Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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chris1994
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#9 AW: Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Beitrag von chris1994 » 4. Januar 2013, 14:21

Meine Beobachtungen haben mir immer wieder gezeigt, dass wenn Futtertiere im Ãœberfluss vorhanden sind, die einzelnen Futtertiere nur teilweise verwertet werden.

Beispiel von Lasius niger (+1000 A.)

Situation 1: Ich verfüttere 1 Schabe. Etwa 50 Tiere stürzen sich darauf, nach 3 Stunden ist nur noch Chitinhülle übrig.

Situation 2: Ich verfüttere 3-4 Schaben auf einmal. Etwa 100 Tiere stürzen sich darauf, nach einem Tag nehme ich die Schaben raus und es sich noch Reste in der Chitinhülle.

Ein versuch dem Eintragewillen von Formica entgegenzuwirken war, das Futtertier so platt zu machen, dass es als ganzes nicht mehr Transportierbar war und am Ort gefressen werden musste. Der Versuch das Futtertier mit einer Nadel auf Holz zu befestigen schlug fehl, die Ameisen haben es locker geschaft das Futter von der Nadel zu holen.

Danke Streaker für die Teilung des Threads.


Bei mir in Haltung: Lasius niger(> 1000 A.), Formica fusca (400-500 A.), Formica sanguinea (300-350 A.) Camponotus ligniperdus(35 A.), Temnothorax unifasciatus (1 A)

Mr.Ameise
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#10 AW: Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Beitrag von Mr.Ameise » 4. Januar 2013, 14:26

Hallo!

Wie wärs denn damit:
Man bietet nur noch Futter an, was sie nicht so gerne mögen, was aber genug Proteine enthält und verwertbar ist?
Sagen wir eine Kolonie frisst gern Heimchen, lässt aber Mehlwürmer liegen. Wenn aber nur Mehlwürmer angeboten werden, sind sie gezwungen diese zu nehmen, fressen vielleicht aber trotzdem weniger als wenn Heimchen da wären. Dann könnte das Koloniewachstum doch eigendlich auch beeinflusst werden, oder?

LG Mr.Ameise :)



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Streaker87
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#11 AW: Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Beitrag von Streaker87 » 4. Januar 2013, 14:50

@Mr.Ameise:

Irgendwann wird sich die Kolonie daran gewöhnen, wenn nichts anderes mehr angeboten wird. Dann würde ich lieber die Proteinmenge reduzieren ;). Von Mehlwürmern bin ich eh weg, nachdem die mir immer vergammelt sind (werden schwarz).

@All:

Der Übersicht halber habe ich im Startbeitrag #1 kurz eine Übersicht erstellt, an der man sich orientieren kann. Es stehen folgende Faktoren zur Wachstumskontrolle zur Verfügung:

1) Wasser
2) Kohlenhydrate
3) Proteine
4) Temperatur




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chris1994
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#12 AW: Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Beitrag von chris1994 » 4. Januar 2013, 15:53

@Streaker: Danke für die Übersicht der Faktoren und der Erklärung ihrer Wirkung. Das mach die Sache übersichtlicher.

Meiner Meinung nach fällt eine Regulierung der Koloniegrösse durch die Faktoren Wasser und Kohlehydrate weg, da sich diese recht schnell auf das Überleben der Arbeiterinnen auswirkt.

Die erstrebenswerteste Lösung sollte die Arbeiterinnen nicht gefärden oder gar töten, sondern wie auch von dier angesprochen die Produktion von Eiern erniedrigen.

Die Frage die sich mir noch stellt ist, wie lange können Larven überleben ohne sich zu entwickeln? Gibt es da irgend eine Begrenzung?

Das Speichervolumen der Kolonie sollte auch mit einbezogen werden. So kann ich meinen Lasius niger so lange Honig anbieten, bis alle Arbeiterinnen pralle Gaster haben, dann kann die Kolonie im aktiven Zustand nachgewiesen 2 Wochen ohne Kohlehydrate auskommen.


Bei mir in Haltung: Lasius niger(> 1000 A.), Formica fusca (400-500 A.), Formica sanguinea (300-350 A.) Camponotus ligniperdus(35 A.), Temnothorax unifasciatus (1 A)

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Streaker87
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#13 AW: Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Beitrag von Streaker87 » 4. Januar 2013, 16:08

chris1994 hat geschrieben:Meiner Meinung nach fällt eine Regulierung der Koloniegrösse durch die Faktoren Wasser und Kohlehydrate weg, da sich diese recht schnell auf das Überleben der Arbeiterinnen auswirkt.
Hat mir so gut gefallen, habe ich gleich mal mit aufgenommen (1. Ebenso habe ich den anderen zwei Punkten ein Fazit/Statement ("=") verpasst, was natürlich noch diskutiert werden kann.

Des Weiteren habe ich eine Tauglichkeit der einzelnen Faktoren nach Effektivität und minimaler Gefährdung der Kolonie vorgenommen:

Proteine > Temperatur > Kohlenhydrate > Wasser
chris1994 hat geschrieben:Die Frage die sich mir noch stellt ist, wie lange können Larven überleben ohne sich zu entwickeln? Gibt es da irgend eine Begrenzung?
Dito. Evtl. könnte man kleine Larven mit einzelnen Arbeiterinnen isolieren und darauf Schlüsse ziehen. Meine Kolonie ist zu groß um die Übersicht zu behalten, außerdem sind zu viele Speichertiere in der Kolonie vorhanden, die das Ergebnis verfälschen könnten.




DermitderMeise
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#14 AW: Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Beitrag von DermitderMeise » 4. Januar 2013, 18:53

Streaker87 hat geschrieben:Eine Kontrolle der Temperatur (Nestheizung aussetzen) ist nicht wirkungsvoll genug, weil die Zeit bis zum Schlupf nur gedehnt wird (#36).

Eine Temperatursenkung hat sich bei mir als sehr praktisch erwiesen wenn ich in den Urlaub gefahren bin; vorher einmal gut gefüttert und die 10 Tage Abwesenheit bei 15 °C fallen gar nicht in's Gewicht. Das halte ich bei einheimischen Arten auch für völlig legitim - und sie fallen dadurch auch nicht gleich in Winterruhe - denn es gibt (hier im Norden zumindest) im Sommer immer mal wochenweise solche Phasen wo das Wetter eher ungut ist und die Temperaturen sich zwischen 10 und 15 °C bewegen können.
Bei Arten aus wärmeren Klimaten (Mittelmeer) habe ich das bisher erst einmal probiert und konnte ebenfalls keine Nachteile feststellen.
Allerdings muss man schauen dass man bei den (sub)tropischen Tieren nicht einen artspezifischen Grenzwert unterschreitet; deswegen dürfte diese Methode für die meisten Tiere aus den gleichwarmen Tropen nicht geeignet sein.

Und man kann damit natürlich ein seeeehr langsames Koloniewachstum erreichen, sofern man sich temperaturmäßig in der Nähe des unteren Grenzwertes zur Brutaufzucht bewegt. Das habe ich unfreiwillig bei meinen Messor aus Tunesien getan, von denen sich bei Raumtemp. (17-18 °C) eine Art fast gar nicht vermehrt, die andere kleinere dagegen nur sehr schleppend. Artgerecht wäre das aber auf Dauer nicht, daher werden sie tagsüber beheizt.

chris1994 hat geschrieben:Die Frage die sich mir noch stellt ist, wie lange können Larven überleben ohne sich zu entwickeln? Gibt es da irgend eine Begrenzung?

Das wird ganz entscheidend von der Art abhängen, wie üblich; wenn die Tiere eine ununterbrochene Entwicklung "gewohnt" sind, dürfte das nicht möglich sein. Inwiefern sie sich in Reaktion auf Nahrungsmangel in einen Ruhezustand versetzen können ist mir nicht bekannt.
Ansonsten gilt: Wenn die Larven Hunger signalisieren werden eben ein paar Geschwisterlarven verfüttert, so einfach ist das; die Larven sind schließlich nicht nur zukünftige Arbeiterinnen, sondern genauso ein ausgelagerter Proteinspeicher. Da ist unsere Denke vermutlich zu menschlich um das nachvollziehen zu können, aber für die Ameisen ergibt's allemal Sinn: besser wenige Arbeiterinnen sicher aufziehen als mehr unsicher.

dann kann die Kolonie im aktiven Zustand nachgewiesen 2 Wochen ohne Kohlehydrate auskommen.
Diese Zahl erscheint mir nach eigenen Beobachtungen ebenfalls plausibel.



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Streaker87
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#15 AW: Wie lässt sich die Koloniegröße sinnvoll kontrollieren?

Beitrag von Streaker87 » 4. Januar 2013, 19:38

Wir brauchen mehr solche Diskussionen, die am Ende auf ein Fazit hinaus laufen, welches der Ãœbersicht halber im Startbeitrag mit verankert werden sollte. Im Optimalfall (?) findet man nie zu einem gemeinsamen Konsens, weil immer wieder neue Argumente hinzukommen.
Ist man an einem Punkt angelangt, wo man mit den Argumenten vorerst zufrieden ist, sollte das Ganze auch ins Wissensforum aufgenommen werden, samt Verlinkung zum Diskussionsthread.

Bisher ist noch nie eine schöne Diskussion über eine Wachstumskontrolle zustande gekommen, und dabei können gerade Neulinge einiges davon mitnehmen und schon mal voraus planen. Wer Kolonien über einen längeren Zeitraum halten möchte, muss sich früher oder später mit der Thematik auseinander setzen. Aktive Wachstumskontrolle hat eben nichts mit Tierquälerei oder Beschneidung der artgerechten Haltung zu tun.

Also kein Grund nicht darüber zu sprechen.




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