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M. barbarus sterben

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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daskollektiv
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#1 M. barbarus sterben

Beitrag von daskollektiv » 4. Oktober 2011, 06:12

Moin!

Ich habe seit wenigen Wochen eine ca. 50 Frau starke Messor barbarus Kolonie,
nun gab es in der Zeit ein paar wenige tote (ca.3), ich dachte mir wenig dabei, da sie ja gerade erst in einen neue Umgebung gezogen sind.
Nach dem ich heute eine weitere tote entdeckt hatte, wurde ich etwas skeptisch und fand prompt auf der Müllhalde, die sie unter einem etwas grösserem Stein angelegt hatten, weitere 6 Leichen.
Zu meinem Schrecken wurde heute eine weitere Arbeiterin tot umhergetragen kurz bevor ich diesen Beitrag verfasste.

Mein Kopf bricht entzwei, und doch kommt keine sinnvolle Idee woran es liegen könnte.

Die Kolonie ist sonst recht munter, sehr viel am Fouragieren, Körner sammeln und zerkauen, Brutaufziehen etc. nichts aufälliges eben.

zu den Haltungsbedingungen:

Klimatisch haben sie in der Arena Tags über ca. 29°C im teil unter einer Lampe und 24°C im "schatten" bei rund 45% rLf
Nachts kühlt es sich ab auf 22°C @ ca 56% rLf
Das Nest beleuchte ich auf einer Seite mit einer LED was dort die temperatur kaum merklich steigen lässt, es reicht aber dass die Königin sich an dieser stelle breit macht. (könnte vielleicht ein wenig zu kühl sein? -aus dem Nest an sich habe ich keine Werte)
Zweites Problem währe dass es im Nest definitiv etwas zu feucht ist da sich ein wenig Kodenswasser an der Scheibe bildet. Ich bewässere im Moment kaum weiter und habe zur Sicherheit eine Wassertränke in die Arena gestellt.
Jedoch sind das beides nicht unbedingt gründe um 10+ Arbeiterinnen über den Jordan zu schicken- oder doch? Ich bin nun dabei das Nest etwas mehr anzuwärmen um das Kondenswasser los zu werden.

Am Futter und Becken sollte es nicht Liegen.
Sie ernähren sich ausschliesslich von Körnern. Insekten/Honig Zuckerwasser wurde nicht genommen.
Das Becken:
50x30x30 Becken mit im unteren Teil auf gesamter breite an der Scheibe sitzendem Ytong Block.
Die Arena oberhalb besteht aus ca. 8mm Gips als Grund und einem Sand-Lehm Gemisch
Geklebt wurde nur mit Aquarien Silikon, Einrichtung (ein paar Steine) wurden abgebacken und waren vorher in einem anderen Formicarium erfolgreich genutzt worden.

Bild

Würde mich freuen wenn jemanden von euch etwas einfällt was dem sterben ein Ende setzt.

Vielleicht mach ich mir zu viele Sorgen- noch sollte es der Kolonie nicht schaden, jedoch ist die Sterberate tendenziell steigend insofern würde ich gerne vorbeugen.

Grüsse
Mateo


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Gilthanaz
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#2 AW: M. barbarus sterben

Beitrag von Gilthanaz » 4. Oktober 2011, 11:32

Hi!

Bei meiner Kolonie habe ich auch mal gedacht, es gibt ein Massensterben - dabei haben sich nur die Pygmäen verabschiedet, welche nicht sonderlich lange leben. Da gab es dann auch in kurzer Zeit einige Ausfälle, und dann war wieder Ende damit.

Dieses Jahr, mit einigen hundert Tieren, gab es wieder eine Phase, wo Dutzende pro Tag gestorben sind - und nach einer Woche war der Spuk vorbei, und es gab nur noch die üblichen Einzelausfälle, alle paar Tage mal.

Was ich auch gelernt habe:
Die Arena ist nicht so wichtig bzgl. Temperatur und Luftfeuchtigkeit, solange beides im Rahmen bleibt. Ich habe Tagsüber z.B. 60%+ rLf und auch bis 32°C im Sommer.

Aber das Nest... diese Art gibt weder Wasser noch Nahrung weiter (Trophallaxis), d.h. es muss Feuchtigkeit im Nest geben. Die Feuchtigkeit im Nest ist schwer einzuschätzen, aber in Deinem Fall gibt es ein bisschen Kondenswasser - auf jeden Fall besser als trocken!

Sonst kann ich keine groben Fehler in der Haltung erkennen - Wasser steht offensichtlich immer bereit, das Nest ist nicht zu trocken, und Temperaturen + Luftfeuchtigkeit liegen meiner bescheidenen Meinung nach im grünen Bereich. Der einzige große Unterschied, den ich erkennen kann, ist die fehlende Nestheizung; Hier benutze ich eine 3W Heizmatte, die (außen) an der Scheibe des Nestmoduls angebracht ist.

Also eventuell wirklich nur die erste "Sterbephase", wo einfach ziemlich zeitgleich einige Arbeiterinnen das Ende ihres Lebens erreichen. Konnte ich (siehe oben) bei mir exakt so Beobachten.

Ad Futtertiere/Honig:
Meine Kolonie hat lange keinen Honig und keine Futtertiere angenommen, und dann plötzlich waren die ganz wild auf beides. "Can o' crickets" und "Can o' crickets XXL" (glaube, so war der Name) werden in riesigen Mengen angenommen, von den XXL Grashüpfern (ca 6 - 7 cm groß) bleiben meistens nur noch Panzerfetzen, und das nach 24 - 48 Stunden.

Der Honig wird plötzlich begeistern angenommen, seid ich die Fütterungsart geändert habe: Honig in einen Ameisennapf, stückchen Küchenrolle oder Klopapier (oder sonstiges saugendes Papier) zu einer Kugel rollen (aber nicht fest) und in den Honig legen. Der Honig wird sehr schnell aufgenommen, und das hatte bei mir dann den Effekt, das die Tiere ihn aus dem Papier 'lutschen', und dann noch das Papier komplett zerkauen. Im Endeffekt bleibt ein beinahe komplett sauberer Ameisennapf und kleine Papierfetzen auf der Müllhalde zurück. Das sie den Honig aber überhaupt angenommen haben, ging erst in diesem - dem zweiten - Haltungsjahr bei einer Koloniegröße von 150+ los.

lg
- G

Edit:
Nur zur Sicherheit, solltest Du eventuell einige der toten Tiere mit Lupe oder (besser) Mikroskop untersuchen. Nicht, dass sich da irgendwelche Parasiten austoben.



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Boro
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#3 AW: M. barbarus sterben

Beitrag von Boro » 4. Oktober 2011, 15:20

Ja, da hab ich in den letzten Jahren etwas andere Erfahrungen mit dieser Art gemacht:

1. Problem: Bald nach der Lieferung setzte (wie in diesem geschilderten Fall) ein Sterben zahlreicher Arbeiterinnen ein. Nach einem Tipp hier im Forum habe ich die Luftfeuchtigkeit gesenkt (im Glashaus hatte es zwischen 90% in der Nacht u. 40% LF am Tage). Das Nest kam damals in die Veranda, wo die Feuchtigkeit zw. 50 u. 60% schwankte! Das Absterben d. Arbeiterinnen hörte rasch auf.
2. Problem: Jetzt setzte bald eine Bevölkerungsexplosion ein, das Ytong-Nest wurde in einen Emmentaler Käse verwandelt.
3. Problem: Der Wassertank wurde durchgenagt, ich konnte ab sofort kein Wasser mehr zuführen ohne das halbe Nest zu überfluten.
4. Problem: Sie lebten fortan bei wüstenhaften Bedingungen, mehr als eine Tränke anzubieten u. viell. hin u. wieder die Arena zu bespühren, konnte ich nicht machen.
5. Problem: Trotz totaler Trockenheit im Ytong-Nest setzte sich das Wachstum d. Kolonie fort, obwohl auch relativ viele Arbeiterinnen starben.
6. Problem: Neben einem großen Terrarium wurde ein zweites noch größeres Terr. angeschlossen. Das hat den Tierchen gefallen u. sie haben sich noch schneller vermehrt.
7. Problem: Die ganze Sache ist mir über den Kopf gewachsen, jetzt leben sie frei im Glashaus und ich kann dort kaum mehr hineingehen.

8. Die Temperaturen werden moderat gehalten. Sie verhalten sich diesbezüglich genau wie mitteleur. Arten, das hat mich selbst gewundert:
a) bei mehr als 10° beginnt bereits das Furagieren
b) Hitze vertragen sie schlecht, bei 30° sind alle in der Erde verschwunden. Hohe Bodentemperaturen vertragen unsere heimischen F. fuscocinerea besser als diese mediterrane Art. Darüber hab ich an anderer Stelle berichtet.
c) Sie nehmen fast alle Sämereien, Reste v. Blütenblättern, Teile von Stroh u. alten Graspartikeln!
d) Sie bekommen seit 2 Jahren keinerlei tier. Eiweiß u. leben nur von Samen.
e) Obwohl aus Südspanien stammend (!!) akzeptieren sie eine dreimonatige Winterpause mit Temperaturen um 10°. Dieses Jahr wird erstmals die Temperatur auf knapp über 0° abgesenkt. Inzwischen halte ich diese Ameisen für eine sehr robuste Art, nur am Anfang gibt es bei kleinen Kolonien Schwierigkeiten.
L.G.Boro



Gilthanaz
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#4 AW: M. barbarus sterben

Beitrag von Gilthanaz » 4. Oktober 2011, 15:29

Danke für Deine Informationen, Boro!

Wie man sieht, dürften auch Kolonien der selben Art oft recht unterschiedlich sein - meine kommen erst raus, wenn die Temperatur 25°C+ beträgt, und fühlen sich bei ca 30°C in der Arena sehr wohl. Selbst wenn die Temperatur kurz höher wird, flüchten die Tiere nicht in das kühlere Erdnest.

lg,
- G



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#5 AW: M. barbarus sterben

Beitrag von daskollektiv » 5. Oktober 2011, 22:18

Vielen Dank an euch beide für die vielen Infos!
Ich bin zwar ein wenig beruhigt, werde es aber weiterhin mit Argusaugen überwachen,
seit meinem Post sind zwei weitere Arbeiterinnen gestorben, ich habe die Nesttemperatur mit einer Halogenlampe erhöht, aber bei ca. Handwärme am Glas war es ihnen wohl zu heiss, so dass sie sich in einer Kammer verzogen haben wo die Lampe nicht genau drauf schien, bin nun wieder zur LED lampe übergegangen und hab die Entfernung verringert, so dass es ein wenig wärmer wird. Ich werde demnächst mit Lastwiderständen eine Heizung direkt am Glas basteln so dass man sie weiterhin beobachten kann ohne eine Heizmatte runternehmen zu müssen.
Die toten Tiere bewahre ich auf und hab sie auch untersucht, aber konnte nichts aussergewöhnliches feststellen.

Apropos Arena Temperatur; bei 20° ist die Aktivität eher recht gering, erst ab ca 24° gehts richtig los, dann wird viel fouragiert, teilweise bis zu 18 Ameisen draussen, was in Anbetracht der Koloniegrösse von ca. 50 Individuen wirklich viel ist.

@Boro: mich würde brennend Fotos vom Glashaus interessieren, gerne auch per PM :)

@Gilthanaz: das einzige was mich stutzig macht ist, dass unter den Toten auch zwei grössere Arbeiterinnen waren, keine Media, aber auch längst keine Pygmäen mehr.
Die zweite Frage die sich da natürlich stellt ist, wie lange leben Pygmäen?
die Arbeiterinnen dürften nicht älter als Frühjahr diesen Jahres sein...

Grüsse Mateo


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#6 AW: M. barbarus sterben

Beitrag von Gilthanaz » 6. Oktober 2011, 10:01

Hi!

Pygmäen werden anscheinend nicht sehr alt, jedenfalls sind bei mir nur noch "normale" Minor vorhanden, sofern ich das sehen kann. Die Pygmäen müssen demnach bereits alle verstorben sein, somit würde ich die Lebenserwartung für jene auf unter ein Jahr schätzen.

Die normalen und kleineren Media werden wohl auch nicht viel älter, sind mir auch schon einige verstorben; Konnte aber keine Milben oder sonstige Schädlinge finden. Ich schließe allerdings nicht aus, das ich irgendwo noch einen groben Fehler in der Haltung mache, der zum verfrühten sterben führt.

Interessant wäre jetzt speziell noch Wissen von anderen Messor barbarus Haltern, deren Kolonien schon älter sind als unsere.

@Boro: Fotos von einer "frei lebenden" Messor sp. Kolonie würden mich auch sehr interessieren :)

lg,
- G



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daskollektiv
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#7 AW: M. barbarus sterben

Beitrag von daskollektiv » 6. Oktober 2011, 16:56

Seit dem letzten Post sind weitere 3 kleine Arbeiterinnen verstorben, erfreulicher weise konnte ich aber gestern die Gyne beim eierlegen beobachten.
Vielleicht ist die durchschnittlich sehr hohe Temperatur auch ein Faktor der ein schnelleres Ableben herbeiführt, aufgrund des erhöhten Stoffwechsels... ?
Ich werde gleich mal Herr Stenzel anrufen, der hält ja schliesslich ne ganze menge Messor Kolonien.

EDIT: Was mir grad auffällt; der Kopf fällt sehr leicht vom Thorax ab, wollte gerade fotos von den toten machen, und allein beim hantieren mit den Leichen fiel er bei zweien einfach ab, ich weiss nicht ob das normal ist, deswegen schreib ichs mal dazu.

EDIT2: Und zack noch eine weitere Tote, bin langsam wirklich beunruhigt, keine Ahnung was ich besser machen könnte... :(

Grüsse
Mateo


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#8 AW: M. barbarus sterben

Beitrag von daskollektiv » 7. Oktober 2011, 19:39

Die erfreuliche Nachricht ist dass es diesmal zu keinen weiteren toten gekommen ist.

Die nicht ganz so erfreuliche dass ich vielleicht die Herkunft des Problems gefunden hab...
Mit ganz schönem Schrecken hab ich heute gesehen dass der Bereich um den Nesteingang herum ganz schön aufgeblüht ist, ich bin mir allerdings noch nicht sicher ob es Schimmel ist oder nicht, die Struktur ist irgendwe eher Kristallin, kann mir nicht erklären dass schimmel dort überhaupt blühen kann. Die arena ist Furz trocken und sogar durch die, aufgrund der Lampe entstehnde Konvektion sollte es auch zu einem Luftaustausch kommen. Zudem habe ich beim bau der Arena das Gips und die Sand-Lehm Mischung mit einem Heizstrahler und einem Lüfter bei relativ hoher Temperatur quasi gebacken.
Könnte es sein dass irgendwelche Stoffe aus dem Sand-Lehm gemisch herauskristallisieren? (ich denke mal leider eher nicht)

Falls die Toten auf eine Infektion mit dem Pilz zurückzuführen sind dann sollte aus den Leichen doch eigentlich auch ein Fruchtkörper wachsen. ?

Falls es tatsächlich schimmel ist, und falls dieser auch tatsächlich für das Ableben der Ameisen verantwortlich ist hab ich leider keine andere Möglichkeit als das Gesamte Becken ausseinander zu reissen und neu zu bauen :( :( :(

Ich füge mal einige bilder an, vielleicht kommt der ein oder andere drauf um was es sich dabei handelt...

Grüsse Mateo
Dateianhänge
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