Winterruhe-Problem und Kolonie-Adoption

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Oberameise
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#1 Winterruhe-Problem und Kolonie-Adoption

Beitrag von Oberameise » 30. Oktober 2012, 13:12

Hallo zusammen!

Ich wollte meine L. niger-Kolonie, der ich heuer im März erfolgreich eine neue Königing zugeführt habe (da die alte verstarb), heute in die Winterruhe schicken. Ich habe sie mehrere Tage lang in einem kalten Zimmer (~10°) darauf vorbereitet, hat super funktioniert. Heute wollte ich im Reagenzglas Wasser nachfüllen, wobei durch den Wattebausch die ganze Kolonie überschwemmt wurde. Beim Versuch, sie im Notfall in ein neues Glas zu übersiedeln, ist ein Teil im neuen, ein Teil im alten und ein Teil im Trichter geblieben, bei mir herrscht Verzweiflung! Im Grunde kann man sagen, dass sich die ganze Kolonie in verschiedenen Behältern in der Arena verteilt hat. Jett zur Frage: Ist es schädlich,wenn ich jetzt die ganze Kiste nehme und alle Ameisen, so verteilt wie sie sind einfach in den Dachboden zu 6-8 Grad in die Winterruhe schicke?

Bitte um rasche Hilfe!


Und ich hörte eine Stimme die sagte: "Lächle, es könnte noch schlimmer kommen!" Ich lächelte-und es kam schlimmer:)

CyprAnts
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#2 AW: Winterrughe-Problem!

Beitrag von CyprAnts » 30. Oktober 2012, 17:16

Hallo,

an deiner Stelle würde ich wahrscheinlich kurzzeitig die Temperatur noch einmal etwas erhöhen, sodass das Volk die Möglichkeit hat, sich wieder zu sammeln. Wenn du alle drei "Nester" (inkl. des guten, nicht ausgelaufenen Reagenzglases) möglichst nahe beieinander in eine Arena legst, sollten sich die Ameisen recht schnell wieder organisieren. Anschließend kannst du sie ganz normal in die Winterruhe schicken.

Ich muss allerdings noch etwas anderes ansprechen: Bist du sicher, dass es sich um Lasius niger handelt, wer hat denn die Bestimmung durchgeführt? Bei L. niger ist normalerweise auszuschließen, dass ein Volk nach dem Tod der Königin eine neue akzeptiert. Hast du eventuell Fotos von deinen Ameisen, die du hochladen könntest?



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Oberameise
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#3 AW: Winterrughe-Problem!

Beitrag von Oberameise » 30. Oktober 2012, 19:21

Hi,

danke, so mach ich es.

Nein es ist auszuschließen, dass ich eine andere Art halte, ich habe die Kolonie gekauft (Antstore)
Man hat mir nach dem Tod der Gyne damals hier im Forum geraten es zumindest mit einer neuen Gyne zu versuchen, ich habs gemacht und es hat super funktionert (nach einigen anfänglichen Problemen), was ich auch mit Sicherheit sagen kann, da die Koonie heuer ziemlich gewachsen ist, was ohne Gyne ja nicht möglich wäre.

Nochmals vielen Dank, LG


Und ich hörte eine Stimme die sagte: "Lächle, es könnte noch schlimmer kommen!" Ich lächelte-und es kam schlimmer:)

DermitderMeise
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#4 AW: Winterrughe-Problem!

Beitrag von DermitderMeise » 31. Oktober 2012, 00:57

Guten Abend,
CyprAnts hat geschrieben:Bei L. niger ist normalerweise auszuschließen, dass ein Volk nach dem Tod der Königin eine neue akzeptiert.

leider oder zum Glück kann man das bei keiner Art ausschließen oder erwarten; wenn die Wirkung der Königinnenpheromone nachlässt, kann eine Kolonie empfänglich für eine neue Grand Dame werden. Je nach Aggressionsverhalten und Größe der Kolonie (mit Pygmäen klappt eine Adoption einfacher als mit "normalen" Arbeiterinnen; eine große K. wird schwieriger zu "überzeugen" sein) kann es sogar wider Erwarten recht einfach sein.

Oberameise hat geschrieben:Nein es ist auszuschließen, dass ich eine andere Art halte, ich habe die Kolonie gekauft (Antstore)

Es gibt in Mitteleuropa eine Handvoll schwarze Lasius-Arten, die man mit bloßem Auge nicht wirklich unterscheiden kann. Die Shops werden ihre Gründerkolonien von Massenarten wie Lasius niger sicherlich nicht einzeln bestimmen (lassen). Was man da genau kauft, weiß man also nicht, es ist eben nur recht wahrscheinlich L. niger zu erwischen, wenn die Art aus einem großen Schwarmflug in städtischem Bereich stammt.

es hat super funktionert (nach einigen anfänglichen Problemen)

Was gab es denn für Schwierigkeiten? Wir lesen gespannt! :)



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#5 AW: Winterrughe-Problem!

Beitrag von CyprAnts » 31. Oktober 2012, 13:17

DermitderMeise hat geschrieben:leider oder zum Glück kann man das bei keiner Art ausschließen oder erwarten; wenn die Wirkung der Königinnenpheromone nachlässt, kann eine Kolonie empfänglich für eine neue Grand Dame werden. Je nach Aggressionsverhalten und Größe der Kolonie (mit Pygmäen klappt eine Adoption einfacher als mit "normalen" Arbeiterinnen; eine große K. wird schwieriger zu "überzeugen" sein) kann es sogar wider Erwarten recht einfach sein.


Ja, auszuschließen ist es natürlich nicht, das habe ich unglücklich formuliert. Trotzdem halte ich erfolgreiche Adoptionen gerade bei ausgewachsenen Kolonien einer Art wie L. niger für unwahrscheinlich bzw. sehr selten. Und ja, bei Gründerkolonien sind Adoptionen definitiv deutlich wahrscheinlicher. Dass Oberameise's Volk zum Zeitpunkt der Adoption vielleicht/wahrscheinlich nur aus Pygmäen bestand, hatte ich bei meinem ersten Post leider nicht bedacht. Ich nehme jedoch an, dass es sich bei den meisten weisellosen Kolonien - zumindest was die Natur angeht - eher nicht um Gründerkolonien handelt, sondern um ältere und größere Völker. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren, aber meines Wissens nach kommen Adoptionen in solche Völker in der Natur kaum vor. Zumindest scheint darüber nicht viel bekannt zu sein, ansonsten würde sich die Möglichkeit der Adoption mit Sicherheit auch in Literatur wie dem Seifert finden. "Normalerweise ausgeschlossen" war zweifellos recht ungenau bzw. zu extrem formuliert. Du hast natürlich recht, dass Adoptionen, v. a. bei Gründerkolonien, theoretisch möglich sind, bei Oberameise hat es bei seinem Lasius cf. niger Volk ja schließlich auch geklappt. Trotzdem halte ich die Aussage, dass Adoptionen bei L. niger - zumindest in der Natur, wo es sich wahrscheinlich hauptsächlich um ältere Kolonien handelt - sehr unwahrscheinlich und extrem selten sind, aufrecht. Kennst du denn zufällig, solltest du dem nicht zustimmen, irgendwelche Publikationen o. Ä., in denen Adoptionen in größere, weisellose Völker bei einer Art wie L. niger beschrieben wurden oder sogar als regelmäßig in der Natur auftretende Gründungsmethode benannt wurden?



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Oberameise
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#6 AW: Winterrughe-Problem!

Beitrag von Oberameise » 31. Oktober 2012, 17:07

Was gab es denn für Schwierigkeiten? Wir lesen gespannt! :)


Erstmal vielen Dank für eure Antworten, bis jetzt klappt die Methode super!
Schwirigkeiten ist vielleicht etwas übertrieben ich hab es sehr vorsichtig angehen lassen, die alte Kolonie war erst in jahr alt und ziemlich klein, ich habe den Ströpsel der neuen Königin (mit neuem Volk) entfernt und durch eine hauchdünne Gaze-Schichte ersetzt, das habe ich drei Tage so gelassen, damit sich die Völker an den gegenseitigen Geruch gewöhnen können. Ein zusätzlich Pluspunkt war: Die alte Königin ist vor dem Winter (August) gestroben, das alte Volk hat ohne Gyne überwintert. Dann habe ich alle Sicherheitsgrenzen entfernt, das alte Volk ist rein ins neue RG und hat das neue Volk (das zahlenmäßig trotz allem stark unterlegen war) im ganzen Formicarium herumgejaht, auch die neue Gyne ist hin und her gerannt, aber nach zwei Tagen der Verzweiflung meienrseits hat sich die neue Gyne einfach ins alte RG gesetzt und begonnen Einer zu legen, das Volk ist viel stärker als im letzten Jahr gewachsen, nut umgezogen ins Y-Tong-Nest, das sind sie leider nicht.

Nein, von L.niger Adoptionen weiß ich leider nichts, aber bei L.fuliginosus soll sowas vorkommen, bzw. könnte man in meinem Fall den Sozialparasitismus nützen, aber das ist ja auch so gegangen.

PS: Ich bin trotzdem ziemlich sicher L.niger zu haben, sie sind sehr klein, l.fuliginosus ist es ncith, L.flavus sowieso nicht und sonst rennt zumindest hier bei mir in Tirol nicht so viel rum.

Danke nochmal, LG


Und ich hörte eine Stimme die sagte: "Lächle, es könnte noch schlimmer kommen!" Ich lächelte-und es kam schlimmer:)

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#7 AW: Winterruhe-Problem!

Beitrag von CyprAnts » 31. Oktober 2012, 18:11

Hallo,

danke für deine Beschreibung der erfolgreichen Adoption, sehr interessant.

Oberameise hat geschrieben:Nein, von L.niger Adoptionen weiß ich leider nichts, aber bei L.fuliginosus soll sowas vorkommen, bzw. könnte man in meinem Fall den Sozialparasitismus nützen, aber das ist ja auch so gegangen.

Lasius fuliginosus kann im Gegensatz zu L. niger allerdings auch polygyne Völker bilden, die beiden Arten lassen sich bezüglich der Adoption von arteigenen Königinnen also nicht miteinander vergleichen. Bei der sozialparasitären Koloniegründung nutzt L. fuliginosus meines Wissens nach hauptsächlich Lasius (Chthonolasius) spp., also nicht Lasius (Lasius s. str.) niger, aber ja, mit einer L. fuliginosus Jungkönigin hättest du die Adoption höchstwahrscheinlich auch durchführen können.

Oberameise hat geschrieben:PS: Ich bin trotzdem ziemlich sicher L.niger zu haben, sie sind sehr klein, l.fuliginosus ist es ncith, L.flavus sowieso nicht und sonst rennt zumindest hier bei mir in Tirol nicht so viel rum.

Nun ja, Verwechslungsgefahr besteht eher weniger mit Lasius fuliginosus und überhaupt nicht mit L. flavus, sondern z. B. mit Lasius platythorax. Die Bestimmung als "Lasius cf. niger" seitens des Händlers ist mit Sicherheit korrekt, ob es sich nun aber tatsächlich um L. niger oder eine der sehr ähnlichen Arten handelt, wurde wahrscheinlich nicht kontrolliert - das ist sehr aufwendig und würde sich in Anbetracht des geringen Preises aus wirtschaftlicher Sicht auch nicht lohnen. Für die Adoptions-Thematik sollte die exakte Bestimmung aber sowieso keine große Rolle spielen, da Arten wie L. platythorax ebenfalls monogyn sind. (Andererseits könnte ich mir z. B. bei L. alienus aufgrund der geringeren Aggressivität durchaus eine höhere Adoptions-Toleranz vorstellen.)



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#8 AW: Winterruhe-Problem!

Beitrag von hormigas » 31. Oktober 2012, 20:05

@Oberameise

Also das mit der Adoption finde ich grossartig!

Der Vorschlag von CyprAnts, die Temperatur nochmals zu erhöhen
scheint mir nicht brauchbar.

Ich würde an deiner Stelle mit den selben Bedingungen wie jetzt,
bis zum Wochenende warten, und sie dann auf den Dachboden stellen.
Bei diesen Temperaturen können sich Heimische Arten durchaus Bewegen. (wenn sie wollen)
Bei mir im Keller messe ich auch um die 10Grad.
Ich behaupte mal in der Natur herschen in der Erde auch diese Temperaturen.
Das liegt alles im Normalbereich würde ich sagen.

lg


arriba hormigas :)

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