arbeiterinnen nun eine Laune der Kolonie/ Natur sind, oder ob diese evtl. von der Kolonie gewollt so aufgezogen werden!

Dir erst mal vielen Dank Boro, Deine Antwort hat für mich schon mal viel Licht ins Dunkel gebracht.

LG Imago



Pluap
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#4 AW: Polymorphismus bei Formica-Arten!

Beitrag von Pluap » 4. September 2011, 13:48

Das passt jetzt nicht 100%tig ins Thema, aber trotzdem.

Bei meinem Vater im Garten habe ich recht große Ameisen beobachten dürfen, die ich früher immer für Waldameisen hielt. Jedenfalls habe ich inzwischen Major- und Minorarbeiterinnen bei ihnen unterscheiden können und bin somit einmal von der Annahme, dass es sich dabei um Waldameisen handelt, weggekommen. Tatsächlich habe ich Bilder verglichen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich um Camponotus ligniperdus handeln muss. Wunderschöne Tiere. Aber man kann eben nicht nur einen Größenunterschied, sondern auch einen Körperbauunterschied festellen.
Bei dem Formica cf fusca Nest(ern?) könnte ich auch leichten Größendimorphismus unter den Arbeiterinnen feststellen, aber nur minimal. Und so genau habe ich sie auch nicht beobachtet um etwas über ihn unterschiedliches Jagdt-/Sammelverhalten auszusagen.



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