Hallo Leute,
seit einigen Tagen spiele ich, Informatiker und an neurologischen Netzen und Schwarmintelligenz interessiert, mit dem Gedanken, mir ein Set Camponotus ligniperdus zu kaufen - bei Apocrita, 50-100 Arbeiter und eine Königin. Hier ist schon nicht ganz klar, ob es für mich als Wiener nicht besser ist, mich in meiner Umgebung umzusehen - ich wüsste jedoch nicht, wo ich da Ameisen herbekomme. Macht es den Ameisen denn wirklich nichts aus, wenn sie zwei bis drei Tage in einem stockdunklen Paket auf Reisen sind und sicherlich oft durchgerüttelt werden?

Noch dazu habe ich mitbekommen, dass die Königin überleben muss, da die Kolonie ansonsten über kurz oder lang eingeht, das scheint ein wenig risikoreich oder ist meine Angst übertrieben?

In meiner WG gibt es genau zwei Orte, wo ich die Ameisen unterbringen kann: Meinen Wohn- und Schlafraum sowie das Badezimmer. Problem am Wohnraum ist, dass ich dort einerseits selbst musiziere, also Cello sowie Violine spiele, andererseits dort auch Musik höre und das prinzipiell möglichst realitätsnah und das heißt, keinesfalls in moderater Zimmerlautstärke.

Noch dazu kann ich nur bei offenem Fenster schlafen, das gilt auch für den tiefsten Winter - am Tag hat es Zimmertemperatur und in der Nacht kann der Raum schon auf 15 Grad oder weniger abkühlen, je nach Außentemperatur.

Besser geeignet stelle ich mir das Badezimmer vor, hier könnten die Ameisen zw. Innen- und Außenfenster stehen, würden aber auch den Temperaturschwankungen von außen ausgesetzt sein, da das Fenster nicht gut dichtet und der Wind leicht durchziehen kann. Ich kann jedoch die Temperatur gut regeln, indem ich das Fenster entweder sogar einen Spalt aufmache oder mit Decken den Spalt abdichte. Der Platz für Behausung samt Arena könnte sich knapp ausgehen.

Da möchte ich auf dieses Starterset zurückgreifen, das den Ytong-Stein mit Sand/Lehm-Mischung mitbringt, denn genau so eine Behausung möchte ich den Ameisen zur Verfügung stellen. Fotos möchte ich jederzeit anfertigen können, aber rote Folie würd ich zur Verdunkelung oben lassen. Wenn es da ein günstigeres Startset gibt, hab ich nichts dagegen - aber bei diesem scheint so gut wie alles dabei zu sein, was ich zu Beginn brauche. Jedoch fehlt mir ein Überblick, was ich dann über die Wochen dazukaufen und ersetzen muss. Den Waldboden, vielleicht Moos und Tannenzapfen auch, kann ich ja problemlos selbst aus der Natur mitnehmen.

Das Ganze hat ruhig noch einen guten Monat Zeit cirka, dann soll zuerst einmal das Starterset zuhause stehen und fertig aufgebaut und befüllt sein, erst dann möchte ich die Ameisen besorgen. In diesen nächsten drei bis vier Wochen habe ich auch genug Zeit, mich noch weiterzubilden und mir das Projekt noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

lg XphX

Hallo XphX,

schön, dass du den Weg hierher gefunden hast und willkommen im Forum.

Mit Camponotus ligniperdus hast du dir, meiner Meinung nach, eine sehr schöne Art ausgesucht. Sie sind schön groß, haben eine ansehnliche Färbung und wachsen dafür eher gemächlich, was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Da du dir eh eine größere Kolonie zulegen willst, wirst du schon was zu sehen bekommen .

Klar ist es für die Ameisen nicht ganz stressfrei, wenn sie mehrere Tage "durchgerüttelt" werden, wie du es so schön ausgedrückt hast, allerdings sehe ich keine großen Unterschiede, ob jetzt ein Wiener bei Apocrita (Sitz in Karlsruhe) oder ein Norddeutscher dort Ameisen bestellt. Risiko besteht immer, sind aber, nachdem was ich hier im Forum mitbekomme, eher Einzelfälle.

Bei den Temperaturschwankungen musst du immer bedenken, dass sie in der Natur sowieso Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, warum sollten sie ihnen dann großartig schaden? Den Winter verbringen sie sowieso in Winterruhe.

Es wird zwar oft berichtet, dass Musik und Vibrationen Ameisen stören können, und das ist bei manchen Arten bestimmt auch der Fall, dennoch werden als beliebtes Gegenargument immer die Kolonien genannt, die in der nähe von stark befahrenden Straßen ohne Probleme leben. Da musst du einfach mal das Verhalten deiner Art beobachten. Meine Messor sind da sehr anfällig für, bei meinen Lasius oder Camponotus habe ich noch nichts derartiges feststellen können und ich höre auch gern laute Musik .

Sehe ich das richtig, dass der Ytong-Stein in die Farm kommen soll? Startersets sind immer so eine Sache, manche Dinge braucht man davon nicht (Apifonda Futterbrei) und andere Dinge bekommt man sicherlich woanders billiger, für Anfänger sind sie aber immer eine nette Alternative, weil man alles dabei hat. Die Arena ist vielleicht etwas zu klein dimensioniert für eine größere C. ligniperdus Kolonie.

Falls noch nicht geschehen kannst du dir auch noch unseren Wissensbereich durchlesen oder mal das AmeisenWiki durchstöbern. Ein Blick in die Camponotus-Halteberichte kann auch nicht schaden.

lg Moriquendi

Mir fiel auf, dass es bei Arena sowie Farm keine Abdeckung oben gibt. Das ist mir eigentlich beinahe zu unsicher, da einen Ölstreifen oder das mitgelieferte Mittel aufzutragen. Die Luftfeuchtigkeit sollte im Ytongstein-Nest so wie ich das sehe um die 60% betragen, da werd ich also ein Hygrometer irgendwo anbringen müssen.

Dann werde ich die Ameisen erstmal im Wohn- und Schlafraum halten, wenn dagegen nichts spricht. Es wäre nicht schlecht, wenn ich Warnzeichen erkenne, falls ihnen etwas nicht passt (nicht erst, wenn tote Ameisen herumliegen).

Ameisenwiki und Wissensbereich schaue ich mir ausführlich an, die Halteberichte habe ich bereits studiert.

Moriquendi hat geschrieben:Sehe ich das richtig, dass der Ytong-Stein in die Farm kommen soll?

Genau so ist es, wobei ich mit dem mitgelieferten Gemisch die herausgearbeiteten Gänge/Kammern verschließen möchte. Ich hab gelesen, dass bei zuviel Platz dort Müll abgelagert wird. Am liebsten wäre es mir, wenn sie den Müll in der Arena ablegen. Das tun sie anscheinend sogar von selbst bei diesem Starterkit, laut Bericht. Warum das so ist, ist mir nicht klar, aber es ist für mich nur von Vorteil.

Falls sich die Behälter als zu klein herausstellen sollten, kann ich über einen Schlauch noch was dazuschließen. Voerst möchte ich es bei dieser Größe belassen - auch hier gilt, dass ich hoffentlich erkennen kann, wenn es zu eng wird.

Das soll dann in etwa so aussehen: http://dkriesel.com/blog/2011/0514_formicarienbau_fuer_die_rossameisen

Das Bild stammt von dkriesel.com


lg XphX
http://dkriesel.com/blog/2011/0514_formicarienbau_fuer_die_rossameisen

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich den Ytong nach der Bearbeitung durch das Abspülen in der Badewanne bereits ausreichend befeuchtet habe für den Anfang.

Am liebsten möchte ich nämlich an einem Nachmittag das 'Gehege' bauen und sie am nächsten Morgen umsiedeln. Wenn ich den Stein aber erstmal eine Woche feucht werden lassen muss, kann ich natürlich nicht gleich die Ameisen dazunehmen, dann würden sie ja wahrscheinlich nicht umsiedeln und in einem kleinen Röhrchen möchte ich sie nicht 'dahinvegetieren' lassen.

Tongranulat zum Befüllen wie auf dem Bild hab ich, über die Befestigung des Steins bin ich mir noch nicht im Klaren. Auf dem Bild wurde mit dem Tongranulat alles aufgefüllt, aber ob das reicht, um den Stein an die Seitenwand zu drücken? Ich denke ja, aber werde es dann schon erleben. Eine Abdeckung für die Farm ist wohl doch mitgeliefert, diese werde ich vorerst auch verwenden.

lg XphX

Hallo,

XphX hat geschrieben:Wenn ich den Stein aber erstmal eine Woche feucht werden lassen muss [...]

nein, das ist bei Gasbeton nicht nötig - da kann man zugucken wie sich das Wasser reinsaugt, wenn man den Stein mit 'nassen Füßen' aufstellt, bei Bewässerung von oben ('Wassertank') sowieso. Bei Bewässerung von unten u. einem frei stehenden Porenbeton-Nest kann man so ganz gut einen Feuchtigkeitsgradienten aufbauen, in dem die Tiere sich selbst aussuchen können wie feucht es sein soll.
Ich rate gerne dazu, das schon ohne Tiere einmal oder mehmals auszuprobieren, dann kann man es noch ganz in Ruhe beobachten. Bitte keine Sorge, die fallen nicht gleich vom Fleisch, nur weil sie mal einige Tage im Reagenzglas hocken.

Zum Müll rausbringen - das ist eine Eigenschaft, die man als längerfristig existierende Kolonie wohl entwickel muss (auch wir Menschen), damit man nicht am eigenen Abfall erstickt - siehe auch hier.

Vielen Dank für den Link, so ist das also: Die Ameisen möchten ihren Müll möglichst weit weg vom Nest schafffen und tragen ihn (hoffentlich) selbst in die Arena.

Jetzt habe ich noch ein wenig weiter recherchiert und bin zur Erkenntnis gelangt, dass dieses Starterset eigentlich ziemlich viel kostet und ich mir das eigentlich auch in Einzelteilen aus dem Baumarkt holen kann. Dementsprechend hab ich mir bereits den Ytongstein geholt, Seramis-Tongranulat zum Auffüllen ebenfalls.

Das mit dem Ausbruchschutz kann ich mir dann außerdem gut überlegen, im Hinblick auf Schimmel ist es vielleicht doch nicht ratsam, oben zuzudecken. Reichen 100ml Talkum, um am besten gleich für ein ganzes Jahr ausgesorgt zu haben? Das soll schließlich zumindest wenn ich aufpasse, die einzige Begrenzung darstellen. Also tagsüber will ich sie schon abdecken.

Leider gibt es die zwei Plexiglasbehälter aus dem Starterset in der Form nicht getrennt zu kaufen, da muss ich wohl morgen nochmals in den Baumarkt schauen. Da ich aber wohl kaum selbst Löcher hineinmachen kann, werde ich den Verbindungsschlauch einfach von oben in Arena und Nest führen. Etwas schade, beim Starterset wäre alles vorbereitet; aber das soll mich nicht abhalten.

lg XphX

/Edit: Muss das Wasser zum Befeuchten abgekocht sein? Gleiche Frage bzgl. Trinkwasser. (Eine Sprühflasche habe ich.)

Als Wasser, sowohl zum Befeuchten, als auch zum Trinken, reicht normales Leitungswasser.

Kurz zwischenrein,

(Eine Sprühflasche habe ich.)

Eine Sprühflasche ist eher ungeeignet.
Befeuchte lieber mit einer Pipette, sonst geht zu viel daneben und Kalk setzt sich an den Scheiben ab.


LG Jump