Individuelles Empfinden der Winterruhe?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Neues Thema Antworten
Benutzeravatar
Octicto
Halter
Offline
Beiträge: 2022
Registriert: 9. Dezember 2010, 14:19
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 3 Mal

#1 Individuelles Empfinden der Winterruhe?

Beitrag von Octicto » 16. März 2012, 00:31

Hallo Zusammen!

Vor einer Woche ist die Formica rufibarbis Kolonie vor meinem Haus wieder aus der Winterruhe aufgewacht und aktiv geworden. Und das bringt mich auch gleich zur Frage.
Mir viel nämlich auf, dass viel weniger Arbeiterinnen unterwegs waren als sonst. Unterwegs definiere ich folgendermaßen: Die Kolonie lebt an einer Mauer und benutzt 2 Löcher mit einem Abstand von ca. 20 Metern. Auf diesen 20 Metern gibt es 5 große Ranken, die die Mauer emporsteigen, darauf sitzen manchmal ein paar Insekten im Sommer. Diese Pflanzen werden gelegentlich also als Nahrungsbeschaffungsort genutzt. Zwischen diesen beiden Löchern sind immer Arbeiterinnen unterwegs, welche direkt an der Ecke zwischen dem Boden und der Wand entlanglaufen. Letztes Jahr passierten einen ausgewöhlten Punkt dieser Straße innerhalb von 1 Minute etwa 20 Arbeiterinnen (Nach rechts und links laufende Arbeiterinnen zusammengezählt).
Doch bei meinen Zählungen vom Dienstag bis Dopnnerstag (täglich 2 mal. Mittags um 13 Uhr und dann abends um 18 Uhr) betrug die Höchstzahl der Arbeiterinnen an dem gleichen Punkt innerhlab einer Minute gerade einmal 5 Arbeiterinnen. Auf der Straße sind also deutlich weniger Arbeiterinnen unterwegs als letztes Jahr.

Hier drängt sich mir die Frage nach dem warum auf.

Denn gerade nach der Winterruhe sollte die Kolonie doch so viele Arbeiterinnen wie möglich auf Nahrungssuche schicken, damit die Kolonie wieder versorgt werden kann.

Als Grund dafür, warum das nicht so ist, fällt mir nur eine Möglichkeit ein.
Erwacht die Kolonie nicht gemeinsam aus der Winterruhe, sondern jedes Individuum für sich alleine?
Vielleicht ist die Hälfte der Arbeiterinnen also noch ein wenig träge (Die Temperaturen bei uns werdne allmählich wärmer, es ist aber definitiv nicht mehr richtig kalt) und daher fouragieren nicht so viele?
Oder gibt es andere Gründe, die man aber nicht nennen kann, da man ja nicht die "Gedanken" der Kolonie kennt?

Mir ist klar, dass es nicht klack macht und alle sind gemeinsam wieder hellwach. Aber ist das kälteempfinden btw. die innere Uhr der einzelnen Individuen so unterschiedlich, dass die äußerliche Aktivität der Kolonie so unterschiedlich ist?

LG - Octicto



DermitderMeise
Halter
Offline
Beiträge: 3031
Registriert: 1. April 2007, 09:24
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

#2 AW: Individuelles empfinden der Winterruhe?

Beitrag von DermitderMeise » 16. März 2012, 00:59

Hallo Octicto,
Octicto hat geschrieben:Auf der Straße sind also deutlich weniger Arbeiterinnen unterwegs als letztes Jahr.

hmmm - vergleichst du jetzt die aktuelle Aktivität mit der Aktivität vor genau einem Jahr? Oder vor etwa einem Jahr als das gleiche Wetter herrschte? Oder gar die aktuelle mit der Gesamtaktivität im letzten Jahr? :angst: ;)

Denn gerade nach der Winterruhe sollte die Kolonie doch so viele Arbeiterinnen wie möglich auf Nahrungssuche schicken, damit die Kolonie wieder versorgt werden kann.

Das schiene zunächst sinnvoll zu sein. Aaaaber dann wiederum muss man auch sehen, dass die Blatt-, Rinden-, Wurzelläuse, die den Löwenanteil der Ernährung sicherstellen, noch nicht auf ihren Plätzen an der Pflanzenbar sitzen, weil die Pflanzen noch nicht lange wieder grün sind - wenn überhaupt schon. Hier jedenfalls hat noch kein Baum grüne Knospen, das Gras ist braun. Auch die üblichen Verdächtigen, die als Ameisensteak in Frage kommen - Raupen und anderes erbeutbares Getier - sind bestenfalls als Ei vorhanden, eher noch als lustvolles Blitzen im Facettenauge der Elterntiere.
Demnach wäre es also keine Frage der Nachfrage, sondern des Angebots; ich vermute: Es lohnt sich einfach nicht.
Dazu hatten wir an anderen Stellen kürzlich festgestellt: Wenn wenig Nachfrage (in Form von alles verschlingenden Larven) da ist, ist auch der Drang zur Futtersuche nicht besonders ausgeprägt.

Erwacht die Kolonie nicht gemeinsam aus der Winterruhe, sondern jedes Individuum für sich alleine?

Trotz meines Wortschwalls ist deine Frage leider noch unbeantwortet - und was mich betrifft bleibt sie es auch, denn ich weiß keine Antwort darauf.

Aber ich würde mich gerne mit einer ähnlichen Frage anschließen: Wie merkt die Ameise an sich in 50 cm Tiefe, dass es da oben wieder etwas freundlicher zugeht, wenn der Boden dazwischen noch gefroren ist? Oder überwintert sie etwa gar nicht so tief?



Benutzeravatar
Octicto
Halter
Offline
Beiträge: 2022
Registriert: 9. Dezember 2010, 14:19
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 3 Mal

#3 AW: Individuelles empfinden der Winterruhe?

Beitrag von Octicto » 16. März 2012, 01:20

DermitderMeise hat geschrieben:Hallo Octicto,

hmmm - vergleichst du jetzt die aktuelle Aktivität mit der Aktivität vor genau einem Jahr? Oder vor etwa einem Jahr als das gleiche Wetter herrschte? Oder gar die aktuelle mit der Gesamtaktivität im letzten Jahr? :angst: ;)

Vor einem Jahr in der Mitte der Saison, in der also schon alle Arbeiterinnen am arbeiten sind und schont längst aus der Winterruhe erwacht sind, um einen besseren Vergleich zu haben, was die aktivität betrifft.



DermitderMeise hat geschrieben:Das schiene zunächst sinnvoll zu sein. Aaaaber dann wiederum muss man auch sehen, dass die Blatt-, Rinden-, Wurzelläuse, die den Löwenanteil der Ernährung sicherstellen, noch nicht auf ihren Plätzen an der Pflanzenbar sitzen, weil die Pflanzen noch nicht lange wieder grün sind - wenn überhaupt schon. Hier jedenfalls hat noch kein Baum grüne Knospen, das Gras ist braun. Auch die üblichen Verdächtigen, die als Ameisensteak in Frage kommen - Raupen und anderes erbeutbares Getier - sind bestenfalls als Ei vorhanden, eher noch als lustvolles Blitzen im Facettenauge der Elterntiere.
Demnach wäre es also keine Frage der Nachfrage, sondern des Angebots; ich vermute: Es lohnt sich einfach nicht.
Dazu hatten wir an anderen Stellen kürzlich festgestellt: Wenn wenig Nachfrage (in Form von alles verschlingenden Larven) da ist, ist auch der Drang zur Futtersuche nicht besonders ausgeprägt.

Aber wäre es dann nicht sinnvoll so viele Beutetiere wie möglich zu erjagen, damit die Königin wieder mit der Eiablage anfangen kann und dies in einem großen Rahmen? Als Mittel zum Zweck sozusagen?



DermitderMeise hat geschrieben:Trotz meines Wortschwalls ist deine Frage leider noch unbeantwortet - und was mich betrifft bleibt sie es auch, denn ich weiß keine Antwort darauf.

Aber ich würde mich gerne mit einer ähnlichen Frage anschließen: Wie merkt die Ameise an sich in 50 cm Tiefe, dass es da oben wieder etwas freundlicher zugeht, wenn der Boden dazwischen noch gefroren ist? Oder überwintert sie etwa gar nicht so tief?

Deine Frage ist auch sehr interessant!
Denn oftmals wird doch geschrieben, dass die Königin gut und gerne 1 Meter tief im Boden sitzen kann. Und sie wird die Winterruhe ja nicht alleine verbringen, die meisten Arbeiterinnen und optional auch die Brut werden doch wohl bei ihr sein.

Die Fragestellung wurde also erweitert :)



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“