Cookie91 hat geschrieben:Also wünschenwert wäre ein Terarium mit Maximal 60x40 cm Grundfläche. Aber auch 80x40 wäre möglich
Okay, das grenzt die Sache schonmal erheblich ein (die meisten Ameisenarten werden nämlich viel größer als so ein Becken fassen kann).
Die wichtigesten Fragen sind im Prinzip:
- Maximaler Platzbedarf?
- Wie groß/klein dürfen die Ameisen sein? (Ameisen gibt es grob von 1mm bis 20mm, manche sind auch noch größer)
- Sollen sie möglichst pflegeleicht sein?
- Eher ruhige oder eher sehr aktive Ameisen?
-
Winterruhe, schwache Winterpause (reduzierte Aktivität wie bei mediterranen Ameisen) oder garkeine
Winterruhe?
Die von RoteAmeise vorgeschlagenen Temnothorax wären eine Option. Das sind recht kleine Ameisen (2,5-3,5mm), die sich extrem einfach zu halten sind und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Die Völker bleiben sehr klein (bis ca. 200 Arbeiterinnen) und entwickeln sich für ihre Größe recht langsam (so 2-3 Jahre dauert es schon bis die Kolonie ausgewachsen ist). Sie bilden keine typischen Ameisenstraßen und auch der Wuselfaktor hält sich in Grenzen, finden Futter aber sehr schnell. Auf ihre eigene langsame Art sind sie sehr aktiv. Helles Bodensubstrat (helle Sand-Lehm-Mischung) ist bei so kleinen rötlichen Ameisen zu empfehlen, v.a. auf rotem Untergrund sind die praktisch unsichtbar (auch die Futterschale sollte weiß sein). Laubstreu geht als (zusätzliches) Bodensubstrat auch, da sieht man die Ameisen halt etwas schlechter.
Temnothorax brauchen keine befeuchteten Nester, es muss nur eine Wasserquelle (am besten ein Reagenzglas mit Strohhalmzugang, das hält dann auch 6-12 Monate) vorhanden sein. Diese Ameisen nisten in kleinen hohlen Objekten und graben nicht.
Harry4ANT hat ein sehr schönes Temnothorax-Setup (natürlich kann man die auch in einem größeren Becken halten):
https://up.picr.de/34531805dr.jpg https://up.picr.de/34531806cz.jpg https://up.picr.de/34531807si.jpg https://up.picr.de/34531808pg.jpgEine Alternative mit größeren Ameisen wären bestimmte Camponotusarten, die es auch nur auf wenige Hundert Arbeiterinnen bringen, wie Camponotus turkestanus oder Camponotus japonicus (beide Arten halten keine
Winterruhe).
Da müsste man im Zweifelsfall eventuell noch mit ca. 1-1,5m Schlauch eine günstige Plastikbox (~5€) anschließen und ein RG mit Wasser reinlegen, falls es zum auftreten von "totlaufen" kommen sollte (ältere Arbeiterinnen versuchen weiter vom Nest nach Nahrung zu suchen, wenn sie das nicht können versuchen sie es manchmal so lange bis sie vor Erschöpfung tot umfallen). Das sollte aber kein Problem sein, die Box muss nicht groß sein und lässt sich bestimmt noch irgendwo reinschieben).
Auch sind Camponotus (besonders als Jungkolonie) tendenziell halt eher nachtaktiv.
Formica fusca wäre auch noch eine Option, die brauchen aber ein externes Nest (am Anfang eine kleine Box mit RG, später ein richtiges externes Nest oder eine Box mit mehreren RGs), weil sie so schreckhaft sind, dass oft die ganze Kolonie durchs Becken rennt, wenn man den Deckel öffnet (das ist prinzipiell nicht so schlimm, in der Natur machen sie das auch oft, weil sie regelmäßig von anderen Ameisenarten wie Formica sanguinea oder Polyergus
sp überfallen werden, aber es sollte halt nicht ständig passieren).
Außerdem sind sie extrem lauffreudig und brauchen auf Dauer mehrere Boxen, die über Vinylschläuche verbunden sind (hier kann man leicht tricksen indem man den Schlauch 1-2x ums große Becken wickelt, auch müssen die einzelnen Boxen nicht allzu groß sein). Mit einer maximalen Koloniegröße von 2000 (gelegentlich auch 4000) Arbeiterinnen bleiben die auch noch recht übersichtlich.
Formica fusca ist im Gegensatz zu Temnothorax sehr lauffreudig, sehr neugierig und sehr aktiv (außerdem tagaktiv, nicht wie Camponotus, die oft erst rauskommen wenn man das Licht ausmacht), zudem vermehrt sich die Kolonie rasend schnell wenn man sie mit genug Proteinen zuwirft. Auch was die Umweltbedingungen angeht sind sie nicht sehr pingelig und fast so pflegeleicht wie Lasius niger.
Von Lasius niger würde ich übrigens abraten, das sind vielleicht für die ersten 2-3 Jahren niedliche kleine Mogwais (und schon da sind sie echte Ausbruchskünstler), spätestens wenn sie die 10.000er-Marke überschritten haben verwandeln sie sich aber endgültig in extrem ausbruchsfreudige, hyperaggressive Gremlins, die einen enormen Aufwand betreiben um benachbarte Kolonien anzugreifen (siehe Safiriels Messor, die werden noch immer regelmäßig angegriffen obwohl die Lasius niger mittlerweile auf dem (bzw. im) Balkon nisten, einen Weg ins Haus finden und zwei Räume durchqueren müssen, um zu ihnen zu gelangen). Auch ist die maximale Koloniegröße von 50.000 Arbeiterinnen für viele einfach nicht mehr kontrollierbar.