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Tipps zur Haltung von Myrmica rubra

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Navar
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#1 Tipps zur Haltung von Myrmica rubra

Beitrag von Navar » 14. Oktober 2016, 10:00

Hallo Leute,

ich möchte mir im März eine Kolonie der Art Myrmica rubra anschaffen.
Ich habe über Haltungsberichte viel über die Art gelernt, jedoch habe ich immer noch Lücken in meiner Planung. Vorerst warum unbedingt die Myrmica rubra?
Die Ameisenart ist leicht zu halten und spricht mir durch ihre Farbe sehr zu, da ich einen Kontrast zur Erde haben möchte. Kommen wir zu den Fragen!

Die Kolonien können mehrere Königinnen gleichzeitig haben. Wie groß ist ungefähr, bei guter Haltung, die Population. Brauche ich gleich mehrere Königinnen, um etwas Schwung zu haben oder würde eine Königin mit 30-40 Arbeiterinnen auch schnell für viel Nachwuchs sorgen?

Ich würde gerne eine dünne Bodenschicht mit Sand Steinen und Erde erstellen, um Grass u.s.w. anzupflanzen. Wäre das gut umsetztbar? Ich habe gelesen, das die Art gerne Wurzeln ausgräbt, jedoch ist dies bei Grass kaum möglich oder?

Als Proteinquelle würde ich Schaben züchten. Ich weiß aber nicht welche Art besonders gut geeignet zum verfüttern an Ameisen ist. Ich würde die Schaben erstmal Abkochen. Ich habe ein Mikroskop und kann Milben erkennen, da ich die Zucht professionell durchführen werde
, werde ich später die Schaben lebend verfüttern.

Ich würde an erster Stelle lieber Früchte statt Honig und Zuckerwasser verwenden, da die Tiere in der Natur auch keinen Zugang zu Zucker und nur in seltenen Fällen zu Honig haben. Muss ich primär Zucker oder Honigwasser verfüttern?

Die Ameisen kommen in ein Nest aus Ytong, welcher in der Arena stehen wird.

Zu der Einrichtung u.s.w., mache ich noch ein Extra Thema.

Gruß
Navar



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Formicarius
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#2 Re: Tipps zur Haltung von Myrmica Rubra

Beitrag von Formicarius » 14. Oktober 2016, 11:48

Navar hat geschrieben:
ich möchte mir im März eine Kolonie der Art Myrmica Rubra anschaffen.
Ich habe über Haltungsberichte viel über die Art gelernt, jedoch habe ich immer noch Lücken in meiner Planung. Vorerst warum unbedingt die Myrmica Rubra?
Die Ameisenart ist leicht zu halten und spricht mir durch ihre Farbe sehr zu, da ich einen Kontrast zur Erde haben möchte.


Ich würde Myrmica rubra nicht als Anfängerart empfehlen. Die Arbeiterinnen sind sehr empfindlich, außerdem brauche sie immer eine hohe Feuchtigkeit.
Sobald es trockener wird und die LF sinkt kann die Kolonie wirklich sehr schnell sterben. Das Problem mit dieser Feuchtigkeit ist das man sehr schnell Milben und Schimmel bekommt.

Ich würde dir eher zu Manica rubida raten. Die sind größer und auch robuster was die Feuchtigkeit angeht. Sie brauchen zwar immer noch ein feuchtes Nest und auch eine Tränke mit Wasser aber die Arena und LF muss nicht so hoch sein wie bei Myrmica rubra.



Navar hat geschrieben:Ich würde gerne eine dünne Bodenschicht mit Sand Steinen und Erde erstellen, um Grass u.s.w. anzupflanzen. Wäre das gut umsetztbar? Ich habe gelesen, das die Art gerne Wurzeln ausgräbt, jedoch ist dies bei Grass kaum möglich oder?


Naja das Gras wird dir eher die Einsicht in die Arena blockieren.


Navar hat geschrieben:Als Proteinquelle würde ich Schaben züchten. Ich weiß aber nicht welche Art besonders gut geeignet zum verfüttern an Ameisen ist. Ich würde die Schaben erstmal Abkochen. Ich habe ein Mikroskop und kann Milben erkennen, da ich die Zucht professionell durchführen werde , werde ich später die Schaben lebend verfüttern.


Schokoschaben. Am besten immer noch überbrühen, die Schaben lebend zu verfüttern ist nicht nötig. Sowieso würde ich nur lebend verfüttern bei großen Kolonien oder Arten die eben lebend gefüttert werden müssen wie manche exotischen Ponerien zb..


Navar hat geschrieben: Ich würde an erster Stelle lieber Früchte statt Honig und Zuckerwasser verwenden, da die Tiere in der Natur auch keinen Zugang zu Zucker und nur in seltenen Fällen zu Honig haben. Muss ich primär Zucker oder Honigwasser verfüttern?


Früchte sind eher etwas für zwischendurch. Primär würde ich Zucker/Honigwasser verfüttern.


Navar hat geschrieben:Die Ameisen kommen in ein Nest aus Ytong, welcher in der Arena stehen wird.


Ich persönlich würde es eher extern machen, ist einfacher für die Winterruhe. Bleibt aber jedem selbst überlassen.
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Bermuders
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#3 Re: Tipps zur Haltung von Myrmica Rubra

Beitrag von Bermuders » 14. Oktober 2016, 12:08

Hallo Nava,

ich halte seit Mitte Juni Myrmica rubra und kann sie jedem nur wärmstens empfehlen. Meine Kolonie ist mittlerweile von
25 Arbeiterinnen auf über 150 angestiegen, bei einer Gyne.
Sie sind wirklich recht anspruchslos in der Haltung und kaum zu erschrecken. Auf Einsichtnahme ins Nest reagieren sie auch recht gelassen
(natürlich darf man es nicht übertreiben).
Obst habe ich ihnen auch schon angeboten, die Begeisterung war aber eher mau, gleiches gilt für Zuckerwasser und Marmelade.
Sie bekommen von mir daher Honigwasser und gelegentlich Ahornsirup.
Bei der Bewässerung gehe ich wie folgt vor: das Ytong-Nest bewässere ich, bis sich der Stein deutlich verfärbt, die Arena nur an sehr warmen Tagen.

Noch eine Frage zu deiner geplanten Schabenzucht. Hast du noch andere Tiere, an die du die Schaben verfüttern kannst? Der Futterbedarf einer noch kleinen
Myrmica rubra Kolonie ist sicherlich auch ohne eine solche problemlos zu decken.

Ach, bevor ich es vergesse. Auf dunklem Bodengrund kommt die Färbung von Myrmica rubra besonders gut zur Geltung.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit

Andre
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#4 Re: Tipps zur Haltung von Myrmica rubra

Beitrag von trailandstreet » 14. Oktober 2016, 16:12

Wenn du nur ein kleines volk hast, tun es für den Anfang auch Mehlwürmer. Ich hab die zwar immer Lüner erst als Puppen verfüttert, aber das geht auch.
Was die Bepflanzung angeht, unterschätz die Ameisen nicht, was glaubst du wo die bei dir im Garten graben?
Ich würde aber trotz allem sagen, das mit der Feuchtigkeit ist hinzubekommen. Sie sollten am Anfang auch immer lieber noch ein RG haben, falls dir mal was austrocknet.
Das Milbenproblem sehe ich jetzt nicht. Meine bekommen auch haufenweise frischtote fliegen und hatten bisher noch nie Probleme.
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#5 Re: Tipps zur Haltung von Myrmica rubra

Beitrag von Navar » 14. Oktober 2016, 20:44

Ich danke euch für die Beiträge.

Ich wohne in Berlin und werde am Anfang ein Packet von Mehlwürmer vom Antstore abholen. Sollte ich die wehrlosen Mehlwürmer vorm verfüttern töten?

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#6 Re: Tipps zur Haltung von Myrmica rubra

Beitrag von Bermuders » 15. Oktober 2016, 00:05

Tach auch,

meiner Erfahrung nach solltest Du sie nicht nur töten, sonder anschließend auch zerschneiden. Meine Myrmica rubra gehen nur an Mehlwürmer rann wenn diese zerteilt sind.
Zudem sind Mehlkäferlarven ziemlich bissfest. Ob Myrmica rubra sie zerlegen könnten wenn sie es denn wollten weiß ich nicht zu sagen.
Ich kaufe Futterinsekten ausschließlich bei einem Händler. Nach Erhalt dieser, werden sie sofort eingefroren. Anschließend picke ich sie aus dem (meist vorhandenen) Zuchtansatz und packe sie in kleine Kunststoffboxen.
So habe ich immer einen großen Vorrat an unterschiedlichen Futtertieren (Steppengrillen, Heimchen, Stummelfliegen, Pinkymaden und eben Mehlwürmer) griffbereit.
Grundsätzlich (immer daran denken: dies sind nur meine persönlichen Erfahrungen!) solltest Du ein wenig Abwechslung bieten können.
Als ich das erste Mal Mehlwürmer angeboten habe, konnten meine Kolonie zwei Wochen nicht genug davon bekommen. Am Anfang der Haltung waren Fliegen der Renner.
Im Moment sind es vor allem Heimchen.

Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit

Andre
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#7 Re: Tipps zur Haltung von Myrmica rubra

Beitrag von Reber » 15. Oktober 2016, 01:34

Lieber Navar,
erlaube mir eine Ergänzung meinerseits: Myrmica rubra sind als Einsteigerart empfehlenswert. Ich habe sehr lange Erfahrung mit ihnen und kann sagen, dass sie in der Haltung deutlich weniger heikel sind als Manica rubida, welche ich erst seit wenigen Jahren halte.

Es gibt zwei "Nachteile" bei der Art: Sie braucht ein feuchtes Nest - dass heisst, du darfst die regelmässige Bewässerung nicht vernachlässigen. Ausserdem werden die Königinnen nicht sehr alt, sie lenen nur wenige Jahre.

Die Vorteile überiegen aber: Die schönen Ameisen sind robust und aktiv, sie mögen es - für Ameisen - eher kühl (keine Heizung nötig); die Art ist ausserdem polygyn (mehrere Königinnen) und man findet sie fast überall und kann Teile eines Volkes gratis der Natur entnehmn, ohne die Kolonie vor Ort zu vernichten. Es lohnt sich, im Frühjahr gleich mehrere Königinnen zusammen mir Arbeiterinnen und etwas Brut einzusammeln.

Als Bodengrund in der Arena habe ich gute Erfahrung mit Kies gemacht. Wenn man will, kann man es teiweise mit Wasser auffüllen und bepflanzen.

In der Natur betreibt Myrmica rubra erfolgreich Trophobiose mit Blattläusen. Die Tiere kommen also an Honigtau! Du solltest ihnen während der aktiven Phase immer (Wald-)Honigwasser anbieten. Bei kleinen Kolonien solltest du Mehlwürmer vor dem Füttern unbedingt töten. Die Larven des Mehlkäfers können beissen und winden sich. Die M. rubra können sie zwar überwältigen, erleiden aber möglicherweise Verluste. Einzelne Arbeiterinnen von kleinen Kolonien ziehen sich zurück - überbrühen und zerschneiden ist ein guter Tipp.

Viel Erfolg beim Start im nächsten Jahr!
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Erne
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#8 Re: Tipps zur Haltung von Myrmica rubra

Beitrag von Erne » 15. Oktober 2016, 11:02

Kann mich Euern Beobachtungen nur anschließen.
Myrmica rubra ist eine Ameisenart, die keine besonderen Anforderungen an die Haltung stellt.
Ein leicht feuchtes Nest, dazu eine leicht feuchte Arena und es wird.
Selbst eine trockenere Arena können sie für kurze Zeiten gut überstehen.
Was ich weiter beobachtet habe, werden die Haltungsparameter nicht besonders passend hinbekommen,
was fast unmöglich ist, dann brauchen sie ewig bis sie es auf viele Ameisen bringen, weil sie weniger Nachwuchs aufziehen.

Gehalten können sie werden in Gips- Ytongnestern und natürlich auch in Erde.
Sind es erst mal ein paar mehr Arbeiterinnen, gehören sie zu den Ameisenarten die gerne graben und alles,
was sie bewegen können, durcheinander wühlen.
Falls ein Bodenbelag in der Arena geplant ist, der angesprochene Kies ist gut passend.

Es sind nicht die schnellsten Ameisen, dafür allerdings ausdauernd und geduldig.
Lebende Futtertiere erwischen sie eher nur zufällig, frisch getötete mögen sie lieber.
Dazu noch Zucker- oder Honigwasser, und sie sind zufrieden.
Trinkwasser zur Vorsicht anbieten, hilft etwas falls die Haltung zu trocken gerät.

Fliegen stehen ganz oben auf ihrem Speiseplan, Mücken, kleine Heimchen gehen auch.
Mehlwürmer, wenn nichts anderes da ist, gehen die auch.
Wenn nicht gerade frisch gehäutete Mehlwürmer angeboten werden können, immer zerteilt anbieten.
Je weniger Brut vorhanden ist umso mehr selektieren sie beim Futter, das kann so weit gehen,
dass sie keine Mehlwürmer mehr nehmen, wobei Fliegen immer noch gehen.
Liegen die Temperaturen tiefer, kommen sie durchaus auch eine Woche ohne Futter aus.

Etwas Geduld verlangt die Haltung dieser Art ihrem Halter ab, die Brutentwicklung braucht etwas.
Auch wenn sich an der Dauer, durch etwas höhere Temperaturen drehen lässt, dauert es dennoch.
Wo ich gerade bei den Temperaturen bin, Zimmertemperatur reicht, eine zusätzliche Heizung ist nicht erforderlich.
Zimmertemperatur ist ein weiter Bereich, kommen im Sommer die Temperaturen über 30°C ist es besser, einen kühleren Standort zu finden.

Und zuletzt, wie bei unseren einheimischen Ameisen angebracht, sie brauchen eine geeignete Winterruhe.
Lang genug und mit Temperaturen die an die 0°C gehen können.

Grüße Wolfgang
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