Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Matze2011
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#1 Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von Matze2011 » 22. März 2013, 19:42

Hallo Zusammen,

bei meiner Temnothorax unifasciatus Kolonie ist leider die Königin gestorben, Arbeiterinnen sind noch 20-30 vorhanden.

Was meint Ihr, macht ein Versuch Sinn, eine einzelne Temnothorax unifasciatus Königin zuzugeben?

Laut Seifert werden wohl bei einigen Temnothorax-Arten Jungköniginnen aufgenommen / Kolonien zusammengeführt.

Gibts da schon Erfahrungen?



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rumpelstielzchen
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#2 AW: Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von rumpelstielzchen » 22. März 2013, 20:18

Hallo Matze,

Seifert schreibt hierzu zwar über die Bildung von Dominanzhierarchien, explizit konnte ich jetzt aber nichts über die Aufnahme (Adoption)von fremden "Junggynen" finden... (bei T. unifasciatus)
Logisch wäre es für mich das dealate Gynen des eigenen Stammes im Nest bleiben und zumindest zeitweise als Arbeiterinen fungieren...

Bis sie dann gefressen werden :D ...

Einen Versuch kannst du ja starten, würde mich sehr intressieren :)

bg rumpel


[font="]Der Letzte macht das Licht aus …[/font]

Matze2011
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#3 AW: Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von Matze2011 » 22. März 2013, 21:21

Hallo rumpelstielzchen,

Seifert schreibt auf Siete 239 zu T. crassispinus:
"...Dabei im Sommer etwa 50% der Nester ohne Königin, im Herbst in Folge von Fusinonen und Aufnahme von Jungköniginnen nur noch etwa 8%(ähnliches gilt für T. nylanderi)..."



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rumpelstielzchen
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#4 AW: Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von rumpelstielzchen » 22. März 2013, 22:48

Matze2011 hat geschrieben:Seifert schreibt auf Siete 239 zu T. crassispinus:


Geht es hier nicht um Temnothorax unifasciatus?
Ich denke wenn Seifert das so schreibt wird das schon speziell auf die genannten Arten zutreffen.... hmmm....

Ich bleibe bei meiner Meinung und sage: "Probieren geht über studieren..." :P




bg rumpel

ps: Einen Haufen passender Grußformeln findest du hier ;) http://de.wikipedia.org/wiki/Gru%C3%9Fformel_%28Korrespondenz%29


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Matze2011
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#5 AW: Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von Matze2011 » 22. März 2013, 23:28

hallo rumpelstielzchen,

hm, ja es geht um die T. unifasciatus und um die Frage, ob es bei denen schon Erfahrungen damit gibt.
Nur weil Seifert solche Beobachtungen bei T. unifasciatus nicht gemacht hat, heißt das nicht, dass hier im
Forum noch keiner damit Erfahrungen gemacht hat...

Achso, und hier noch eine Grußformel!

MfG,
Mathias

;)



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chris1994
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#6 AW: Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von chris1994 » 23. März 2013, 00:36

Hallo

Vor zwei Jahren beging ich den Fehler eine T. unifasciatus Kolonie auszugraben. Der Stress war zu viel für die Kolonie und die Gyne starb drei Tage darauf. Ein halbes Jahr später fand ich eine einzelne Gyne dieser Art und liess sie gründen. In ihrer ersten Winterruhe verlor sie leider ihre ersten Arbeiterinnen und schafte auch nach 5 Anläufen keine neue Gründung.
Darauf entschied ich mich den Versuch zu wagen und sie in die weisellose Kolonie zu integrieren. Als erstes gab ich sie mit einer Arbeiterinn zusammen. Nach zwei Stunden musste ich sie trennen da sie sich sonst getötet hätten.
Weitere Versuche schlugen fehl.

Ich weiss nicht wie lange deine Kolonie schon ohne Gyne ist, der Versuch eine neue zu adoptieren dürfte denkbar schwer werden.

Solltest du es doch versuchen, berichte bitte darüber.

Lg
Christian


Bei mir in Haltung: Lasius niger(> 1000 A.), Formica fusca (400-500 A.), Formica sanguinea (300-350 A.) Camponotus ligniperdus(35 A.), Temnothorax unifasciatus (1 A)

Matze2011
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#7 AW: Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von Matze2011 » 23. März 2013, 18:07

Hallo chris1994,

danke für die Info. Klingt ja nicht so optimal.
Die Kolonie ist seit letzten Herbst ohne Königin.

Hast Du probiert vor der Zusammenführung die Temperatur abzusenken, um die Aktivität der Arbeiterinnnen zu verringern? Habe gelesen das könnte helfen...

Grüße,
Mathias



Gast
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#8 AW: Temnothorax unifasciatus Königin tot, neue Königin?

Beitrag von Gast » 23. März 2013, 18:43

[font=Times New Roman]Es gibt einen Artikel in der „Ameisenschutz aktuell“ Jg. 18, 2004, S. 83-88 „Lang lebe die Königin!“ Ein Kapitel daraus füge ich hier mal ein.[/font]

[font=Times New Roman]Aber vorab: Für Dein Vorhaben, Matze, sehe ich ziemlich Dunkelgrau. Erste Frage: Woher nimmst Du eine neue Königin? Im beschriebenen Fall stammte sie aus dem Nest selbst.[/font]

[font=Times New Roman]Temnothorax unifasciatus: “Regierungswechsel” nach einem langen, harten Dasein[/font]


[font=Times New Roman]In meinen Laborversuchen habe auch ich viele Arten der Tribus Formicoxenini (früher = Leptothoracini) über Jahre gehalten, einzelne Völker des Sklavenhalters Harpagoxenus sublaevis etwa bis zu 12 Jahren. Dabei konnte allerdings der Jahreszyklus künstlich stark verkürzt werden, die Völker hatten nur 6 Wochen Winter statt der im Freiland üblichen 6 Monate, und auch die Labor-Sommer konnten dank dauerhaft “guten Wetters”, hoher Tagestemperaturen, etwas verkürzt werden. So manches Volk aus der Gattung Lepto[I]thorax [/I]hat innerhalb eines Kalenderjahres bis zu drei “künstliche Jahre” durchlebt, d.h., auch dreimal statt einmal in einem Kalenderjahr Geschlechtstiere aufgezogen. [/font]

[font=Times New Roman]Von einem Volk der einheimischen Temnothorax unifasciatus möchte ich etwas ausführlicher berichten. Trotz mehrfachen Einsatzes in – für die Ameisen – lebensgefährlichen Experimenten hat es lange Zeit überdauert: Zunächst wurde das im Januar 1989 aus dem Freiland entnommene, damals sicher bereits 3-4 Jahre alte Volk für ein paar Kalenderjahre gehalten um Arbeiterinnenpuppen daraus zu gewinnen, die wiederum Völkchen von sozialparasitischen Arten zugesetzt wurden. Die Angehörigen der Gattung Temnothorax, zu der T[I]. unifasciatus[/I] ebenso wie T[I]. nylanderi[/I], benötigen 5-6 Monate Winter und sind daher nur in leicht verkürzten Jahreszyklen von 9-10 Monaten zu halten. Das Volk diente später, zusammen mit einigen anderen, für (erfolglose) Infektionsversuche mit dem parasitischen Pilz Myrmicinosporidium durum, dem Erreger der “Näpfchenkrankheit” (Buschinger, A., 1995; Sañchez-Pena et al., 1993). Im 7. Laborjahr erfolgten experimentelle Infektionen mit einer Gregarine, einem in amerikanischen Leptothorax-Arten parasitierenden Einzeller (Kleespies et al., 1997). Auch dies blieb für die Ameisen ohne erkennbare Folgen. [/font]

[font=Times New Roman]Im Oktober 1998, im 11. Laborjahr, wurde beobachtet, dass Arbeiterinnen die Königin attackierten. Da sie schon ein paar Beine verloren hatte, wurde sie seziert. Sehr lange Ovariolen und zahlreiche Gelbkörper zeigten, dass es sich tatsächlich um eine sehr alte, fertile Königin handelte; ihr Receptaculum enthielt noch reichlich lebende Spermien. Warum diese Königin von ihren Töchtern exekutiert werden sollte, ist unklar. Zu der Zeit aber entstanden gerade junge Königinnen und auch Männchen in dem Nest. [/font]

[font=Times New Roman]Offenbar kam es zu Begattungen unter diesen Geschlechtstieren. Drei Weibchen entflügelten sich, eines wurde seziert und hatte ein mit Spermien wohl gefülltes Receptaculum. Ein weiteres Weibchen hatte ein Vorderbein verloren, verhielt sich aber wie eine Königin: Hatte ein “Regierungswechsel”, eine Ablösung der alten durch eine neue Königin stattgefunden? Es sieht ganz so aus. Im 12. Jahr (dem ersten mit der neuen Königin) entstanden unverhältnismäßig viele Männchen, sicher als Nachkommen von Arbeiterinnen. Die neue Königin wurde auch noch hin und wieder von Arbeiterinnen attackiert. Im 13. Jahr war sie offenbar akzeptiert, das Volk zog nochmals viele Männchen, aber auch ein paar Arbeiterinnen auf, nun sicher Töchter der neuen Königin. Die Anzahl der alten Arbeiterinnen war zwischenzeitlich von >200 auf nur noch etwa 30 zurückgegangen. [/font]

[font=Times New Roman]Im Mai 2003, im 17. Laborjahr der Kolonie, und im 5. Jahr der neuen Königin, entstanden erstmals wieder Jungweibchen. Leider fiel die jetzige Königin durch meine Ungeschicklichkeit einem Unfall zum Opfer. Bemerkenswert war aber, dass die neuen Jungweibchen ziemlich klein waren. Sie hatten nur kurze Flügelstummel und wirkten insgesamt wie “Intermorphe”.[/font]

[font=Times New Roman]Als Ergebnis der ungeplant langen Haltungsdauer zeichnet sich ab, dass unter bestimmten Umständen bei T. unifasciatus Begattung im Nest bzw. in dem sehr kleinen Formikar (10 x 10 cm Grundfläche, 3 cm Höhe) vorkommt. Im Freiland, wo die Geschlechtstiere abschwärmen können, ist so etwas allerdings sehr unwahrscheinlich. Auch ein Ersatz der alten durch eine neue Königin, wie er in diesem Versuch auftrat, wird im Freiland wohl nie erfolgen: Kämpfe zwischen mehreren begatteten Jungköniginnen sowie Attacken der fertil gewordenen Arbeiterinnen (sie “wollen” ihre Fortpflanzungs-Interessen mittels eigener Männchen-Produktion wahren) werden sicher dazu führen, dass die angegriffenen Jungköniginnen das Weite suchen. Schließlich ist Geschwisterbegattung erfolgt. Ob die zuletzt aufgezogenen kleinen, intermorphen Weibchen eine Folge von Inzucht sind, muss dahin gestellt bleiben.[/font]

[font=Times New Roman]--------[/font]


[font=Times New Roman]Ja, das kann gleich auch als „Haltungsbericht“ betrachtet werden, obwohl die Kolonie nicht nur gehalten, sondern für etliche Experimente „gestresst“ wurde. Fremde Begriffe können im Ameisenwiki ( http://www.ameisenwiki.de/index.php/Kategorie:Fachbegriffe ) nachgesehen werden.[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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