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Ja zur zweiten Kolonie ! Aber welche Art ?

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Maddio

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#9 Re: Ja zur zweiten Kolonie ! Aber welche Art ?

Beitrag von Maddio » 28. Juli 2016, 12:07

Grundsätzlich würde ich empfehlen mir die Wahl ausgiebig zu überlegen, so dass man lange Spaß mit der Kolonie hat und die Wahl später nicht bereut.

Als Halter von Formica fusca würde ich dem was Antus Valentinus gesagt hat zustimmen, aber noch was hinzufügen.

Die Art ist auch polymorph, zwar nicht so ausgeprägt wie Camponotus-Arten, aber es gibt schon deutliche Größenunterschiede zwischen den Arbeiterinnen, die sich dann auch im Verhalten widerspiegeln.

Eine Kolonie mit mehreren hundert Arbeiterinnen von Formica produziert erhebliche Menge Ameisensäure, und der Geruch ist bei Abnahme des Deckels deutlich zu vernehmen und kann sich u.U. auch im Zimmer verteilen (wenn länger nicht gelüftet wird z.B.).

Im großen und ganzen sind Formica fusca aber uneingeschränkt zu empfehlen!
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#10 Re: Ja zur zweiten Kolonie ! Aber welche Art ?

Beitrag von Ameise2000 » 28. Juli 2016, 14:14

Also ich kann von beiden Arten berichten sowohl von C. ligniperda und M. barbarus.
Ich muss sagen das C. ligniperda nach meiner Meinung nicht wirklich zu den Anfängerarten zählt denn nur ein wenig Stress kann bei der Gyne dazu führen das sie ihre Brut komplett auffrisst. So war es nämlich oft bei mir und ich bin nun weiß Gott nicht der ungeduldige Typ, die Art an sich ist zwar wirklich wunderschön und die riesige Gyne macht auch ordentlich was her, aber so wirklich warm wurde ich mit dieser Art nie (ich hatte sie 2x gehabt und jedes mal abgegeben) denn bis mal die erste Arbeiterin da ist vergehen wirklich Wochen wenn nicht sogar Monate und dann steht schon wieder die Winterruhe vor der Tür und die Gyne hat wenn es gut kommt gerade mal 5 Arbeiterinnen.

Jetzt zu M. barbarus diese Art war damals meine allererste Ameise ohne wirklich jemals Erfahrung mit Ameisen gehabt zu haben ( https://www.ameisenforum.de/messor-barbarus-haltungserfahrungen-t42769.html )
Anders als viele sagen oder behaupten finde ich M. barbarus von der Schwierigkeit her nicht schwieriger als unsere sonstigen einheimischen Arten wie z.B. Lasius niger (nein ich übertreibe nicht) ich habe damals nur eine Gyne bestellt und es lief echt super bis dann die Milben kamen, aber das kannst du ja gern mal alles im verlinkten Haltungsbericht der Kolonie nachlesen. Dort siehst du auch wie stümperhaft das damals bei mir alles war und es klappte trotzdem. :D



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#11 Re: Ja zur zweiten Kolonie ! Aber welche Art ?

Beitrag von Bermuders » 29. Juli 2016, 07:23

Tag Zusammen,

@benai
Vielen Dank für die Hinweise zu den Risiken eines Holznestes! Da bleibe ich wohl vorläufig besser beim guten alten Ytong.

@Diffeomorphismus
Toller Haltungsbericht von dir! War ganz fasziniert vom Lesen.
So ein Tropenbecken ist wohl noch eine Nummer zu hoch für mich (verdorrte Pflanzen pflastern meinen Weg).

@AllenAnderen vielen Dank für eure Beiträge

Ameisen ohne Winterruhe kommen für mich vorläufig nicht in Frage (möglich, dass ich das nach meiner ersten missglückten anders sehe) da ich sie als Möglichkeit sehe die Arena neu zu gestalten und auch mal in den Urlaub zu fahren.

Formica fusca hatte es in meinem Auswahlverfahren zu meiner ersten Kolonie bis in die letzte Runde geschafft, musste sich aber letzten Endes Myrmica rubra geschlagen geben. Sind zwar nicht so richtig polymorph (alle Experten jetzt bitte nicht die Hände über den Kopf zusammen schlagen, ich versuche es doch ! ;-) ) aber auch sehr interessant. Zudem sollen ihre Kolonien nicht so volksstark werden.
Da ich ein Fan von Ameisen mit auffälliger Farbgebung bin würde mir noch Formica rufibarbis/clara einfallen. Hat von euch jemand Erfahrungen mit diesen Arten gemacht ?

Hach Mensch, wirklich schwer sich zu entscheiden!
Messor habe ich jetzt wirklich abgehakt, bei Camponotus bin ich mir wirklich unsicher was ihre (In)Aktivität angeht (Ihr seht ja selbst wie weit die Meinungen hier auseinander gehen!).
Vielleicht ist Formica fusca oder eine andere Serviformica ein guter Kompromiss zwischen Größe, Aktivität und Volkswachstum.
Eventuell sollte ich es auch einfach für dieses Jahr gut seien lassen und noch mehr Erfahrungen sammeln, aber es juckt mir doch schon arg in den Fingern.
Es währe halt schön eine weitere, artfremde Kolonie zu halten und Verhaltensweisen zu vergleichen.

Noch mal allen ein herzliches Dankeschön für Eure Beiträge, Hinweise und Tipps! Ich finde es wirklich klasse, dass sich hier gestandene Ameisen Profis die Zeit nehmen meine Anfängerfragen zu beantworten.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit

Andre
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#12 Re: Ja zur zweiten Kolonie ! Aber welche Art ?

Beitrag von Maddio » 29. Juli 2016, 10:58

Bermuders hat geschrieben:@benai
Vielen Dank für die Hinweise zu den Risiken eines Holznestes! Da bleibe ich wohl vorläufig besser beim guten alten Ytong.


Wenn man eine Art hält, die keine Feuchtigkeit im Nest braucht, ist ein Holznest eine sehr unkomplizierte Variante. Normalerweise hat man einen Deckel auf dem Formikarium, so wird auch keine Feuchtigkeit aus der Umgebung ins Nest gezogen :confused:. Camponotus herculeanus und Camponotus vagus kann man z.B. ohne jede Befeuchtung im Holznest halten, und da gibt es keinerlei Probleme. Die Kolonien müssen dafür nur etwa 20+ Arbeiterinnen haben (so dass sie selbst genug Wasser eintragen können), vorher lässt man sie im RG mit Wassertank.

Ytong schimmelt übrigens auch rasch wenn er feucht gehalten wird und er von den Ameisen genutzt wird.

Bermuders hat geschrieben:Formica fusca hatte es in meinem Auswahlverfahren zu meiner ersten Kolonie bis in die letzte Runde geschafft, musste sich aber letzten Endes Myrmica rubra geschlagen geben. Sind zwar nicht so richtig polymorph (alle Experten jetzt bitte nicht die Hände über den Kopf zusammen schlagen, ich versuche es doch ! ;-) ) aber auch sehr interessant. Zudem sollen ihre Kolonien nicht so volksstark werden.


Das siehst du schon völlig richtig, ausgeprägt polymorph sind sie nicht. Wenn dir das wichtig ist würde ich in der Tat abraten.

Das mit der Volksstärke ist so eine Sache...meine Formica fusca Kolonie ist von ca. 30 Arbeiterinnen innerhalb von zwei Saisons auf 700-800+ Arbeiterinnen angewachsen. Da sie etwas größer sind und sehr aktiv fouragieren, nutzen sie bei mir momentan zwei 30*20 Becken, Ytong-Nest und ca. 1,50m Verbindungschlauch gut aus. Eigentlich sind überall Ameisen und beim Füttern oder Säubern muss man schon vorsichtig sein, wenn man nicht auf Tuchfühlung gehen will.

Es sind allerdings auch fünf Königinnen im Nest die für Nachschub sorgen. Über die Anzahl der Königinnen kann man möglicherweise auch die Größe und Wachstumsrate der Kolonie etwas steuern. Wenn du also mehrere 1000 Arbeiterinnen haben willst, solltest du nach einer Kolonie mit vielen oder sehr vielen (>10) Königinnen Ausschau halten. Das allgemein zu den Serviformica.

Bermuders hat geschrieben:Da ich ein Fan von Ameisen mit auffälliger Farbgebung bin würde mir noch Formica rufibarbis/clara einfallen. Hat von euch jemand Erfahrungen mit diesen Arten gemacht ?


Leider nein. Kann mir diese aber als sehr geeignet für dich vorstellen. Interessant dürften auch Formica (Raptiformica) sanguinea sein, diese sind schön gefärbt und legen ein ziemliches Wachstum an den Tag.

Camponotus ligniperdus kommt auf mehrere 10.000 Arbeiterinnen, und sie sind erheblich größer als Formica. Ich habe sie fünf Jahre gehalten, und der Platzbedarf ist selbst bei nur ~1000 Arbeiterinnen nicht zu unterschätzen. Man liest in den Foren überwiegend von Camponotus-Gründungsberichten, und so kommt der Eindruck auf, diese Gattung sei inaktiv, vorsichtig und es passiert nicht viel.

Gerade zu Beginn sind Camponotus auch sehr vorsichtig und können durch ihre Größe viel Nahrung speichern, dann sieht man sehr wenig von ihnen. Daher immer die Empfehlung mit 50-100 Arbeiterinnen zu starten. Beginnt man mit einer Gründungskolonie kann man 1-2 Jahre warten und sieht jeweils nur eine einzelne Arbeiterin fouragieren. Oft verlieren Halter dann gleich das Interesse.

Wächst eine Camponotus-Kolonie erstmal auf mehrere hundert Arbeiterinnen, sind sie sehr dominant und besetzen die Becken mit vielen Arbeiterinnen. Sie haben trotzdem ein von Grund auf "ruhiges" Wesen, also wenn es keinen Grund zur Aufregung gibt, sind sie meist eher gemächlich unterwegs, speziell die Einheimischen.

Wenn es aber Anlass dazu gibt, können sie geradezu explodieren und suchen hektisch alles ab und greifen alles an, was sich ihnen in den Weg stellt!

Da dir die zwei Faktoren Polymorphismus und Größe wichtig sind, sehe ich Camponotus für dich als sehr gute Wahl. Da du auf die Winterruhe nicht verzichten willst, kommen exotische Arten nicht in frage, was bei den sehr artenreichen Camponotus die Auswahl erheblich eingrenzt. Südeuropäer sind auf jedenfall eine Überlegeung wert, wie Diffeomorphismus vorgeschlagen hat sind die Camponotus cruentatus bestimmt toll oder Camponotus vagus. Beide kann man in einem kühlen Raum überwintern, z.B. im Keller. Camponotus vagus sind fast zwingend Holznister, brauchen aber keine Feuchtigkeit im Nest, so dass es keinerlei Probleme geben sollte.

Problematisch sehe ich eher, dass man an eine 50-100 Arbeiterinnen starke Kolonie dieser Arten kommt.

Bei den einheimischen C. ligniperdus und C. herculeanus rate ich noch dringender dazu, mit einer Kolonie anzufangen, welche die Gründungsphase abgeschlossen hat, und mindestens um die 70-100 Arbeiterinnen hat. Abgesehen davon, dass es sonst kaum was zu sehen gibt, ist auch die Erfolgsquote bei der Gründung in der Haltung erschreckend gering!

Wenn du dich für Camponotus enscheidest, so würde ich erst nächstes Jahr eine Kolonie kaufen. Die Arten haben eine endogene Winterruhe, und durch die hohe Durschnittstemperatur in der Haltung, werden die allermeisten Kolonien sich schon nächsten Monat ins Nest verziehen und inaktiv werden.

Die endogene Winterruhe kann man positiv und negativ sehen. Für Anfänger ist es eigentlich klasse, dass die Ameisen selbst zeigen, wann sie "genug" haben, und das Signal für die Winterruhe geben. Man spart sich dann meist auch das Einsammeln der Ameisen um sie ins Nest zu bekommen. Andererseits kann in Extremfällen auch schon Anfang August Schicht sein und die Ameisen ziehen sich zurück, wenn man noch mehr erwartet hätte.

Das ist jetzt etwas länger geworden als ursprünglich geplant, aber ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen.

Der wichtigste Rat ist, dass du eine Art wählst, die zu dir passt und von der du dir vorstellen kannst sie über Jahre zu halten.

Edit: Noch eine kleine Ergänzung. Das ist eine rein subjektive Einschätzung, ich weiss nicht ob andere das auch so sehen. Für mich unterscheiden sich Serviformica und Camponotus in ihrem Verhalten folgendermaßen:

Seviformica sind sehr aufgeweckt, und scheinen oft mehr oder weniger spontan Entscheidungen zu fällen. Man weiss bei ihnen nie so recht was sie als nächstes machen, und dadurch wird die Beobachtung sehr spannend. Auch interagieren sie sehr viel, und dabei legen sie viele verschiedene Verhaltensmuster an den Tag.

Camponotus (ligniperdus, vagus) sind sehr viel zielstrebiger. Ich habe den Eindruck, sie haben immer genau auf dem Schirm was sie machen, "sie schauen nicht viel nach rechts und links", sondern agieren fast mit maschinenhafter Effizienz. Sie scheinen sich auch "ohne viele Worte gut zu verstehen", und interagieren nicht so wahnsinnig viel miteinander.

Das sind zumindest meine Beobachtungen :).
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#13 Re: Ja zur zweiten Kolonie ! Aber welche Art ?

Beitrag von Bermuders » 30. Juli 2016, 04:22

Maddio, herzlichen Dank für diesen überragenden Beitrag!
Solche Informationen und Eindrücke kann man in keinem Buch finden, sondern nur von erfahrenen Haltern wie Dir bekommen.
Mir ist es bisher nicht vergönnt gewesen, Camponotus zu beobachten, die gibt es hier bei mir anscheinend einfach nicht, daher sind Deine Schilderungen zu dieser Art für mich (und sicherlich auch für viele andere) Gold wert. Aber anders kenne ich das ja von Dir eigentlich auch nicht.

Was Formica sanguinea betrifft hast Du bei mir direkt ins schwarze getroffen. Diese Art ist mir schon bei meinen ersten Recherchen zum Thema Ameisenhaltung geradezu in Auge geschossen.
Wenn ich alles richtig verstanden habe, kann Formica sanguinea auch ohne Sklaven (bei der Gründung bin ich mir nicht sicher). Je größer ihre Kolonien werden, um so weniger sind sie auf Hilfsameisen angewiesen. Aber das ist m.M.n. gerade der Reiz.
Beobachtungen des Sozialverhaltens zwischen Raptiformica und Serviformica, Serviformica zu artfremden Serviformica, stelle ich mir äußerst reizvoll vor. Die Umsetzung dürfte sicherlich schwierig, aber nicht unmöglich sein.
Auf Grund meiner mangelnden Erfahrung in der Haltung von Ameisen stelle ich dieses Projekt aber erst einmal zurück.

So, jetzt mal Butter bei die Fische! (ist eine Redensart von dort wo ich herkomme. Man sagte mir hier gibt`s auch Österreicher ;) )

Ich werde in den nächsten Tagen noch mal in mich gehen und dann eine Entscheidung treffen.
Dieses Jahr Formica fusca oder nächstes Jahr Camponotus cruentatus/ligniperdus .

Egal für was ich mich entscheide, einen Haltungsbericht bin ich euch mindestens schuldig.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit

Andre
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#14 Re: Ja zur zweiten Kolonie ! Aber welche Art ?

Beitrag von Bermuders » 2. August 2016, 00:39

Tag Zusammen,

für alle die es interessiert: ich habe mich entschieden.

Es wird... (an dieser Stelle bitte einen Trommelwirbel hinein fantasieren)
Camponotus cruentatus!

Die letzten Tage habe ich wirklich viel hin und her überlegt und mein gesamtes soziales Umfeld bis über die Grenze des Erträglichen hinaus genervt.
Es war am Ende eine Entscheidung zwischen zwei Wegen:

Weg Nr. 1 "auf Nummer sicher gehen"
Formica fusca. Wie bereits erwähnt mag ich die aufgeweckten Damen einfach. Wenn meine Myrmica rubra sich was zu sagen haben, fummeln sie halt ein wenig mit den Fühlern am Kopf der Gesprächspartnerin rum. Die Formica fusca, die ich in der Natur beobachten durften, rasten dabei hingegen komplett aus. Sie sind flink, agil und
ihre Haltung wird im Allgemeinen als einfach, das Koloniewachstum als überschaubar beschrieben.
Interessante, "pflegeleichte" Ameisen eben.

Weg Nr. 2 "Weiterentwicklung"
Camponotus cruentatus entspricht mit Größe und Polymorphismus sehr viel eher meinen Interessen. Sie sind halt irgendwie ganz anders als meine Myrmica rubra (soweit ich das überhaupt einschätzen kann). Eine verkürzte Winterruhe finde ich mittlerweile auch sehr reizvoll. Man hat ein oder zwei Monate im Jahr mehr von ihnen, ihre Entwicklung ist daher schneller als von einheimischen Camponotus und ich könnte sie einfach im unbeheizten Zimmer lassen.
Natürlich sind die Haltungsanforderungen aber auch ganz andere und ich möchte keine "Experimente" mit einer Art starten, für die mir noch die Erfahrung fehlt.

Ich habe mich für Weg Nr.2 entschieden, man will ja Erfahrung sammeln und an Herausforderungen wachsen.
Also wenn keiner gravierende Einwände hat: das ist der Plan.

Es wird ein stehendes Ytong-Nest gebastelt (das wäre dann mein erstes selbst gebautes) bei dem die Bewässerung durch einen Schlauch-Wassertank, der auf einem 90°-Schlauchverbinder steckt. Der Schlauchverbinder wird von der Rückseite, nicht ganz mittig, im unteren Drittel des Nestes eingegibst (die Idee stammt nicht von mir, habs irgendwo im Forum gelesen). Dadurch sollen im Nest feuchte (unten) und trockene (oben) Bereiche entstehen.
Die Arena kommt aus Berlin und hat die Maße 60x30x30, eine weitere 30x20x20 steht zur Verfügung (beide verfügen über einen Rahmen und einen Deckel).
Was die Temperaturen angeht, habe ich mir folgendes gedacht:
Temperatur im Nest tagsüber zwischen 22°C - 26°C.
Temperatur in der Arena tagsüber zwischen 26°C - 30°C.
Die Beheizung würde ich etwa 6 bis 8 Stunden pro Tag eingeschaltet lassen. Des Nachts müssen die üblichen Raumtemperaturen herhalten.
In der Arena wird ein Temperaturgefälle erzeugt, in dem eine Heizmatte nur einen Teil der Arena beheizt. Ich würde mich jetzt aus reinem Bauchgefühl heraus für die Seite entscheiden, die am weitesten vom Nest entfernt liegt. Sachlich begründen kann ich dies aber nicht.
Die Luftfeuchte halte ich für recht unproblematisch, da sie es anscheinend etwas trockener mögen.

Ich habe hier zwar noch zwei kleine Heizmatten (3W und 7W) von meinem letzten übermotivierten Kaufrausch rum liegen, werde aber nächste Woche erst einmal schauen, ob ich die Temperaturen damit liefern kann. Falls jemand eine Regeleinheit empfehlen kann, würde ich mich sehr freuen.

Einen Händler der Camponotus cruentatus anbietet habe ich auch schon gefunden. Es ist eine Kolonie mit 20 bis 30 Arbeiterinnen und stammt aus dem Schwarmflug von 2014.
Von diesem Händler habe ich auch schon meine Myrmica rubra (mit ähnlicher Koloniestärke).
Ich gebe mir jetzt noch zwei Wochen Zeit, wenn ich dann die von mir beschriebenen und hoffentlich richtigen Haltungsparameter realisieren kann, wird die kleine Kolonie gekauft.

So schwer kann entscheiden manchmal sein ;-)

Ich möchte Euch unbedingt bitten, mich zu korrigieren und zu kritisieren, falls ich hier irgendwie auf dem Holzweg bin und hoffe, dass ich Eure Geduld nicht überstrapaziert habe.

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