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NachzĂŒchtbare Ameisen

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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#1 NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von Gast » 22. Dezember 2011, 17:40

Das wĂ€re die „Gute Nachricht“: Ameisen, die sich wie Schaben vermehren, und aus deren BehĂ€ltern man jederzeit eine gewĂŒnschte Zahl von Königinnen und Arbeiterinnen samt Brut abzweigen und verkaufen könnte. Das ganze Jahr ĂŒber, ohne Winterruhe.

Und das gibt es tatsÀchlich!

Neuerdings bieten deutsche AmeisenhÀndler zwei solcher Arten an,
Tetramorium tsushimae und Tetramorium bicarinatum!

Ob sie wirklich aus Dauerzuchten stammen, weiß ich nicht. Vielleicht werden sie auch noch von weit her importiert.

Die schlechte Nachricht:
Bei beiden Arten handelt es sich um hochgradig polygyne Formen, die stÀndig Geschlechtstiere aufziehen, die sich im Nest verpaaren, und deren Kolonien entsprechend rapide anwachsen.
Beide sind tramp species und sind als invasiv bekannt!

T. bicarinatum lebt bereits seit Jahren in WarmhĂ€usern in Deutschland, in Zoos und Bot. GĂ€rten. In wĂ€rmere LĂ€nder verkauft (SĂŒdeuropa) hat sie gewiss beste Aussichten zur Ansiedlung. In Spanien einschl. der Kanarischen Inseln ist T. bicarinatum bereits vorhanden. Aber auch bei uns dĂŒrfte sie in privaten GewĂ€chshĂ€usern, WintergĂ€rten usw., Lebensraum finden. (Ich habe sie ĂŒber ein paar Monate im Labor gehalten, dann wurde mir das zu riskant.)

T. tsushimae ist aus dem Osten Chinas ĂŒber Japan in die USA eingeschleppt worden, wo sie nach einigen Jahrzehnten (!) Anlaufzeit sich nun rasant ausbreitet.

Ich hĂ€nge hier mal ein paar Links an, wo sich Interessenten genauer ĂŒber die beiden Arten informieren können.

T. tsushimae:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Tetramorium_tsushimae
Florian M Steiner, Birgit C Schlick-Steiner, James C Trager, Karl Moder, Matthias Sanetra, Erhard Christian (2006): Tetramorium tsushimae, a new invasive ant in North America. - Biological Invasions 8: 117-123.
http://www.litzsinger.org/research/kreuther.pdf
http://antbase.net/poster/tetramoriu-tsushimae-a4-low-resolution.pdf
http://www.antweb.org/description.do?rank=species&name=tsushimae&genus=tetramorium
Biology:
An aggressive tramp species, the only ant which is highly invasive outdoors in Illinois's climate. Dispersed in sod, nursery stock and loads of soil or gravel.
Native to Japan, Korea, eastern temperate China, T. tsushimae apparently was introduced into urban St. Louis during the early 20th century, it has in recent decades begun to spread rapidly to other Missouri and Illinois cities, probably in shipments of soil and gravel.


T. bicarinatum:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Tetramorium_bicarinatum
http://urbanentomology.tamu.edu/ants/tramp.html

Man sollte sich also die Anschaffung solcher Ameisen ebenso gut ĂŒberlegen wie die von Pharaoameisen....

Merkur



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NIPIAN
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#2 AW: NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von NIPIAN » 22. Dezember 2011, 20:00

Hoi,

ich werde nach Weihnachten dazu Artbeschreibungen erstellen und habe bereits um ein wenig mithilfe im Team gebeten; welche Suchmaschinen fĂŒr Naturwissenschaften gibt es?

Wer will kann hier weitere Links nennen - auch/speziell wissenschaftliche Publikationen!



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Ureaplasma
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#3 AW: NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von Ureaplasma » 23. Dezember 2011, 10:09

Hallo NIPIAN:

Probiere mal diese Suchmaschinen:
http://fm.cits.fcla.edu/fm.jsp

http://myrmecologicalnews.org/cms/


Tetramorium bicarinatum Gruppe:
http://antbase.org/ants/publications/21117/21117.pdf



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#4 AW: NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von Alpha Chuby » 23. Dezember 2011, 13:23

Jetzt wÀrs halt interessant zu erfahren inwieweit die Nachfrage, bei den betreffenden HÀndlern, gestiegen ist.
Es gibt ja nicht wenige Leute (auch weniger erfahrene) die gerade solche Arten suchen.

GrĂŒĂŸe



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christian
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#5 AW: NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von christian » 24. Dezember 2011, 02:58

Die Tiere sind beim Antstore aus dem Sortiment, und dass wo gestern noch insgesamt 5 Kolonien der beiden Arten zum Verkauf standen? Beim WoA gibt's aber noch immer eine der beiden Spezies zu kaufen.



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Sajikii
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#6 AW: NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von Sajikii » 17. Februar 2012, 20:26

Merkur hat geschrieben:[font=Times New Roman]T. tsushimae ist aus dem Osten Chinas ĂŒber Japan in die USA eingeschleppt worden, wo sie nach einigen Jahrzehnten (!) Anlaufzeit sich nun rasant ausbreitet.[/font]


Vielen Dank fĂŒr die Informationen!
BezĂŒglich dem Zitat, darf ich eine Frage stellen:
Ist es also anzunehmen, dass diese Art sich in Amerika so zu sagen ĂŒber die Jahrzehnte erst dem dort herrschenden Klima anpassen musste und quasi eine Form "Unterart" daraus entstand, die dann nach erfolgreicher Anpassung nun die rasante Ausbreitung fortsetzen kann? Ich denke mir nur, dass einige Jahrzehnte fĂŒr eine invasive Art eine lange Zeit ist - war die Pharaoameise anfangs auch so langsam oder waren es die warmen HĂ€user die ihre Anpassung es erleichterten und ihre schnelle Ausbreitung förderten? Ich stelle mir diese Frage, weil ich dann gerne an die in Westeuropa eingeschleppte exotische Hornisse denke, nĂ€mlich insofern, ob diese es einmal schaffen wird, nach Mitteleuropa zu kommen (obwohl ich es mit der Argumentation "kalte Jahreszeiten" und "Gebirgsketten" manchmal wieder tot denke!).


LG

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#7 AW: NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von Gast » 18. Februar 2012, 10:26

@ Sajiki:
Ich weiß nicht mehr als in den oben verlinkten Veröffentlichungen steht.
In den USA gibt es bekanntlich einige Klimazonen, von subtropisch im SĂŒden (Florida) bis gemĂ€ĂŸigt an der kanadischen Grenze. Wieviel „Anpassung“ an das Klima nötig war, und wo das erfolgt ist, kann ich nicht genau sagen.
Auf jeden Fall muss so eine neu eingeschleppte Ameise zuerst mal große Populationen aufbauen, bis sie ĂŒberhaupt bemerkt wird, und bis man sie als „neu“ identifiziert. Das allein kann schon 2-3 Jahrzehnte dauern, wenn man davon ausgeht, dass jeweils etwa drei Jahre vergehen, bis eine neue Generation von Geschlechtstieren auftritt.
Erst wenn sehr viele junge Geschlechtstiere vorhanden sind, kann man eine Auslese (Selektion) von besser angepassten Tieren erwarten, erst dann können einzelne, besser angepasste Individuen ĂŒber die bis dahin gĂŒltigen klimatischen Grenzen hinaus neue Bereiche kolonisieren. Das Ganze wird allerdings kompliziert dadurch, dass GrĂ¶ĂŸere Mengen der Tiere z.B. durch Transport von Erdaushub auch schon mal einige Kilometer weiter verfrachtet werden. - Hier handelt es sich um eine im Freien lebende Art.
Die Pharaoameise ist ein anderer Fall: Sie hat sich wahrscheinlich gar nicht viel angepasst. Dank ihrer tropischen Herkunft hat sie ĂŒberall da Fuß gefasst, wo der Mensch sie hingebracht hat, und wo man ihr "tropische" Klimabedingungen plus Nahrungsquellen zur bereitgestellt hat: Dauernd beheizte GebĂ€ude mit Feuchtigkeitsquellen und Nahrung, GaststĂ€tten, Lebensmittel-Fabriken, KrankenhĂ€user usw..
Der Siegeszug der Pharaoameise begann mit dem Aufkommen der Dampfschiffahrt.

MfG,
Merkur



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Sajikii
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#8 AW: NachzĂŒchtbare Ameisen

Beitrag von Sajikii » 18. Februar 2012, 19:36

Klingt sehr einleuchtend, vielen Dank!:)


LG

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