Beitrag
von marcel » 17. April 2017, 04:32
Hallo,
im Laufe meiner Ameisenhaltungs- und Beobachtungserfahrung von mehr als 12 Jahren ist mir immer etwas besonderes bei einigen deutschen, sowie exotischen Arten aufgefallen die polygyn sind. Ich bin normalerweise kein "fan" vom Ausgraben von Kolonien, besonders nicht von monogynen Arten (was zurück bleibt stirbt in diesem Fall) doch habe ich dennoch schon öfters für Bekannte und auch zur Eigenhaltung oder wegen eines Pflanzen-Anbaus im Garten Kolonien ausgegraben, in der Regel waren dies Polygyne Arten, wie z.B. Myrmica rubra, Formica fusca, Formica cunicularia, etc.
Mir ist dabei immer etwas erstaunliches aufgefallen. Kolonien die hochgradig polygyn waren und 12+ manchmal sogar bis an die 20 Königinnen hatten waren in der Regel weniger stark bevölkert und hatten weniger Brut (ja ich glaube es selbst kaum) als die Kolonien die nur 3-7 Königinnen hatten. Besonders bei Formica fusca, Formica cunicularia und Myrmica rubra hatten meistens die Kolonien mit weniger Königinnen fast doppelt so viele Arbeiterinnen und Larven.
Ich machte selbst bei einigen exotischen Arten wie Paratrechina longicornis (hatte einmal 2 fast gleichgroße Kolonien), Tetramorium bicarinatum, Pheidole megacephala von denen ich z.B. Kolonien mit um die 100+ Arbeiterinnen hatte, die Entdeckung, dass Kolonien mit nur 2-3 Königinnen viel mehr Brut hervorbringen und wachsen konnten als welche die 5 Königinnen und mehr hatten.
Der Grund den ich in diesen Beobachtungen sehe, scheint das bemuttern der vorhandenen Königinnen zu sein. Leicht polygyne Kolonien neigen oft dazu physogastrische Königinnen zu haben die im Schnitt tatsächlich mehr Eier legen können. Ich vermute auch, dass zu viele Königinnen in einer Kolonie anfangen faul zu werden was das legen der Eier angeht und Duftstoffe verteilen, die die Eierlegerate unter den Königinnen stark zu senken scheint. Ob es eine minimale Eierlegerate bei Königinnen gibt weiß ich nicht. Wenn man aber so im Seifert (Ameisen beobachten bestimmten) liest, dass es Myrmica rubra Kolonien mit 600 Königinnen und 20 000 Arbeiterinnen, Formica polyctena mit 5 Mil. Arbeiterinnen und 5000 Königinnen gibt, denke ich das es schon so eine Art minimale Eierlegerate pro Königin geben muss. Mathematisch gesehen wenn z.B. eine Solche Myrmica rubra Kolonie 20 000 Arbeiterinnen hätte und 600 Königinnen und eine Sterberate von ca. 300 Arbeiterinnen pro Tag(Altersschwäche, Raubtiere) müssten mindestens so viele Eier oder mehr (500?) am Tag gelegt werden im Schnitt. Das würde ja dann bedeuten, dass nicht alle Königinnen an einem Tag in einer solchen Kolonie Eier legen. Ich fand in der Natur und sah Haltungsberichte schon von Kolonien mit nur 5 Königinnen aber 2000+ Arbeiterinnen (2000 / 5 = 400 Arbeiterinnen pro Königin, 400 Arbeiterinnen * 600 Königinnen = 240 000 (von 20 000 wird berichtet)).
Diese Zahlen und Schätzungen würden auch erklären, wieso die meisten polygynen Arten (Ausnahmen gibt es, z.B. Waldameisen) nicht überall in Deutschland zu Mega und Monsterkolonien mit Millionen von Arbeiterinnen mutieren.
Was meint ihr zu dem Thema und habt ihr selber ähnliche Erfahrungen und Beobachtungen gemacht?
Gruß,
Marcel