Hallo!
Nach meiner Lasius niger-Kolonie, die prächtig gedeiht, überlege ich, mir eine zweite Kolonie mit Winzlingen zuzulegen. Dabei stellen sich mir mehrere Fragen:
1. Welche Temnothorax?
In den Haltungsberichten im Forum liest man immer wieder davon, dass Temnothorax auch in "Gefangenschaft" schwärmen. Ich würde nur ungern die schwärmenden Geschlechtstiere töten, daher wäre für mich eine Art passend, die ich reinen Gewissens in meiner Tiroler Heimat in die Freiheit entlassen kann. Sehr wahrscheinlich werde ich mir da selbst eine Gyne suchen müssen (nachdem es sogar eine Temnothorax tirolensis gibt). Habt ihr eventuell Tipps, wann und wo man suchen könnte (evtl. sogar konkrete Stellen nahe Innsbruck)? Oder verbreiten sich diese Kleinstameisen so leicht im Gepäck des Menschen, dass eine Homogenisierung kein Problem (mehr) ist?
2. Nestart - Befeuchtung usw.
Geplant hätte ich ein Holz- oder Korknest. Korknest tendenziell lieber wegen der Schimmelgefahr. Bei einer so kleinen Art schätze ich, dass sie den Kork nicht ernsthaft beschädigen können, oder? Allerdings stellt sich da das Problem der Befeuchtung. Im Forum habe ich verschiedene Vorschläge dazu gefunden, am machbarsten klingt für mich der, eine wassertransportierende Schicht (z.B. Stoff) zwischen zwei Korkschichten zu pressen. Aber ist eine Nestbefeuchtung überhaupt nötig? Die Nester, die in Shops für diese Art angeboten werden, scheinen keine Vorrichtung dafür zu besitzen (z.B. Reagenzglasnest oder Nest aus einer Nusshälfte)
3. Ausbruchschutz
Was würdet ihr als Ausbruchschutz für die Arena empfehlen? Ich hatte mir überlegt, eine Ferrero-Rocher-Schachtel zu verwenden. Am Plastik kommen sie ja ziemlich sicher recht leicht hoch, wäre Graphitpulver eine wirksame Waffe?
Danke schonmal für eure Hilfe!
Edit: cool, gespostet um 1337 Uhr!

Hallo Cato,

zu 1. kann ich Dir nichts sagen.

zu 2.

bei mir hat Temnothorax cf. nylanderi die Wahl zwischen Walnußhälften, Eicheln, Korknestchen und simplen Schläuchen (Innendurchmesser 4 mm).
Außer den Korknestchen (eventuell zu große Nestkammern) sind alle anderen Nestvarianten zumindest temporär angenommen worden.
Möglichkeiten zur Nestbefeuchtung gibt es in keiner der genannten Nestformen.
In den Arenen steht allerdings immer Wasser zur Verfügung.

zu 3.

Paraffinöl hat sich bei mir seit Jahren als Ausbruchsschutz bewährt.
Nur zur Schwarmzeit muss man darauf achten, dass die schwärmenden Tiere nicht darin kleben bleiben und sollte Starthilfen (z.B. Klopapierrollen), die höher als der Arenarand sind, anbieten.


Gruß, Isi

[font=Times New Roman]@ Cato:[/font]

[font=Times New Roman]Wenn Du in dem von Dir verlinkten AntCat den Namen anklickst, kommt die Information: [/font]
[font=Times New Roman]Temnothorax tirolensis synonym of Temnothorax affinis.[/font]
[font=Times New Roman]Leptothorax tirolensis Gredler, 1858External_link: 26 (w.) AUSTRIA. AntWiki[/font]

[font=Times New Roman]Es handelt sich also um die weit verbreitete Art Temnothorax affinis, die vor allem in toten Zweigen in Gebüsch und z. B. auch auf Eichen, Walnuss- oder Kirschbäumen zu finden ist.[/font]

[font=Times New Roman]Als Baumbewohner hat sie sehr gute Haftorgane an den Füßchen um nicht dauernd herunter zu fallen. Aber aus diesem Grund ist sie auch kaum mit Paraffinöl zu bändigen...[/font]

[font=Times New Roman]„…verbreiten sich diese Kleinstameisen so leicht im Gepäck des Menschen, dass eine Homogenisierung kein Problem (mehr) ist?“ – Doch, ist ein Problem, denn die geraten nicht so einfach in das Gepäck![/font]
[font=Times New Roman]Wenn Du Dich über Temnothorax nylanderi und T. crassispinus schlau machst, wirst Du schnell erfahren, dass es da eine recht scharfe West-Ost Verbreitungsgrenze gibt. Wie diese in den Alpen verläuft, ist wohl unbekannt. ([/font][font=Times New Roman]http://www.ameisenwiki.de/index.php/Temnothorax_nylanderi[/font][font=Times New Roman] und [/font][font=Times New Roman]http://www.ameisenforum.de/temnothorax/42628-temnothorax-cf-crassispinus-haltungserfahrungen.html[/font][font=Times New Roman] )[/font]
[font=Times New Roman]Andererseits solltest Du bei Innsbruck auch leicht eine der beiden Arten selber finden können, in hohlen Eicheln oder Haselnüssen mit einem kleinen Loch, unter den entsprechenden Bäumen/ Sträuchern. Einzelne Königinnen der Temnothorax-Arten sind allerdings allgemein schwer zu finden, aber von einem ganzen Völkchen hast Du mehr. Geschlechtstiere beider Arten kannst Du problemlos freilassen, wenn das Völkchen aus Deiner Gegend stammt.[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]

Alles klar, vielen Dank euch beiden! Jetzt erkenne ich auch die Starthilfe aus deinem Haltungsbericht als das, was sie ist, Isi: die Toilettenpapierrolle, sehr kreativ
Beugst du dem Ausbruch mit Deckel vor, Merkur?
Ich hatte gesehen, dass die Temnothorax tirolensis eine affinis ist, das war ein bisschen augenzwinkernd gemeint. Andererseits dachte ich, dass auch einiges dafür spricht, dass die intraspezifische Diversifizierung vielleicht einige Besonderheiten bei der Art ausgebildet hat, sodass sie nicht ohne weiteres erkannt wurde. Habe dann in dem Buch, in dem die Art als tirolensis beschrieben wurde (und das übrigens von einem Lehrer meines früheren Gymnasiums verfasst wurde ), nochmals genauer nachgelesen, bin gespannt, ob die von ihm beschriebenen Unterscheidungsmerkmale zu T. affinis zu beobachten sind. Ich hatte ein bisschen Bedenken, was das Entnehmen eines ganzen Volkes anlangt, aber wenn das hier nicht als moralisch verwerflich angesehen wird, sind die Bedenken zerstreut, weil ich mir keine Instanz vorstellen kann, die das strenger beurteilen würde.

Cato hat geschrieben:Ich hatte ein bisschen Bedenken, was das Entnehmen eines ganzen Volkes anlangt, aber wenn das hier nicht als moralisch verwerflich angesehen wird, sind die Bedenken zerstreut, weil ich mir keine Instanz vorstellen kann, die das strenger beurteilen würde.

Solange die Beschaffung nicht entgegen geltender Gesetze passiert oder dafür ein Ausmaß an Zerstörung nötig ist dass die Maßnahme nicht mehr rechtfertigt (metertiefes Ausgraben von Nestern) und auch das Ausmaß der Beschaffung keinen Anlass zur Sorge gibt wirst du sogar im AF nicht gefressen werden.

Zum Einsammeln: Um möglichst eine komplette Kolonie zu erwischen empfiehlt es sich an kühlen Tagen/Tageszeiten auf die Suche zu gehen, dann sind die meisten Arbeiterinnen im Nest.
Mir ist das übrigens ganz nebenbei & aus Versehen passiert, als ich im späten Herbst ein bisschen Streuschicht für mein Tausendfüßerbecken eingesammelt habe. Die Kolonie lebt jetzt in einem Hohlraum eines großen Stücks Eichenrinde, das schon vorher im Becken lag. Bewässert wird nur indirekt per Sprühen.
Ob es sich dabei um Lepto- oder Temnothorax handelt weiß ich (noch) nicht, aber wenn man die Habitatansprüche kennt halte ich das auch nicht mehr für so wichtig.

[font=Times New Roman]@ Cato: In meiner (professionellen) Haltung lebten die Temnothorax in Plastikschachteln von 10 x 10 x 3 cm. Die Seitenwände wurden mit Paraffinöl dünn bestrichen. Ein Deckel (mit eingeklebtem Lüftungsgitter) war stets darauf, vor allem um die Feuchtigkeit des Gipsbodens nicht zu rasch verdunsten zu lassen. – T. affinis haben den Ölfilm oft überwunden und versucht sich zwischen Rand und Deckel durchzuquetschen.[/font]
[font=Times New Roman]T. nylanderi bzw. T. crassispinus sind so häufig, z. B. unter Eichen, dass ein einziger Schwammerlsucher leicht mehrere Dutzend davon ahnungslos plätten kann. Traurig, aber nicht zu ändern. Es ist jedenfalls nicht schlimm, wenn man da ein Völkchen zur Haltung entnimmt.[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]