Diesmal ging es für 3 Tage nach Istrien (nur mit den 3 Söhnen + Sarah) und zwar von 8. bis 10. März 2013. Der nicht enden wollende Winter 2012/2013 macht auch dem nördl. Adriaraum zu schaffen: Zahllose Mittelmeertiefs bescherten dem Alpen-Adria-Raum schon im Herbst Hochwasser, im Februar erneut jede Menge Schnee und ließen nur verhältnismäßig wenig Sonnenschein zu. Die Entwicklung der Vegetation ist hier wie bei uns in Kärnten gut 14 Tage zurück.
Es hat jede Nacht geregnet, bei Tag gab es Nebel (!!!) und weitgehend bedeckten Himmel!
1. 1. Station war Piran (SLO), das erreicht man von uns aus locker in 3 Stunden. Blick von der Stadtmauer Richtung Piran.


2. Von den Zinnen der alten Stadtmauer spähen 3 ritterliche Recken in die Ferne (Vater + Söhne II, III); allerdings in die falsche Richtung, weil sich die Stadtmauer gegen Feinde aus dem Hinterland richtet.


3. 2. Station Rovinj (HRO) bei Nacht:


4. Im Hinterland von Rovinj: Eigentlich im Karstgebiet, aber der verfestigte Rotlehm (Terra rossa) staut das Wasser. Eine der zahllosen Olivenpflanzungen mit einigen Weinstöcken (Mischkultur).


5. An anderer Stelle ist es viel trockener: Biologiestudent Sohn III bei der Ameisensuche!


6. Eine der Eichen mit zahllosen Gallen, darin befinden sich oft Nester arboricoler Arten; nicht selten fehlt aber die Königin, demnach handelt es sich um polydome Nestanlagen. Bei den Eichen wird es sich um Flaumeichen (Qercus pubescens) handeln, eine im Mittelmeerraum verbreitete Art, die auch im Süden (selten) u. Osten Österreichs noch vorkommt. Die Gallen gehen auf eine Gallwespe zurück (Fam. Cynipsidae), die nur 3 mm groß wird. Die Gallen wachsen nicht auf den Blättern, sondern auf den dünnen Ästchen. Die Wespe legt bzw. injiziert Eier an das Holz, die schlüpfenden Larven geben dann Reizstoffe ab, welche die Pflanze zur Bildung von Gallen stimulieren. Die Gallen sind etwa 2- 3 cm groß und kugelrund. Um die Larve bildet sich ein Hohlraum, der von eiweißhältigem Nährgewebe umgeben ist, nach außen ist die Galle mit einer harten Schutzschicht umgeben. In der Larvenkammer vollzieht sich die Metamorphose, das fertige Insekt muss sich mit den Mandibeln nach außen "beißen".


7. Camponotus fallax in einer geöffneten Galle:


8. Ein schönes Insekt: C. fallax-Arbeiterin in der Box:


9. Kopf in Frontalansicht: Man erkennt gut die Punktierung der Oberfläche. Auffällig erscheint die nach innen aufgewölbten Stirnleisten, welche wohl als Schutz für die Ansatzstelle des Fühlerschaftes dienen. In die vorhandene Eintiefung kann der Fühlerschaft nach hinten eingelegt werden. Aber an der rechten Fühlergeißel fehlt das Endglied.


10. Eine Crematogaster scutellaris-Gyne in einer geöffneten Galle:


Fortsetzung folgt!

Danke Boro,
schöner Bericht und ebensolche Bilder , von den beiden Camponotusarten (C. vagus und C.fallax) die in meiner Nähe (Raum Graz) leben gibt es noch kein Lebenszeichen( bis auf einige entsorgte C.vagus die vor dem Neststrunk liegen).
LG
Volker

11. Crematogaster scutellaris wurde in den Gallen häufig gefunden:


12. Nur Lasius cf. niger war außerhalb des Nestes aktiv. Wir haben sie auf einem Baum gefunden, der bisher erste Fund v. Lasius cf. niger in Istrien:


13. Tapinoma sp. war ebenfalls häufig in Erdnestern anzutreffen. Dieses Foto ist wegen der Parasiten interessant, vermutlich wohl Milben, die bei zwei Ameisen am Rücken aufsitzen. Das erinnert mich sofort an dieses Thema: http://www.ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/41580-unbekannter-parasit.html


14. Pheidole pallidula haben wir (bei dem Wetter) nur wenige gefunden. Hier ein Unter-Steinnest:


15. Nur ein Fund: Crematogaster cf. sordidulus im Erdnest:


16. Ein Beispiel für die zahllosen Trockenmauern. Vorne, unter den obersten Steinplatten fanden wir das (einzige) Nest von Camponotus lateralis


17. An sich eine arboricole Art, Nester unter Steinen sind selten.


18. Hier auf der Unterseite der Steinplatte. Eine interessante und schön gefärbte Art. In meinem Garten läuft ein Projekt: http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/43188-freiland-experiment-mit-camponotus-lateralis-fotobericht.html


19. Leptothorax/Temnothorax sp. war in den Gallen die häufigste Art. Ich dachte zuerst an Temnothorax nylanderi, aber lt. SEIFERT nistet diese Art meist am Boden bzw. max. bis 30 cm über dem Boden. Die Gallen hingen aber mitunter in 2 bis 3 m Höhe. Jedenfalls war immer die gleiche Art zu finden!


20. Camponotus truncatus war in den untersuchten Arealen kaum häufiger zu finden als bei uns (Bildqualität ist leider mangelhaft)


Fortsetzung folgt!

Nr. 19 ist auf jeden Fall Temnothorax, und sehr wahrscheinlich T. affinis (dunkle Fühlerkeule, und man sieht wenigstens einen wohlgeformten dunklen Oberschenkel ).
Sehr schöne Bilder, wie immer!

MfG,
Merkur

Danke für den Hinweis Merkur!
L.G.Boro

21. Formica fusca mit untypischem Neststandort: Mitten in einer Wiese, in der Nähe gab es wohl einige Olivenbäume. Die Art ist in Istrien sicher selten.


22. Messor structor konnten wir bisher nur selten finden. Die Witterungsverhältnisse haben weitere Funde auch verhindert!


23. Bereit zum Entern: Die Daltons,.... äh Boros meine ich, + Sarah! Die Fähre zur Insel Brijuni/Brioni dem einst berühmten Ort zahlreicher internationaler Tagungen der Blockfreien Staaten im Palast von Präsident Tito. Die Villa nützt der heutige Präsident des Staates Kroatien. Fast die ganze Insel ist ein einziger Naturpark. Ständige Bewohner gibt es dort nicht.


24. Auf der Insel gibt es neben unzähligen alten Steineichen, Zypressen, Zedern, Pinien, Strandföhren u. a. exotische Tiere zu bewundern: Staatsführer aus Afrika und Asien beschenkten Präsident Tito.


25. Der größte Elefant, den ich je gesehen habe! Ein Elefantenpärchen - damals angeblich die größten Elefanten des indischen Subkontinents - hat Indira Gandhi Präsident Tito zum Geschenk gemacht. Das Männchen ist vor etwa 2 Jahren gestorben. Experten glauben, dass das Weibchen alleine nicht lange überleben wird.


26. Im leichten Regen stehen Sohn III im Regen-Outfit, Sarah und der Alte fasziniert vor einem Naturwunder: Nach einem Blitzschlag vor einigen Jahren konnte man dem zerbrochenen Olivenbaum eine Probe entnehmen und mittels Radio-Karbon-Methode das Alter bestimmen: ca. 1600 Jahre, es wird sich um einen der ältesten Olivenbäume im Mittelmeerraum handeln.


27. Trotz des widrigen Wetters konnten wir auf Brioni eine Ameisenart mehrfach finden: Aphenogaster sp. Davon gibts nur ein Beleg-Foto:


28. Monkodonja, noch nie gehört?? Wir bis dahin auch nicht und doch handelt es sich um eine geradezu sensationelle Ausgrabungsstätte aus der Bronzezeit, also vor rund 4000 Jahren! Interessierte können hier mehr lesen: http://www.adriaforum.com/kroatien/und-um-pula-teil-20-monkodonja-bei-rovin-eine-stadt-aus-der-bronzezeit-t59989/


29. Abschied von der Adria aus dem zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wichtigsten Hafen des Staates: Triest, Trieste, Trst. Seit 1919 Piazza dell´Unita, seit 1955 Piazza dell´Unita d´Italia, diese Bezeichnung stammt aus der Zeit, als die Grenzziehung zw. Italien und Jugoslawien umstritten war und Tito Anspruch auf Triest erhob!


Ende!

Kleiner Nachtrag mit ein paar Bildern:
1. Eine C. truncatus-Gyne, allerdings durch das Glas der Box fotografiert


2. Die in den Gallen häufig gefundene Temnothorax cf. affinis:


3. Gerade bei den Nestern in Gallen ist die Art ausgesprochen polydom:


4. Kann durchaus passieren, dass man 3 od. 4 "Nester" nacheinander findet, aber ohne Königin!!


L.G.Boro