Messor minor maurus - Haltungserfahrungen

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#1 Messor minor maurus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 16. Februar 2011, 15:29

Es ist eher ein Haltungsrückblick, in dem ich versuchen möchte, meine gesammelten Erfahrungen relativ kompakt darzulegen. Alle Bilder können mit einem Klick vergrößert und im richtigen Format angesehen werden.

Bei Fragen oder weiteren gewünschten Informationen schreibt mir bitte eine PN. Ich werde sie dann per Nachricht oder hier im Bericht beantworten.


Die Ameisen
Es handelt sich um Messor minor maurus aus Afrika, die keine Winterruhe hält. Zumindest sagt das die Beschreibung im Shop. Die weitestgehend schwarze Königin ist 13-14mm lang und hat einen komplett dunkelrot gefärbten Kopf. Ihre Nachkommen hingegen sind nur am Gaster schwarz gefärbt. Der Rest kommt einem Rot oder Rotbraun recht nahe. Aber das könnt ihr besser für euch selbst beantworten, wenn ihr euch die Bilder anseht.
Wenn ich mich richtig erinnere, erhielt ich die Gyne zu Anfang April 2010. Eier konnte ich damals zwar keine erkennen, dafür lag eine Larve im RG. Heute sind es ungefähr 120 einfach zu haltende Körnerknacker.


Unterkunft
So sieht es derzeit aus:
Bild

Die Arena hatte ich schon einmal vorgestellt, daher zeige ich nur einen Link zum Baubericht. In der Mitte platzierte ich das Reagenzglas mit der Königin, nachdem der unterirdische Durchgang mit einem Stück Watte verschlossen wurde.
Der Nestblock (links) ist aus Ytong gemeißelt.


Haltungsparameter
Heizmatten oder Wärmelampen werden eigentlich nicht benutzt. Die Kleinen leben bei Zimmertemperaturen von ~22°C am Tage und 18°C in der Nacht. Der Sommer jedoch brachte die Temperaturen auf bis zu 30°C.
Im Winter lasse ich tagsüber einige Stunden lang eine 25Watt Schreibtischlampe aus geringer Entfernung in die Arena leuchten. Das beschert etwa 23-24°C.

Solange das RG als Nest diente, reichte das Wasser aus dem Tank. Kein Befeuchten, kein Wassersprühen; sie lieben es halt trockener.


Futter
Lebende Nahrung gibt es keine. Kann mir auch nicht vorstellen, dass sie irgendetwas erbeuten würden. Sie wirken eher schüchtern und laufen beim leisesten Wind zurück in ihren Bau. Frischtote kleine Heimchen, Heuschrecken und Fliegen lege ich alle 3-4 Tage in die Arena. Entweder aus der Tiefkühltruhe oder Heimchenbox. Direkt genommen werden sie allerdings nicht. Leicht angetrocknete Kadaver scheinen schmackhafter zu sein.

An Körnern habe ich ihnen schon einiges angeboten, immer leicht angedrückt oder zerbröselt. Auch mit 100 Arbeiterinnen mache ich das noch. Streut man eine Körnermischung ins Becken, so suchen sie sich ihre Favoriten schon heraus. Ausprobiert wurden bisher: Grassamen, Japanhirse, Blütenpollen, Chiasamen, Toast, Vollkornbrot und noch einige andere Körner, die ich aber nicht bestimmen kann. Am liebsten nehmen meine Messor jedoch Silberhirse.

Eine externe Wasserquelle sollte IMMER zusätzlich angeboten werden. Achtet aber darauf, sie absolut idiotensicher zu machen. Die kleinen ertrinken sonst schnell. Bei Vogeltränken könnt ihr z.B. Seramis in den Trinkbereich legen. Dabei bevorzuge ich folgende Ausführung: Bild



... Fortsetzung folgt



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#2 AW: Messor minor maurus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 17. Februar 2011, 15:01

Was bisher geschah
Die einsame Königin im RG legte im Schutze der Alufolie bereits nach wenigen Tagen ihre ersten Eier und war schon bald nicht mehr alleine. Die einzige Larve verpuppte sich und schlüpfte kurzerhand. Von dem Tage an bekamen sie Zugang zum gesamten Becken, da ich den Wattestopfen entfernte.

An die frische Luft traute sich jedoch niemand. Vielleicht als es dunkel war, ich weiß es nicht. Irgendwann lagen die ersten Samenstücke im Nest. Auch eine tote Fruchtfliege fand ihren Weg ins Nest.


Mittlerweile war es Juni und die höheren Temperaturen begünstigten das Brutwachstum enorm. Alle paar Tage schlüpfte eine weitere Ameise (zwischen 4 und 6mm von Kopf bis Rumpf) und so sah es dann Ende Juli aus
Bild

Ich war sehr zufrieden mit der Entwicklung, wozu dann eine externe Wärmequelle?


Der August nahm seinen Lauf und in der Arena breitete sich zögerlich ein weißes, pilzähnliches Geflecht aus. Die Verwunderung war groß, schließlich ist die Arena staubtrocken. Habe zuerst gedacht, die Tränke sei vielleicht ausgelaufen und hätte die benötigte Feuchtigkeit beschert.

Doch die Tatsache, dass sich ein Fremdling in meiner Arena ausbreitete wurde plötzlich vom Verschwinden der Königin überschattet.
Weg. Einfach weg!
Aber wohin soll die Dicke schon geflüchtet sein? Versteckmöglichkeiten gibt es eigentlich keine und Eingraben ist nicht möglich. War der unterirdische Tunnel ohne mein Bemerken gestürmt?

Nein, zum Glück nicht. Als ich die Alufolie zum Fotografieren komplett entfernte war es klar. Mensch, die kleinen Racker haben mich richtig veräppelt… Schaut euch einfach das Bild an und schmunzelt.
Bild

Oben rechts könnt ihr das „Versteck“ sehen, welches sich die Messor geschaufelt hatten. Der Tank war inzwischen trockengelegt und zum weiteren Wohnraum umfunktioniert. Und die Königin lugte unbekümmert - wie eine Maus aus ihrem Mauseloch - aus der selbstgegrabenen Wattehöhle.

Somit war auch klar, woher der Schimmel kam. Die Arbeiterinnen hatten die Wattefasern in kleine Stückchen zernagt und „draußen“ verteilt. Lustig war die Situation schon irgendwie.


Das nächste Bild stammt vom vierten November 2010.
Bild

Wie man sehen kann gehen die Ameisen nun auch mal in größerer Menge vor die Tür. Zumindest wenn es etwas zu Beißen gibt. Da das alte Reagenzglas schon leicht schmutzig war, bot ich ein neues an. Es lag nicht weit entfernt und wurde schnell angenommen.

Der Bruthaufen wird niemals kleiner; zu dem Zeitpunkt müssen es etwa 80 Tiere gewesen sein. Scheiben erklettern sie immer noch sehr selten. Bis zum Deckel hat es noch keine geschafft. Sie verloren vorher den Halt.


Am ersten Advent entstand dann die nächste Aufnahme.
Bild

Im Umfeld ist deutlich zu sehen, dass mit dem Müll nicht sehr sorgsam umgegangen wird. Überall liegen in kleinen Häufchen Samenschalen, ausgehüllte Futtertiere und Watte. Auch tote Messor minor befinden sich darunter. Sie werden so weit entfernt abgelegt, wie eben möglich. Meist in einer Ecke des Terrariums.

Verluste gehören dazu und können Aufschluss über Haltungsfehler geben. Die Ausfälle in meinem Becken hängen allerdings nicht zeitlich zusammen, sodass ich keinen Schluss daraus ziehen kann. Im Schnitt finde ich etwa 1-2 Leichen pro Monat; ich glaube, das ist im akzeptablen Rahmen.
Einige Arbeiterinnen erreichen jetzt 7-8mm. In der Bildmitte, am Gaster der Gyne, kann man (leicht verpixelt) eine größere, frisch geschlüpfte Media erkennen. Zumindest hoffe ich, dass noch größere Morphe folgen werden.


Was jedoch unschwer zu erkennen ist: Es wird eng! Bzw. wurde eng. Der Beschluss, ein größeres Nest anzufertigen, war gefasst und in der dritten Januarwoche 2011 war es dann so weit. Hier der Nestblock samt Verbindungsschlauch(22mm Durchmesser).
Bild

Trotz nun geöffnetem Durchgang und leicht feuchtem Ytong ließ der Umzug auf sich warten. Selbst als das neue Zuhause entdeckt war, lief der Umzug sehr gemütlich ab. Hektik scheint ein Fremdwort. Dabei konnte ich allerdings beobachten, dass man sich nicht an den Mandibeln durch die Gegend trägt, wie ich es von meinen Camponotus und Raptiformica gelehrt wurde. Denn diese Messor halten ihre Artgenossen bevorzugt zwischen Mesosoma und Gaster fest. Kann sein, dass es für Knotenameisen normal ist, für mich jedoch ist es neu!

Fotos vom Umzug konnte ich leider keine machen. Unsere Katze saß nämlich unter dem Verbindungsschlauch und begutachtete mit groooooßen Augen das konfuse Schauspiel 30cm über ihrem Kopf. Da der Schlauch eine 180° Krümmung aufweist war es lustig anzusehen, wie sie mit durchgehend kreisendem Kopf versuchte, den Ameisen zu folgen. Ich hatte jedoch Angst, dass sie irgendwann zum Sprung ansetzen würde, sodass ich lieber auf die Mietze achtete, als auf den eigentlichen Umzug. Safety first ;)

Als dann irgendwann alles vorbei war konnte ich auch endlich eine Aufnahme knipsen. Ihr seht dort eine von zwei übereinanderliegenden Kammern.
Bild

Durch den Umzug in das neue Nest gibt es allerdings auch Nachteile. Wegen der Feuchtigkeit im Porenbeton beträgt die Temperatur im Inneren immer 1-2 Grad weniger, als in der Arena selber. 20-21°C herrschen dort. Kühl genug um die Wachstumsgeschwindigkeit deutlich merkbar herunterzusetzen. Außerdem gab es eine Zeit, in der keine Puppen vorhanden waren. Evtl. habe ich zu wenig Futter angeboten. Das „Brutloch“ scheint nun allerdings überwunden zu sein. Eier und Larven sind in guter Menge vorhanden und die ersten Puppen sehe ich auch schon wieder.



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#3 AW: Messor minor maurus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 7. Dezember 2011, 18:09

Nun ist fast ein weiteres Jahr verstrichen und so gibt es wieder einiges zu erzählen. Zur Zeit meines letzten Berichts stand die Koloniegröße bei etwa 150 Arbeiterinnen und der Königin. Ein Jahr später könnte man eine große Kolonie von 500 oder 1000 Tieren erwarten. Aber weit gefehlt!

Es gibt regelrechte Wellen des Sterbens. Und ich weiß nicht wieso. Eine Zeit lang stirbt mal gar keine Ameise. Kurz darauf liegen die ersten Toten in der Arena und wenige Tage später sind es direkt 20 oder 30 Tiere. Muss mir einen Exhaustor bauen um sie besser einsammeln zu können. Und dieses Gruppensterben wiederholt sich mindestens einmal im Monat. Mittlerweile ist es so schlimm, dass die Kolonie eher kleiner wird!
Bild


Um dem Problem näher zu rücken werde ich nun alle paar Monate etwas an den Haltungsbedingungen ändern. Und zwar so lange, bis das Sterben aufhört. Ich fange damit an, die Nahrung umzustellen. Statt Fliegenmaden aus dem Angelladen gibt es nun halbierte Heimchen aus dem Zoogeschäft.
Bild


Auch könnte ich mir vorstellen, dass die Luft wegen dem schmalen Streifen Gitter nicht ausreichend umgewälzt und erneuert wird. Da sich relativ viele synthetische Stoffe im Becken befinden (Kleber, Farben etc.), könnte die Atmosphäre in dem kleinen Becken mit der Zeit toxisch werden. Um diese Möglichkeit auszuräumen, wird der Antstore-Deckel bald durch einen Plexiglasrahmen inkl. Paraffinschicht ersetzt.


Allerdings gibt es nicht nur schlechte Neuigkeiten, denn eine kleine, persönliche Sensation kündigte sich an. Seht selbst (rechts unten):
Bild


Nachdem die Kolonie aus dem Ytong in das "unterirdische" Rohr gezogen war, wuchsen zwei prächtige Larven heran. Sie waren so groß und tropfenförmig, dass es nur eines sein konnten: Königinnen! Ihre Entwicklung ging zwar nur langsam voran, doch bald wurden aus den dicken Tropfen zwei Nacktpuppen. Auch in dem Bild (s.o.) kann man bereits Flügel ausmachen. Zumindest das, was mal zu Flügeln werden soll.

Etwa einen Monat dauerte es noch, bis sie sich zeigte. Meine erste Jungkönigin. Meine aller erste sogar, denn keine meiner anderen Kolonien hat bisher Geschlechtstiere aufgezogen. So habe ich mich über diesen Anblick sehr gefreut!
Bild


Allerdings hat sie einen beschädigten Flügel und es sieht so aus, dass entweder in der Entwicklung oder beim Entfalten etwas schiefgegangen ist. Hin und wieder macht es den Anschein, als würde die neue Königin versuchen, ihre Flügel abzubrechen. Sie macht zumindest Bewegungen, die denen der Lasius Gynen ähneln, welche im Sommer zu Hauf vor der Türe zu finden sind und durch Krümmen und Treten versuchen, ihre Flügel loszuwerden. Das äußert sich dann so:
Bild


Wenn man genau hinschaut, dann erkennt man, dass ein Bein auf dem nach unten geknickten Hautflügel liegt. Gebraucht werden sie leider eh nicht. Bleibt zu hoffen, dass diese Königin auch als Arbeiterin akzeptiert wird und nicht in Einzelteilen auf dem oben erwähnten Leichenhaufen endet. Soll vorkommen.

Jedenfalls missfällt es einigen großen Arbeiterinnen, wenn die Holde draußen herumstreunt. Nicht selten wird sie kurzerhand wieder in den Bau geschleppt. Auch wenn man ihre Majestät dazu im Nacken packen muss:
Bild


Kommen wir mal zur Brut. Sie ist vorhanden und das in allen Stadien. Für eine zwei Jahre alte Messor minor maurus Kolonie ist es nicht sehr viel. Dafür, dass es derzeit vielleicht 100 Ameisen sind, ist es wiederum okay. Jedenfalls lassen sie sich schön beobachten, wenn die Lampe in die Arena scheint. Dann tragen die Kleinen nämlich brav alles vor die Tür und auch die Jungkönigin darf ausnahmsweise ein Sonnenbad nehmen. Nur die wertvolle, zweite Geschlechtstierpuppe bleib wohlbehütet im Innern des Nestes.
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#4 AW: Messor minor maurus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 9. Januar 2012, 17:06

Kurz nach dem letzten Report schlüpfte dann die zweite Jungkönigin. Kurz vor diesem starben beide :/ Dabei wurden sie von den Arbeiterinnen nicht attackiert und nach ihrem Tod auch nicht zerlegt. Sie liegen einfach auf dem Müllhaufen. Schade...

Dafür gibt es auch eine gute Nachricht! Nachdem ich sowohl das Futter umgestellt, als auch den Deckel gegen einen luftdurchlässigeren Plexiglasrahmen ersetzt habe, sind weniger Arbeiterinnen gestorben, als gewohnt. Etwa acht segneten das zeitliche. Noch nicht optimal, aber wesentlich besser als zuvor. Vielleicht wirds ja doch noch eine große Kolonie.


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