Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

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Vespa Crabro
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#1 Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von Vespa Crabro » 19. Juni 2012, 16:26

Hallo Forum,

eventuell denkt sich ein fachkundiger, was das Thema Pilze anbelangt, bereits jetzt, dass es sich bei diesem Faden um eine unsinnige Idee handelt. Ich habe aber trotzdem die Idee, vom eigenen Komposthaufen isoliert, Destruenten - in dem Fall Pilze - gezielt zu kultivieren. Motivation ist das bloße, naturwissenschaftliche Interesse als auch ein StĂŒck weit die Optimierung der eigenen Kompostierung im Garten, die nach meiner unausgereiften Vorstellung dadurch beschleunigt werden könnte. Ich wĂŒrde also außerhalb gerne Pilze zĂŒchten, die spĂ€ter samt ihrem NĂ€hrboden in den Kompost mit hineingegeben werden können, wo sie sich dann leicht selbst ausbreiten können.

Es ist fĂŒr mich schwierig, dahingehend zu recherchieren. Sucht man bei google nach Wissen ĂŒber die Pilzzucht, stĂ¶ĂŸt man tatsĂ€chlich eher auf die Zucht von Speisepilzen oder aber man landet bei denen, die den Pilzrausch suchen. Mir geht es weder um das eine, noch um das andere.

Ich interessiere mich hier tatsĂ€chlich fĂŒr die "ekeligen" Pilze, die man auf dem Waldboden an toten StĂ€mmen findet, die dafĂŒr sorgen, dass das Holz so richtig schön porös und weich wird. Von Ausbildungswegen her weiss ich, was man gegen Pilze unternimmt und welche man gar der Baubehörde zu melden hat aber wie man ihnen die optimalen LebensumstĂ€nde schafft, ist mir nicht bekannt.

Meine Fragen stelle ich nicht in der Absicht, gleich Anleitungen zu erhalten. Wichtig wĂ€re mir, ob man mir vorab sagen kann, ob so etwas fĂŒr Laien umsetzbar bzw. nicht womöglich gar gefĂ€hrlich ist (Pflanzenkrankheiten) und in welchem Milieu sich Pilze am ehesten nieder lassen. Sprich, ob es grundsĂ€tzlich sinnvoll ist, einfach ein StĂŒck totes Holz stĂ€ndig zu befeuchten oder es gar mit stickstoffhaltiger Jauche zu trĂ€nken.

Ich finde als Laie ĂŒber die gĂ€ngigen Recherche-Möglichkeiten kaum etwas, was aber daran liegen mag, dass ich eben auch gar nicht weiss, wonach ich konkret suchen mĂŒsste. Vielleicht kann jemand mit entsprechendem, geschulten biochemischen Wissen mehr dazu sagen?



DermitderMeise
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#2 AW: Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von DermitderMeise » 19. Juni 2012, 17:26

Hallo VC,
ein interessantes Thema.

Mit deiner Recherche bist du dem "Wesen" der Pilze doch schon recht nahe gekommen! Die Vertreter die WeißfĂ€ule, BraunfĂ€ule und ModerfĂ€ule hervorrufen dĂŒrften im Prinzip recht leicht zu besorgen sein wenn man ein paar entsprechend aussehende HolzstĂŒcke von draußen sammelt; vielleicht hĂ€ltst du einfach Ausschau nach einem entsprechenden Generalisten. Auch die Speisepilz dĂŒrften eine entsprechende StrukturschwĂ€chung hervorrufen; ich wollte das immer mal ausprobieren, bin aber nicht dazu gekommen (Beimpfung durch DĂŒbel und dann warten).
Alle diese Pilze haben gemeinsam, dass sie ihre TĂ€tigkeit nur unter ausreichender Feuchtigkeit aufnehmen können, es dĂŒrfte also ausreichen wenn du so ein Holz regelmĂ€ĂŸig befeuchtest.

Das HinzufĂŒgen von Jauche o. Ä. halte ich nicht fĂŒr sinnvoll - damit öffnet man diversen anderen Organismen TĂŒr und Tor die sonst nicht auf Holz wachsen können und die zu dessen Zersetzung wohl auch nicht wesentlich beitragen.



Vespa Crabro
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#3 AW: Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von Vespa Crabro » 20. Juni 2012, 16:17

Hallo,

danke zunĂ€chst einmal dafĂŒr! Genau um solche Informations-"HĂ€ppchen" geht es mir.

Um das noch etwas genauer zu erklÀren: Ich kompostiere - das kann ich ohne stinkendes Eigenlob von mir behaupten - seit ich den Garten geerbt habe, mit Erfolg. Ich befolge die Tipps bzgl. der Stichpunkte Strukturmaterial, kranke/gesunde Pflanzenteile, VerhÀltnis von Stickstoff und Kohlenstoff, Regenwurm-Futter in Form von Kaffeesatz, etc. und es funktioniert alles.

Was mich nur immer Ă€rgert ist die fehlende FĂ€higkeit, den Erfolg selber erklĂ€ren zu können, denn nur so verbucht man den eigenen Erfolg auch innerlich fĂŒr sich selber. Dass dann ab und an doch pilzartige Erscheinungen auftreten, ist von mir nicht beabsichtigt.

Als Teil der Destruenten sind Pilze ein ungemein interessantes Thema. Ohne die entsprechenden Kenntnisse darĂŒber, wie man sein Wissen erweitern kann (hier passendes Stichwort "Lernen lernen") bin ich eben darauf angewiesen, dass ich irgendwo "Eckpfeiler" finde, um die ich mir die Materie selber besser erarbeiten kann.

Da bei mir in dieser Saison ungemein viele, dicke WurzelstĂ€mme und nicht großartig zerkleinerbare Stammteile anfallen, kam ich auf die Idee, den bekannten Pilzbefall aus dem Wald nachzuempfinden. Liegen lassen und warten, was passiert, tue ich nur ungern. Ein gesonderter Haufen von durch Pilzen zerstörtem Material ist mein "Biologieprojekt". Recherchiert man bei wikipedia, dann fallen gerade bei biochemischen ZusammenhĂ€ngen Unmengen an Fremdwörtern, durch die man sich arbeitet und so verleiht man dem Wissen nur sehr, sehr mĂŒhselig Struktur und erkennt ZusammenhĂ€nge vielleicht schlecht.

Konkrete Namen, was sich von was ernĂ€hrt und was es zum Leben braucht, sind da nĂŒtzliche Hilfen. So lĂ€sst sich sicher einmal an Gebilde aus Buchenholzresten, Kiefernrinde, LorbeerblĂ€ttern und Heckenschnitt aufbauen, das nicht von der Rotte allein abhĂ€ngig zu Kompost wird, sondern einem interessanten Organismus dient. Oftmals sind Pilze ja gar etwas fĂŒr's Auge.



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Herkules
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#4 AW: Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von Herkules » 20. Juni 2012, 17:22

Vespa Crabro hat geschrieben: Oftmals sind Pilze ja gar etwas fĂŒr's Auge.

Aber klar doch!
Vielleicht hilft Dir das hier etwas weiter?
(Schleimpilze fressen ja fast alles)
...und man kann sie zĂŒchten
http://www.schleimpilz-liz.de/



Vespa Crabro
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#5 AW: Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von Vespa Crabro » 21. Juni 2012, 09:46

Hallo Herkules,

absolut klasse, die Seite! Schön sind bei solchen Dingen, wo man kaum Vorwissen hat, immer die Quellen, die ein wenig im "Sendung mit der Maus"-Stil erklÀren und das tut "deine" Seite. Nett sind auch die Anregungen zum experimentieren! Bislang habe ich die Seite noch nicht gÀnzlich studiert aber die Quelle speichere ich schon einmal gern ab. Vielen Dank!

Sollte ich mich aber durch weitere Informationen in die Betreiberin dieser Seite unglĂŒcklich verlieben, - den Grundstein legen Intelligenz und ihr Engagement fĂŒr das Thema - so muss ich leider dir die Schuld geben.



Vespa Crabro
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#6 AW: Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von Vespa Crabro » 27. Juni 2012, 09:52

Hallo,

die Fantasie durch den Konsum von Koffein angeregt, hat sich eine Idee in meinem Gehirn ausgebreitet, die gegen die gĂ€ngige Etikette verstĂ¶ĂŸt und zudem einen fachlichen Eindruck verlangt.

Ich erinnerte mich an meine Biologieuntericht, wo ich lernte, dass die Vorverdauung im Mund beginnt und dort StÀrke durch Speichel bereits in Zuckerverbindungen umgewandelt wird. Zudem sind im Speichel bereits geringe Mengen "Mucine" enthalten, die wiederum geringe Bestandteile an Sacchariden enthalten, die auf dem "Speiseplan" mancher Pilze stehen.

Der Gedanke ist so simpel, wie er ekelig ist: Gesammelt oder direkt durch Spucken aufgetragen, kann Speichel da auf stĂ€rkehaltigen, pflanzlichen Überresten durch seine teils zersetzenden Eigenschaften bereits Vorarbeit fĂŒr Pilz-Ausbreitungen leisten? Oder ist der Gedanke zu sehr an der Praxis vorbei?

Der Gedanke daran, vor 5 Jahren als stufenbester im Fach Chemie die Schule verlassen zu haben betrĂŒbt mich in Verbindung mit meinem Unwissen in dieser Hinsicht. Wer sich ans Herz fassen und mir zu meinen alten StĂ€rken verhelfen mag, ist herzlich eingeladen.



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NIPIAN
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#7 AW: Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von NIPIAN » 27. Juni 2012, 10:06

Hoi,


in Spucke sind unter anderem Lysozyme, Defensine, Immunglobulin A, Histatine und Cystatine enthalten, welche das genaue Gegenteil bewirken: Abtöten von Mikroben. Die Wahrscheinlichkeit einen Zuchtansatz von sinnvollen (!) Pilzen zu erhalten sinkt damit drastisch. Zumal eher andere Viecher der Mundflora die Gunst des Nahrungsklumpens nutzen werden.



DermitderMeise
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#8 AW: Pilze fĂŒr Kompostierung zĂŒchten

Beitrag von DermitderMeise » 27. Juni 2012, 17:58

NIPIAN hat geschrieben:Zumal eher andere Viecher der Mundflora die Gunst des Nahrungsklumpens nutzen werden.

So wird es sein!

Zumal die Pilze auf die aus bist auch etwas anderes machen als "einfachen" StĂ€rkeverdau; sie sind dazu in der Lage, die chemisch rel. stabile Struktur von Zellulose (das können auch einige andere Organismen) und Lignin (das können nur wenige, s. Ligninase, engl.) anzugreifen und aufzubrechen, so dass das Holz seine wesentlichen Eigenschaften - Festigkeit und WiderstandsfĂ€higkeit - verliert. Die Amylase Ptyalin aus dem menschlichen Speichel ist "nur" dazu geeignet (fĂŒr uns reicht das natĂŒrlich völlig), die StĂ€rke aus der Nahrung in kleinere StĂŒcke zu zerhacken, mit den o. g. "festeren" pflanzlichen Verbindungen kann sie aber nichts anfangen.



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