Hallo zusammen!
Ich melde mich nach circa fünfjähriger Inaktivität mal wieder hier im Forum und das gleich mit einem Projekt!
Trotz der langjährigen Inaktivität hat sich mein Interesse für Ameisen und die heimische Flora und Fauna nicht gemindert. Leider musste ich feststellen, dass es dort wo ich wohne (Niedersachsen, Grenze Niederlande) anscheinend (?), trotz der teilweise so unberührten Biotope (Moore, Geestrücken, Auenwälder) keinerlei Aufzeichnungen darüber gibt welche Arten (vor allem der Ameisen) sich hier (noch) so finden lassen. Dementsprechend ist mein persönliches Interesse an solchen Aufzeichnungen groß. Dieser Thread soll somit einerseits meine Suche nach solchen Aufzeichnungen womöglich noch erfolgreich seien lassen und andererseits der Vorstellung meines persönlichen, "kleinen" Projektes dienen.
Es gibt in der Nähe eine 80 Hektar große Fluss-Halbinsel die neuerdings als "Naturressource" und somit als Kompensationsfläche für Baumaßnahmen dient. Glücklicherweise wurde dieses überschaubare Gebiet nie in irgendeiner Weise bebaut. Es ist zu circa 45 % Wald (Pappel,Erle,Eiche). Das restliche Gebiet (55 %) setzt sich aus bewirtschaftetem Ackerland (15 %), teils mit Rindern oder Schafen besiedelten Wiesen (30 %) und unberührten Grasflächen (10 %) zusammen. Ich möchte dieses mir vertraute Gebiet in Zukunft "untersuchen" und möglichst genaue Angaben über Flora und Fauna sammeln. Den verschiedenen ansässigen Ameisenarten sollen dabei besonders genaue Dokumentationen zuteil werden (Artangabe, Nestlage und Bedingungen, Verhalten und z.B. bei Lasius fuliginosus genaue Aufzeichnung der Nestgröße, Straßenlänge etc.).

Ich hoffe ich konnte euch damit einen groben Überblick über meinen Bestrebungen verschaffen! Habt ihr irgendwelche Tipps für solche Projekte oder eventuell schon Erfahrungen gesammelt?

Schöne Grüße,
Formica rufa

Ich finde solche Ideen generell sehr spannend - ich wollte schon mal mit OpenStreetMap (nach anderen, sehr positiven Projekt-Erfahrungen im Humanoiden-Bereich damit) eine "Ameisenkarte" erstellen, auf der sich Kolonien eintragen und damit erfassen lassen (in gröberen Maßstab halt, jedes Lasius niger-Nest wäre wohl zuviel des Guten, mit Zeitpunkt der Erfassung) - einerseits aus Interesse, als auch als nachweisliche Dokumentation von Lebensraum und Co. Allerdings fürchte ich, dass so manche Entdeckungen eher nicht eingetragen werden, weil viele ihre Quellen oder die Meisen schützen wollen.

Aber prinzipiell finde ich solche Bestandsaufnahmen gut und auch wichtig - langfristig gesehen. Für Vögel gibt es das ja bereits, da werden dann auch jährlich Aufrufe an bestimmten Tagen publiziert, wo die Bevölkerung gebeten wird, mitzuzählen (Webmaske oder App) und damit einen aktuellen Überblick über die Gesamtsituation zu ermöglichen, die einzelnen Forschern nicht möglich wäre. Crowd-Science sozusagen.

Für Deinen Fall: hast es eh bereits geschrieben von den Punkten. Ganz banal beginnen - eine Karte oder Zeichnung hernehmen und mal Nester/Kolonien generell erfassen (eh schwierig genug) und dann im Laufe der Zeit ausbauen - Umfang, Bereiche (immer mit Uhrzeit und Wetter) und so weiter, wie von Dir aufgezählt. Nummerieren und in einer Datenbank (kann auch Excel sein) digital erfassen und speichern. Im Laufe von Monaten und speziell Jahren bieten sich bei solchen Beobachtungen immer spannende Werte und man kann Veränderungen nachvollziehen eventuell oder überhaupt erst entdecken - oder mit anderen Daten später abgleichen.

Aber vielleicht gab oder gibt es ja bereits irgendwo solche Projekte im Ameisen-Bereich - die Profis sind hier gefragt...

Ein Beispiel in diese Richtung: Fruchtfliege - eine Webseite in der Obstbäume und Co. erfasst werden (also essbare Früchte) und in einer Karte dokumentiert werden: http://frucht-fliege.blogspot.co.at/

Sowas für Ameisen (lokal oder flächenmäßig) wäre äußerst interessant. Ähnlich zur Mitglieder-Karte hier im Forum.

was zumindest die Waldameisen angeht, macht das bisher schon die ASW in D. Ob da allerdings jemand Auskunft gibt ???

Also wenn dieses Projekt im größeren Maße stattfinden soll, bin ich dabei

@trailandstreet
Man kann es ja unabhängig von der ASW machen und somit eine bessere zusammen Arbeit hier im Forum evtl hervor rufen.

Im Formiculture Forum (Englisch) hat der Admin seine "Ameisenkarte" geteilt: https://www.google.com/maps/d/viewer?mi ... 0iLkS0L59w

Aber er hat soweit ich weiß keine spezielle App dafür benutzt, sondern einfach die GPS Koordinaten aufgezeichnet + Kommentar, um welche Art es sich handelt und diese dann als Marker zu seiner Karte hinzugefügt.

Problematisch ist halt vor allem die genaue Bestimmung. Am Ende hat man dann viele Myrmica rubra auf der Karte, die in Wirklichkeit eine andere Myrmica sp. sind...

Aber wie man auf der Karte schon sieht, kann das schnell unübersichtlich werden, da wäre dann eine Filtermöglichkeit (z. B. nach Gattung, Datum etc.) hilfreich.

Natürlich könnte man so etwas dann auch gleichzeitig für Schwarmflüge benutzen, indem man die Funde entsprechend kennzeichnet z. B. Nest, Gyne oder so ähnlich. Damit könnte man dann auch nur die Schwarmflüge leicht rausfiltern.

Gute Karte, gefällt mir.

Ja, die Bestimmung ist leider das große Problem und eine Filterung wäre auf jeden Fall notwendig.
Eine Möglichkeit wäre ein Feld einzubringen, in dem man selber festlegen kann, wie sicher man sich ist bzw. das man die Art gar nicht kennt. Andere User der Umgebung könnten dann "nachbessern".

Aber ja - das Problem ist bei Tieren und der breiten Community, dass die erhobenen Daten sehr durchmischt wären von der Qualität. Mir würde sie gefallen, aber zugleich ist mir auch bewusst, dass es wohl nicht ganz funktionieren wird und eine Karte zwar nett ist, das Ganze aber technisch und Ressourcenmäßig verkompliziert.

Ein anderer Ansatz war meinerseits auch schon mal gedanklich ein Wiki. Die Startseite ist gegliedert zum Beispiel in Deutschland, Österreich, Schweiz,.... je nach Auswahl kommt man dann zu den Bundesländern und/oder Bezirken und dort wiederum zu einer Liste an Gebieten, Städten, Dörfern, was auch immer sowie darauf hin zu den dort jeweils bestehenden Arten, wo bei jeder Art ergänzt werden kann, wann und wo sie exakt beobachtet wurde.

Sollte ich dann mal in Graz oder in Berlin stehen und wissen wollen, was für Arten es dort gibt, dann schaue ich einfach in der kollektiven Liste nach, kann nachbessern bzw. ausbessern im Fall der Fälle. Einfacher als mit einer Karte.

Die Suchfunktion im Wiki ermöglicht nämlich dann von Grund auf integriert recht schnell eine Suche nach (mehrfachen) Schlagwörter zu Bundesland, Gebiet oder auch Umgebung (trocken, feucht, die Schwarmzeit, bla) eine Filterung - vorausgesetzt, dass man ein paar standardisierte Bezeichnungen festlegt bzw. mittels Tag-Plugins.

Aber leider muss ich auch da realistisch sein - ich habe etliche (auch sehr große) Firmen-Wikis betreut und erstellt... schlussendlich bleibt ein harter Kern, die für 70% der Einträge verantwortlich sind und der Rest pfuscht blind rum oder bessert später nicht mehr nach, weil zu faul. :/
Aber ein kollektiver, offener Ort im Netz mit fester Daten-Struktur und Detail-Angaben in Wiki-Form (eigentlich besser als die Karte) wäre schon fein bzw. eine freie und offene Datenbank zu den Beständen (und eventuell ihrer Entwicklung im Laufe der Jahre). Klingt aber nicht nur utopisch, ist es wohl auch...

Das mit dem Wiki finde ich ja noch aufwändiger, denn wenn jetzt jemand das erste mal eine Art sagen wir im Saarland eintragen will, muss der das Bundesland, die Stadt usw. auch noch nachtragen.

Natürlich kann man mittels google maps api auch abfragen, ob eine Koordinate in einem bestimmten Bundesland oder Stadt liegt, dadurch wäre eine genaue Filterung technisch möglich.

Das Problem ist halt der Zeitaufwand, um das ganze zu realisieren und am Ende nutzt es dann eh keiner . Es gab ja auch eine Schwarmflug App, da war die Begeisterung am Anfang auch groß, nur dann hat sie kaum einer mehr benutzt.

Vielleicht wäre ja auch als erster Schritt einfach so eine öffentliche Karte etwas, die dann nur einige Personen editieren könnten (die bekämen die Daten dann per E-Mail oder wie auch immer und tragen sie dann ein). Da könnte man dann sehen, wie groß das Interesse überhaupt ist und ob es sich lohnt da was aufwändigeres zu programmieren.