Hallo didinium!
Aus der Interaktion Angreifer (Parasit) - Wirt ergeben sich im Laufe der Zeit verschiedene Mechanismen: Die Opfer entwickeln Strategien, die den Aggressoren einen Erfolg erschweren sollen. Die Angreifer wiederum antworten auf diese Verhaltensweisen mit einer viell. verÀnderten Angriffsstrategie. In erster Linie geht es darum, das Risiko von Versagen, Verlust od. Tod zu minimieren.
Ich beschÀftige mich seit vielen Jahren mit Polyergus rufescens, der heimischen Amazonenameise, dazu gibt es auch zahlreiche BeitrÀge im AF. Im vorigen Jahr erschien dazu eine Publikation von meiner Wenigkeit u. dem Co-Autor:
BOROVSKY V. & G. HELLER (2010): Interaktionen mit Hilfsameisen der Untergattung
Serviformica im Rahmen der RaubzĂŒge von
Polyergus rufescens (
Hymenoptera, Formicidae) - Carinthia II, 2. Teil: 419-432.
Nur kurz angerissen: Die Palette d. Verhaltensweisen u. Schuztmechanismen der Opfer kann man viell. so zusammenfassen:
1. Vollkommen devotes Verhalten der Opfer, keine Hilfsameise kommt zu Schaden
2. Devotes Verhalten, mit zunehmender Andauer des Ăberfalles beginnen sich die Hilfsameisen zu wehren. In der Regel keine Opfer! In Folge des Ăberfalles erfolgt oft eine Nestverlagerung der Hilfsameisen od. wenigstens eine Reduzierung und Tarnung der NesteingĂ€nge.
3. Volkstarke Nester beginnen sich nach dem ersten Schock (Propagandapheromone der Angreifer!) heftig zu wehren, es entstehen tumultartige Szenen im Nestbereich.
In diesen FÀllen folgt nach Abzug der RÀuber sehr hÀufig eine Nestverlagerung.
4a. Volkstarke Nester (nur F. rufibarbis u. F. clara) rekrutieren bei erfolgtem Angriff rasch und können den Angreifern einen wilden Kampf liefern, der auf beiden Seiten Opfer fordert, ungleich mehr auf Seiten der Hilfsameisen. Oft erfolgt nach dem Abzug der Angreifer eine Nestverlagerung, manchmal werden die bestehenden Nester durch die Aufstellung von 1-3 Dutzend Wachen auf der NestoberflÀche durch mindestens 1 Woche abgesichert.
4b. Je heftiger sich die Hilfsameisen zur Wehr setzen, desto aggressiver werden die Angreifer. Es kann zu einer lĂ€ngeren Kampfhandlung kommen, in deren Verlauf die Hilfsameisen plötzlich den Kampf verloren geben und einschlieĂlich der
Königin(nen) in Panik die Flucht ergreifen. Die Flucht der Hilfsameisen kann so plötzlich erfolgen, dass diese sogar die eigene
Brut im Nest liegen lassen und
nie mehr zurĂŒckkehren.
5. Die zuletzt genannten 2 Arten sind aber auch in der Lage, den Angriff einer kleineren Amazonenarmee (300-700) Mitglieder vollkommen abzuwehren und die Angreifer in die Flucht zu schlagen u. diese sogar bis zu deren eigenen Nest zu verfolgen. So werden die Angreifer zu Gejagten. Das wurde u. a. hier beschrieben:
http://ameisenforum.de/fotoberichte/36836-kundschafter-spurenleger-f-hrtensucher-r-uber-fotobericht.htmlhttp://ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/21747-raubz-ge-der-amazonen.htmlL.G.Boro