Moderne Ameisenhaltung der heutigen Zeit, mit fachlichen und praxisnahen Informationen sowie Diskussionen, für jeden Interessierten den Umgang mit Ameisen zu erlernen
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Ich kann bezüglich der Königin Entwarnung geben, sie steht wieder fest auf allen sechs Beinen . Sie ist zum ersten Mal in eine der kleineren Kammern des Ytongnests zu finden, die ursprünglich auch von mir als Königinnenkammer geplant waren. Aber wir wissen alle, unsere Ameisen haben ihren eigenen Kopf.
Es gab vor kurzem ein paar Tote bei der Fütterung mit Honig. Man muss bei Lasius flavus wirklich penibel darauf achten, nur winzig kleine Tropfen Honig anzubieten, sonst können sie sich nicht helfen und ertrinken darin .
Heute habe ich noch zwei zerteilte Heimchen angeboten, der Zulauf ist beträchtlich:
Ich habe schon viel überlegt, ob ich diese Kolonie in die Natur zurückgebe. Ich habe die Königinnen selbst gesammelt, von daher wäre es kein Problem. Auch eine passende Wiese habe ich schon ausgemacht. Andererseits ist noch viel Platz im Nest, so dass es keinen großen Aufwand darstellt sie noch weiter zu halten. Und mein Herz hängt einfach zu sehr an ihnen . Dennoch werde ich sie wohl nicht für immer halten...oder vielleicht doch?
Heute gibt es mal wieder ein kleines Update zu meiner Lasius flavus-Kolonie.
Der Kolonie geht es gut, soweit ich es beurteilen kann. Sie fouragieren sehr aktiv und nehmen Nahrung ohne Ende auf. Allerdings frage ich mich, ob sie vielleicht die falsche Königin aussortiert haben, oder ob die verbliebene Königin etwa auch verletzt wurde. Jedenfalls ist erstaunlich wenig Brut vorhanden . Gerade bei Lasius flavus erwartet man große Mengen an Brut, aber so wenig wie in dieser Saison hatten sie noch nie (abgesehen von der Gründungszeit natürlich).
Wie gesagt, den Arbeiterinnen kann ich keinen Vorwurf machen, sie tragen fleißig Honig ein:
Auch Insektenfutter ist stets begehrt, zu Mehlkäferlarven und -Puppen sagen sie nicht "nein":
Trotzdem, ich muss schon sagen, die geringe Brutmenge bereitet mir Sorgen. Es ist wohl Brut in allen Stadien vorhanden, aber mengenmäßig sollte es in dieser fortgeschrittenen Phase der Haltung ein Vielfaches mehr sein. Vielleicht kümmere ich mich unbewusst auch nicht mehr genug um sie, und sie geraten ins Hintertreffen zu meinen anderen Kolonien?
Ich überlege ernsthaft, die Kolonie noch diese Woche auszuwildern. Einen Plan dafür habe ich bereits. Aber ist das wirklich die richtige Entscheidung? Ich bin hin- und hergerissen. Für die Tiere ist es wohl das Beste, oder?
[Achtung Falschmeldung; siehe Update weiter unten] Heute habe ich eine sehr traurige Nachricht zu verkünden. Allem Anschein nach ist nun auch die einzig verbliebene Königin der Kolonie verstorben. Sie ist nirgendwo im Nest zu sehen, und auf dem Müllhaufen in der Arena habe ich eine Chitinplatte gefunden, bei der ich mir zu 99% sicher bin, dass sie vom Thorax der Königin stammt. Eine verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit gibt es noch, dass sie sich am Ein- oder Ausgang des Nests nicht sichtbar im Schlauch aufhält, aber das hat sie sonst wirklich nie gemacht.
Die Königin, 2013 gefangen, wurde in meiner Obhut vier Jahre alt. Wer den Bericht verfolgt, hat mitbekommen, dass sie seit dem Winter nicht mehr sehr vital wirkte und immer wieder auf der Seite gelegen hat. Dieses Jahr hat sie noch mehrere hundert Arbeiterinnen zur Welt gebracht, manche von ihnen befinden sich noch in ihren Puppenkokons und wissen noch gar nicht, dass sie ohne Königin das Licht der Welt erblicken werden.
Die Kolonie ist mit ihrer Entwicklung dieses Jahr wie bereits angesprochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Aber sie ist dennoch etwas gewachsen. Aktuell besteht die Kolonie aus ~800 Arbeiterinnen, 150+ Puppenkokons, und einigen dutzend Larven. Es gibt auch schon einige große Arbeiterinnen, die deutlich neben ihren Schwestern hervorstechen.
Für mich alles Grund genug, es mit einer Adoption zu versuchen. Erfahrungsgemäß werden die Lasius flavus in meiner Region im Spätsommer (Mitte-Ende August) schwärmen, und ich kenne ein paar gute Plätze, wo ich hoffentlich Erfolg haben werde. Dann ist die Kolonie lange genug weisellos, und ich werde 1-3 Jungköniginnen in die Anlage geben, so dass es einen Neuanfang zustande kommen könnte.
Totgesagte leben länger. Ich habe heute nochmal nachgeschaut, und die Königin liegt wieder mit Schlagseite in der letzten Kammer des Ytongnests . Da hat sie sich ein schönes Spiel mit mir erlaubt .
Maddio hat geschrieben:auf dem Müllhaufen in der Arena habe ich eine Chitinplatte gefunden, bei der ich mir zu 99% sicher bin, dass sie vom Thorax der Königin stammt.
Hm, ihr Rücken ist unversehrt, also muss diese Chitinplatte von der zweiten Königin stammen oder doch eine ganz andere Herkunft haben. Ich habe die Arena allerdings gelegentlich gereinigt, und dass die Chitinplatte gerade zu diesem Zeitpunkt auftaucht, solange nach dem Verschwinden der zweiten Königin, ist echt komisch. Oder ich habe mich da mit meinen 99% zu weit aus dem Fenster gelehnt, und die Platte stammt z.B. von einem der verfütterten Heimchen.
Wie gesagt, die Königin hat schon wieder komplett auf der Seite gelegen, und sie hat nach dem Lichteinfall mehr als zwei Minuten gebraucht um sich aufzurichten. Immerhin findet sich in ihrer Nähe ein kleiner Eierhaufen.
Ich überlege trotzdem ein paar Jungköniginnen zu fangen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, denn so richtig gut läuft es nicht mit der Königin. Ich bin dennoch sehr erleichtert, dass sie noch lebt .
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Maddio für den Beitrag (Insgesamt 7):
Hallo liebe Freunde der bernsteinfarbenen Ameisen!!
Heute gibt es ein umfangreiches Update, also schnappt Euch einen Snack sowie ein kühles Getränk und genießt mit mir diese wunderschönen Ameisen .
Bis vor kurzem hatte ich der Kolonie nicht mehr die nötige Beachtung geschenkt, und gerade als ich meine Begeisterung für sie wiedergefunden hatte, war die Königin nicht mehr aufzufinden, und ich war vom Schlimmsten ausgegangen . Gott sei Dank hatte ich mich geirrt. Hier ist nun ein aktuelles Bild meiner sehr lebendigen Majestät samt Hofstaat:
Wie ihr seht, geht es ihr blendend . In den letzten zwei Wochen habe ich die Kolonie nun deutlich mehr gefüttert, und sie sind wirklich unersättlich, speziell was den Honig angeht. Seitdem ich nun fast täglich im großen Stil Honig füttere, scheint die Kolonie richtig aufzublühen. Die Königin macht auch mit und hat gleich drei große Eierhaufen gelegt:
Wer eine gute Spürnase hat, dem ist es schon aufgefallen. Auf dem ersten der beiden Fotos findet sich oben rechts eine Nacktpuppe . Tatsächlich finden sich an vielen Stellen im Nest vereinzelte Nacktpuppen. Sie machen aber nur einen ganz geringen Teil der Puppen aus, der Löwenanteil besteht aus Kokonpuppen. Interessant finde ich es trotzdem allemal. Hier sind noch welche zu entdecken:
Nun ein kleiner Überblick über die ersten beiden Kammern des Ytongnests (von der Arena kommend gezählt):
Kammer 1 (viele Arbeiterinnen an den Wänden):
Etwas was mich sehr fasziniert, ist der Größenunterschied zwischen den Arbeiterinnen. Pygmäen dürfte es nach vier Jahren wenige bis gar keine mehr geben, und trotzdem ist der Unterschied zwischen sehr kleinen und sehr großen Arbeiterinnen deutlich ausgeprägt. Es ist schwer die beiden Extreme gleichzeitig auf ein Foto zu bekommen, vielleicht sammel ich demnächst speziell für diesen Zweck mal zwei Exemplare aus der Arena ab.
Doch nicht nur der Unterschied in der Körpergröße ist immens, sondern es gibt auch Arbeiterinnen mit auffallend großen Köpfen. Davon habe ich zwei Situationen einfangen können (verteilt auf drei Fotos):
Neben dem Größenunterschied des Kopfes, sieht man auch eine unterschiedliche Formgebung. Der kleinere Kopf ist eher rundlich, während der größere hinten fast eckig anmutet!
Im Nest selbst gibt es allerlei zu entdecken, es finden sich alle Stadien von Brut und sehr schöne, blasse Arbeiterinnen, die gerade erst geschlüpft sind. Erwähnenswert ist, dass vieles mit dem bloßen Auge verborgen bleibt, und man erst nach dem Fotografieren genau sieht, was im Detail vor sich geht. Hin und wieder setze ich mich auch mit einer Lupe vor die Anlage, so wird vieles besser ersichtlich . Ich will zu den folgenden Bildern gar nicht viel sagen, genießt sie einfach mit mir und schaut welche kleinen Geschichten sie euch erzählen:
Wir verlassen nun das Nest und bewegen uns mit den Ameisen in die Arena:
Die Fütterung steht nun kurz bevor...die Arbeiterinnen fouragieren schon kräftig in Erwartung des süßen Honigs. Hierbei zeigen sie ein Verhalten, dass ich auch nur als "süß" beschreiben kann . Geht man mit der Hand oder einem Gegenstand durch die Arena, richten sich die Arbeiterinnen plötzlich auf und bewegen intensiv ihre Fühler. Ich habe dieses Verhalten "fühlern" getauft. Es war schwer zu filmen, aber ich habe zwei kurze Videos gemacht, wo man glaub ich ganz gut sehen kann was ich meine, leider immer nur für wenige Sekunden:
Ganz offensichtlich spüren sie den Luftstrom und bewegen die Fühler um seine Bestandteile zu analysieren. Wenn euch eine andere Erklärung einfällt, lasst es mich im Diskussionsthread wissen!
Der Halter ist wirklich erbarmunglos und bewegt einmal die Futterschale mit Honig über den Arbeiterinnen. Diese nehmen allem Anschein nach den Geruch wahr und fouragieren wie wild :
Ok, jetzt aber genug der Warterei, lassen wir sie nun endlich essen:
So groß ist der Andrang immer noch trotz täglichem Füttern. Sie sind einfach unersättlich .
Wie ihr vielleicht zwischen den Zeilen herauslesen könnt, habe ich meine Freude an der Kolonie wiederentdeckt, und ich bin gespannt wie es mit ihr weitergeht. Seid ihr es auch?
Die Kolonie hat den Winter ausgezeichnet überstanden. Es hat wenige Tote gegeben, einige Dutzend vielleicht, aber angesichts der Koloniegröße dürfte das weniger als einem Prozent der Arbeiterschaft entsprechen. Sie haben wohl eine neue Arena bekommen. Jetzt haben sie auch eine Glasarena, und zwar ganz ohne Bodengrund. Sie scheinen sich auf dem Glas sehr wohl zu fühlen und die Arena lässt sich hervorragend sauber halten, was den Halter freut.
Im Folgenden drei erste Fotos für dieses Jahr:
Rechts im Bild die Königin, und zur Linken ein beachtlicher Haufen Eier.
Ãœberall im Nest sind zahlreich Larven vorhanden, die intensiv betreut werden. Hier zwei Fotos aus den beiden mittleren Kammern des Nests:
Alles geht also seinen gewohnten Gang, jetzt schon im fünften Jahr .
Sie sind ausgesprochen pflegeleicht, wer von einer unaufgeregten Ameisenhaltung träumt, für den ist Lasius flavus sicher genau die richtige Wahl. Es gibt auch quasi keine Ausbruchsbestrebungen. Solange immer Futter bereitsteht, fouragiert ein kleiner Teil der Arbeiterschaft friedlich und genügsam in der Arena, es kann aber durchaus zu Massenaufläufen an den Futternäpfen kommen. Selbst dann wahren sie aber die Disziplin und es läuft alles geordnet und geruhsam ab.
Der Großteil der Kolonie bleibt dagegen im Nest und kümmert sich um die großen Mengen an Brut. Ich habe mal wieder ein paar Fotos vom Geschehen im Nest gemacht, die ich gerne mit Euch teilen will.
Ein gewaltiges Eipaket, behutsam umsorgt.
Die frisch geschlüpften Imagines sind fast durchsichtig, sehen wie "Geisterameisen" aus.
Auch für diese Kolonie ist die Saison heute zu Ende gegangen und sie befinden sich nun in der (unbeheizten) Garage, ebenfalls wie meine C. vagus ganz hinten in der Garage in einem geschlossen Schrank. Die Kolonie geht mit relativ wenigen Larven in die Winterruhe (zumindest soweit sichtbar) und hat diese Saison auch das erste Mal merkliche Verluste in Form von einigen Häufchen toter Arbeiterinnen erlitten. Ich vermute nichts schlimmes dahinter; die Kolonie ist ja inzwischen recht volkreich und so gibt es neben "Geburtenwellen" auch "Sterbewellen".
Die Haltung in einer Glas-Arena hat mit den Lasius flavus super funktioniert, sie haben alle Abfälle ganz reinlich in den Ecken der Arena auf Müllhaufen aufgehäuft, und sonst ist die ganze Arena peinlich sauber geblieben. Nun ja, abgesehen von Insektenresten, die sich nicht zerkleinern konnten, und dann an Ort und Stelle verblieben sind. Die Strategie der L. flavus ist eher das Aushöhlen von Futtertieren, denn das Zerkleinern.
Ich hoffe das sie den Winter gut überstehen und freue mich bereits auf die nächste Saison mit den süßen Kleinen .
LG Maddio
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