Hallo zusammen!
Zitat von Merkur
[I]„Einer meiner größten Wünsche ist es, Myrmecology zu studieren“ – Verständlich, und ein Wunsch, der von Forenusern öfter geäußert wird. Nun geht es nicht so direkt. Am Anfang steht das Biologie-Grundstudium, das für alle ziemlich gleich ist. Zum Bachelor hin muss man sich schon Richtung Zoologie, Botanik oder Mikrobiologie entscheiden. Aber erst, wenn es an die Master-Arbeit geht (früher Diplom), schließt man sich einer Arbeitsgruppe an, und da wird es dann wichtig, an einer Uni zu sein, wo Examensarbeiten mit und über Ameisen betreut werden. Das ist zurzeit etwa in Regensburg der Fall.[/I]
Da mein Abitur immer näher rückt und ich mir Gedanken über meine berufliche Zukunft mache, stellt sich mir die Frage, ob ich mit einem Studium in Richtung Myrmekologie Chancen auf einen guten Arbeitsplatz habe.
Dieses Thema wurde in den letzten Jahren immer wieder mal angerissen - einmal ist sogar eine echt lesenswerte Diskussion darüber enstanden, ob man eher das beruflich machen sollte, was sicher Zukunft hat und dann vielleicht auch Freude als "Begleiterscheinung" mitbringt oder, ob das was einem jetzt leidenschaftlich Spaß macht, auch studiert werden sollte, um die eigenen Träume zu erreichen und die Begeisterung am Thema einen motiviert - doch die Welt ändert sich jeden Tag.
Hier ein paar Sätze, die ich aus den vergangenen Threads rausgesucht habe (Links stehen unten):
- Köln hat eine Gruppe, die mit Ameisen arbeitet, aber sich bald auflöst -
- Universität Osnabrück Fr. Dr. Heike Feldhaar ist mit ihren Ameisen erst seit gut zwei Jahren (Aug 2008) aktiv -
- Entomologie: Nur zwei Leuchttürme an den jeweils entgegengesetzten Enden Deutschlands -
- Biologie -> Zoologie -> Entomologie/Ethologie -> Myrmekologie -
- Magere Aussichten, es wäre einfacher Geheimagent zu werden -
2011 wurde die damalige Situatuion ausführlich von Merkur geschildert:
Uni Regensburg
http://www.biologie.uni-regensburg.de/Zoologie/Heinze/Forschung/ameisen.html(bereits von Phil gepostet). Prof. J. Heinze ging aus dem Institut in Darmstadt hervor, war längere Zeit bei Hölldobler und Wilson an der Harvard-Universität, ging dann mit Hölldobler nach Würzburg, wo er sich habilitierte, und erhielt dann den Ruf nach Regensburg. Auch in Erlangen hatte er zeitweilig eine Professur inne.
LMU München
http://ecology.bio.lmu.de/etho_e/index.htm
Prof. Dr. Susanne Foitzik forscht und lehrt an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München. Sie ging aus der Arbeitsgruppe von Herrn Heinze hervor.
(Die Beschäftigung mit Formicoxenini und deren Sozialparasiten, einer ihrer Schwerpunkte, hat sich irgendwie von Darmstadt über Regensburg nach München vererbt).
Eine neueste Arbeit der Gruppe:
Tobias Pamminger, Inon Scharf, Pleuni Pennings, and Susanne Foitzik 2011: Increased host aggression as an induced defense against slave-making ants. - Behavioral Ecology
doi:10.1093/beheco/arq191
Uni Osnabrück
http://www.biologie.uni-osnabrueck.de/Verhaltensbiologie/Feldhaar/
Die Ameisenforschung von Frau Dr. Feldhaar und die Termitenforschung von Frau Prof. Korb (gepostet von Streaker87) in Osnabrück sind eine jüngere Entwicklung. Frau Korb kam aus Regensburg (Curriculum vitae http://www.biologie.uni-osnabrueck.de/Verhaltensbiologie/Korb/CV/cv_jk.html
Frau Feldhaar stammt aus der Gruppe von Prof. Maschwitz in Frankfurt und war zuletzt in Würzburg. (CV: http://www.biologie.uni-osnabrueck.de/Verhaltensbiologie/Feldhaar/cv_hf_en.html)
Uni Würzburg
http://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/index.php?id=members0&personid=274
Prof Flavio Roces, arbeitet u.a. an Blattschneiderameisen, allerdings stark physiologisch orientiert.
Würzburg war einmal ein Kristallisationskern der Myrmekologie, beginnend mit K. Gößwald in den 1930er Jahren. Viele deutsche Ameisenforscher waren hier über einige Zeit tätig, genossen ihre erste Ausbildung dort, dienten dort ihre Assistentenzeit ab und wurden dann an verschiedene deutsche Unis berufen. Diese „Expansion“ der Ameisenforschung hat sich nun wohl in einen Schrumpfungsprozess verkehrt.
Berlin:
Antsnature, post # 3: Ich habe hatte noch das Glück das bei uns an der FU Berlin viele externe Institute wie die BAM oder das Bundesumweltamt mit Insekten arbeiten.
Das ist natürlich keine Uni-Forschung, obwohl man einen Dozenten benötigt, der solche eher angewandte Arbeiten formal gegenüber einer Uni vertritt.
Wie sieht es denn nun im Jahre 2014 mit dem "Traum" Myrmekologe aus? Welche Unis bieten solche Spezialisierungen noch an?
Welche Alternativen gäbe es?
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=42139&highlight=myrmekologie
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=42139&highlight=myrmekologie
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=42139&highlight=myrmekologie
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=37824&highlight=myrmekologie
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=33767&highlight=myrmekologie
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=48388&highlight=myrmekologe
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=48738&highlight=myrmekologe
http://www.ameisenforum.de/viewtopic.php?t=42666&highlight=myrmekologe
Myrmekologie, deren Zukunft und Alternativen?
- Streaker87
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#2 AW: Myrmekologie, deren Zukunft und Alternativen?
Hallo Igl96,
Frau Feldhaar ist nicht mehr in Osnabrück, sondern in Bayreuth und hat dort eine Professur (Klick).
Ebenso hat Frau Korb mit ihren Termiten Osnabrück verlassen. Sie scheint in Regensburg zu sein (Klick).
In Osnabrück gibt es z.Z. keine reine Ameisen-Gruppe. In der Ethologie-Gruppe werden Mäuse, Würmer, Bienen und Ameisen behandelt (Klick). Alles ist ständig im Wandel.
Du willst was mit Ameisen machen? Dann solltest Du dieses Gebiet aufdröseln und Dich von der "Spezialisierung" verabschieden - die Zeiten haben sich geändert. Neben Verhaltens"beobachtungen" (Klick) (D. Mersch arbeitet nach ihrem Dr. z.B. an Drosophila weiter) wird viel auf molekularer Ebene gearbeitet (Klick) - seien es Gene in Bezug auf Verwandtschaften und Herkunft, oder Oberflächen-Kohlenwasserstoffe zur Freund/Feind-Erkennung. Du kannst das Gebiet auch mit der Mathematik oder Informatik verknüpfen (Klick).
Mein Tipp wäre, sich vorab zu informieren, mit was sich die Arbeitsgruppen an den jeweiligen Universitäten beschäftigen und erste Kontakte knüpfen. Zum Beispiel schon mal verlauten lassen, dass man sich auch privat interessiert und nach Praktika-Stellen erkundigen. Auch im Bachelor, bzw. wenn im 6. Semester die Arbeit ansteht, kann man sich schon in einer Arbeitsgruppe einbringen. Seien es Praktika, die Dir später die Arbeit im Labor während der Bachelor-Arbeit erleichtern, oder gar bezahlte HiWi-Stellen. Von daher stimmt das Zitat von Merkur nicht mehr ganz, dass man sich erst im Master einer AG anschließt. Aber das ist auch von Uni zu Uni, und von AG zu AG, unterschiedlich.
Frau Feldhaar ist nicht mehr in Osnabrück, sondern in Bayreuth und hat dort eine Professur (Klick).
Ebenso hat Frau Korb mit ihren Termiten Osnabrück verlassen. Sie scheint in Regensburg zu sein (Klick).
In Osnabrück gibt es z.Z. keine reine Ameisen-Gruppe. In der Ethologie-Gruppe werden Mäuse, Würmer, Bienen und Ameisen behandelt (Klick). Alles ist ständig im Wandel.
Du willst was mit Ameisen machen? Dann solltest Du dieses Gebiet aufdröseln und Dich von der "Spezialisierung" verabschieden - die Zeiten haben sich geändert. Neben Verhaltens"beobachtungen" (Klick) (D. Mersch arbeitet nach ihrem Dr. z.B. an Drosophila weiter) wird viel auf molekularer Ebene gearbeitet (Klick) - seien es Gene in Bezug auf Verwandtschaften und Herkunft, oder Oberflächen-Kohlenwasserstoffe zur Freund/Feind-Erkennung. Du kannst das Gebiet auch mit der Mathematik oder Informatik verknüpfen (Klick).
Mein Tipp wäre, sich vorab zu informieren, mit was sich die Arbeitsgruppen an den jeweiligen Universitäten beschäftigen und erste Kontakte knüpfen. Zum Beispiel schon mal verlauten lassen, dass man sich auch privat interessiert und nach Praktika-Stellen erkundigen. Auch im Bachelor, bzw. wenn im 6. Semester die Arbeit ansteht, kann man sich schon in einer Arbeitsgruppe einbringen. Seien es Praktika, die Dir später die Arbeit im Labor während der Bachelor-Arbeit erleichtern, oder gar bezahlte HiWi-Stellen. Von daher stimmt das Zitat von Merkur nicht mehr ganz, dass man sich erst im Master einer AG anschließt. Aber das ist auch von Uni zu Uni, und von AG zu AG, unterschiedlich.
- Scarvia Ny-Mand
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#3 AW: Myrmekologie, deren Zukunft und Alternativen?
Streaker87 hat geschrieben:Mein Tipp wäre, sich vorab zu informieren, mit was sich die Arbeitsgruppen an den jeweiligen Universitäten beschäftigen und erste Kontakte knüpfen. Zum Beispiel schon mal verlauten lassen, dass man sich auch privat interessiert und nach Praktika-Stellen erkundigen. Auch im Bachelor, bzw. wenn im 6. Semester die Arbeit ansteht, kann man sich schon in einer Arbeitsgruppe einbringen. Seien es Praktika, die Dir später die Arbeit im Labor während der Bachelor-Arbeit erleichtern, oder gar bezahlte HiWi-Stellen. Von daher stimmt das Zitat von Merkur nicht mehr ganz, dass man sich erst im Master einer AG anschließt. Aber das ist auch von Uni zu Uni, und von AG zu AG, unterschiedlich.
Ich wollte grade sagen, für die Bachelorarbeit kriegt man doch normal auch schon ein eigenes, festes Projekt in einer Abteilung.
Einige meiner Bekannten, die eben auch ihren Bio-Master direkt hier anschließen, haben seit dem auch öfter mit der Abteilung zu tun, sei es für HiWi-Jobs oder wenn mal ein Projekt für irgendwas benötigt wird.
Es ist auf jeden Fall von Vorteil, wenn man schon vorzeitig den Fuß in eine Abteilung kriegen kann. Ich denke, wenn man einen recht speziellen Wunsch hat, in einer vielleicht eher kleinen Abteilung, dann gilt das umso mehr. Kommt aber natürlich auch auf die "Konkurrenz" an.
Und über die Abteilungen Informationen zu sammeln ist ebenfalls eine gute Idee.
Dadurch, dass bei vielen Fachrichtungen mehrere Richtungen ineinandergreifen können, kann man durchaus auch mal etwas fachübergreifende Projekte bekommen, die man auf den ersten Blick da gar nicht vermutet hätte.
Speziell zur Myrmekologie kann ich aber leider nichts sagen.
Edit:
Achja:
Igl96 hat geschrieben:Da mein Abitur immer näher rückt und ich mir Gedanken über meine berufliche Zukunft mache, stellt sich mir die Frage, ob ich mit einem Studium in Richtung Myrmekologie Chancen auf einen guten Arbeitsplatz habe.
Dieses Thema wurde in den letzten Jahren immer wieder mal angerissen - einmal ist sogar eine echt lesenswerte Diskussion darüber enstanden, ob man eher das beruflich machen sollte, was sicher Zukunft hat und dann vielleicht auch Freude als "Begleiterscheinung" mitbringt oder, ob das was einem jetzt leidenschaftlich Spaß macht, auch studiert werden sollte, um die eigenen Träume zu erreichen und die Begeisterung am Thema einen motiviert - doch die Welt ändert sich jeden Tag.
Es kommt wohl etwas drauf an, wann man sich wie sehr spezialisiert (hat). Wie du schon zitiert hast, studiert man meist nicht "Myrmekologie" sondern ein breiteres Feld. Wenn man nun Ethologie studiert, sich auf Insekten spezialisiert und nicht böse ist, wenn man unter Umständen mit Heuschrecken und Fliegen arbeiten muss, dann steht man natürlich komplett anders da, als jemand, der unbedingt Ameisen haben will.
Ich kenne mich aber nicht aus, wie leicht man wechseln kann, wenn man jahrelang mit einem Organismus gearbeitet hat und dann nur Stellen mit anderen Tierchen frei sind. Kommt vermutlich auch etwas auf die Reputation an und wie sehr einem zugetraut wird, mit der Umstellung klar zu kommen. ^^"
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#4 AW: Myrmekologie, deren Zukunft und Alternativen?
Hey,
ich habe nur die offiziellen Daten für Biologie-Absolventen von meiner Uni, der Karl-Franzens-Universität in Graz:
70-75% der Biologen arbeiten fachfremd (insb. Bürojobs in Firmen, niederes Management...). Das ist fakt. Für deutsche Unis kenne ich die Zahlen nicht, wird sich aber wohl in ähnlichen Bereichen abspielen.
Und über die Bezahlung für den Durchschnitts-Biologen muss man hier nicht reden.
Ich fasse meine Antwort etwas weiter, als es die Frage war:
Wer "normale" Biologie studiert (und sich nicht von anderen Naturwissenschaften oder zB Molekularbiologie überzeugen lässt - auch da kann man ja mit freien Wahlfächern seine Interessensgebiete abdecken) muss also gut sein, braucht idR auch einen Doktortitel (zum Glück in vielen anderen Bereichen nicht mehr so, in den Naturwissenschaften aber eher schon), Glück muss er haben, mit einer eher schlechten Bezahlung zufrieden sein, und mit dem Risiko leben, (zeitweise) keinen adäquaten Job zu finden. Und wenns dann noch unbedingt ein kleiner Teilbereich wie die Myrmekologie ist, sind die Chancen schon sehr gering.
Zusätzlich kommt dazu, dass Forschungsplätze im universitären Bereich meines Wissens nach oft zeitlich begrenzt sind. Das bedeutet, dass ihr 2 Jahre an der einen Uni in Deutschland einen Vertrag habt, dann vielleicht 2 Jahre in den USA, dann eine Forschungsreise in Asien, bevor es zur Professur nach England geht. Damit muss man zurechtkommen - auch im Hinblick Familienplanung etc. Gibt aber Leute, die genau das wollen!
Wer sehr clever ist, könnte sein biologisches Interesse auch mit einem anderen Studium verbinden - Lehramt, oder was ganz abwegiges, so wie ich (Rechtswissenschaften - da gibts zB auch mal Arbeitsplätze in Gentechnikrecht, Umweltrecht...). Vielleicht fällt jemandem ja was ein, wo zumindest Ameisen anteilig vorkommen
Überlegt euch was ihr machen wollt, muss es unbedingt Myrmekologie sein, oder kann es auch ein größerer Teilbereich der Naturwissenschaften sein? Bereiche der Technik, Informatik, Physik, Chemie (...) lassen sich mit Biologie gut verbinden, gibt es teilweise ja auch als eigene Studiengänge (Biochemie, Biophysik...)
Ich habs mir auch lange überlegt. Vom Interesse her würd ich Biologie sofort studieren, auch was in Richtung Molekularbiologie. Aber ich würde nicht glücklich damit werden, den Rest meines Lebens in einem Labor zu stehen, auch die Gefahr eines "unsteten" Lebens wäre nix für mich. Ich will einen Job wo ich mit Menschen arbeite, und auch ein bisschen was verdiene. Deshalb habe ich Rechtswissenschaften als Hauptstudium gewählt - und studiere nebenbei Biologie, soviel sich ausgeht. Aber wie gesagt, 2 Studien sind schon sehr anspruchsvoll und kaum in Vollzeit durchzuziehen, wenn man auch ein Privatleben, Freundin etc haben möchte. Ich bin ein sehr guter Student und lerne recht schnell - Leistungsstipendium auf der Uni hab ich fürs letzte Jahr auch bekommen; aber das wäre definitiv zu viel, zumal ich eben auch was anderes machen will als lernen
(Beispiel, das mMn für viele schaffbar wäre: Während 5-6 Jahren von seinem Hauptstudium, die fast jeder braucht, die 3 Jahre vom Bachelor Biologie durchziehen).
lg, chrizzy
PS: Die Aussichten sind schlecht - aber nicht unmöglich. Ein ehemaliges Teammitglied des Forums ist Biologe, war vorher auf Forschungsreise in Asien, und hat jetzt einen Job in Australien - wie gesagt nicht wirklich gut bezahlt, soweit ich weiß, aber er arbeitet in dem Bereich.
Ich bin aber ein absoluter Gegner dieser "Studiere was du willst, wenn du gut bist findest du einen Job" Mentalität. Wer blauäugig in die Arbeitslosigkeit läuft, ist am Ende selber schuld. Deshalb habe ich das alles auch etwas anders angelegt, als ich es - wenn es den Arbeitsmarkt wie es ihn gibt, nicht geben würde - vielleicht gemacht hätte. Mein Tipp auf jeden Fall für alle, die Biologie studieren wollen: Nicht auf einen kleinen Teilbereich fixieren und nur das machen wollen, sondern etwas offener sein! Seid froh, wenn ihr mit Tieren zu tun haben könnt - auch wenns vlt. fürs erste keine Ameisen sind. Oder auf einer anderen "Ebene" denken - DNA etc.
ich habe nur die offiziellen Daten für Biologie-Absolventen von meiner Uni, der Karl-Franzens-Universität in Graz:
70-75% der Biologen arbeiten fachfremd (insb. Bürojobs in Firmen, niederes Management...). Das ist fakt. Für deutsche Unis kenne ich die Zahlen nicht, wird sich aber wohl in ähnlichen Bereichen abspielen.
Und über die Bezahlung für den Durchschnitts-Biologen muss man hier nicht reden.
Ich fasse meine Antwort etwas weiter, als es die Frage war:
Wer "normale" Biologie studiert (und sich nicht von anderen Naturwissenschaften oder zB Molekularbiologie überzeugen lässt - auch da kann man ja mit freien Wahlfächern seine Interessensgebiete abdecken) muss also gut sein, braucht idR auch einen Doktortitel (zum Glück in vielen anderen Bereichen nicht mehr so, in den Naturwissenschaften aber eher schon), Glück muss er haben, mit einer eher schlechten Bezahlung zufrieden sein, und mit dem Risiko leben, (zeitweise) keinen adäquaten Job zu finden. Und wenns dann noch unbedingt ein kleiner Teilbereich wie die Myrmekologie ist, sind die Chancen schon sehr gering.
Zusätzlich kommt dazu, dass Forschungsplätze im universitären Bereich meines Wissens nach oft zeitlich begrenzt sind. Das bedeutet, dass ihr 2 Jahre an der einen Uni in Deutschland einen Vertrag habt, dann vielleicht 2 Jahre in den USA, dann eine Forschungsreise in Asien, bevor es zur Professur nach England geht. Damit muss man zurechtkommen - auch im Hinblick Familienplanung etc. Gibt aber Leute, die genau das wollen!
Wer sehr clever ist, könnte sein biologisches Interesse auch mit einem anderen Studium verbinden - Lehramt, oder was ganz abwegiges, so wie ich (Rechtswissenschaften - da gibts zB auch mal Arbeitsplätze in Gentechnikrecht, Umweltrecht...). Vielleicht fällt jemandem ja was ein, wo zumindest Ameisen anteilig vorkommen
Überlegt euch was ihr machen wollt, muss es unbedingt Myrmekologie sein, oder kann es auch ein größerer Teilbereich der Naturwissenschaften sein? Bereiche der Technik, Informatik, Physik, Chemie (...) lassen sich mit Biologie gut verbinden, gibt es teilweise ja auch als eigene Studiengänge (Biochemie, Biophysik...)
Ich habs mir auch lange überlegt. Vom Interesse her würd ich Biologie sofort studieren, auch was in Richtung Molekularbiologie. Aber ich würde nicht glücklich damit werden, den Rest meines Lebens in einem Labor zu stehen, auch die Gefahr eines "unsteten" Lebens wäre nix für mich. Ich will einen Job wo ich mit Menschen arbeite, und auch ein bisschen was verdiene. Deshalb habe ich Rechtswissenschaften als Hauptstudium gewählt - und studiere nebenbei Biologie, soviel sich ausgeht. Aber wie gesagt, 2 Studien sind schon sehr anspruchsvoll und kaum in Vollzeit durchzuziehen, wenn man auch ein Privatleben, Freundin etc haben möchte. Ich bin ein sehr guter Student und lerne recht schnell - Leistungsstipendium auf der Uni hab ich fürs letzte Jahr auch bekommen; aber das wäre definitiv zu viel, zumal ich eben auch was anderes machen will als lernen
(Beispiel, das mMn für viele schaffbar wäre: Während 5-6 Jahren von seinem Hauptstudium, die fast jeder braucht, die 3 Jahre vom Bachelor Biologie durchziehen).
lg, chrizzy
PS: Die Aussichten sind schlecht - aber nicht unmöglich. Ein ehemaliges Teammitglied des Forums ist Biologe, war vorher auf Forschungsreise in Asien, und hat jetzt einen Job in Australien - wie gesagt nicht wirklich gut bezahlt, soweit ich weiß, aber er arbeitet in dem Bereich.
Ich bin aber ein absoluter Gegner dieser "Studiere was du willst, wenn du gut bist findest du einen Job" Mentalität. Wer blauäugig in die Arbeitslosigkeit läuft, ist am Ende selber schuld. Deshalb habe ich das alles auch etwas anders angelegt, als ich es - wenn es den Arbeitsmarkt wie es ihn gibt, nicht geben würde - vielleicht gemacht hätte. Mein Tipp auf jeden Fall für alle, die Biologie studieren wollen: Nicht auf einen kleinen Teilbereich fixieren und nur das machen wollen, sondern etwas offener sein! Seid froh, wenn ihr mit Tieren zu tun haben könnt - auch wenns vlt. fürs erste keine Ameisen sind. Oder auf einer anderen "Ebene" denken - DNA etc.