User des Monats Oktober 2024   ---   Denis  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Neues Thema Antworten
Benutzeravatar
Dunpeal
Halter
Offline
Beiträge: 335
Registriert: 19. Januar 2007, 23:35
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal

#1 Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Beitrag von Dunpeal » 14. Januar 2017, 20:06

Hallo liebe Ameisenfreunde,
ich habe seit etwa einer Woche eine Pheidole megacephale Kolonie bei mir zu Hause, die mich vor einige Rätsel stellt, wobei ich bei einer Sache nicht weiß, ob da dringender Veränderungsbedarf besteht.

Ich habe vor vielen Jahren recht erfolgreich einige einheimische Arten gehalten. Lasius niger, Lasius flavus, div. Camponotus und Formica, Pheidole pallidula etc. Ich bin also kein kompletter Neuling in der Ameisenhaltung. Müsste mein Wissen aber dringend mal wieder auffrischen, deshalb hab ich mein altes Profil mal wieder rausgekramt.

Nun zu meinem eigentlichem Problem: Damals habe ich als Aussbuchsschutz immer Paraffinöl und als Bodengrund hauptsächlich unbehandelten Sand verwendet. Damit hatte ich von der Wirkung her eigentlich nie Probleme. Mit dem Sand kamen die Ameisen immer gut klar. Das einzige was mich bei dem Paraffinöl genervt hatte, war, dass man iwann bei größeren Kolonien nach einiger Zeit die Scheiben versaut hatte und man da nicht mal eben von innen Putzen konnte. Iwie hat es immer ein winziger Tropfen geschafft sich zu sammeln und herunterzulaufen. Deshalb wollte ich diesmal Talkum verwenden. Also habe ich ein bisschen im Internet rumgeguckt, wie ich am besten wieder in die Ameisenhaltung einsteigen kann(hatte kein Equip mehr) und habe ich mir letzendlich ein Komplettset von Myants bestellt. Ich stehe nicht auf diese Farmen, wo die Ameisen sich eingraben und das Nest von Myants sah echt gut aus(bin auch sehr zufrieden mit dem Nest an sich). Bei diesem Set war Lehmpulver als Bodengrund dabei. Hatte ich früher nie verwendet, kenne ich eigentlich nur für das befüllen von Farmen(aber eigentlich auch eher als Sand-Lehm-Gemisch). Das habe ich dann als Bodengrund verwendet, mit ein bisschen Buchenhack und Aquarienkies. Ich habe es nicht befeuchtet, da ich von meinen Kolonie Pheidole pallidula von früher weiß, wie gern sich diese Art eingräbt, wenn man ihr die Möglichkeit gibt. Das wollte ich wenn möglich bei einer kleinen Kolonie vermeiden, vorallem wenn der Boden nur vllt zu 1cm bedeckt ist damit. Als ich das Reagenzgals dann in der Arena geöffnet hatte, ist eine Königin entwischt(es sind 3 insg.)und recht schnell über dieses Lehmpulver gelaufen. Das setzte sich direkt an allen Stellen ihres Körpers fest, wo sie in Berührung damit kam. Das machte mich direkt stutzig. Dann viel mir nach einer Weile auch auf, dass die Arbeiterinnen das selbe Problem hatten. Je mehr Lehmpulver an ihnen klebte, desto weniger agil wurden sie. Viele habe ich am Rand gesehen, die nurnoch zuckten und komplett "eingepudert" waren. Es enstanden kleine Trichten in denen Arbeiterinnen auf dem Rücken legen und zappelten, aber nicht mehr herauskamen. Außerdem schienen sie sich immer weniger koordiniert bewegen zu können. Wenn sie einmal an einer Stelle richtig "eingepudert" waren, sind sie nicht mehr weit davon weggelaufen, haben immer wieder versucht die Scheiben hochzulaufen, woraufhin sie abfielen und noch mehr "eingepudert" waren. Viele Arbeieterinnen sind deswegen verendet. Ich habe dann nach einem Tag entschieden, dass ich da handeln muss. Im Internet habe ich auch in mehreren Foren gelesen, dass das angeblich die Tracheen verschließen soll und den Tieren Flüssigkeit entzieht. Das schienen aber alles eher Spekulationen als wirklich Fakten. Meine Beobachtungen haben mir aber gereicht und ich habe das komplette Lehmpulver entfernt. Dadurch hatte ich aber keinen komplett bedeckten Boden mehr. An einigen Stellen zwischen dem Buchenhack ist an den Rändern des Beckens Glas vom Boden sichtbar. Als ich das Talkum trocken aufgetragen habe, ist das in diese Lücken gefallen. Nach einigen Tagen ist mir aufgefallen, dass wieder Arbeiterinnen, mit dem feinen Talkum bedeckt waren. Und wieder die selben Verhaltensweisen wie mit dem Lehmpulver. Sie wirken je mehr an ihnen klebt immer mehr desorientiert. Sie versuchen dann z.B. ununterbrochen die Scheibe an fast der selben Stelle hochzulaufen, bis man sie iwann dort oder in der direkten Nähe auf dem Rücken liegend und zuckend vorfindet. So verhalten sich die Talkum freien Tiere nicht. Dadurch scheinen gerade wieder viele der Tiere zu sterben. Inzwischen ist schon fast, zusammen mit dem Berg der Leichen innerhalb des Reagenzglases, die halbe Kolonie tot, trotz ausreichendender Haltungsparameter.

Muss ich da dringend handeln und den Bodengrund austauschen, damit ich vermeiden kann, dass die Tiere derart in Kontakt mit dem Talkum kommen ?
Habt ihr ähnliche Dinge beobachtet bei Talkum und Lehmpulver ?
Oder sind meine Beobachtugen anders zu deuten und das Zeug ist garnicht schädlich?

Ich weiß, dass das Thema schon öfter aufkam. Ich habe dazu viel gegoogelt. Allerdings widersprechen sich viele der Aussagen. Außerdem würdne doch nicht so viele Halter auf Talkum und Lehm schwören, wenn das die Ameisen umbringen kann.

Sorry, bisschen ungeordnet der text, hatte gerade nicht viel Zeit und wollte das aber noch schnell fragen, weil ich nicht weiß ob und wie dringend da ein Handlungsbedarf besteht...

Grüße

Moritz



Benutzeravatar
Kalinova

User des Monats März 2017
Halter
Offline
Beiträge: 1155
Registriert: 18. Juli 2015, 12:42
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 867 Mal
Danksagung erhalten: 1147 Mal

#2 Re: Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Beitrag von Kalinova » 14. Januar 2017, 21:31

Willkommen zurück Moritz.

Hui das klingt ja gar nicht gut was du da beschreibst. Ich bin zwar kein Profi, aber würde an deiner Stelle folgendes tun:

Eine provisorische Arena vorbereiten, zB Plastikbox mit Ausbruchsschutz aus Paraffin (vorübergehend geht wohl auch einfaches Speiseöl)
Um ein herunterlaufen des Öls zu verhindern, las ich irgendwo mal den Tipp darunter Klebestreifen zu kleben.
In diese Arena würde ich erst mal auch keinen Bodengrund (außer ggf eine dünne Schicht Gips) etc geben - also klinische Haltung. Damit sich die Kolonie erstmal Sortieren und erholen kann.

Dann überlegen wie du die Arena besser gestalten kannst, damit die Tiere nicht wieder schaden nehmen. Da wird es sicherlich noch einiges an Hilfestellungen von erfahrenen Haltern hier im Forum geben.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Kalinova für den Beitrag:
Dunpeal


Meine erste Ameise: Lasius niger -> weisellos abgegeben für Chthonolasius Gründungsversuch
Aktuelles Volk: Camponotus cosmicus

Links: Wissensteil, Regeln

benai

User des Monats November 2016
Halter
Offline
Beiträge: 680
Registriert: 21. März 2005, 20:24
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 85 Mal
Danksagung erhalten: 438 Mal

#3 Re: Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Beitrag von benai » 14. Januar 2017, 22:44

Hallo,

alle feinen Stäube sind gesundheitsschädlich, da verhält Lehmpulver wenn er nicht mit Wasser aufgegossen und danach ausgehärtet gelassen sich nicht anders.
Steht als Warnhinweis auf der Rückseite meines Lehmpulversackes drauf.
Steht als Warnhinweis auf der Rückseite meines Lehmpulversackes drauf.


Talkum verwende ich nicht daher kann ich dazu nichts sagen, aber es ist genauso feinstäubig wie das Lehmpulver, daher sehe ich da eine Analogie.
Ob es die Tracheen verstopft kann ich nicht sagen dazu müsste man die Arbeiterinnen sezieren, was bei 2 mm großen Arbeiterinnen sicherlich ne lustige Aufgabe ist. Allerdings gehe ich davon aus da die Ameisen keine aktive Atmung sondern eine passive Atmung haben und die Luft durch die Tracheen überall hingelagt und wenn sich genug Pulver dadrinnen befindet die Tiere einfach durch das Pulver angegriffen, geschädigt werden und letzlich sterben.

gruß
benai
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor benai für den Beitrag:
Dunpeal



Benutzeravatar
Erne
Administrator
Offline
Beiträge: 4087
Registriert: 18. April 2014, 11:00
Hat sich bedankt: 5667 Mal
Danksagung erhalten: 4674 Mal
Kontaktdaten:

#4 Re: Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Beitrag von Erne » 14. Januar 2017, 22:50

Feine Materialien, so ist es immer wieder in den Foren nachlesbar, werden herangezogen für Todesfälle.
Ist das wirklich so?
Sind das eher Vermutungen für fehlgeschlagene Haltungen?

Grüße Wolfgang



Benutzeravatar
Harry4ANT

User des Monats März 2017 User des Monats Janur 2019
Moderator
Offline
Beiträge: 3077
Registriert: 8. Dezember 2016, 21:48
Auszeichnung: 2
Hat sich bedankt: 1160 Mal
Danksagung erhalten: 2211 Mal

#5 Re: Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Beitrag von Harry4ANT » 15. Januar 2017, 05:34

Ich gehe mal davon aus, dass das Lehmpulver dazu gedacht war es mit Wasser zu mischen und dann damit die Farm auszukleiden. War da keine Anleitung mit dabei ?

Auch ich hab seit November megacephala und in den ersten Tagen nach der Lieferung gab es viele Tote. Da sich das mit den aktuellen Haltungsberichten hier deckt, gehe ich davon aus das es sich um Nachwirkungen des Transportes bei den kalten Temperaturen handelt.
Hat dann aber nach ein paar Tagen aufgehört und seither entwickeln Sie sich prächtig, fressen mir die Haare vom Kopf und haben genug neue Soldaten um Moskau einzukesseln.

Ich hatte zuerst auch eine stehende Farm von Myants angeschlossen (bei mir war nur Seramis dabei), mit Heizkabel etwas beheizt und über das Modul mit Watte befeuchtet. Wurde aber tagelang überhaupt nicht angenommen und habe dann probeweise ein großes Erdnest mit feuchter Sand/Lehm Mischung angeschlossen --> Innerhalb von 20 min war die komplette Kolonie mit allen Gynen und Brut umgezogen.
Und zwar in den feuchten, wärmsten Bereich nahe der seitlich angebrachten Heizmatte.

Daher gehe ich davon aus sie mögen es warm, feucht und sie wollen buddeln :)

Ich verwende als Ausbruchsschutz übrigens ausschließlich absolut dicht schließende Deckel mit entsprechender Dichtung und Gaze zur Belüftung - hatte bisher keinerlei Ausbrüche.
Die Anlage besteht jetzt aus zwei großen Erdnestern und dazwischen die Arena, jeweils per Schlauch verbunden.
Das neuere Erdnest steht deutlich erhöht und der Schlauch recht steil - wurde über Nacht bezogen und umgebuddelt.

Wenn ich füttere oder reinige muss ich manchmal 2-3 vom Deckel klopfen und die Seitenwände im Auge behalten aber das hält sich in Grenzen, zumal die Art eher schüchtern ist wenn man den Deckel öffnet.

Erst nach dem Schliesen des Deckels bricht dann die Hölle los wenn die Beute entdeckt wurde :D
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Harry4ANT für den Beitrag:
Dunpeal



Benutzeravatar
blackbird1
Halter
Offline
Beiträge: 267
Registriert: 17. September 2016, 13:09
Hat sich bedankt: 190 Mal
Danksagung erhalten: 144 Mal

#6 Re: Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Beitrag von blackbird1 » 15. Januar 2017, 09:48

Ich verwende bei meinen Tieren grundsätzlich nichts mehr das feiner ist als 0,5 mm eben wegen den Tracheen.
Bzw alles was so fein ist benutze ich auch nur, wenn es vorher ordentlich durchgefeuchtet wurde und nur wenn es mit Lehm gemischt ist. Also kein Sand Pur.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor blackbird1 für den Beitrag:
Dunpeal



Benutzeravatar
Dunpeal
Halter
Offline
Beiträge: 335
Registriert: 19. Januar 2007, 23:35
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 34 Mal

#7 Re: Pulverige Substanzen tödlich für kleine Ameisen?

Beitrag von Dunpeal » 20. Januar 2017, 19:51

So, hier mal ein Update :huepfer:

Da sich das Thema nicht so wirklich klären lässt, da es keine wirklich wissentschaftlichen Anhaltspunkte gibt, habe ich jetzt einfach mal auf euch und mein Bauchgefühl gehört.

Ich habe seit einigen Tagen den Aussbruchsschutz durch Paraffinöl ersetzt und einen Glasrahmen für mein Becken gekauft, damit das nicht so ein Geschmiere innerhalb des Beckens ist. Außerdem habe ich den Bodengrund durch gewaschenen Sand ersetzt. Und bisher muss ich sagen, dass ich das Verhalten, welches ich oben beschrieben habe, nämlich dieses desorientierte unaufhaltsame Versuchen an der selben Stelle der Scheibe hochzuklettern( und in Folge dessen mit immer mehr Talkum bedeckt zu werden[was natürlich jetzt nicht mehr möglich ist) garnicht mehr beobachten konnte. Davor habe ich immer wenn ich reingeschaut habe 2-3 Ameisen beobachten können, bei denen ich quasi wusste, dass sie ein paar Stunden später tot und mit viel Talkum bedeckt daliegen werden. Die letzten Tage konnte ich keine Verluste mehr beobachten, das Massensterben hat ein Ende. Ich habe allerdings sonst nichts an den Haltungsbedingungen verändert. Nachdem ich das Talkum entfernt und den Sand als Bodengrund verwendet habe sind sie innerhalb eines Tages in das Nest umgezogen. Davor haben sie es ignoriert. Als wenn sie davor gewusst hätten, dass ein kompletter Umzug gefährlich sein könnte...

Ob das nun wirklich alles am Talkum lag lässt sich aber leider trotzdem nicht klären. Aber man kann ja zum Glück auf Alternativen zurückgreifen, wenn man beunruhigt ist ;)

Erne hat geschrieben:Sind das eher Vermutungen für fehlgeschlagene Haltungen?


Ich weiß es nicht. VIelleicht fällt dir ja was auf?
Hier mal nen paar Infos:

Arena:
Luftfeuchtigkeit:50-70%
Temperatur 24-26°c

Nest 25°c
Luftfeuchtigkeit: ? (Habe da nicht die Möglichkeit, das im Nest zu messen)
Ich wässere das Nest, wenn es ausgetrocknet ist mit 8ml Wasser. Das kommt etwa alle 3-4 Tage vor. Vorher habe ich 12ml und 10ml probiert, da sind aber meiner Meinung nach die Scheiben zu stark beschlagen. Große Tröpfchen sind für kleine Pheidole Kolonien nicht so cool. Die schaffen es erfahrungsgemäß in allem zu ersaufen.

Ich füttere alle 3 Tage eine Schokoschabe (wird sehr gut angenommen).
Es ist permanent Wasser in einer Tränke vorhanden.
Ich biete permanent auf zwei kleine Schwämmchen getropfte Honiglösung und Zuckerlösung an (wird bisher ignoriert).

Ich mag deine Videos übrigens sehr gerne Erne! Tolle Aufnahmen, freue mich immer über einen Upload.

Grüße Moritz
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Dunpeal für den Beitrag:
Kalinova



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteiger Fragen und Informationen“