Einzelne Beobachtungen, zusammen darüber denken!

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Sajikii
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#1 Einzelne Beobachtungen, zusammen darüber denken!

Beitrag von Sajikii » 21. Juni 2013, 10:00

Hallo liebe Ameisenforum-Gemeinde!

Wie der Titel schon verrät, habe ich einzelne Beobachtungen in letzter Zeit gemacht, für die ich unterm Strich nicht wirklich eine Erklärung hatte bzw. etwas fremd wirkte.

Und zwar war ich vor rund zwei Wochen widerholt im Raxgebiet, über 1000-1300m Seehöhe, Bienenvölker betreuen. Abgesehen davon das sich Raptiformica sanguinea in einigen Deckeln dessen Völkern einnistet (das habe ich schon einmal hier im Forum näher berichtet, da ging es aber um Camponotus fallax im Niederösterreichischen Flachland bzgl. der Wärmenützung für ihre Brut) gibt es noch zwei weitere Ameisenarten die eben für mich die Ungereimtheiten auslösten. ;)

In der besagten Zeit konnte ich außer einigen Camponotus herculeanus Kolonien in den Bienenbeutendeckeln als auch außen an Lachnidenherden an Fichten, schwärmende Jungköniginnen mit und ohne Flügel beobachten. Offensichtlich war da aber die Schwarmzeit schon früher angezettelt, da ich (und jetzt kommt eine der Fragezeichen) bereits mindestens dreimal 4-6 Gynen zusammen unter so einem besagten Deckel vorfand. Jetzt frage ich mich, ... habe ich das schon vergessen, oder kommt es auch mal bei C. herculeanus vor das sie eine Pleometrose betreiben? Bisher war mir das nicht bewusst. Also, was sah ich da für eine Gynenversammlung? Kann mir das jemand erklären?

Dann komme ich zur zweiten Frage!
Wieder, zweimal unter den Deckeln entdeckt, eine Lasius niger-artige Ameise (wirkte aber eine Spur kleiner, und eine Spur graziler bzw. wirkte Abdomen am Ende etwas spitzer) die mehrere Gynen (diese wirkten aber auch wieder wesentlich zierlicher, weniger plump wie eine Lasius niger Gyne), ich zählte immer so 3-4, hatten. Eine Pleometrose kann man hier ausschließen, da immer mehrere hundert Arbeiterinnen mit viel Brut dabei waren. Also, was denkt ihr, welche Art könnte das sein? Ich weiß, ohne Fotos gehts mehr schlecht als recht, aber vlt. kann man in Hinsicht auf die hohe Lage sehr viele Arten ausgrenzen und so eher auf ein Ergebnis kommen!?

Nachtrag: Hab gerade im Seifert geblättert, eine Pleometrose bei Camponotus herculeanus ist also nichts außergewöhnliches! Also ist meine erste Frage eher umsonst gestellt worden, obwohl, so konnte ich meine Beobachtung wenigstens mit euch teilen ;).

Vlt. kann aber ja jemand was zur zweiten Frage schreiben! Irgendwelche Ideen, welche Art das sein könnte? Würde mich einfach interessieren, was das für welche sind, damit ich auch diese zuteilen kann.

Schönen Tag noch!


LG

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Isi
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#2 AW: Einzelne Beobachtungen, zusammen darüber denken!

Beitrag von Isi » 21. Juni 2013, 10:15

Hallo Sajiki,

bei deiner 2.Frage könnte es sich um Tapinoma erraticum handeln.


Gruß, Isi



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Boro
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#3 AW: Einzelne Beobachtungen, zusammen darüber denken!

Beitrag von Boro » 21. Juni 2013, 11:29

Hallo Sajiki!
Schön, dass es noch Bienenzüchter/-betreuer gibt, in Zeiten wie diesen...........
Bezüglich der kleinen, quirligen Ameisenart kann man Isi zustimmen: Nach deiner Beschreibung könte es sich um Tapinoma sp. handeln. Ob T. erraticum od. T. subboreale (syn. ambiguum) vorliegt kann man durch bloße Beobachtung nicht sagen. Beide Arten lassen sich unter dem Bino recht gut an Hand der Einbuchtung d. vorderen Clypeusrandes unterscheiden.
Hier ein paar Bilder zu Tapinoma sp. u. als Vergleich erscheint auch Lasius sp. im Bild. Tapinoma sp. ist jedenfalls polygyn.
http://www.ameisenforum.de/einheimische ... 47810.html
L.G.Boro



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Sajikii
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#4 AW: Einzelne Beobachtungen, zusammen darüber denken!

Beitrag von Sajikii » 21. Juni 2013, 15:47

Vielen Dank für eure Antworten!

Ich muss gestehen, ich dachte schon einmal kurz an Tapinoma sp., allerdings lies ich mich von meinem (wohl falschen) Gefühl "diese Art sei eher im Flachland vertreten" zu sehr wieder davon ableiten. Das heißt also, dass wieder einmal eine seltene Art einen Platz in einem Beutendeckel gefunden hat? Schön! =D

LG


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Boro
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#5 AW: Einzelne Beobachtungen, zusammen darüber denken!

Beitrag von Boro » 21. Juni 2013, 17:24

Bis auf 1000 m Höhe kann man schon mit Tapinoma sp. rechnen. SEIFERT nennt f. T. erraticum 950 m. In günstigen Lagen geht sie sicher auch noch bis über 1000 m. Am Südhang d. Dobratsch in Kärnten habe ich bei 960 m einige Nester gefunden u. schließe daraus, dass sie sicher auch noch etwa 100 m höher steigen.
Typisch für die Art ist die Eigenschaft, das Gift nicht auf den Gegner zu spritzen, sondern auf ihm "abzustreifen". Kurz zuvor heben sie die Gaster drohend in die Höhe u. richten diese auch bereits auf die Seite des nahenden Feindes (wie oben bei den Bildern ersichtlich). Die kleine Ameise verschafft sich mit der rasch lähmenden Wirkung des aufgetragenen Giftes Respekt. Nicht allerdings bei L. niger od. L. emarginatus, aber die beiden Arten haben sowieso vor "niemandem" Respekt."
Was ich damit sagen will: Die Gattung erkennt man schon auf Grund des Verhaltens sofort. Für einen Insektenprofi wie dich kein Problem.....
Es gibt Völker mit kleinen Individuen, kaum mehr als 2 mm, andere wieder weisen eine Länge v. 2 mm - 3 mm auf. Hier hab ich gute Fotos v. PHiL gefunden: http://www.ameisenforum.de/einheimische-europ-ische-ameisen/tapinoma-cf-erraticum-fotos-t37025.html Ja, noch ein Kennzeichen: Sie haben Nacktpuppen!!
L.G.Boro



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