Ich will hier versuchen, auf beide Arten nÀher einzugehen und die Unterschiede verstÀndlich darzustellen.
I. Habitat u. ErnÀhrung in der Natur
Die beiden Arten zÀhlen zu Lasius s. str. (im engeren Sinn) und sind die einzigen deutlich zweifÀrbigen Lasius-Arten. Genau das ist aber der Grund, warum man diese Arten schwer unterscheiden kann.
L. brunneus ist eine arboricole Art, d. h. ihre Nester befinden sich im Bereich alter BĂ€ume (vor allem Eichen, NussbĂ€ume) vom Wurzelbereich in StammnĂ€he bis in gröĂere Höhen d. Stammes selbst. Die Art ernĂ€hrt sich vorwiegend trophobiotisch, also in einer Wechselbeziehung zu Blatt- u. RindenlĂ€usen, die meist direkt am "Wohnbaum" genutzt werden.
L. emarginatus gilt als "Felsenameise", d. h. als PrimĂ€rhabitat gelten felsiges GelĂ€nde, Steinhaufen, Trockenmauern, altes GemĂ€uer, Ruinen, auch Ritzen in neueren GebĂ€uden des urbanen Bereichs. Neben der Nutzung von LĂ€usekolonien (Tropophiose) und dem BlĂŒtenbesuch (nektarivore ErnĂ€hrung) furagiert die Art auch weitflĂ€chig an der OberflĂ€che und ernĂ€hrt sich
II. Auch im Verhalten ergeben sich deutliche Unterschiede der Arten:
L. brunneus benĂŒtzt sichere Laufwege, etwa in den Ritzen der Borke alter BĂ€ume. Im unteren Stammbereich werden die Laufwege mitunter zusĂ€tzlich durch eine Ăberdachung aus Erdmaterial gesichert. Bei einer Störung erweisen sich die Ameisen als fluchtbereit.
L. emarginatus gilt als aggressiv und steht in der Dominanzhierarchie der heimischen Arten weit oben. Sie besetzt und verteidigt DauernahrungsplĂ€tze (z. B. LĂ€usekolonien) und reagiert bei Gefahr aggressiv, d. h. auch einzelne Tiere stĂŒrzen sich auf den (vermeintlichen) Feind. AuĂerdem rekrutieren sie sehr rasch und rĂŒcken mit groĂen "Truppenkontingenten" zur Verteidigung ihrer "Rechte" oder zur Abwehr eines Feindes an.
III. ĂuĂere Form (Morphologie), FĂ€rbung
Nach KUTTER und STITZ sind beide Arten etwa gleich groĂ, in der Regel zw. 3 mm und 4 mm. Subjektiv gewinne ich im Vergleich meiner Hausbewohner (L. emarginatus) zu L. brunneus an diversen BĂ€umen den Eindruck, dass L. emarginatus durchschnittlich etwas gröĂer ist.
Die FĂ€rbung sieht bei beiden Arten folgendermaĂen aus [Kopf-Thorax-Gaster]:
L. brunneus: braunrot/kupferfarben - gelb/ocker - dunkelbraun
L. emarginatus: dunkelbraun - rötlich/rot - dunkelbraun
Obwohl die Morphologie beider Arten sehr Ă€hnlich ist, ergibt sich doch ein bemerkenswerter Unterschied: Der Kopf v. L. brunneus ist eine Spur breiter u. kĂŒrzer als jener v. L. emarginatus (bei einem Verlgleich gleich groĂer Individuen).
IV. Beide Arten als Hausameisen:
Geografische Schwerpunkte:
In Westdeutschland bleibt L. brunneus die Hausameise schlechthin. Im Osten tritt bereits L. emarginatus an ihre Stelle. die nördliche Verbreitungsgrenze fĂŒr L. emarginatus liegt (noch) bei 52,5° N (SEIFERT, S. 276). Im SĂŒden Deutschlands (der Schweiz ??) und vor allem in Ăsterreich gilt L. emarginatus als die hĂ€ufige Hausameise.
Befall von GebÀude(teilen):
L. brunneus bevorzugt gemÀà ihrer urspr. Herkunft alle Holzbestandteile, wie DachgebĂ€lk, Teile v. FachwerkhĂ€usern, FuĂböden (Blindböden), Holzdecken, Ă€ltere Fensterstöcke, Sesselleisten etc.
L. emarginatus wohnt eher in altem GemÀuer, Mauerritzen, zwischen Mauer und VollwÀrmeschutz, zieht aber auch in Àltere (morsche) Holzbestandteile ein (z. B. alte Fensterstöcke).
Die Art schwĂ€rmt vor Einbruch der DĂ€mmerung auch teilweise in das Innere von RĂ€umen, wobei das Auftreten zahlloser geflĂŒgelter Geschlechtstiere bei vielen Leuten Entsetzen auslöst. Wenn man das Licht im Raum abschaltet, die Fenster abends öffnet, dann ist der Spuk nach wenigen Tagen vorbei. An sich sind diese Ameisen harmlos (verbreiten also keine Krankheiten usw.).
Prinzipiell gilt: Wenn die Ameisen im Hausinneren keinerlei Nahrung finden (dazu gehört ggf. auch Katzen/Hundefutter), werden sie bald nach auĂen furagieren.
1. L. emarginatus. Man erkennt, dass Kopf u.
2. L. brunneus in Seitenansicht: Die Bilder der Art sind nicht besonders geworden, am PC stellte sich heraus, dass vor allem die bunte Borke des Nussbaumes wenig Unterschied zur FĂ€rbung d. Ameisen bewirkt. Kopf und
3. Gemessen an der GesamtkörperlÀnge ist die Kopfbreite bei L. emarginatus etwas geringer. Somit entsteht - im Gegensatz zu L. brunneus - ein etwas "gestreckter" Habitus.
4. Gruppenbild v. L. brunneus: Der etwas "gestauchte" Eindruck dieser Art. Deutlich sichtbar ist der relativ breite Kopf mit braun-roter FĂ€rbung.