Heimische Art aussetzen

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Benutzeravatar
Wiseman
Halter
Offline
Beiträge: 601
Registriert: 6. April 2004, 10:01
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#17 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von Wiseman » 8. Dezember 2011, 14:40

The_Paranoid hat geschrieben:Aber ob und wie diese sich auswirkt, darüber gibt es so weit ich weiß noch keine richtigen Schlüsse.


Ja eben, man weiß nicht ob und welche langfristigen Auswirkungen es haben kann. Da sagt einem doch der gesunde Menschenverstand, es vorsichtshalber lieber nicht zu riskieren, oder etwa nicht?



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#18 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von Gast » 8. Dezember 2011, 16:10

[font=Times New Roman]Antwort auf Post # 16:[/font]
[font=Times New Roman]
[I][font=Times New Roman][size=100]„Aber gerade wenn es um das Freilassen von Arten wie Lasius niger oder Formica fusca geht, sollte man mal drüber nachdenken ob es nicht etwas überzogen ist gleich "intraspezifische Homogenisierung" zu schreien.“[/font]
[/SIZE][/font][/I][font=Times New Roman]The Paranoid.: Muss man als Argument ausgerechnet zwei Arten nennen, die sogar nach meiner Ansicht ein eher geringeres Risiko darstellen?[/font]

[font=Times New Roman]Soll man Ihrer Meinung nach der Urteilskraft eines 11- oder 15-Jährigen die Entscheidung überlassen, ob er eine Ameisenkolonie der Art X oder Y freisetzen darf? Ob das für die heimische Fauna mehr oder weniger schädlich sein kann?[/font]

[font=Times New Roman]Ich halte es für sinnvoller, sich an die Faustregel zu halten: [/font]
[font=Times New Roman]Setze nie Tiere aus, die Du nicht selbst am Ort der Aussetzung der Natur entnommen hast! [/font]
[font=Times New Roman]– So wird und wurde es hier im Forum bereits viele Male empfohlen, und es minimiert das Risiko, egal wie klein oder groß es sein mag. Ein Risiko besteht, das beweist das Beispiel Europ. Sumpfschildkröte.[/font]

[font=Times New Roman]Ich finde es sehr traurig, dass keine Einigung auf eine solche (praktikable!) Faustregel erzielt werden kann.[/font]

[font=Times New Roman]Nur weil dem einen oder andern das Prinzip der intraspezifischen Faunenverfälschung nicht klar ist, wird mit an den Haaren herbeigezogenen Scheinargumenten dagegen geschrien (sic!). [/font]
[font=Times New Roman]Egal, welchen Terminus man verwendet, und ob der nun mal vorgeschlagene Begriff Akzeptanz erfährt oder nicht: Der Tatbestand bleibt davon doch unberührt![/font]

[font=Times New Roman][I][size=100][font=Times New Roman]J. J. Boomsma and T. M. van der Have, Queen mating and paternity variation in the ant Lasius niger, Molecular Ecology 7, 1998, 1709-1718[/font][/font][/SIZE][/I]
[font=Times New Roman][I][font=Times New Roman][size=100]Von daher ist in diesem Fall eine intraspezifische Homogenisierung längst eingetreten und ein Freilassen hätte in dem Fall überhaupt keine Auswirkung.[/font][/I]
[/font][/SIZE]
[font=Times New Roman]Ist ein solches Argument nicht eigentlich unwürdig für einen studierten Biologen, Herr S.?[/font]
[font=Times New Roman]Da hat man mit Enzymelektrophorese festgestellt, wie viele L. niger Königinnen einfach bzw. zweifach verpaart waren. Wenn sich dabei kein messbarer Unterschied zwischen den 7 untersuchten Populationen in Nordwest-Europa ergeben hat, dann ist das Ergebnis so trivial wie die Feststellung, dass sich die Populationen nicht in der Anzahl der Beine oder der Fühlerglieder unterscheiden.[/font]
[font=Times New Roman]Daraus zu schließen, dass „eine intraspezifische Homogenisierung längst eingetreten“ sei, ist wissenschaftlich unzulässig, Ihre Behauptung ist irreführend![/font]
[font=Times New Roman]Und völlig abwegig wäre es, zu schließen, dass deshalb die intraspezifische Homogenisierung bei allen anderen Arten aus diesem Raum, die von Haltern gekauft werden, ebenfalls "längst eingetreten" sei.[/font]

[font=Times New Roman]Zum Nachlesen:[/font]
[font=Times New Roman]Boomsma, J.J. & T.M. van der Have (1998). Queen mating and paternity variation in the ant Lasius niger. Molecular Ecology 7, 1709-1718. [/font]
[font=Times New Roman]allozymes; ants; mating; paternity; queens; reproductive skew[/font]

[font=Times New Roman]We have electrophoretically analysed the variation in queen mating and worker paternity across and within seven populations of the ant Lasius niger in northwestern Europe. Populations were panmictic and not genetically differentiated (FST = 0.003 ± 0.004; range c. 1000 km). Queens (n = 535) were shown to mostly mate with a single male, but double mating occurred in all populations and triple mating was found in one case (the total number of worker offspring analysed for paternity was 4825). The genetically effective queen mating frequency was 1.16 on average across populations (range 1.04–1.42). Double sampling of six out of the seven populations showed that most of the variation in queen mating occurred among populations and not within populations among years. Also, paternity skew in colonies with double-mated queens was relatively constant per site but varied across populations. Paternity skew was high in populations with low frequencies of double queen-mating, low in populations with intermediate frequencies of double queen mating and ambiguous in a single population where more than half of the queens mated multiply. Double-mated queens were only collected halfway through a nuptial flight, suggesting that double mating is time consuming and that the mating swarm sex ratio may affect the likelihood of multiple mating towards the end of a flight. No difference in fresh weight between single- and double-mated queens from the same population was found.[/font]

[font=Times New Roman]Ich bin’s allerdings auch längst satt, gegen tatsächlichen oder vorgeschützten Unverstand gewisser User anzukämpfen. [/font]

[font=Times New Roman]Merkur[/font]



Alpha Chuby
Halter
Offline
Beiträge: 233
Registriert: 6. August 2010, 11:41
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#19 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von Alpha Chuby » 8. Dezember 2011, 17:23

Hallo allerseits,

ich habe mir nicht die Mühe gemacht diese Aufsätze hier alle ganz zu lesen, wollte aber noch kurz anmerken das eine intraspezifische Faunenverfälschung, wenn es sie denn langfristig (sagen wir mal 1000 Jahre) gesehen überhaupt gibt, am wahrscheinlichsten durch Gütertransport (Zug, LKW) begünstig wird, bzw bereits seit langer Zeit (100 Jahren) stattfindet.
Im forstwirtschaftlichen Bereich gibt es z.B. die Befürchtung, dass Gütemerkmale bestimmter Holzarten verloren gehen könnten wenn sich Arten aus einer Region mit Arten aus anderen Regionen genetisch mischen.
Ein Beispiel wäre die Pinus cembra, deren Verbreitungsareal in der letzten Eiszeit zerschnitten wurde und sich nun so auf die Alpen und Sibirien (Pinus cembra var sibirica) aufteilt.

Um auf die eigentliche Frage zu antworten:
Als ich im Garten F. fusca aus der nächsten Umgebung (ca 6 km) ansiedeln wollte wurden sie von der ansässigen Lasius niger Population nicht tolleriert. Man könnte Ameisen natürlich freilassen, in den wenigsten Fällen hätten diese etwas davon. Das soll natürlich nicht heißen, eine Verfälschung der Fauna zu riskieren wäre angebracht, siehe die vorherigen Posts.

Grüße



Benutzeravatar
The_Paranoid
Halter
Offline
Beiträge: 485
Registriert: 29. Juni 2006, 11:33
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

#20 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von The_Paranoid » 8. Dezember 2011, 19:27

Merkur hat geschrieben:Antwort auf Post # 16:
Herr M. S.: Muss man als Argument ausgerechnet zwei Arten nennen, die sogar nach meiner Ansicht ein eher geringeres Risiko darstellen?

Da der Ersteller dieses Threads explizit nach der Freilassung von Formica fusca gefragt hat und fast ausschließlich häufig vorkommende Arten gehalten werden muss ich sagen: Ja, Herr B. Diese Aurgumentation halte ich durchaus für zulässig und man sollte im Bezug auf genau diese Arten argumentieren und keine Beispiele von stark gefährdeten Arten heranziehen.

Bei gekauften Messor structor würde ich auch sofort davon abraten diese in D freizulassen.

[font=Times New Roman]Soll man Ihrer Meinung nach der Urteilskraft eines 11- oder 15-Jährigen die Entscheidung überlassen, ob er eine Ameisenkolonie der Art X oder Y freisetzen darf? Ob das für die heimische Fauna mehr oder weniger schädlich sein kann?[/font]

In der Tat problematisch. Dennoch bin ich für eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem Thema, anstatt einfach irgendwelche extremen Meinungen durchzuboxen.

Ich finde es sehr traurig, dass keine Einigung auf eine solche (praktikable!) Faustregel erzielt werden kann.

Was vielleicht auch daran liegt, dass versucht wird einfach eine solche Faustregel durchzuboxen, was eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem Thema verhindert.

Ist ein solches Argument nicht eigentlich unwürdig für einen studierten Biologen, Herr S.?
[...]
Wenn sich dabei kein messbarer Unterschied zwischen den 7 untersuchten Populationen in Nordwest-Europa ergeben hat, dann ist das Ergebnis so trivial wie die Feststellung, dass sich die Populationen nicht in der Anzahl der Beine oder der Fühlerglieder unterscheiden.

Ich halte eher die Argumentation für unwürdig, dass das Fehlen von genetischen Unterschieden so trivial ist wie die Anzahl der Beine.
Und anscheinend sehen auch die Autoren der Arbeit diese Feststellung nicht als so trivial an wie Sie, ansonst wäre sie nicht als erstes Ergebnis im Abstract der Arbeit erwähnt! Dort werden normalerweise nur die interessantesten Ergebnisse erwähnt, aber das brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären.

Daraus zu schließen, dass „eine intraspezifische Homogenisierung längst eingetreten“ sei, ist wissenschaftlich unzulässig, Ihre Behauptung ist irreführend!

Vielleicht war meine Aussage unglücklich formuliert. In der Tat lässt dies keinen Schluss zu, ob eine Homogenisierung eingetreten ist, oder ob die Populationen schon immer homogen waren. Am Ende kommt es auf das selbe raus: es gibt keine genetischen Unterschiede und eine intraspezifische Homogenisierung kann somit nicht (mehr) eintreten.


Und völlig abwegig wäre es, zu schließen, dass deshalb die intraspezifische Homogenisierung bei allen anderen Arten aus diesem Raum, die von Haltern gekauft werden, ebenfalls "längst eingetreten" sei.

Das habe ich auch nie behauptet und natürlich lässt die Erkentnis bei Lasius niger keinen Schluss auf andere Arten zu.



Alpha Chuby hat geschrieben:Um auf die eigentliche Frage zu antworten:
Als ich im Garten F. fusca aus der nächsten Umgebung (ca 6 km) ansiedeln wollte wurden sie von der ansässigen Lasius niger Population nicht tolleriert. Man könnte Ameisen natürlich freilassen, in den wenigsten Fällen hätten diese etwas davon.

Ist natürlich noch ein Punkt den man bedenken sollte. Dennoch besser als wenn die Kolonie im Wasserkocher endet... zumindest meine Meinung



Benutzeravatar
Ureaplasma
Halter
Offline
Beiträge: 164
Registriert: 14. Juli 2011, 15:53
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 5 Mal

#21 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von Ureaplasma » 9. Dezember 2011, 18:43

Anbei, ein Link zu Studien über Populationsgenetik bei Solenopsis invicta:
http://ddr.nal.usda.gov/bitstream/10113/14098/1/IND43962505.pdf

Man hat hier durchaus genetische Variabilität nachgewiesen bei Populationen aus entfernten, aber auch nahe gelegenen, Regionen; übrigens auch bei dem Gen, welches für das Allozym kodiert das in der Lasius Studie untersucht wurde.

Zwar wird diese Studie immer noch nicht die Frage klären, ob man Lasius niger aus anderen Regionen vor unserer Haustür freilassen soll, aber vielleicht hilft sie ja den Selektionsdruck zu erhöhen den die hier beteiligten Zoologen aufeinander ausüben :-P

Unser Land besteht aus fast 50% Agrarlandschaft, kultivierten Baumplantagen und Ortschaften in 3 Km Abständen; von den mediterranen Vorgärten ganz abgesehen. Bei dieser Bastardisierung bzw. Homogenisierung der Umwelt braucht man sich über den Verlust von genetischer Variabilität nicht zu wundern.



Benutzeravatar
Wabuo
Einsteiger
Offline
Beiträge: 79
Registriert: 24. Juni 2011, 19:21
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#22 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von Wabuo » 10. Dezember 2011, 18:19

Was ich noch zu bedenken geben möchte ist, dass das Erbgut (DNA/DNS) [sich] das gesamte Leben verändert.

Habe leider nicht die Zeit nach Beweisen zu [Goggeln] googeln, bin mir aber ziemlich sicher dies gelesen zu haben. Vermute in der Raum und Zeit.



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#23 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von Gast » 10. Dezember 2011, 20:39

Joaah, bin auch zu faul zum Googlen :tongue:
Hab' aber mal gelesen, dass sich das Erbgut mancher Menschen im Laufe ihres Lebens zu dem des Bonobo hin verändert :fettgrins:. Sind nur 2 % Unterschied in der Basensequenz, das geht ganz schnell, zumal im Raumzeitalter. Mit der Sprache fängt's glaub' ich an. Klar, die Bonobos sprechen ja auch nicht ;)

Sorry, es kam so über mich. Wenn mein Kommentar nicht gefällt, darf er kommentarlos gelöscht werden.

:rolleyes: Merkur



Benutzeravatar
Ureaplasma
Halter
Offline
Beiträge: 164
Registriert: 14. Juli 2011, 15:53
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 5 Mal

#24 AW: Heimische Art aussetzen

Beitrag von Ureaplasma » 11. Dezember 2011, 12:24

Die Herabstufung auf Fressen, Schlafen und Sex ist eher ein Resultat sozialer Umstände als das Ergebnis genetischer Veränderung.
[url]http://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bedürfnispyramide[/url]
http://en.wikipedia.org/wiki/Maslow's_hierarchy_of_needs



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteigerfragen“