Hallo Forum,

kurze Vorstellung meinerseits:
Ich komme aus Linz, studiere Biologie und Geschichte und arbeite in Teilzeit in der Nachmittagsbetreuung einer Grundschule.
Weitere Hobbies: meine Familie, Bogenbau, Fischen, Tai-chi, Wandern/Survival, alles was kreucht und fleucht, und noch viel viel mehr

Meine erfahrungen mit Ameisenhaltung sind eher dürftig. Vor ca. 10 Jahren hatte ich mal eine Gyne von Myrmica rubra und ein paar Arbeiterinnen eingesammelt, aber ich war zu unerfahren und so ging die Kolonie nach ein paar Wochen zu Grunde.

Seit ungefähr 2 Wochen bauen die Kinder in unserem Hort an einem "Ameisenhotel", wie sie es nennen. Sie basteln verschiedene Häuschen aus Eierkartons und Plastikbechern und entführen Arbeiterinnen aus dem Schulhof um sie zu halten. Diese entkommen dann bestenfalls oder verhungern, was ich den Kindern schon zu erklären versuchte.

Nun traf es sich gut, dass ich gestern im Garten beim Würmersuchen ein Ameisennest ausgehoben habe. Es war unter einer alten Gummimatte und die Gyne und ca. 20 Arbeiterinnen wurden prompt eingesammelt.

Ich habe sie in eine Ferrero Rocher-Dose überführt und ihnen ein Reagenzglas mit Wasserreservoir angeboten, wie ich es noch von damals kannte.
Der erste Tag war sehr stressig für die kleinen und innerhalb einer Stunde hatten sie mal schnell einen ganzen Tropfen Honig gefressen Nach ein paar Stunden der Orientierung hat die Kolonie schließlich das RG angenommen und ist eingezogen. Heute morgen habe ich nur kurz nachgesehen, es scheint, als wäre die Lage stabil. Die angebotene Assel haben sie nicht genommen, aber ein anderes kleines Insekt und auch ein paar kleinere Arbeiterinnen einer andern unbekannten Ameisenart wurden getötet und liegen mittlerweile zerteilt vor dem Ausgang des RGs.

Wir haben dann gestern gleich spontan mit dem Bau eines größeren Formicariums begonnen und nun trocknet schon ein Gipsnest in der Schule Die Ameisen werden, bis die Anlage fertig ist und sie, hoffentlich, anfangen, sich zu reproduzieren, noch ein paar Tage bei mir zu Hause bleiben.

Und jetzt bräuchte ich eure Hilfe:
Spontan dachte ich, es könnte sich bei meinen Tieren um Formica fusca handeln. Ich habe auch ein Foto der Arbeiterinnen angehängt. Jedoch ist die Gyne am Thorax rötlich und wenn ich mich nicht täusche sind auch die Komlexaugen rötlich gefärbt. Von der Königin hab ich noch kein Foto, das kommt noch; ich wollte sie zuerst mal in Sicherheit wissen. Die Arbeiterinnen sind geschätzt 4 - 6 mm lang und bei Stress sehr schnell. Die Gyne ist geschätzt 11 mm lang, da kann ich mich aber auch täuschen.

Freu mich auf Hilfe und Erfahrungsaustausch. Beste Grüße,
Osboan

Herzlich Willkommen im Forum, Osboan!

Nun, du hast hier offensichtlich eine Art der Gattung Serviformica sp. erwischt. Ein genaueres Foto der Gyne, am besten vom Thorax, wäre sehr hilfreich zur Bestimmung der Art. Es kann ja auch an der mangelnden Beleuchtung liegen, doch die Arbeiterinnen wirken auch sehr dunkel. Ich bin mal so frech und tippe einfach mal auf Serviformica cunicularia. Es kann natürlich eine andere Art auch sein...

Grundsätzlich hast du ihre Hauptbedüfnisse schon gedeckt: Feuchtigkeit im Nest, Zuckerwasser und Futterinsekten.
Bei der Futterinsektenwahl solltest du eher Stubenfliegen, Stechmücken, Bremsen, oder kleine Futterinsekten aus'm Geschäft wählen. Da deine gefangene Kolonie nicht so groß ist, solltest du sparsam mit dem Futter sein und immer mal mehr anbieten, ob sie es auch wirklich brauchen.
Jetzt sollten erstmal Larven kommen...

Das Ausgraben von Kolonien ist natürlich nicht so gern gesehen, aber in deinem Falle war es ja ungewollt.
Ich muss sagen, du hattest echt Glück, gleich eine Gyne dabei zu erwischen .

Ich hoffe du kannst mit diesem Projekt den Kindern das Thema Ameisen näher bringen, womöglich auch viel Begeisterung auslösen *gg*.

Schöne Grüße nach Linz,

LG

Hey,

danke für die rasche Antwort. Ja, das Foto ist noch dürftig, heute Nachmittag versuche ich, bessere zu bekommen. Leider ist das RG aus Plastik, daher wird ein gutes Foto der Gyne schwierig. Das hätte ich gleich zu Anfang machen sollen, als sie noch draußen saß. Aber da war ich zu sehr damit beschäftigt, Ausbrecher einzusammeln^^ Hab dann einen Dünnen Film Maschinenöl aufgetragen, ich hoffe, das ist nicht giftig für die Tiere, denke aber nicht, da sie heute morgen noch sehr fit aussahen.
Ja, die Art Serviformica cunicularia könnte hinkommen. Ich dachte aufgrund der Größe und Agilität der Arbeiterinnen auch an eine Art ger Gattung Serviformica Bloß hat meine Gyne auch noch rote Augen.

Ja, das mit dem Ausbuddeln war ein bisschen brutal, das tut mir eh leid. Das Nest war halt durch die Wurmsucherei schon ziemlich zerstört und dann krabbelte da mitten drin die Gyne rum, da hab ich sie eingesackt.

Normalerweise überlasse ich aufgestöberte Kolonien eh möglichst störungsfrei sich selbst. Ich hoffe, dieser Raub ist es Wert und kann den Schülern etwas Naturbezug und Wissen vermitteln.

Die nächsten Tage werde ich versuchen, bessere Bilder zu bekommen.

Grüße,
Osboan

Edit: Ja, die Arbeiterinnen sind eigentlich ziemlich schwarz. Werde sie mir aber auch noch beizeiten mit der Lupe genauer ansehen. Vielleicht kann ich auch mal eine tote Arbeiterin mit zur Uni nehmen und unter dem Binokular abfotografieren.

Hallo,
und Glückwunsch zu deinem Fund! Ein kleiner Tipp zum Ausbruchsschutz: Stell das ganze in eine Schale voll Wasser mit einem Tropfen Spülmittel drin (damit sie nicht übers Wasser laufen können), das ist ein einfacher, aber effektiverer Ausbruchsschutz als Maschinenöl
Liebe Grüße,
Moudebouhou

Hallo,

kleines Update: Den Tieren geht es soweit gut. Keine der Arbeiterinnen ist in den letzten Tagen gestorben. Ich füttere sie weiter mit Honig und überbrühten Fruchtfliegen. Einige der Arbeiterinnen (speziell die größeren) haben ihren Gaster inzwischen regelrecht mit Nahrung vollgepumpt. In den Honig stopfen sie jedesmal Erd- und Sandkrümel, aber ich bin mir nicht sicher warum. Weiß jemand, warum sie das machen?

Die Fruchtfliegen werden gerne genommen. Heute haben sie schon wieder 5 in ihr Nest geschleppt. Die Abfälle werden auch schön brav rausgebracht. Habe sie gestern ganz in Ruhe gelassen, heute einmal schnell unter die Kartonhülle des RGs geschaut, aber noch keine Brut. Ich hoffe, sie legen bald Eier.

Wegen Ausbruchschutz mache ich mir derzeit keine Sorgen. Die Dose hat ja auch einen Deckel und bis da oben ist schon seit ein paar Tagen keine Arbeiterin mehr gekommen

Bei genauerem Hinsehen sind die Beine der Arbeiterinnen auch braun-rötlich. Die Königin kann ich leider nur unzureichend ablichten, da wird's so schnell keine Bilder geben

Hi,

scheint sich doch alles gut zu entwickeln.

Osboan hat geschrieben:Ich füttere sie weiter mit Honig und überbrühten Fruchtfliegen. Einige der Arbeiterinnen (speziell die größeren) haben ihren Gaster inzwischen regelrecht mit Nahrung vollgepumpt.

Ein gutes Zeichen!

Osboan hat geschrieben:In den Honig stopfen sie jedesmal Erd- und Sandkrümel, aber ich bin mir nicht sicher warum. Weiß jemand, warum sie das machen?

Das machen wohl die meisten Ameisenarten. Wenn sie satt gefuttert sind, sehen sie den Honig nicht mehr als Nahrung, sondern als klebrige Gefahrenquelle. Diese wird dann ungefährlich gemacht. Manchmal sind sie sogar so nett und legen ihren Abfall darein, so dass man alles auf einmal entfernen kann .

Honigreste nicht länger als 3-4 Tage stehen lassen, durch den enthaltenen Zucker können die Reste den Ausgangspunkt für Schimmel bilden.

Osboan hat geschrieben:Die Königin kann ich leider nur unzureichend ablichten, da wird's so schnell keine Bilder geben

Es ist auch wichtig, dass die Königin ihre Ruhe bekommt, damit sie Eier legt. Die Art bestimmen kann man später immer noch, wenn die Kolonie sich etabliert hat.