User des Monats Oktober 2024   ---   Denis  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Altes aus der Wissenschaft ;)

Nachrichten aus den Medien und der Wissenschaft.
Krabbeltierfan
Halter
Offline
Beiträge: 568
Registriert: 28. August 2009, 16:06
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal

#1 Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Krabbeltierfan » 26. Oktober 2013, 14:20

Hey,

nun sitze ich gerade in einem Seminar (Thema Tierethik), und es wird Darwin durchgekaut. Eine Textpassage irritierte mich etwas, es geht um die Geisteskräfte von Tieren. Vielleicht ist es auch für den "Zum Schmunzeln"-Thread?:

Darwin hat geschrieben:Selbst Insecten spielen zusammen, wie jener ausgezeichnete Beobachter P. Huber beschrieben hat, welcher sah, wie Ameisen sich jagten und thaten, als wenn sie einander bissen, genau so, als wenn es junge Hunde gewesen wären

Er bezieht sich auf P. Huber: Recherches sur les moeurs des Fourmis. 1810, S.173

Eine zweifelsohne interessante Beobachtung, auch wenn ich persönlich sie anzweifel. Oder hat schonmal jemand derartiges ebenfalls beobachtet?

Grüße
Krabbel



Benutzeravatar
Boro
Halter
Offline
Beiträge: 6149
Registriert: 28. März 2004, 19:00
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 9 Mal

#2 AW: Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Boro » 26. Oktober 2013, 15:25

Also, mir fällt in dem Zusammenhang der Kommentkampf zwischen Ameisenkolonien ein, z. B. intraspezifisch bei L. niger oder Tetramorium spp. und interspezifisch etwa zw. L. niger und L. emarginatus. Hier geht es um Reviergrenzen, Dauernahrungsplätze usw.
Wenn Hunde miteinander "rangeln", geht es um die Rangordnung...
L.G.Boro



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#3 AW: Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Gast » 26. Oktober 2013, 16:02

Pierre Huber, geb. 1777 in Genf, war einer der ersten, die sich mit dem Sozialleben der Ameisen befassten. Sein Buch von 1810: Recherches sur les moeurs des fourmis indigènes (Untersuchungen über die Sitten der einheimischen Ameisen), ist ausgesprochen faszinierend. P. Huber war der erste, der die Sklavenraubzüge von Polyergus rufescens beschrieben hat.

Man muss bedenken, dass damals, vor 200 Jahren, es noch nicht einmal den Begriff Ethologie (Verhaltensforschung) gab, dass man die Königin der Honigbiene noch für einen König hielt, und dass man viele Aktivitäten von Tieren mit menschlichen Tätigkeiten gleich zu setzen versuchte.
So hat man viel unerklärliches Verhalten bei Tieren als „Spielen“ gedeutet, was wir heute vielleicht als „Drohen“, oder in anderem Zusammenhang als vorsichtigen Angriff bezeichnen würden. Oft gibt es bei Ameisen auch echte Kämpfe, die ohne sichtbare Beschädigung des Gegners ablaufen (s. Boro: Kommentkämpfe).

Hölldobler & Wilson (1990, S. 370) beziehen sich auf die Beschreibung von Huber, in einem Abschnitt „Ants do not play“, und sie kommen zu dem Schluss, dass es bei Ameisen und anderen sozialen Insekten keinerlei Verhalten gibt, das als Spiel oder Einüben sozialen Verhaltens ähnlich dem bei Säugetieren betrachtet werden kann.

Aber, @ Krabbeltierfan: Schön, dass sich mal jemand mit solchen alten Berichten auseinandersetzt! :)

MfG,
Merkur



Krabbeltierfan
Halter
Offline
Beiträge: 568
Registriert: 28. August 2009, 16:06
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal

#4 AW: Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Krabbeltierfan » 26. Oktober 2013, 16:27

Vielen Dank für den Hintergrund und die Informationen über die dort vielleicht tatsächlich ablaufenden Verhaltensweisen.
Hier wird auch noch etwas über die Gedächtnisleistung der Ameisen erzählt, allerdings ist genau dort die Kopie zuende. Da schätze ich mal, es wird sich wieder auf Huber bezogen, kann man heute vieles mit Pheromonen erklären.

Nun geht unser Seminar langsam in die Richtung, Tierrechte zu diskutieren (Bishin zu der Forderung, Tieren Personenrecht zu geben). Über die kritische Haltung diesem Thema Gegenüber lässt sich dann vielleicht in ein paar Jahrzehnten auch ein bisschen Schmunzeln.

Grüße
Krabbel



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#5 AW: Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Gast » 26. Oktober 2013, 18:27

Wenn Du die (immer fruchtlose!) Diskussion über Tierrechte torpedieren möchtest, frag' doch einfach mal, was "Tiere" sind!

- Nur Säugetiere (einschließlich Ratten und Mäusen sowie unseren wichtigsten Fleischlieferanten)
- Nur Wirbeltiere (einschließlich Fische, die man an der Angel quälen darf und unter denen weitere wichtige Proteinlieferanten sind)
- Auch Gliederfüßler (einschließlich Schaben, Bettwanzen, Flöhen, Läusen, Blattläusen, Milben, Zecken, aber auch gern verzehrte Krebse, Hummer, Shrimps)
- Auch andere "Niedere Tiere" (einschließlich Bandwürmern, Spulwürmern, auch genießbare Muscheln, Austern)
-Auch einzellige Tiere (Erreger vieler Tropenkrankheiten, z. B. Malariaerreger und andere, und unabdingbare Helfer z. B. im Verdauungstrakt von Wiederkäuern).

:verrueckt:


MfG,
Merkur



Krabbeltierfan
Halter
Offline
Beiträge: 568
Registriert: 28. August 2009, 16:06
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal

#6 AW: Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Krabbeltierfan » 26. Oktober 2013, 19:33

Festgemacht wurde das hier vornehmlich an der Intelligenz der Tiere, angefangen mit der Forderung von Peter Singer, zum Beispiel Menschenaffen Personenrechte einzuräumen. Jedoch erfolgte kurz danach in einer Diskussion genau die von Ihnen beschriebene Abwärtsspirale! Delphine, Vögel, Hunde...und was dann nicht alles kam. Letztendlich kann man jedem Tier wahrscheinlich Intelligenz "vorwerfen", wo dies endet? Wahrscheinlich tatsächlich irgendwo zwischen Ameisen und Bakterien.

Wie man dann noch die Existenz des Menschen rechtfertigen kann, oder ob die Personenrechte für Tiere in kollektivem Selbstmord der Menschheit mündet, man weiß es nicht.

Der Singer scheint mir auch jemand zu sein, der gerne wie die Axt im Walde Dinge postuliert. Was ihn jetzt keinesfalls herabwürdigen soll.

Grüße
Krabbel



Benutzeravatar
Reber
Halter
Offline
Beiträge: 530
Registriert: 23. Oktober 2013, 00:05
Hat sich bedankt: 60 Mal
Danksagung erhalten: 145 Mal

#7 AW: Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Reber » 27. Oktober 2013, 22:39

Da denken Menschen, dass ausgerechnet Lebewesen, die sich noch nicht einmal Gedanken darüber machen können was Rechte sind, Rechte unbedingt brauchen, um gerade das Gattungswesen das ihnen diese Rechte verleihen soll, davon abzuhalten, die armen Geschöpfe zu schädigen.

Schon toll was so ein gesunder Menschenverstand alles hinkriegt! :)



Björn S.
Halter
Offline
Beiträge: 177
Registriert: 21. Oktober 2005, 15:49
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

#8 AW: Altes aus der Wissenschaft ;)

Beitrag von Björn S. » 28. Oktober 2013, 22:40

Was ist überhaupt "Intelligenz"? Kann man meiner Meinung gar nicht von menschlichen auf tierische Maßstäbe übertragen.

Hierzu auch:
http://freethoughtblogs.com/pharyngula/files/2012/04/octo_v_cat.jpg

Und Reber: Woher willst du (oder andere Menschen) wissen, ob sich Tiere keine Gedanken um ihre Rechte machen? :D



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Neues aus Medien & Wissenschaft“