Hallo und herzlich willkommen im Ameisenforum!
Vogel hat geschrieben:Nachdem ich mich jetzt einige Zeit lang informiert habe, habe ich beschlossen mir jeweils eine Königin der Arten Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus anzuschaffen.
Da hast du dir schonmal zwei sehr schöne Arten für den Start ausgesucht. Die Gründung mit nur einer
Königin wird dir einiges Geduld abverlangen, wenn du dir bewusst bist, ist alles gut.
Vogel hat geschrieben:Welche Temperaturen sind für diese Arten vertretbar/sinnvoll?
Besonders Camponotus ligniperda gehört zu den sehr wärmeliebenden Arten. Beide Arten haben aber auch die Besonderheit, dass sie einen sogenannten endogenen Rythmus haben. Das bedeutet der Übergang zur
Winterruhe wird von einer Art "inneren Uhr" der Ameisen selbst bestimmt. Bei zu warmen Verhältnissen kann es also dazu kommen, dass die Kolonien früher als gewollt in
Winterruhe gehen, z.B. schon Ende August. Der Vorteil an der endogenen Winterrruhe ist dafür, dass die Ameisen von alleine ihr Nest aufsuchen und man sie leicht einwintern kann, ohne vorher die Arena nach Arbeiterinnen zu durchkämmen.
Zusammengefasst ist die Wärmeeinwirkung bei diesen Arten also ein zweischneidiges Schwert, wenn man so will.
In deinem speziellen Fall, finde ich die Temperaturen für Camponotus ligniperdus (oder auch für Formica-Arten) auf Dauer zu gering und sie könnten die Entwicklung negativ beeinträchtigen.
Es gibt aber eine einfache Lösung. Stelle der Kolonie tagsüber für einige Stunden eine externe Wärmequelle zur Verfügung. Das kann eine kleine Heizmatte sein, oder ein wärmender Halogenstrahler. Erstere lässt sich gut am Nest anbringen, letzterer kann z.B. ein Holzstück in der Arena erwärmen.
So oder so, die Kolonie wird ihre
Brut, insbesondere die Puppenkokons zur Wärmequelle bringen, damit sie sich schneller und besser entwickelt.
Bei C. herculeanus ist eine solche Wärmequelle nicht so dringend nötig, kann aber sicherlich auch gute Ergebnisse ermöglichen. Ich würde dann nur die Stundendauer der Wärmeleistung pro Tag ein wenig reduzieren.
Vogel hat geschrieben:Wenn ja, sowohl beim Nest als auch bei der Arena?
Zwei Möglichkeiten habe ich oben aufgeführt, dazu nur kurz die Anmerkung, die Ameisen müssen immer auch einen kühlen Rückzugsort haben und ganz wichtig die Sicherheitshinweise der Wärmequelle beachten, damit alles sicher betrieben werden kann!
Vogel hat geschrieben:Gibt es umfangreichere Erfahungswerte, welche besagen dass 25C° besser sind als 20C°?
Nein solche Erfahrungswerte gibt es in dem Sinne nicht. Die Temperatur kann im Sommer gerne 25 C° im Formikarium betragen bei C. ligniperdus. Im Frühling und Herbst kann sie auch 20 C° betragen, und es ist völlig in Ordnung. Ich glaube man sollte sich alles etwas dynamischer vorstellen, so wie eben das Wetter draußen auch. Die Ameisen können sich auf einen großen Temperaturbereich einstellen, nur müssen sie Zeit für den Übergang haben. Frost und Stauwärme können und sollten in der Haltung auf jedenfall vermieden werden.
Vogel hat geschrieben:Da ich vom Land bin, würde ich gerne so lange wie möglich mit wilden Insekten füttern(aufgrund der Gefräßigkeit dieser Arten nehme ich an dass ich früher oder später zukaufen/züchten muss). Worauf sollte ich bei der Auswahl achten, außer dass sie nicht giftig oder zu hart sein sollten? Sind Raupen, Regenwürmer, Käfer und evtl. sogar Schnecken grundsätzlich eine Option?
Schnecken und Regenwürmer würde ich nicht füttern, das ist zwar möglich, gibt aber eine ziemliche Sauerei. Von dem was man draußen so fangen kann empfehle ich aller Arten von Fliegen (z.B. Stubenfliegen, Goldfliegen, Schwebefliegen usw.) und die beiden häufigen Wespenarten (Gemeine Wespe und Deutsche Wespe - falls Insektenstichallergie vorhanden, dann besser nicht!). Diese Fluginsekten lassen sich alle gut und in großen Mengen mit einem Insektenkescher fangen. Um eine Übertragung von Milben auszuschließen die Futtertiere am besten einfrieren, so hat man auch immer einen Vorrat griffbereit.
Sonst sind auch Grashüpfer / Heupferde gut geeignet. Einfach durchs hohe Gras gehen und man sieht sie überall springen.
Ich ahbe fünf Jahre lang C. ligniperda gehalten, und sie haben so ziemlich alles an Futterinsekten angenommen, u.a. auch Motten und gekaufte Futtertiere wie Mehlkäferlarven, so dass man sich da keine Sorgen machen muss. Aber viel muss es sein
.
Vogel hat geschrieben:Und wenn sich da jemand auskennt: Ich habe langfristig(wenn Kolonie ein paar Dutzend Arbeiterinnen erreicht hat) vor, Farm und Arena über einen recht langen Schlauch zu verbinden. Je nachdem vielleicht sogar über 10 Meter (so könnte die Farm in einem absolut ruhigen und Temperaturstabilen Bereich, und die Arena bei Tageslicht in einem hellen Bereich stehen). Wäre das Unsinn, egal oder vlt. sogar vorteilhaft?
Ja, das wird gut funktionieren. Die großen einheimischen Camponotus-Arten legen sehr große Strecken bei der Futtersuche zurück, und sie essen auch ganz gerne vor Ort. Ab ca. 100 Arbeiterinnen dürften 10 Meter gar kein Problem sein. Man muss nur gucken, dass die Steigungen im Schlauch nicht zu extrem sind, da sie sonst ins Rutschen kommen.