Sooooo....
ich hoffe ich nerve euch nicht aber ich hab noch ein paar letzte Fragen:

1. Ich habe jetzt ein Starterset bestellt: Die Farm hat 40x1,8x30 cm, die Arena 40x30x20! Aber wie viele Ameisen soll ich holen? Ich hatte überlegt Lasius niger zu holen, weißt nur nicht genau wie viele? In manchen Foren hab ich gelesen, dass die sich sehr schnell vermehren, wo anders, dass das eher schleppend geht. Was ist eher der Fall, bzw. reicht das Set aus?

2. Kann ich auch einfach einen von Läusen befallenen Ast da reinstecken oder sowas?

3. Fangen die schon in der Winterzeit mit dem Nestbau an oder bleiben die solange in ihrem Reagenzglas?

Vielen Dank!

Ach quatsch, du nervst doch nicht. Irgendwann hat jeder von uns mal ganz von vorn angefangen und sich über Antworten auf die zahlreichen Fragen gefreut, die sich stets ergeben.
Ich denke, dass die meisten hier es als positiver empfinden, wenn jemand 3x nachfragt, als wenn jemand einfach loslegt und ihm dann eine Kolonie nach der anderen eingeht.

1. Das Nest wird eine ganze Zeit (bestimmt 2-3 Jahre) ausreichen. Lasius niger vermehren sich in der Regel recht schnell (kommt natürlich immer auf die Haltungsbedingungen an), aber da das einzelne Individuum winzig klein ist, mußt du dir keine Sorgen machen, dass Deine Farm nach dem ersten Jahr "platzt".
Ob Du nur mit einer Königing anfangen willst, oder direkt mit mehreren Arbeiterinnen, ist reine Geschmackssache. Natürlich hast du schneller ein bisschen "Action" (wobei dieses Wort bei einer kleinen Kolonie voll und ganz übertrieben ist), wenn schon Arbeiterinnen vorhanden sind, als wenn nur eine Königin da ist, welche man am besten vollkommen in Ruhe lassen sollte.
Andersrum ist es auch ein tolles Gefühl, wenn man quasi bei null angefangen hat und plötzlich krabbeln einem die ersten Arbeiterinnen entgegen.
Wenn Du auf jeden Fall mit einer Königin incl. Gefolge anfangen willst, kann man sagen, dass sich auch mehr tut, je mehr Arbeiterinnen da sind. Wenige Arbeiterinnen sind meist sehr "schüchtern" und nur selten "auf Tour"; so meine Erfahrung.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Größe der Kolonie, die Du kaufst, kannst du sozusagen davon anhängig machen, wie viel Geduld Du Dir zutraust.

2. Das kannst Du tun. Mit etwas Glück kannst Du dann beobachten, wie die Ameisen die Läuse "melken" etc.
Hier aber nochmal der Hinweis, dass kleinere Kolonien meist sehr "schüchtern" sind. Wenn die Kolonie etwas größer ist, wird auch das Einbringen von Blattläusen um so erfolgversprechender.

3. Gehe davon aus, dass die Lasius niger die gesamte Winterzeit im Reagenzglas bleiben und je nachdem, wie groß die Kolonie ist, auch noch einige Zeit länger.
Wenn Deine Kolonie nicht allzu groß ist, wirst du vor Ende der Winterruhe wahrscheinlich nichteinmal ein Nest brauchen, sondern kannst Deine Schützlinge mit dem Reagenzglas im Kühlschrank "einwintern".
An dieser Stelle die Empfehlung, die Ameisen selbst erst im Frühjahr zu bestellen. Bis dahin kannst Du Dich noch ordentlich einlesen und an der Gestaltung von Nest und Arena arbeiten. Du würdest vor Ende der Winterruhe wahrscheinlich eh keine gro0e Freude an den Ameisen haben.

vielen dank für die Antwort!

Nun hab ich jedoch die frage: Wenn ich jetzt nur ne Königin hole muss ich die dann auch in der Winterruhe lassen? Was soll sie dann nach der Winterruhe fressen? Bleibt sie dann im Reagenzglas oder geht sie sich vergraben? Muss ich noch irendwas beachten?

Wenn du dich für eine Gyne ohne Arbeiterinnen entscheidest, sollte diese auch in Winterruhe bleiben. Bei ich dir raten würde, erst nach der Winterruhe eine Gyne zu bestellen, weil wenn dabei etwas schief geht trägst du das Risiko. In jedem Falle, ob jetzt oder nach der Winterruhe bestellt, gilt, Lasius niger gründen claustral, das bedeutet, die Gyne frisst nicht, sondern lebt von Reserven. Wenn die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind werden diese auf Nahrungssuche gehen. Für die Gyne reicht ein verschlossenes RG, wenn die ersten Arbeiterinnen schlüpfen sollte das RG geöffnet werden und in einer Arena liegen, nahe am Futter, die ersten Arbeiterinnen trauen sich nicht weit vom Nest weg.

Hinzufügen möchte ich noch meinen Gedankengang , dass eine Königin mit 1-10 Arbeiterinnen doch eigentlich auch Usus sein sollte - Dass eine gekaufte Gyne keine Arbeiterinnen (dieses Jahr Schwarmflug)hat, ist dann ja wohl ein eher schlechtes Zeichen und kann ja nur von einem sehr späten Schwarmflug herrühren oder einem gescheiterten Erstversuch, wobei man dann Gyne+Arb. bevorzugt kaufen sollte. (bedingt durch das erhöhte Misfallensrisiko brutloser Gynen)

Meinerseits sei dir also zu einer Königin mit 1-20 Arbeiterinnen geraten.

Hallo Dynamythe,

Dynamythe hat geschrieben:Dass eine gekaufte Gyne keine Arbeiterinnen (dieses Jahr Schwarmflug)hat, ist dann ja wohl ein eher schlechtes Zeichen und kann ja nur von einem sehr späten Schwarmflug herrühren oder einem gescheiterten Erstversuch, wobei man dann Gyne+Arb. bevorzugt kaufen sollte. (bedingt durch das erhöhte Misfallensrisiko brutloser Gynen)

dann möchte ich auch noch meinen Gedankengang hinzufügen: Bittebitte kein Herumorakeln wie viele Arbeiterinnen eine gründende Königin zum Zeitpunkt X haben müsste. Es kann an regionalen/wetterbedingten/ernährungsbedingten/individuell bedingten Unterschieden liegen; es gibt auch Tiere die im nächsten Jahr gründen. Weil sie es können. Dass bei vielen, wahrscheinlich auch den meisten Kolonien vor der Winterruhe die ersten Arbeiterinnen vorhanden sind möchte ich gar nicht bezweifeln, aber in Verbindung mit bestimmten "Mengenvorgaben" wird es ein bisschen absurd.
Siehe auch Leistungsdruck in der Gründung.
erix hat es dort mit einer Portion Sarkasmus m. E. gut auf den Punkt gebracht:

erix hat geschrieben:Seit Ameisen zur Handelsware verkommen sind, stellt sich offenbar auch hier das dringende Problem einer verbindlichen Handelsnorm. Es ist einem Ameisenkäufer schliesslich nicht zuzumuten, dass seine Königin nach sechs Wochen erst einen Eihaufen zustande gebracht hat. Wie stünde er denn da, vor allen andern Hochleistungszüchtern, -- der Schlappschwanz! [...]

Im Ernst, eine Art wie Lasius niger, die sich in überaus verschiedenen Habitaten und Klimazonen über riesige Flächen extrem erfolgreich behauptet, muss ganz einfach eine hohe Variabilität aufweisen. Von den etwa zwei Dutzend Königinnen, die ich habe gründen lassen, hatten die Mehrheit nach zwei Wochen Eier gelegt, einzelne aber auch erst im folgenden Frühjahr und manche schon nach zwei Stunden. Selbst wenn diese Königinnen alle sicher und richtig bestimmt der Art Lasius niger zugehört hätten (was ich nicht weiss) würde mich diese Variationsbreite nicht erstaunen.

Ansonsten schließe ich mich gerne Cateena an; in der Zeit bis zum März kannst du, MrSumpfschnecke, noch die eine oder andere Frage stellen und dir Information anlesen - das gibt dem Gesamtprojekt "Meine erste Kolonie" deutlich mehr Aussichten auf Erfolg.

Hi, ich bins nochmal!

Ich habe gelesesn, dass Lasius niger von Oktober bis März Winterruhe halten! Soooo, fangen die dann im Oktober an und hören dann im März auf wenn es wärmer wird? Und müssen die wirklich die kompletten 6 Monate Winterruhe halten? Oder reichen auch 5 oder 4?

Hallo,

MrSumpfschnecke hat geschrieben:Soooo, fangen die dann im Oktober an und hören dann im März auf wenn es wärmer wird?

so in etwa, ja. Einzelne Arbeiterinnen laufen tw. auch noch deutlich später - oder im Frühjahr früher - draußen herum, aber die Brut und die Königin sind dann schon/noch "stillgelegt".
Um auch gleich auf deine Frage zu antworten:

Und müssen die wirklich die kompletten 6 Monate Winterruhe halten? Oder reichen auch 5 oder 4?

Da die Jahreszeiten und das Wetter (noch?) nicht vom Eichamt festgelegt werden dauert die kühle Phase mal von Oktober bis April und mal von November bis März. Das kann auch lokal sehr unterschiedlich sein, daher denke ich dass die Tiere auch mit vier Monaten Winterruhe zurecht kommen. Genau weiß das aber niemand, weil's bisher keiner vernünftig untersucht hat. Und das Gemeine an der Sache: Wenn man sie zu früh auftaut, ist die Wahrscheinlichkeit nicht klein, dass sie mitten im Jahr aufhören Brut aufzuziehen und der Jahresrhythmus aus dem Takt kommt - für den Anfang also nicht empfehlenswert.

Achso, nebenbei: Die Gattung (Lasius, Formica, Myrmica) wird immer groß geschrieben, der Artname (niger, fusca, rubra) immer klein.