Holznest - Feuchtigkeit gezielt steuern? Welche Holzart?

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lubobde
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#1 Holznest - Steuert ihr den Feuchtegrad? Erfahrungen mit div. Holzarten?

Beitrag von lubobde » 21. Oktober 2013, 11:23

Ich bin dabei, ein kleines Holznest für unsere Camponotus nicobarensis zu bauen.

Ich werde dabei auch versuchen, den Grad der Holzfeuchtigkeit zu steuern. Dadurch, dass ich nur von einer Seite bewässern werde, sollen sich Zonen mit unterschiedlichen Feuchtigkeitsgraden bilden. Im feuchtesten Bereich soll die Feuchtigkeit bei etwa 20% liegen. Damit wären die Fasern feucht, es gäbe aber kein freies Wasser zwischen den Zellwänden.

Hat jemand damit schon mal Erfahrung gesammelt? Wenn ja, freue ich mich, etwas darüber zu hören.

Ich habe jetzt zufällig ein passendes Stück Linde. Hat jemand von euch schon einmal unterschiedliche Holzarten ausprobiert? Eiche soll ja sehr resistent gegen Befall sein.



DermitderMeise
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#2 AW: Holznest - Feuchtigkeit gezielt steuern? Welche Holzart?

Beitrag von DermitderMeise » 21. Oktober 2013, 20:36

Hallo lubobde!
Ob sich bei dieser Art ein kleines Nest lohnt? Ich halte sie nicht selbst, aber bei dem was man so liest (frz., in einem Jahr über 1000 Arbeiterinnen, Ernes Bericht) wirst du dann schnell nachliefern müssen. :)

Zum Holz befeuchten: Würde ich ehrlich gesagt nicht in dem Ausmaß machen. Wie schon gesagt kenne ich mich mit der konkreten Art nicht aus, aber holzbewohnende Ameisen sind eher an ein Trocken-Feucht-Wechselspiel oder trockene Bedingungen angepasst. Dazu transportieren Holznester überschüssige Feuchtigkeit nur schlecht, es wird also ein Teil des Nestes effektiv "versumpfen"; durch Kondenswasserbildung kann es in anderen Teilen des Nestes zu Schwierigkeiten kommen. Hölzer die nicht leicht schimmeln (Eiche z. B.) sind gleichzeitig auch gerne sehr wasserresistent oder sogar -abweisend, dadurch wird dein Vorhaben schon grundlegend recht schwierig. Eine andere Möglichkeit wäre ein morsches Stück Holz anzubieten, mit einer entsprechend angepassten Bewässerung; dort könnten die Ameisen leicht eigene Gänge anlegen. Käme das für dich in Frage?

...und abwarten, vielleicht meldet sich noch jemand der das in dieser Kombination schon ausprobiert hat. :)



lubobde
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#3 AW: Holznest - Feuchtigkeit gezielt steuern? Welche Holzart?

Beitrag von lubobde » 21. Oktober 2013, 21:57

Vielen Dank für deine Überlegungen. Genau wegen der überschüssigen Feuchtigkeit will ich den Feuchtigkeitshaushalt auch überwachen, und zwar an der nässesten Stelle, da wo die Bewässerung statt findet und genau hier stellt sich mir auch die Frage mit dem Kondenswasser. Zusätzlich zur artgerechten Haltung verbinde ich damit die Hoffnung, dass das Holz, da hydrophil, die Feuchtigkeit so gut bindet, dass ich dann auch weniger Kondenswasser habe, als jetzt mit dem Ytong-Nest.

Die Frage ist natürlich: Klappt dies überhaupt und wenn ja, welchen Feuchtigkeitswert muss ich dafür einstellen? Ich habe mir gestern einen kleine Messmechanismus überlegt und über Nacht und im Laufe des heutigen Tages erfolgreich getestet. Es sieht jetzt also so aus, dass ich die Befeuchtung tatsächlich gezielt regeln kann.

Den Bericht von Ernes kenne ich, da habe ich auch gestaunt. Da Camponotus nicobarensis aber polygyn sind, können sie sich sogar zu Superkolonien entwickeln, wenn man da als Halter keinen Stop setzt. Die Strategie, einfach immer weiter anzubauen, dürfte also zumindest bei den allermeisten Haltern irgendwann einmal doch an räumliche Grenzen stoßen.

Insofern werde ich einfach die Futterbremse früher ziehen als Wolfgang. Die Frage wird natürlich sein, was ich dafür als Indikator nehme. Ameisen pro cm2? Agressivität? Mal sehen, bis es so weit ist, habe ich vielleicht noch ein Jahr Zeit.



DermitderMeise
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#4 AW: Holznest - Feuchtigkeit gezielt steuern? Welche Holzart?

Beitrag von DermitderMeise » 22. Oktober 2013, 17:47

lubobde hat geschrieben:Genau wegen der überschüssigen Feuchtigkeit will ich den Feuchtigkeitshaushalt auch überwachen, und zwar an der nässesten Stelle, da wo die Bewässerung statt findet und genau hier stellt sich mir auch die Frage mit dem Kondenswasser.

Hm, sehe gerade dass ich das oben nicht verständlich ausgedrückt habe, also noch ein Versuch: Ein dauerhaft richtig feuchter/sumpfiger Ort ist für holzbewohnende Arten sehr wahrscheinlich nicht artgerecht. Da du vorhast ein kleines Nest zu bauen wird sich die Feuchtigkeit auf den ganzen Nestbereich auswirken; wenn das nun so eine Anlage wäre könntest du da sicherlich eine "Sumpfgrube" einrichten. Aber wozu? Jedes Mehr an Feuchtigkeit schafft erfahrungsgemäß Probleme und bringt die Ameisen nicht weiter. Ein zu feuchtes Nest wieder trocken zu bekommen dauert einige Tage, für die andere Richtung sind nur Sekunden nötig.

Zusätzlich zur artgerechten Haltung verbinde ich damit die Hoffnung, dass das Holz, da hydrophil, die Feuchtigkeit so gut bindet, dass ich dann auch weniger Kondenswasser habe, als jetzt mit dem Ytong-Nest.

Holz nimmt zwar Feuchtigkeit auf und gibt sie ab, aber das passiert über Tage bis Wochen; daher m. E. ein Vorhaben, dessen Erfolg in diesem Maßstab eher zweifelhaft ist.

Die Frage ist natürlich: Klappt dies überhaupt und wenn ja, welchen Feuchtigkeitswert muss ich dafür einstellen?

Du musst keinen Feuchtigkeitswert "einstellen". Das ist genauso ein Missverständnis wie das, dass die Ameisen eine "konstante Temperatur" brauchen um... ja, was eigentlich? :) Wenn du das Holznest alle Jubeltage über eine Nadel/einen kl. Schlauch befeuchtest wird das ausreichen und die Tiere werden dir durch ihr Verhalten zeigen was sie davon halten.
Als Beispiel: Auch nach einigen Jahren Ameisenhaltung hatte ich das Nest meiner Camponotus maculatus (Erdbewohner in einer eingeglasten Gipsfarm) zu Anfang trotz Sparsamkeit viel zu sehr befeuchtet, so dass sie sich die ersten Tage im Schlauch einquartierten... Danach habe ich nur noch alle ein bis drei Wochen (je nach Wetterlage) 1- 2 ml nachgefüllt, seitdem bleiben sie im Nest und sitzen immer auf der trockeneren Seite. Wenn die Heizung an ist ziehen sie mit Sack und Pack in die Nähe der Wärme, egal wo geheizt wird; aktuell wird der Schlauch gewärmt, also sitzen sie (gerade auch die Königin) dort.

Ich habe mir gestern einen kleine Messmechanismus überlegt und über Nacht und im Laufe des heutigen Tages erfolgreich getestet. Es sieht jetzt also so aus, dass ich die Befeuchtung tatsächlich gezielt regeln kann.

Hast du dir da etwas selbst gebastelt oder wie hast du das gelöst? Es ist gar nicht so dass ich daran uninteressiert bin, ich denke nur dass du dir die falsche Art ausgesucht hast um mit (viel) Feuchtigkeit herumzuexperimentieren; Myrmica rubra oder Formica picea wären da geeigneter, z. B, oder Polyrhachis sokolova. ;)



lubobde
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#5 AW: Holznest - Feuchtigkeit gezielt steuern? Welche Holzart?

Beitrag von lubobde » 22. Oktober 2013, 18:26

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort, die ich sehr beruhigend finde.

Ich hatte bedenken, dass das Holz aufgrund der Heizung zu trocken wird. Laut diversen Seiten soll die Temperatur im Nest ja bei 24° bis 28° liegen, was ich anhand meiner bisherigen Beobachtungen bestätigen kann. Die Luftfeuchtigkeit soll bei 50% bis 70% liegen.

Genau der Punkt, den du beschreibst, dass man in wenigen Sekunden zuviel Wasser beigeben kann, hat meine Bedenken ausgelöst, den solange man das Holz nicht gerade triefend nass macht, sieht man ihm ja nicht an, wie feucht oder trocken es ist. Ob jetzt aber 20% Holzfeuchte der richtige Wert ist, ist natürlich völlig unklar. Insofern ist der Teil meines Eingangspostings tatsächlich sogar Blödsinn. Ich dachte nur, dass es sinnvoll ist, mir darüber vorab Gedanken zu machen, bevor ich das Formicarium umbaue. Sollte die Lösung überflüssig sein, ist es kein Schaden, umgekehrt müsste ich die Ameisen aber wieder gewaltig behelligen, da ich Nest und Arena in einem Becken habe (was ich schon etwas bereue, aber das ist ein anderes Thema).

Der Mechanismus, den ich mir ausgedacht habe, ist übrigens kein Hexenwerk. Holz quillt bekanntlich, da sich durch Feuchtigkeit die Faserlänge verändert. Wenn man jetzt von einem Fixpunkt im Holz (ein Nagel oder Holzdübel) einen Faden zu einer kleinen beweglichen Rolle am anderen Ende des Holzstücks spannt, hat man schon fast alles was man braucht.

Quillt das Holz (zunehmende Feuchtigkeit), verlängert sich der Weg und der Faden zieht/dreht die Rolle in die eine Richtung. Schrumpft das Holz, wickelt die Rolle den Faden dank eines kleinen, an der Rolle drangehängten Gegengewichts in der andere Richtung auf. Jetzt noch eine kleine Skala oder einen Zeiger an die Rolle geklebt und schon kannst du den Feuchtigkeitsgrad ungefähr ablesen.

Bei Zimmertemperatur hat Holz etwa 12% Feuchte, getrockent natürlich 0% und die maximale Ausdehnung liegt bei ca. 28%. Für unsere Zwecke reichen aber schon Daumenwerte bzw. eine selbstdefinierte Skala völlig aus. Ich muss ja nur sehen, dass das Holz letzte Woche auf dem 3. Strich war und heute auf dem 1. Strich ist. Mit ein bisschen Experimentieren hat man dann sehr schnell heraus, wie viel Wasser man zugeben muss, um wieder auf den 3. Strich zu gelangen. Ob dieser jetzt 18,34% oder 22,15% Feuchte repräsentiert, ist gar nicht wichtig, Hauptsache ist, beim 3. Strich geht es den Ameisen gut.



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#6 AW: Holznest - Feuchtigkeit gezielt steuern? Welche Holzart?

Beitrag von DermitderMeise » 23. Oktober 2013, 13:56

lubobde hat geschrieben:Laut diversen Seiten soll die Temperatur im Nest ja bei 24° bis 28° liegen, was ich anhand meiner bisherigen Beobachtungen bestätigen kann.

Ah, du hast die Tiere also schon?

Die Luftfeuchtigkeit soll bei 50% bis 70% liegen.

Wenn solche Werte "einfach so" angegeben werden, sind sie meistens auf die Arena bezogen.

[...] kein Hexenwerk. Holz quillt bekanntlich, da sich durch Feuchtigkeit die Faserlänge verändert. Wenn man jetzt von einem Fixpunkt im Holz (ein Nagel oder Holzdübel) einen Faden zu einer kleinen beweglichen Rolle am anderen Ende des Holzstücks spannt, hat man schon fast alles was man braucht.

Einfache Lösungen sind oft die besten! :) Muss man dort genau hinsehen? Wie groß sind solche Holzbewegungen, in welchem Zeitraum?

Ob dieser jetzt 18,34% oder 22,15% Feuchte repräsentiert, ist gar nicht wichtig, Hauptsache ist, beim 3. Strich geht es den Ameisen gut.

So ist es! Ich halte die Tiere meistens komplett ohne Messgeräte und orientiere mich nur an deren Verhalten; da die Arbeiterinnen mehr oder weniger eindeutig und recht schnell auf Schwankungen in den Umweltbedingungen reagieren ist das auch eine gute Möglichkeit zur Gegenkontrolle wie eingeführte Änderungen "ankommen".



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#7 AW: Holznest - Feuchtigkeit gezielt steuern? Welche Holzart?

Beitrag von lubobde » 23. Oktober 2013, 14:10

Ich muss leider ganz dringend für ein paar Tage verreisen, ich melde mich wahrscheinlich am Wochenende mit einer ausführlichen Antwort, wenn die Zeit reicht, auch mit Bild und Bauanleitung.

Man kann es sehr gut ablesen, dank einer Ãœbersetzung liegt die Bewegung im Bereich von 3-5 mm.



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