Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
PsyAnt
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#1 Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von PsyAnt » 23. Mai 2012, 09:47

Moin, moin.
Ich habe seit einiger Zeit eine kleine Kolonie Myrmica cf. rubra (min. 3 Königinnen und ca 30 Arbeiterinnen)welche ich im Garten eines Freundes fand.
Diese Entwickelt sich auch echt prima, viel Brut in allen Stadien und ständig werden neue Arbiterinnen geboren.
Als ich gestern jedoch etwas genauer und länger ins Nest geguckt habe, hatte ich doch glatt nen König entdeckt. Wo kommt der nun her dacht ich mir.
Nochmal geschaut und ja, definitiv ein Royal, gibt's noch mehr von denen?.... Glotz glotz glotz...

Nein!

Nur der Eine und der wird auch noch von 2 Arbeiterinnen gezerrt, festgehalten und schließlich der Thorax abgebissen.

Ich sah mir dann nochmal die Brut etwas genauer an, vor allem die Nacktpuppen, keine weiteren Geschlechtstiere.
Nun stellt sich mir die Frage, warum nur einer? Warum wird der dann auch noch gekillt? Futter haben sie immer genug, auch um nen Royalenschmarotzer durch zufüttern.
Kann es einfach nur sein das ich eine Königslarve mit eingesammelt habe als ich die Myrmica mitnahm? Konnte damals auch sehen das sie 2-3 Larven in den Mandibeln hatten als sie ins neue Nest zogen, aber diese waren echt winzig.
Da stellt sich mir auch noch die Frage wann bei Myrmica cf. rubra festgelegt wird ob sich aus den Eiern bzw den Larven Geschlechtstiere entwickeln oder Arbeiter.

Lg PsyAnt



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Rantanplan
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#2 AW: Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von Rantanplan » 23. Mai 2012, 10:59

Hallo PsyAnt!
Ich denke auf die Frage wann und wie entschieden wird welche Kaste sich aus dem Ei entwickelt kannst du HIER eine Antwort finden (hoffe ich versteh das richtig und Geschlechtstiere stellen auch eine Kaste dar?).

Darin wird geschrieben:
Bei den sozialen Hautflüglern und damit auch bei den Ameisen spielen Nahrungsfaktoren während der Larvalentwicklung die wesentliche Rolle für die gestaltliche Ausprägung der Kasten. Dies ist sicher dadurch bedingt, dass die Larven völlig abhängig sind von der Versorgung durch die Arbeiterinnen (oder, während der Koloniegründung, auch durch die Königin).
Hoffe ich konnte dir etwas weiter helfen. Für weitere Infos kann dir ein Myrmica Halter bestimmt mehr erklären! :D



PsyAnt
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#3 AW: Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von PsyAnt » 24. Mai 2012, 12:38

Vielen Dank nochmal für deine Antwort, Rantanplan und die hilfreichen Links, jedoch habe ich jetzt immernoch die Frage, warum wird der einzige Männliche Nachwuchs gleich im Nest getötet?
Wie gesagt, Kohlenhydrate und Eiweiß bekommen sie mehr als genug.

Lg Reno



DermitderMeise
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#4 AW: Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von DermitderMeise » 25. Mai 2012, 01:32

Hallo Rantanplan,
welcher Grund die freundliche Weiblichkeit zur Ressourcenrückführung (mal nüchtern betrachtet) bewegte - das werden wir nie erfahren. Es könnte aber sein (<- lecker Spekulation), dass dort eine Arbeiterin ihre eigene Brut zwischengeschummelt hat und das nun erst erkannt wurde. Oder dass die Kolonie entschlossen hat dass es doch zu früh ist für solche Späßchen mit Weibchen und Männchen - ganz egal nämlich wie viel Nahrung du ihnen anbietest, wenn DER PLAN jetzt noch keine Männchen vorsieht, dann werden sie sie auch nicht aufziehen. Vielleicht aber später?
Die Zeit wird's zeigen... ;)



Imago
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#5 AW: Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von Imago » 25. Mai 2012, 02:05

Hallo!

Frühzeitige Geschelchtstierproduktion, sprich das Hervorbringen von Geschlechtstieren bei einem eigentlich zu geringen Verhältnis der Arbeiterinnen, liest man ja häufiger. Warum manche Kolonien nun Geschlechtstiere hervorbringen obwohl diese im Vergleich zu anderen Kolonien noch Zahlenmäßig weit unterlegen sind bleibt fraglich.

Evtl. bringt sogar die private Haltung die Tiere dermaßen aus dem Rhythmus aufgrund von fehlenden oder zu geringen Tag- nachtrhythmen und manch eine Kolonie reagiert extrem darauf. Dies nur mal als ein weit hergeholtes Beispiel von denen man hunderte aufführen könnte. In Frage kommen kann viel, um das "Warum" zu klären.

Geschlechtstiere werden eigentlich erst dann produziert wenn die Kolonie eine gewisse Größe erreicht hat und das System stabil funktioniert. Das Hervorbringen von Geschlechtstieren kann nur bei einem gewissen Überschuss, oder einer konstanten Versorgung von Ressourcen stattfinden. Die Geschlechtstiere sind eine Belastung für die Kolonie. Sie müssen durchgefüttert werden, bei manchen Arten sogar über den Winter kommen und beteiligen sich für gewöhnlich nicht Aktiv am Kolonieleben. Die Kastenbildung scheint nicht immer ein stabiles Programm zu sein. Die "Fehler" fallen jedoch nur bei kleinen überschaulichen Kolonien auf. Es gibt Beiträge hier im Forum (ich glaube zumindest das ich es hier gelsen habe) die darüber ezählen, wie bei polymorphen Arten schon viel zu früh Majore aufgezogen wurden uns somit das "Gleichgewicht" der Kolonie ins Wanken geraten ist, was sich mit einem Wachstumsstop bemerkbar machte. Oder bei Streaker87 bei seiner Camponotus fellah Kolonie entwicklten sich auch schon, meiner Meinung nach viel zu früh, weibliche Geschlechtstiere. Ich weiß natürlich nicht ob man dies Tatsächlich als "Fehler" betiteln darf, da diese Tiere ja vielleicht bewusst großgezogen wurden, wir nur nicht die Ursache dafür erkennen.

Also solche auf die allgemeine Norm bezogene Anomalie finde ich sehr interessant. Manch einer muss Jahre auf die Geschlechtstierbildung warten.

LG Imago



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#6 AW: Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von PsyAnt » 25. Mai 2012, 10:01

Danke DmdM, und Imago für eure Einschätzungen, etwas in die Richtung hatte ich auch Vermutet (versehentlich Arbeiterinnen Eier aufgezogen oder wie gesagt, bei der Entnahme aus dem Nest Geschlechtstierlarven mitgenommen)
Ich fand diese Beobachtung jedoch zu interessant und zugleich doch etwas merkwürdig um sie euch vor zuenthalten.

LG Reno



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swagman
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#7 AW: Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von swagman » 25. Mai 2012, 11:38

Servus.

Na ja, fraglich bleibt ob es nicht doch normal ist?
Könnte gut sein, dass in Naturnestern auch mal verfrüht einige Geschlechtstiere aufgezogen werden. Ich vermute sogar, dass es öfter zu solchen und anderen Fehlern kommt, schließlich ist es kein Uhrwerk sondern Natur.
Kleine Fehler sind da nicht so schlimm und bei größeren nennt sich das dann Evolution. In der Haltung wird ja alles großgezogen, was in der Natur keine Chance hätte.

Könnte, bei einigen Fällen in der Haltung, ein frühes aufziehen von Geschlechtstieren nicht sogar auf Haltungsfehler hindeutet?
Nach dem Motto: Uns geht’s so dreckig, da sollten wir wenigstens noch schnell einige Geschlechtstiere ausschicken damit wenigstens einige Nachkommen da sind. :confused:



PsyAnt
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#8 AW: Myrmica cf. rubra : Königsmörder

Beitrag von PsyAnt » 25. Mai 2012, 11:57

Moin Swagman,
deine Vermutungen hören sich auch sehr plausibel an.

Was jedoch in meinem Falle, da nur ein König aufgezogen wurde und der auch noch gefressen wurde, gegen zu schlechte Haltungsparameter spricht.
Ich weiß, hört sich von einem Einsteiger arrogant an, aber die Population wächst so schnell, Brut ist in allen Stadien da, es gibt kaum Verluste, das ich das einfach ausschließe.

LG Reno



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