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Polygynie bei Lasius niger?

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Braddock
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#1 Polygynie bei Lasius niger?

Beitrag von Braddock » 10. Juni 2012, 23:12

Hallo ihr Ameisenexperten,
meine Frau ist vor ca. 4 Wochen beim Blumenkästen neu machen auf eine Kolonie Lasius niger gestoßen. Bevor sie mit in der grünen Tonne landen habe ich mir gedacht ich setze die Kolonie in eine Miniarena mit angeschlossenem Reagenzglas. Hatte ja noch eine da. Das Nest befand sich in einem Blumentopf. Also habe ich vorsichtig die Erde entfernt und die Ameisen und die Brut in die Arena getan. Beim weitern Durchsuchen des Blumentopfs kamen allerdings noch weitere kleine Kolonien zum vor scheinen. Insgesamt waren es am Ende 4 Gynen und deren Arbeiterinnen.

Habe sie dann erstmal alle zusammen in die Miniarena getan, da ich gerade keine anderen Gefäße zur Hand hatte. Bin dann erstmal gleich los zur Apotheke Reagenzgläser holen und wollte dann die Gynen trennen, da Lasius niger ja monogyn sind und auch ziemlich kompromisslos was andere Gynen angeht. Klar kommt es auch vor, dass sie pleometrotisch Gründen, aber sobald die ersten Arbeiterinne schlüpfen werden alle bis auf eine Gynen getötet.

Nun kam ich mit den RG's wieder und befürchtete schon, dass sie sich vielleicht bekriegen würden aber denkste! Alle 4 Gynen waren gemeinsam im angeschlossenen RG und die Arbeiterinnen waren dabei die Brut auch dorthin zu transportieren. So leben die 4 nun seit knapp nem Monat zusammen.

Jetzt meine Frage:
Kann es weiter gut gehen, oder werden sie sich irgendwann gegenseitig an den Kragen gehen?

MfG Braddock


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#2 AW: Polygynie bei Lasius niger?

Beitrag von Imago » 11. Juni 2012, 01:01

Hallo Braddock!

Ich möchte Deine Bestimmung der Art nicht anzweifeln, dennoch wären Bilder von Vorteil.

Aktuell haben sich die Tiere denke ich nur an einen dunklen für sie scheinbar sicheren Ort zurückgezogen. Wenn das Reagenzglas die einzige Nistoption war ist klar warum sie dort nun gemeinschaftlich zusammen kauern.

Lasius niger ist eine wirklich sehr transparente Art, viel und intensiv wird und wurde über sie berichtet. Gerade was die private Haltung dieser Tiere angeht und das diese Art strikt monogyn lebt ist hinreichend bekannt.

Jetzt haben die Tiere natürlich ein Problem, Du wirst sie nicht mehr auseinander frisseln können.

Evtl. stammen die Tiere von ein und dem selben Schwarmflug, evtl. sogar von ein und der selben Kolonie. Wenn es sich tatsächlich um Lasius niger handelt, wird diese Form der Haltung auf alle Fälle früher oder später zu Problemen führen.

Nach meinen Erfahrungen werden alle Gynen Eier legen. Und sich auch alle Gynen und Arbeiterinnen sich um die jeweilige Brut kümmern. Bis es die ersten Rangelein gibt. Dann hindern sich Arbeiterinnen gegenseitig daran die Brut groß zuziehen. Evtl. wird hier und da auch mal eine Gyne gemobbt. Diese Rangelein werden sich verstärken, bis die schwächste Gyne schließlich von einigen Arbeiterinnen getötet wird. Evtl. muss vorab auch schon mal eine Arbeiterin dran glauben, oder Brut wird gefressen. So findet dann die natürliche Auslese in ihrer immer stärker werdenden Konsequenz ihren Weg. Bis, wenn Du Glück hast, eine Gyne übrig bleibt. Natürlich kann es auch passieren das die letzten beiden Gynen beide ihren Kampfverletzungen unterliegen. Resultat wäre dann ein Reagenzglas mit vielen toten Ameisen.

Das aktuelle Koloniegefüge trügt. Die Ameisen an sich agieren nicht, als wäre es eine Kolonie. Nach meinen Erfahrungen gibt es auch dann noch zum Teil strikte Kolonietrennung. Zumindest was das Bemuttern der Brut angeht. Es werden nicht alle Eier zu einem Paket zusammegetragen, sondern jede Gyne kümmert sich gesondert um ihre Eier und Larven. Wie sich die Arbeiterinnen in solch einer Situation verhalten kann ich leider nicht sagen.

Fakt ist, dass dieses Gefüge keine Vorteile bringt, sondern nur Nachteile. Die Kolonien werden in dieser Konstellation nach meinen Erfahrungen weniger Brut hervorbringen als eine der Natur entsprechend lebende Kolonie.

Informationen plus Bildmaterial.

Ich würde vorab erst mal vier Reagenzgläser anbieten. Wobei ich denke das es dafür schon viel zu spät ist. Keine Gyne samt Gefolge würde wohl den aktuellen Neststandpunkt aufgeben, dafür ist die Art zu territorial.

Evtl. zögern auch vier Futterquellen die Rangelein etwas hinaus, was ich aber nicht glaube.

Das sind meiner Meinung nach vorab die einzigen Maßnahmen die Du durchführen kannst.

Wahlweise kannst Du probieren die Gynen einfach auseinander zu setzen und jeweiles völlig willkürlich eine Verteilung der Arbeiterinnen vornehmen.

Evtl. geht sogar das gut, da sie nun schon länger alle zusammen verweilen. Da habe ich natürlich keine Erfahrung mit, wenn Du das tust, sieh es bitte als Experiment an und nicht als meinen Rat.

LG Imago



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Braddock
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#3 AW: Polygynie bei Lasius niger?

Beitrag von Braddock » 11. Juni 2012, 08:32

Hallo Imago,
danke für deine sehr ausführliche Antwort.
Werde heute Abend mal ein paar Bilder reinstellen.

Werde das ganze wohl als Experiment fortführen und ab und zu hier berichten wie es der Gemeinschaft so geht und wie sie sich entwickelt.

MfG Braddock


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#4 AW: Polygynie bei Lasius niger?

Beitrag von DermitderMeise » 11. Juni 2012, 17:15

Hallo,
Braddock hat geschrieben:Beim weitern Durchsuchen des Blumentopfs kamen allerdings noch weitere kleine Kolonien zum vor scheinen. Insgesamt waren es am Ende 4 Gynen und deren Arbeiterinnen.

das liest sich für mich so, als wenn die Königinnen nacheinander entdeckt wurden, also mit räumlichem Abstand zueinander; damit wäre es dann eher Oligogynie, sofern sie trotzdem etwas miteinander zu tun hatten. Vielleicht sogar getrennte Einzelkolonien, oder sind sie doch nur vor der Umgrabung geflohen?

Habe hier auch gerade so ein Nicht-Experiment abgebrochen - mehrere Lasius s. str. in einem Reagenzglas überwintert, seit ~ 1,5 Wochen sind die ersten Arbeiterinnen da (Brutablage im letzten Jahr wurde verhindert) und das Gezicke geht los. Gar nicht so einfach sie wieder einzeln einzutüten. ;)



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Braddock
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#5 AW: Polygynie bei Lasius niger?

Beitrag von Braddock » 11. Juni 2012, 18:23

Ja genau die Königinnen wurden nacheinander mit geringem räumlichen Abstand zueinander entdeckt. Denke auch, dass es eher Einzelkolonien waren. Aber somit finde ich es um so faszinierender, dass sie so friedlich beieinander hocken.


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#6 AW: Polygynie bei Lasius niger?

Beitrag von Wiseman » 11. Juni 2012, 19:56

Wäre die Frage, wie groß die einzelnen Kolonien sind bzw. waren, bevor sie zusammengesetzt wurden. Wenn es sich um Gründerkolonien handelt, wäre eine vorübergehende friedliche Koexistenz denkbar.
Handelt es sich hingegen um etwas ältere Kolonien (z.B. aus dem letzten Sommer) wäre diese Koexistenz nicht so einfach erklärbar. Zumindest zwischen einzelnen Arbeiterinnen hättest Du dann Rangeleien oder richtige Kämpfe beobachten müssen. Die Königinnen selbst tun sich untereinander üblicherweise nichts.

Viele Grüße,

Wiseman



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#7 AW: Polygynie bei Lasius niger?

Beitrag von Braddock » 11. Juni 2012, 20:11

Da ich hier dieses Jahr noch keinen Schwarmflug verzeichnen konnte und aufgrund der Anzahl von Arbeiterinnen(je 3-4) wird es sich wohl um Kolonien aus einem späten Schwarmflug 2011 handeln.


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