Xarddam hat geschrieben:über youtube bin ich zufällig auf die heutige Ameisenhaltung gestossen, die ja wohl hauptsächlich von jüngeren Menschen als Hobby betrieben wird.
Das ist hauptsächlich im englisch-internationalen Raum so. Im deutschsprachigen (und vermutlich auch dem französischsprachigen Raum, von dem man allerdings sehr wenig hört, da sich die meisten dort weigern in englisch zu reden/schreiben) liegt der Altersdurchschnitt deutlich höher, kein Wunder - in Europa wird Ameisenhaltung im (relativ) großen Stil ja schon seit Jahrzehnten praktiziert, während sie im englischsprachigen gerade erst wirklich Anklang findet.
Xarddam hat geschrieben:Wenn man eine Königin dann mal im Reagenzglas hat. Zum Bsp. im August gefangen. Dann wird das Reagenzglas abgedunkelt und dann muss man warten bis die anfängt zu "produzieren" . Korrekt soweit ?
Das kommt auf die Art an. Bei vielen Ameisenarten braucht die
Königin einfach nur Ruhe und zieht ihre ersten Arbeiterinnen ohne Gütterung auf (sie verbraucht dafür gespeicherte Reserven im Hinterleib und baut ihre nun überflüssige Flügelmuskulatur ab -> claustrale Gründung). Es gibt aber auch Ameisenarten deren
Königinnen während der Gründung aktiv jagen (Myrmica beispielsweise -> semi-claustrale Gründung).
Xarddam hat geschrieben:- sollte man gleich ein Mini-tropfen Honig mein rein ins Reagenzglas (also, die Königing frisst auch Honig ?) ? Oder erst später Nahrung anbieten ?
Man kann direkt nach dem einfangen einen (sehr) kleinen Tropfen Honig geben (sollte aber nicht zuviel sein, Honig fängt in feuchten Reagenzgläsern nach 1-2 Wochen an zu schimmeln), ist aber nicht unbedingt nötig. Claustral gründenen Arten brauchen in der Regel keine Nahrung.
Xarddam hat geschrieben:- wie oft kann man nachschauen (Alufolie wegmachen), ohne die Königin allzu sehr zu stören ?
Am Anfang reicht alle 2 Wochen, höchstens aber einmal pro Woche. Die
Brut braucht normalerweise so 4-12 Wochen vom Ei zur Arbeiterin, je nach Art.
Xarddam hat geschrieben:- wo bewahrt man das Reagenzglas am besten auf ?
An einem dunklen einigermaßen warmen Ort (~24°C). Eine Schublade oder ein Regal (RG in eine kleine Box) reicht da völlig aus-
Xarddam hat geschrieben:- Wie lange dauert das bis die Königin die ersten Eier legt, Larven rauskommen, Ameisen schlüpfen ?
4-12 Wochen, je nach Art. Je größer die Ameisen desto länger braucht es meistens (nicht immer - es gibt Ausnahmen, aber die allgemeine Tendenz stimmt).
Xarddam hat geschrieben:- die Larven brauchen dann Proteine um sich zu entwickeln, wenn ich das recht weiss. Also, sobald ne Larve geschlüpft ist, eine Fliege reinlegen ?
Bei claustralen Arten muss erst gefüttert werden, wenn Arbeiterinnen da sind (die verlassen das RG meist erstmals so nach ca. 4-7 Tagen, um nach Futter zu suchen). Semi-claustrale Arten brauchen Futter sobald die ersten
Larven da sind.
Xarddam hat geschrieben:- sobald dann die erste Ameise da ist, braucht die dann Honig, soweit ich weiss ?? Die ernähren sich doch fast ausschliesslich davon, oder ?
Ameisen brauchen Zucker und Proteine, Zucker werden hauptsächlich von erwachsenen Ameisen aufgenommen, Proteine brauchen die
Larven um zu wachsen - erwachsene Ameisen wachsen nicht mehr und laufen daher fast nur mit Zucker, je mehr
Brut vorhanden ist, desto mehr Protein wird aufgenommen. Bei manchen Arten (z.B. Camponotus) werden die Eier in Schüben gelegt, demnach schwankt auf der Proteinbedarf stark (Eier und
Puppen fressen ja nichts).
Die Art der zuckrigen Flüssigkeit ist übrigens egal, ich hab sehr gute Erfahrungen mit verdünntem Ahornsirup gemacht (75% Wasser, 25% Sirup), andere schwören auf Agavensirup der Honig. Am besten einfach mal etwas herumprobieren, was bei den Ameisen am besten ankommt, da ist jede Art und selbst jede Kolonie etwas anders.
Xarddam hat geschrieben:- Wie gross ist die Gefahr , dass die Ameisen auskommen, sobald ich das Reagenzglas die Watte wegmache, um Nahrung reinzulegen, wenn schon ein paar mehr Ameisen im Reagenzglas rumlaufen ?
Je nach Art, sehr groß. Würde vom füttern im RG abraten, Ameisen sind sehr mobil und finden Nahrung selbst in größeren Becken problemos - wenn man etwas Nahrung irgendwo in einem 60x30-Becken platziert werden es die meisten Arten innerhalb einer Nacht finden.
Xarddam hat geschrieben:- Bei zum Bsp. dieser Einsteiger-Art (Lasius Niger). Wie lange kann man die im Reagenzglas halten, bevor man ihnen was anderes anbieten muss? Also, zum Anfang zurück (August gefangen), wie lange dann ? Wieviele Monate ? Oder gar bis zum nächsten Frühling (über die Winterruhe) ?
Lasius niger kann man problemlos mindestens ein halbes Jahr (eher länger) in einem 150mm-RG halten. Je nach Wasserstand passen da 500-1000 Arbeiterinnen rein. Mit einem Strohhalm als Eingang (um Wasserverlust zu minimieren) hält der Wassertank auch so lange. Falls es austrocknet kann man einfach mit einem Strohhalm ein weiteres RG anschließen. Die erste
Winterruhe verbringen die meisten Arten im RG (Vorsicht wenn das RG im Kühlschrank liegt, die meisten Kühlschränke trocknen ihren Inhalt stark aus, daher regelmäßig Wasserstand kontrollieren).