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Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Eure Ameisenhaltungsberichte & Ameisenbeobachtungen - Meinungen & Fragen [einheimische und exotische Ameisen]
HackLab
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#1 Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von HackLab » 5. März 2017, 23:50

Hallo,

ich bin neu hier. Ich Interessiere mich schon seit längerem für Ameisen als Haustier. Die letzten Wochen habe ich mich schon sehr viel zu dem Thema (unter anderem auch in diesem Forum) gelesen.
Da ein Haustier aber auch immer eine gewisse Menge an Verantwortung und Zeit beanspruchen wollte ich mal wissen wie es mit den Ameisen ist.
Jetzt habe ich schon erfahren das dies vor allem auch von der Art abhängt, deswegen gleich vorab ich möchte mir wenn dann Lasius niger besorgen und diese auch von Beginn an mit nur einer selbst gefangenen Königin großziehen.

Wo ich noch nicht so klar sehe ist:
- wie lange kann der Ameisenstaat ohne Fürsorge auskommen, ist möglich auch noch 2 - 3 Wochen in den Urlaub zu fahren, wenn man alles gut Vorbereitet?
- kann man die Population irgendwie begrenzen, oder bin ich irgendwann gezwungen mir ein größeres Formicarium zu kaufen? Wenn ja wie groß muss es am Ende maximal sein?

Ich möchte nur sicher gehen, dass wenn ich mir welche Besorge, dass ich ihnen auch alles Bieten kann was sie benötigen.

Vielen Dank schon mal im Voraus,
HackLab



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Frederick

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#2 Re: Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von Frederick » 6. März 2017, 00:23

Hi HackLab und Willkommen im Forum!

Vorab: Ich hatte schon viele Terrarien(tiere), aber nichts hat bisher so viel Freude und Gewusel bereitet wie Ameisen :) Von daher kann ich nur zu diesem Hobby empfehlen.

Zu Deiner ersten Frage kann ich nichts sagen, da ich quasi nie in den Urlaub fliege/fahre.

Was Deine zweite Frage angeht:
HackLab hat geschrieben: - kann man die Population irgendwie begrenzen, oder bin ich irgendwann gezwungen mir ein größeres Formicarium zu kaufen? Wenn ja wie groß muss es am Ende maximal sein?


Wieviel Platz steht dir denn am Ende insgesamt zur Verfügung? Es ist auf alle Fälle ratsam und gut, ein eventuelles Platzproblem von Anfang an zu bedenken.

Ich habe zwar keine Lasius niger, aber wenn ich mir die Kolonien in meinem Garten angucke (oder Fotos und Videos von ausgewachsenen Kolonien, was ich sehr empfehlen kann) lassen die sich nicht in ein 20x20x20 Formicarium quetschen. Allerdings wachsen L. niger wohl recht langsam und befinden durch ihre obligatorische Winterruhe eh einige Zeit sehr zusammengedrängt in der sogenannten Wintertraube, sodass viel Zeit für weitere Anbauten und Überlegungen diesbezüglich existiert.

Über die aktive Manipulation der Populationsgröße gab es schon einige Diskussionen mit ambivalenten Meinungen. Angeblich soll es zu höherer Ausbruchsgefahr führen und generellen Anfälligkeiten - aber ohne Gewähr meinerseits. Persönlich finde ich es nicht artgerecht und der Reiz liegt ja auch irgendwo gerade darin, dass die Kolonie ordentlich wächst ;)

Falls du wirklich nur sehr wenig Platz zur Verfügung haben solltest: Hast du schon einmal von Temnothorax-Arten gelesen?

LG Frederick
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Harry4ANT

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#3 Re: Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von Harry4ANT » 6. März 2017, 00:29

2-3 Wochen Abwesenheit ist machbar. Das wichtigste ist eine gesicherte Wasserversorgung (Tränke, RGs usw.) und vor Abreise gut anfüttern und dann gibt es diverse Trockenfutter oder ähnliches das man platzieren kann bzw. sie halten auch lange ohne Futter aus wenn es sein muss.

Durch ein kleines Formicarium wird die Population nicht begrenzt. Man könnte es theoretisch über das Futter steuern oder durch Arbeiterentnahme.
Aber weder das hungern lassen, noch das abtöten von Arbeiterinnen erscheint mir erstrebenswert :o

Und es dauert wirklich eine ganze Weile bis aus einer Gyne ein XX.000 Volk wird und das auch nur wenn alles gut klappt (was meistens leider nicht der Fall ist). Du hast also Jahre Zeit dir Gedanken zu machen zwecks Erweiterung usw.
Und wenn es dir dann doch über den Kopf wächst (wobei L. niger nicht soviel Platz braucht) kannst du die Kolonie immer noch an einen anderen Halter abgeben oder in die Natur entlassen.
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trailandstreet
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#4 Re: Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von trailandstreet » 6. März 2017, 09:51

Willkommen im Forum.

Eine Gyne von Beginn an und somit ein Ameisenvolk von Anfang an mitzuverfolgen ist wohl mitunter eines der interessantesten Dinge in der Ameisenhaltung.
Bis zu den Schwarmflügen von Lasius niger ist auch noch etwas hin, daher hast Du auch noch genug Zeit um zu planen.

Lasius niger werden gern als Anfängerart empfohlen, das hat aber nichts damit zu tun, dass sie auch irgendwie langweilig wären. Im Gegenteil, sie können durchaus mit anderen, südeuropäischen, tropischen oder subtropischen Arten mithalten, was das Gewusel, die Aktivität und auch Aggressivität angeht, wenn es darum geht, auch mal größere Beute, wie eine dicke Fleischfliege zu erlegen.
Das ist aber erst was, wenn das Völkchen mal größer ist.

Ein großer Vorteil ist aber, dass sie einfach mit einem sehr großen Spielraum an Bedingungen zurecht kommen. Sie können in recht trockener Umgebung gehalten werden, wenn es aber mal mit der Befeuchtung zu gut gemeint wurde, nehmen sie es auch nicht krumm. Das müssen sie bei uns draussen ja auch können. Mal ist es wochenlang furztrocken und dann hört es 14 Tage nicht mehr auf zu regnen.

Das mit dem Platz ist auch immer wieder mal die Frage, aber Lasius niger kannst Du im ersten Jahr noch gut in einer Rocherbox halten. In den größeren 32er-Boxen wohl das folgende Jahr auch noch. In der Winterruhe kannst Du Dir dann mal Gedanken über etwas größeres machen.
So ein Formikarium für eine ausgewachsene L niger nicht auch nicht mehr Platz ein, als ein kleines Aquarium, wenn man es geschickt anstellt.

Für eine einheimische Art solltest Du Dir natürlich schon auch überlegen, wo und wie Du diese überwintern kannst. Am Anfang geht ja noch der Kühlschrank. später wäre es vielleicht ganz gut, wenn man das Nest abkoppeln könnte. Die einheimischen sind ja Gott sei Dank recht frostbsetändig, wenn sie gut vorbereitet sind, die kann man auch gut auf dem Balkon überwintern.
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Serafine

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#5 Re: Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von Serafine » 6. März 2017, 12:34

Wo ich noch nicht so klar sehe ist:
- wie lange kann der Ameisenstaat ohne Fürsorge auskommen, ist möglich auch noch 2 - 3 Wochen in den Urlaub zu fahren, wenn man alles gut Vorbereitet?
- kann man die Population irgendwie begrenzen, oder bin ich irgendwann gezwungen mir ein größeres Formicarium zu kaufen? Wenn ja wie groß muss es am Ende maximal sein?

- Ja, man kann noch in Urlaub fahren wenn man die Ameisen vorher gut anfüttert, ihnen etwas Futter da lässt (Vorsicht mit Fischfutter und Katzenfutter, da sind gern Milbeneier drin - keine die die Ameisen anfallen aber Getreidemilben die sich explosionsartig vermehren und alles überrennen können) und sicherstellt dass sie permanenten Zugang zu Wasser (am besten ein paar große Reagenzgläser in die sie zur Not auch die Brut verlegen können, sollte das Nest zu trocken werden) und irgendetwas zuckrigem haben (da tun es im Notfall auch Würfelzucker, wenn es so warm ist dass das Zuckerwasser schnell schecht wird).
Ideal wäre natürlich jemand der so einmal die Woche vorbeikommt, das Nest etwas wässert, die Zuckerwasserspender auffüllt (oder vorher besorgte Ersatzspender befüllt und reinstellt) und ein paar tote Insekten (z.B. aus dem Gefrierschrank) in das Außenbecken wirft.

- Du kannst bei entsprechender Ausstattung (Klimaanlage) die Temperatur etwas herunterregeln (auf so ~21-22°C halten im Sommer), das begrenzt die Geschwindigkeit mit der die Königin Eier legt und mit der sich die Brut entwickelt (allerdings auch die Geschwindigkeit und Aggressivität der Arbeiterinnen). Nur nicht zu kalt stellen sonst bekommen sie Probleme.
Kenne viele Leute in den USA die ihre Feuerameisen (Solenopsis invicta) relativ kühl halten, da deren Kolonien in warmer Umgebung förmlich explodieren.



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trailandstreet
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#6 Re: Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von trailandstreet » 6. März 2017, 13:51

Bei Urlaub kühler stellen ist natürlich auch eine gute Idee, wenn möglich. Es kommt ja auch im Sommer mal vor, dass es zwei Wochen nur regnet und da sieht man auch kaum Ameisen auf Futtersuche.
Abgesehen davon geht auch der Stoffwechsel runter.



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Kalinova

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#7 Re: Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von Kalinova » 6. März 2017, 13:58

Die Sache mit dem Urlaub und den Haustieren ist bei Ameisen zwar teilweise etwas einfacher zu händeln, jedoch würde ich ungern 3 Wochen meine Schützlinge ganz allein auf sich gestellt lassen. Wenn sich jemand findet der 1mal die Woche reinschaut und sich kümmert, kann man (meiner Meinung nach) auch gleich viel entspannter in den Urlaub starten.

Ich selbst habe für meinen einwöchigen Urlaub im August bereits jemanden bereitstehen der zur Halbzeit einmal rumkommt.

Zur Populationskontrolle liest man häufig, dass eine Futterreduzierung mehr Nachteile als Vorteile bringt. Ein absammeln von Arbeiterinnen aus der Arena kommt den natürlichen Verlusten am nähsten (gefressen werden). Und wäre nach meinem derzeitigen Kenntnisstand mein Favorit. Wobei vermutlich ein gelegentliches absammeln weniger Arbeiterinnen besser wäre, als selten viele Arbeiterinnen abzusammeln.

Wie groß deine Anlage am Ende sein wird lässt sich schwer sagen, mit einer geschickten Konstruktion kann sicher auch ein großes Volk verhältnismäßig Platzsparend gehalten werden.
Ich hatte vor ca. einem Jahr eine Lasius Kolonie mit ~ 100 Arbeiterinnen die das RG nicht mal Ansatzweise gefüllt hatten. Jetzt halte ich eine Camponotus Art mit ähnlicher Volksstärke hat und das RG ist gut gefüllt. Der Unterschied sind da die 2-4mm in der Körpergröße der einzelnen Arbeiterinnen.
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Harry4ANT

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#8 Re: Worauf muss man sich bei der Ameisenaufzucht einlassen.

Beitrag von Harry4ANT » 6. März 2017, 14:07

Kurz nochmal zum Platzbedarf:

Ich kenne einen der hat eine ca. 1.500 Mädelz große L.niger Kolonie. Als Nest hat er so ein 3D Nest von SimAnts, Außenmaße 18x18 cm.
Das Nest ist nicht mal annähernd zur Hälfte gefüllt - so rein vom optischen Eindruck gehen da noch 3 mal so viele rein.
Dazu eine mittelgroßes Aquarium als Arena mit 2 Schläuchen verbunden mit paar Kletter- & Auslaufmöglichkeiten.



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