Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenĂŒber

Nachrichten aus den Medien und der Wissenschaft.
Neues Thema Antworten
Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#1 Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenĂŒber

Beitrag von Gast » 11. April 2016, 20:53

In einem Interview vom 10.04.2016 Ă€ußerte sich Herr Dr. Bernhard Seifert kritisch gegenĂŒber dem Ameisenhandel:

Ameisenpapst Seifert steht AmeisengeschĂ€ften kritisch gegenĂŒber. Polygyne, winterharte Ameisen, deren Begattung im Nest erfolgt, sind ausgesprochene Risikokandidaten. Verdammen will er den Handel aber auch nicht vollstĂ€ndig. "Ich hatte gehofft, dass darĂŒber seriöser wissenschaftlicher Nachwuchs gewonnen werden kann – das ist aber bislang nicht passiert."


Ich frage mich allerdings, wie viele, im Handel angebotene, nicht einheimische Arten die Eigenschaften:

  • winterhart
  • polygyn
  • Begattung erfolgt im Nest

erfĂŒllen.

Aber ich gebe ihm Recht, dass man den Handel mit solchen Arten auch kritisch sehen sollte und die HĂ€ndler am besten solche Arten nicht anbieten sollten.



Benutzeravatar
Maddio

User des Monats April 2017 User des Monats April 2019
Fortgeschrittener Halter
Offline
BeitrÀge: 1988
Registriert: 15. MĂ€rz 2007, 11:35
Auszeichnung: 2
Hat sich bedankt: 3284 Mal
Danksagung erhalten: 2126 Mal

#2 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenĂŒ

Beitrag von Maddio » 11. April 2016, 23:03

Vielen Dank fĂŒr den Link zum interessanten Interview.

Sehr gut fand ich wie heraus gearbeitet wurde, welchen Einfluss politische Systeme und Weltbilder auf die Ameisenforschung haben. Es wurden also Forschungsergebnisse im Sinne des Wertekanons der jeweilligen Zeit interpretiert, gewissermaßen durch eine zeitgeschichtliche Brille betrachtet.

Mal war der Superoganismus ein Beispiel dem es nachzueifern galt, mal die egoistische Selbstverwirklichung. Alles lÀsst sich in Ameisen wiederfinden. Interessante Betrachtungsweise!!
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Maddio fĂŒr den Beitrag:
trailandstreet



Benutzeravatar
Safiriel

User des Monats April 2018
Fortgeschrittener Halter
Offline
BeitrÀge: 3025
Registriert: 17. Mai 2014, 15:17
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 535 Mal
Danksagung erhalten: 1227 Mal

#3 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenĂŒ

Beitrag von Safiriel » 11. April 2016, 23:10

Diesen mal politischen mal pseudopolitischen Richtungen ist die Wissenschaft immer unterzogen gewesen und wird es immer sein. Wir sollten uns dessen immer bewusst sein. Jede Untersuchung fÀngt auch immer den jeweiligen Zeitgeist mit ein. Dennoch gelingt es der Wissenschaft so Wissen zu schaffen.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Safiriel fĂŒr den Beitrag (Insgesamt 2):
Maddiotrailandstreet



Benutzeravatar
Diffeomorphismus
Halter
Offline
BeitrÀge: 985
Registriert: 28. September 2013, 20:56
Hat sich bedankt: 691 Mal
Danksagung erhalten: 991 Mal

#4 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenĂŒ

Beitrag von Diffeomorphismus » 12. April 2016, 12:08

Herr Seifert scheint wohl eine Vorliebe fĂŒr die "Springer-Presse" zu haben. Vor einiger Zeit gab es schon das Interview in (einer Lokalausgabe) der "Bild" und nun die "Welt am Sonntag". Jeder hat eben andere Vorstellungen von Niveau. ;)

Und damit die "Besorgten BĂŒrger Myrmekologen" sich mal wieder empören können: EXOTIC ANTS WELCOME - BRING YOUR COLONIES :D

Ernsthaft: Das Thema ist mittlerweile dermaßen ausgelutscht, dass jedwede Wiederholung reinste Verschwendung aller nur denkbarer Ressourcen ist. Aufgrund des mit der Globalisierung einhergehenden weltweiten Warenaustausches und des Klimawandels wird sich die Flora und Fauna in Deutschland (und natĂŒrlich auch anderswo) grundlegend verĂ€ndern - und das vollkommen unabhĂ€ngig davon, ob Ameisenhandel stattfindet oder nicht. Und ja, wir Menschen sind teilweise mitverantwortlich fĂŒr diese VerĂ€nderungen oder beschleunigen solche natĂŒrlichen VorgĂ€nge zumindest. Da wir aber Teil der "Natur" sind, ist auch dies ein vollkommen natĂŒrlicher Prozess. Wer glaubt, dass die Menschheit existieren könnte ohne ihre Umwelt zu verĂ€ndern, der lebt in einer Utopie und sollte aufwachen.

Begriffe wie Natur- und Umweltschutz sind nichts weiter als placeboĂ€hnliche Phrasen um unser Gewissen zu beruhigen. Wer verstehen möchte, dass es sich hierbei um reine Heuchelei handelt, muss nur einmal sein persönliches Konsumverhalten genauer betrachten. Aber eine SMS mit dem Stichwort "Tiger" und die damit verbundene 5-Euro-Spende lĂ€sst das schlechte Gewissen schon wieder verschwinden. Dass allerdings indigene Völker durch die Errichtung von Tiger-Schutzgebieten vertrieben werden, möchte natĂŒrlich auch niemand wissen...

Aber wie gesagt: Das Thema ist ausgelutscht. Auch leben viele bestimmt sehr gut in ihrer utopischen Blase. Daher möchte ich sie keinesfalls zum Platzen bringen. Einen schönen Tag noch...
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Diffeomorphismus fĂŒr den Beitrag (Insgesamt 2):
FrisbeeOOSTERMANN



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#5 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenĂŒ

Beitrag von Gast » 12. April 2016, 15:44

Nehmen wir mal als Beispiel Lasius neglectus. Seit etwa 2008 wird von dieser hoch invasiven Art berichtet, die sich immer weiter in Deutschland ausbreiten soll.

Was mich nur etwas wundert ist, dass es bis jetzt keine Haltungsberichte ĂŒber die Art gab (Es hĂ€tte doch mal einer die Art finden mĂŒssen, wenn sie sich so stark ausbreitet?)

Gab es bis jetzt ĂŒberhaupt mal FĂ€lle, wo jemand eine Gyne dieser Art gesammelt hat und diese als solche identifiziert wurde? Ich frage mich halt, warum man nichts in den Ameisenforum darĂŒber liest, obwohl sie ja angeblich solch ein enormes invasives Potential hat und sich seit 2008 unaufhaltsam ausbreitet. Genauso soll es ja angeblich in D die Argentinische Ameise geben und Pheidole pallidula soll es auch schon im Freiland geben. Auf RĂŒckfragen, wo sich diese Vorkommen befinden, sagt man entweder, dass man nicht will, dass sie dort gesammelt und verkauft werden, oder man ignoriert die Fragen einfach.

Aber natĂŒrlich soll man jetzt vermehrt Forschungsgelder bereitstellen, damit man diese höchst gefĂ€hrliche Situation genauer beobachten kann. Evtl. dient ja diese Panikmache auch rein diesem Zweck.

Und natĂŒrlich sind sicher auch schon sehr viele nicht einheimische Arten hier freigekommen. Aber da sich bis jetzt noch keine Art hier halten konnte, zeigt ja nur, dass die Gefahr völlig ĂŒbertrieben dargestellt wird. Aber evtl. mĂŒssen ja erst noch mal 14 Jahre vergehen, dann kann man evtl. nach 30 Jahren Handel endlich lĂ€chelnd auf das ganze zurĂŒckblicken und sieht, dass die Gefahr wohl doch maßlos ĂŒbertrieben wurde.



Benutzeravatar
Kalinova

User des Monats MĂ€rz 2017
Halter
Offline
BeitrÀge: 1155
Registriert: 18. Juli 2015, 12:42
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 867 Mal
Danksagung erhalten: 1147 Mal

#6 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenĂŒ

Beitrag von Kalinova » 12. April 2016, 17:41

Ich beschĂ€ftige mich zwar noch nicht lange mit dem Thema Ameisen, aber ich denke ein viel grĂ¶ĂŸeres Problem stellt hier (und nicht nur bezĂŒglich Ameisen, sondern auch anderer Tier und Pflanzenarten) wie im Text erwĂ€hnt, der Globale Handel dar.
Tierhalter informieren sich schon automatisch durch das Interesse an den Tieren und wissen um die Gefahren... schwarze Schafe gibt es aber ĂŒberall.

Pflanzen (auch Getreide und FrĂŒchte) werden um die halbe Welt transportiert, gelagert und verarbeitet.
Was da alles mitreist will ich gar nicht wissen... das macht nur Kopfweh :andiewand: .
In unseren Breiten haben wir den Vorteil - Winter -. Doch der kann auch keine Wunder wirken.
Schon hĂ€ufig habe ich gelesen das Blumenhandel/GewĂ€chshĂ€user oft ein erster Landepunkt fĂŒr fremde Arten sind.
Drinnen angenehme 20°C auch im Winter (schÀtz ich mal) 2m weiter -10°C.
Alle Lebewesen auf unserem Planeten haben eine gewisse AnpassungsfÀhigkeit, ohne diese wÀre das Leben nie soweit gekommen. Bleibt abzuwarten was da noch so kommen mag.
Gibt es eigentlich noch unsere schönen einheimischen MarienkÀfer? Die hab ich ewig nicht gesehen, nur noch die neuen. :mad:

Was uns als Tierhaltern da bleibt, ist uns nach bestem Wissen und Gewissen zu verhalten - und dabei auch nicht nur an die Ameisen sondern auch gekaufte Futtertiere zu berĂŒcksichtigen.

Nur mal so zum drĂŒber nachdenken.
Ist kein Thema mit dem ich mich ausgiebig BeschÀftigt habe, möglicherweise ist auch alles Unsinn was ich geschrieben habe, eben weil ich nicht ausreichend Informiert bin. Glaub ich aber nich ;)
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Kalinova fĂŒr den Beitrag (Insgesamt 4):
Erneb0unc3rSafirieltrailandstreet



Neues Thema Antworten

ZurĂŒck zu „Neues aus Medien & Wissenschaft“