Schwendrik – ein Nachruf

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#1 Schwendrik – ein Nachruf

Beitrag von Gast » 12. Januar 2012, 15:35

[font=Times New Roman]Unter „Zum Schmunzeln“ passt es nicht. Eher müsste man einen Thread „Zum Nachdenken“ dafür einrichten. [/font]
[font=Times New Roman]Der nachfolgende Text von einem Städtischen Betrieb in Darmstadt gibt jedenfalls zu denken. Ein beliebtes Zootier ist verstorben, [/font]
[font=Times New Roman]nicht mehr und nicht weniger. Aber lest mal, was dazu geschrieben wurde. Ich wäre interessiert daran, Eure Gefühle dabei zu erfahren. [/font]


[font=Times New Roman]Der Text: [/font]
[font=Times New Roman]Das Schopfmakaken-Männchen starb bereits am 18.11.2011 im Zoo Vivarium [/font][font=Times New Roman]Darmstadt. [/font]
[font=Times New Roman]Schon Tage vor seinem Tod bangten die Pflegerinnen und Pfleger [/font][font=Times New Roman]um das 20 Jahre alte Tier, [/font]
[font=Times New Roman]das sich durch eine stark fortgeschrittene [/font][font=Times New Roman]Arthrose in den Gelenken [/font][font=Times New Roman]kaum noch bewegen konnte. [/font]
[font=Times New Roman]Um überhaupt noch [/font][font=Times New Roman]Höhenunterschiede überwinden zu können, benötigte er Hilfsmittel [/font]
[font=Times New Roman]wie große [/font][font=Times New Roman]Baumstämme. Die Entscheidung Schwendrik von seinem Leiden zu erlösen, [/font]
[font=Times New Roman]fiel [/font][font=Times New Roman]allen Beteiligten unendlich schwer, doch es gehört zum vertrauensvollen [/font][font=Times New Roman]Umgang mit [/font]
[font=Times New Roman]tierischen Lebenswesen, diese von Schmerzen und körperlichem [/font][font=Times New Roman]Leiden zu erlösen.[/font]


[font=Times New Roman]Die Trauer um Schwendrik ist groĂź. Besonders vermissen werden viele wohl[/font]
[font=Times New Roman]seinen ruhigen, freundlichen Charakter, der es ihm erlaubte auch weiterhin[/font]
[font=Times New Roman]zur Gruppe zu gehören, obwohl er bereits von seinen erwachsenen Söhnen[/font]
[font=Times New Roman]„entthront“ worden war.[/font]


[font=Times New Roman]"Wir sind alle traurig und werden Schwendrik, den man anhand seiner[/font]
[font=Times New Roman]bewundernswerten geraden Haltung immer schon von weitem erkennen konnte,[/font]
[font=Times New Roman]in guter Erinnerung behalten.“ so Stadträtin und Baudezernentin xxx xxx.[/font]


[font=Times New Roman]Schwendrik kam 1995 vom Zoo ZĂĽrich, in dem er am 15.04.1991 geboren wurde,[/font]
[font=Times New Roman]in den Zoo Vivarium nach Darmstadt. Seinen Namen hat er dem Zauberer aus[/font]
[font=Times New Roman]dem Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ zu verdanken, denn der[/font]
[font=Times New Roman]Schopfmakake erinnerte einen Vivariums-Pfleger an diesen. Das damalige[/font]
[font=Times New Roman]Familienoberhaupt Felix half ihm sich in die Gruppe zu integrieren. Nach[/font]
[font=Times New Roman]dessen Tod 1998 entwickelte sich Schwendrik binnen kurzer Zeit zu einem[/font]
[font=Times New Roman]stattlichen Männchen mit einer kräftigen Statur und großen Eckzähnen.[/font]
[font=Times New Roman]Insgesamt zeugte er 13 Kinder.[/font]


[font=Times New Roman]Unter den Pflegerinnen und Pflegern des Vivariums war Schwendrik als[/font]
[font=Times New Roman]„Schlupfloch-Entdecker“ bekannt. Es gelang ihm so immer wieder Ausflüge[/font]
[font=Times New Roman]auĂźerhalb des Geheges zu unternehmen. Ende der 90er hat es dann auch[/font]
[font=Times New Roman]einmal die ganze Affenfamilie geschafft – nur der eigentliche[/font]
[font=Times New Roman]„Schlupfloch-Entdecker“ Schwendrik blieb mit einem jüngeren Weibchen im[/font]
[font=Times New Roman]Gehege. Nach drei Tagen kamen dann aber auch alle anderen Affen wieder[/font]
[font=Times New Roman]zurĂĽck. Mit Hilfe der ganzen Affenfamilie konnte so auch das letzte[/font]
[font=Times New Roman]Schlupfloch entdeckt und das Gehege „ausflugssicher“ gemacht werden.[/font]
[font=Times New Roman]Seine Aufgaben als Familienoberhaupt nahm Schwendrik sehr ernst. Er war[/font]
[font=Times New Roman]geduldig mit den Jungtieren, die ihn gerne in ihre Spiele mit einbezogen[/font]
[font=Times New Roman]oder auch gerne mal bei ihm saĂźen, und sehr mitfĂĽhlend. Bei der Totgeburt[/font]
[font=Times New Roman]von Weibchen Susi 2006 hielt er sich den ganzen Tag in ihrer Nähe im Haus[/font]
[font=Times New Roman]auf, während die anderen Affen auf der Außenanlage tobten. Und er wusste[/font]
[font=Times New Roman]genau, wann er sich den Damen in seiner Familie unterzuordnen hatte, die[/font]
[font=Times New Roman]ihm ab und zu ganz schön zusetzten.[/font]
[font=Times New Roman]Seinen ersten Sohn Taro nahm er nach dessen Geburt 1999 genauso unter[/font]
[font=Times New Roman]seine Fittiche, wie es seinerzeit Felix mit ihm getan hatte.[/font]


[font=Times New Roman]----[/font]



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#2 AW: Schwendrik – ein Nachruf

Beitrag von Antastisch » 12. Januar 2012, 15:49

Nach vielen vielen Jahren hat man sicherlich eine äußerst starke Bindung zu einem Tier aufgebaut, so wohl auch die Pfleger. Ein paar Vermenschlichungen im Text sind dann kaum zu vermeiden, meines Erachtens auch in Ordnung. Nicht in Ordnung ist die lapidare, verharmloste/verlieblichte Erwähnung mehrerer erfolgreicher Ausbrüche ("Schlupflöcher"; "Ausflüge") aus dem Gehege. Als Verantwortlicher würde ich mich jedenfalls hüten dazu öffentlich in dieser Art Stellung zu nehmen. Andererseits bin ich davon überzeugt, dass sogut wie kein Leser daran Anstoß nehmen wird. Was wiederum zu weiterem Nachdenken anregt,...



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#3 AW: Schwendrik – ein Nachruf

Beitrag von Ossein » 12. Januar 2012, 17:20

Wenn ich mir das so durchlese, dann habe ich das Gefühl, Monsieur Schopfmakake hätte besser auf die Couch des nächstbesten Psychoanalytikers gehört: Männliches Dominanzgehabe; Vater/Sohn Beziehungsproblematik, die bis hin zu aggressiver Abgrenzung führt, Abweisung und Unterordnung; unbewältigte Trauer um ein totgeborenes Kind; Abgängigkeit - was als Flucht vor den ihn bindenden sozialen Zwängen verstanden werden darf; bishin zur Abhängigkeit von "Damen" denen er sich unterzuordnen weiss.

Nunja, und so wird aus einer, wie ich es aus der Kindheit noch kenne, kurzen Todesanzeige (des Zoos) ein regelrechter Nachruf. Mir scheint hier die Verhältnismäßigkeit zu verschwimmen, aber Antastisch hat natürlich recht: Dieses Tier ist alt geworden und den Tierpflegern, sowie den Besuchern, an´s Herz gewachsen. Wahrscheinlich war es sogar seine Behinderung in den letzten Jahren, die es den Beobachtern noch liebenswerter erschien...

Dass ein solcher Artikel, offensichtlich bemüht um emotionale Wirkung, kein Wort zu der Bedrohung seiner Genossen auf den Heimatinseln erzählt, finde ich eine verpasste Chance. Dazu aus der Wikipedia:
Schopfaffen werden gejagt, einerseits weil sie manchmal Plantagen und Felder verwüsten, andererseits wegen ihres Fleisches, das als Delikatesse gilt. Die Abholzung der Regenwälder stellt ein zusätzliches Problem dar. Etwas besser ist ihre Situation auf den kleinen Nachbarinseln von Sulawesi (zum Beispiel Bacan), da diese wenig besiedelt sind. Insgesamt gilt die Art laut IUCN als stark gefährdet (endangered).
(Wikipedia/Schopfaffe)

Mir selbst ist diese Form der Vermenschlichung eher unangenehm, aber ich kann sie als Werbeform vertragen - so werden halt viele angesprochen, die sonst wenig mit Naturschutz o.ä. zu tun haben. Und wenn es Bedienstete der Städtischen Betriebe Darmstadt sind.
(Ich wäre auch nicht überrascht, wenn das irgendein enthusiastischer Praktikant geschrieben hätte, wirkt alles in allem etwas übereifrig, findet ihr nicht?)

Aber geht´s nicht auch anders?


LG, Ossein.



Imago
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#4 AW: Schwendrik – ein Nachruf

Beitrag von Imago » 12. Januar 2012, 17:21

Hallo!

Ich denke der Tod des Tieres wurde hier einfach genutzt, um den Zoo in aller Munde zu bringen. Allein wie oft in dem Text "Vivarium" fällt. Die Ausbrüche denke sind nur ewähnt um zu sagen: Meine Damen und Herren hereinspaziert, hier ist was los.

Und: bei uns sind alle Tiere etwas ganz besonderes.

Sollte dieser Text wirklich zum Nachdenken anregen, wäre er wohl konzentrierter auf das Tier verfasst worden und zwar aus Sicht des Pflegers, welcher das Tier wohl am besten kennt. Ein paar Anekdoten aus dem Leben des Tieres sind für mich, so wie dieser Text verfasst wurde, zwar schön zu lesen, aber hier wohl eher zweidrangig.

Auch wird hier klar erwähnt wie liebevoll sich die Mitarbeiter, sprich das Zoopersonal um die Tiere kümmern. Naklar wächst einem so ein Tier ans Herz, aber auch einem normalen Zoobesucher der höchstens, wenn er aus der Gegend kommt ein mal im Jahr dort hineinschaut?

Wenn dieser Artikel rein zur Kundgabe geschrieben wurde, dass das Tier verstorben ist, ist es finde ich wiederum in ordnung. Aber dafĂĽr ist der Text zu lang und eigennĂĽtzig verfasst aus meiner Sicht.

Ich weiß ja nicht wo dieser Text veröffentlicht wurde, ob es eine Regionale Zeitung war?

Mich würde eher interssieren ob das Tier einen Paten hatte. Wie verhalten sich jetzt die anderen Tiere die in seinem Clan waren? Wie wirkt sich das Ableben des ehemaligen Alphamännchens auf die Gruppe aus?

Aber hier wird nur davon berichtet wie ihn die Menschen vermissen und nicht wie sich nun die Gruppe verhält.

Vermenschlichende Darstellung zu Gunsten des Zoos.

FĂĽr mich ein FragwĂĽrdiger Artikel, den es sich wirklich lohnt zu hinterfragen.

Danke fĂĽrs Posten Merkur, mich wĂĽrde auch interessieren was die Anderen von diesem Artikel halten.

LG Imago



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