Hallo,

durch die Beschreibung (welche sich für mich nach Seemannsgarn anhört, denn das geflügelte Insekt sieht für mich nicht nach einer Ameise aus) von diesem YouTube-Video, kam ich allgemein auf die Frage, ob geflügelte Geschlechtstiere aktiv auf Beutejagd gehen. Für mich klingt das nicht sehr plausibel, da sie sich dadurch ja einer unnötigen Gefahr aussetzen (bei männlichen Tieren ergäbe es ja eh keinen Sinn). Vielleicht weiß ja jemand mehr.

Beschreibung zu dem Video:

Shortly before this clip starts a flying ant had attacked a spider and paralyzed it. The flying ant flew away when we stumbled across them, then a little ant came along and started trying to bite the spider in half.. this video shows what happened next.

Grüße

Diffeomorphismus

Da liegt m.E. eine Verwechslung vor. Es könnte sich um eine Weg-Wespen-Art gehandelt haben. Eine von ihnen hat es sogar zum "offizielle Staatsinsekt" gebracht

Hallo,

es handelt sich in dem Video definitiv um Unwissenheit, soviel ist sicher.
Das ist eine Grabwespe oder etwas ähnliches (das kann ich nicht bestimmen), eine Ameise zumindest nicht. Sieht man auch sehr gut an den Fühlern, da fehlt der Knick.

Es gibt Arten, bei denen die Königinnen auf Nahrung von Außerhalb angewiesen sind. Semiclaustrale Gründungen. Urtümliche Gattungen wie Myrmecia oder Harpegnathos verdienen hier vielleicht sogar den Titel "jagen".

Grüße
Krabbel

Hallo,

vielen Dank für die schnellen Antworten .

Es gibt Arten, bei denen die Königinnen auf Nahrung von Außerhalb angewiesen sind.

Ja, aber diese werden sich ja für gewöhnlich vorher ihrer Flügel "entledigen". Daher fragte ich mich jetzt (unabhängig vom Video), ob z. B. unbegattete Königinnen "jagen" bzw. Nahrung aufnehmen.

Grüße

Diffeomorphismus

PS: Eine sehr außergewöhnliche Art der Koloniegründung betreibt Aphaenogaster senilis - diese Art gründet caustral. Ich werde nicht müde werden, darauf hinzuweisen .

Diffeomorphismus hat geschrieben:Ja, aber diese werden sich ja für gewöhnlich vorher ihrer Flügel "entledigen". Daher fragte ich mich jetzt (unabhängig vom Video), ob z. B. unbegattete Königinnen "jagen" bzw. Nahrung aufnehmen.

Wenn sie unbegattet in einer Kolonie leben und dort eine Arbeiterinnenfunktion einnehmen kann das passieren, ja; davon berichten hier einige Halter, z. B. bei Myrmica-Arten wenn ich mich richtig erinnere. Vor dem "Entflügeln" besteht kein Grund zum selbstständigen Nahrungserwerb, denn dann befinden sie sich noch in der Mutterkolonie die sie versorgt. Soweit ok oder schreiben wir aneinander vorbei?

caustral

Geduld, Geduld; früher oder später kümmert sich jemand darum; in diesem Fall eher später.

Soweit ok oder schreiben wir aneinander vorbei?

Okay. An unbegattete Königinnen, die als Arbeiterin im Nest verbleiben, hatte ich gar nicht mehr gedacht. Wäre ja auch sehr ungesund, wenn diese keine Nahrung aufnehmen würden .

Vor allem bezog ich mich auf Tiere auf bzw. nach dem Hochzeitsflug. Hier allerdings fragte ich mich auch, warum sie Nahrung aufnehmen sollten.

Grüße

Diffeomorphismus

Geduld, Geduld; früher oder später kümmert sich jemand darum; in diesem Fall eher später.

Tut mir leid, wenn ich die Leichen aus dem Keller hole .

Diffeomorphismus hat geschrieben:Wäre ja auch sehr ungesund, wenn diese keine Nahrung aufnehmen würden .

Naja, das Aufnehmen und Selbermachen sind zwei verschiedene Paar Schuhe, wie man selbst spätestens dann lernt, wenn man aus dem Hotel Mama auszieht. Sie könnten sich auch weiterhin füttern lassen, allerdings wird es da eine Art Sicherung geben dass das nicht allzu lange vorkommt; und so werden dann die (vorzugsweise faulen?) Jungköniginnen wiederverwertet.

Vor allem bezog ich mich auf Tiere auf bzw. nach dem Hochzeitsflug. Hier allerdings fragte ich mich auch, warum sie Nahrung aufnehmen sollten.

Während des Schwärmens haben die Tiere andere Dinge im Kopf, denke ich; Paarungspheromone lösen ja eine sehr zielstrebige Reaktion aus, die wenig Raum für anderes lässt (vielleicht essentielle Fluchtreaktionen, aber sonst?).
Danach ist zwar die Gründungsortsuche fest im Verhaltensprogramm verankert, Nahrung kann dabei trotzdem mehr oder weniger aufgenommen werden (sehr vom Individuum und dessen Stresslevel abhängig). Ich wollt's immer mal im großen Lasius niger-Schwarmflug draußen und direkt ausprobieren, habe aber durchgängig vergessen Honig mitzunehmen. Vielleicht denkt ja dieses Jahr jemand von euch daran und berichtet anschließend?

PS: Hab's auch bei den Experimenten eingetragen.

Wie unsere user schon festgestellt haben:
1. Eine Ameise (es könnte sich um eine Serviformica sp. handeln, u. U. Formica fusca) macht sich an einer paralysierten Spinne zu schaffen.
2. Eine solitäre Wespe fliegt herbei und versucht die Spinne wegzuziehen.

Solche Wespen (z. B.: http://de.wikipedia.org/wiki/Wegwespen) jagen Spinnen als Beute für die zukünfitge Brut. Sie lähmen diese mit einem Stich und transportieren sie dann in eine vorgefertigte Erdröhre, wo oft mehrere solcher Beutestücke angehäuft werden. Schließlich legt sie ein Ei (od. mehrere Eier bei einigen Opfern) auf die Opfer ab. Dann verlässt die Wespe die Nestkammer (für immer) und verschließt sie. Aus den Eiern schlüpfen bald Larven, die sich von diesen Opfern ernähren, dann verpuppen und schließlich als Imagines ins Freie krabbeln.
Anlässlich des Transportes der Beute muss diese sehr oft gezogen werden, weil sie für Flugmanöver zu schwer ist. Bei dieser Aktion lässt die Wespe die Beute wiederholt kurz liegen und entfernt sich (möglicherweise um sich zu orientieren). Dann kehrt sie rasch zurück und in der Zwischenzeit kann ein anderer Jäger die Beute entdeckt haben.
L.G.Boro