Hallo zusammen,

ich interessiere mich für Camponotus cruentatus, lebe aber in einem Altbau und mache mir etwas Sorgen, dass sich die Kolonie, wenn Sie einmal ausbrechen sollte, irgendwo im Altbau/Hof - da gibt es bestimmt morsches Holz - einnisten würde.

Was würdet ihr sagen? Ist diese Sorge begründet oder unbegründet?

Im World Wide Web kann ich leider nur sehr wenig über das "Schädlingspotential" von C. cruentatus erfahren.

Vielen lieben Dank.

Damit Camponotus entwischen (v.a. mit Brut oder Königin) muss schon ganz gewaltig was schieflaufen, das ist doch eher unwahrscheinlich. Auch dürfte die Art hier den größten Teil des Jahrens nicht gerade ideale Bedingungen vorfinden, die mögen es ja eher wärmer.

Ich kenne mich nicht gut oder noch nicht gut mit Ameisen aus aber mit Bauschäden und Sanierungen.

Meiner Erfahrung nach sind es so gut wie nie die Schädlinge selbst, die der Bausubstanz letztendlich zusetzen. Alles was ich bisher gesehen habe befallen Schädlinge meist feuchtes Holz im Altbau, welches auch ohne Schädlingsbefall statische Schwächen aufweisen würde. Vielleicht würde der ein oder andere Fachwerkbalken 1 Jahr länger halten ohne Schädlinge, aber wenn Schädlinge drin sind, ist der Balken ohnehin feucht und nicht mehr tragfähig.

Also kurz gesagt: Wenn dir die Ameisen einen Balken weg fressen war der Balken sowieso am Ende. Ob durch Feuchtigkeit oder Pilzbefall sei dahingestellt.

Vielen Dank! Das hilft mir auf alle Fälle weiter.

Ich werde die Anschaffung erst einmal noch eine Zeit aussetzten und mit anderen Arten weitere Erfahrungen sammeln.

Hi,

Duskter86 hat geschrieben: ↑

10. August 2020, 20:56

Ich kenne mich nicht gut oder noch nicht gut mit Ameisen aus aber mit Bauschäden und Sanierungen.

Meiner Erfahrung nach sind es so gut wie nie die Schädlinge selbst, die der Bausubstanz letztendlich zusetzen. Alles was ich bisher gesehen habe befallen Schädlinge meist feuchtes Holz im Altbau, welches auch ohne Schädlingsbefall statische Schwächen aufweisen würde. Vielleicht würde der ein oder andere Fachwerkbalken 1 Jahr länger halten ohne Schädlinge, aber wenn Schädlinge drin sind, ist der Balken ohnehin feucht und nicht mehr tragfähig.

Also kurz gesagt: Wenn dir die Ameisen einen Balken weg fressen war der Balken sowieso am Ende. Ob durch Feuchtigkeit oder Pilzbefall sei dahingestellt.

Das ist so nicht ganz richtig. In Deutschland gibt es durchaus solche Fälle, vor allem aber in Nordamerika (sprich vornehmlich USA und Kanada) gibt es haufenweise Fälle, wo Rossameisen ("carpenter ants") an den oft aus Holz gefertigten Häusern erhebliche Schäden anrichten.

In Kanada ist es z.B. die auch bei uns heimische Camponotus herculeanus und in den USA ist es z.B. in Ohio und generell im Gebiet südlich der Great Lakes Camponotus pennsyvlanicus.

Zu Camponotus pennsylvanicus lasse ich mal ein Video von einem solchen Befall da, da muss man nicht lange suchen



Und zu C. herculeanus:


Aus der Beschreibung des Videos:

Carpenter ants are major wood destroying insects in the Pacific Northwest. [...] Carpenter ant damage can be costly sometimes damaging major structural timbers or wood framing of homes and other structures. Carpenter ants can also tunnel into various forms of insulation, cedar siding and roofing, and also landscape timbers. Damage is slow occurring over a number of years, however, because carpenter ant presence is often undetected it presents as a surprise quite often.

Beim Institut für Schädlingskunde finden sich noch weitere Informationen zu auch in Deutschland beheimateten Rossameisen:

Roßameisen können Probleme bereiten, indem sie morsche und intakte Balken in Gebäuden ausnagen um hier ihre Nester anzulegen.
[...]
Durch das Aushöhlen von tragenden Holzelementen in Gebäuden kann die Roßameise unter Umständen große Schäden anrichten. Unabhängig von der Bekämpfung empfiehlt sich bei einem Befall durch Camponotus ligniperda daher die Einschaltung eines Bausachverständigen.

https://schaedlingskunde.de/schaedlinge ... igniperda/#

LG Maddio

Naja, "erhebliche Schäden" durch Ameisen habe ich noch nicht gesehen.

Es mag sein dass es die in Einzelfällen gibt, aber dann wurde schon auf die ersten Anzeichen eines Befalls nicht reagiert. Wenn man den Schädlingen Jahre Zeit zum wüten gibt und nur die Späne unter den dünner werdenden Balken zusammenfegt ist man doch selber Schuld.

Wie man die Schädlinge los wird kann ich nicht beurteilen und ist auch sicher ein Fall für den Kammerjäger. Aber wie die Bausubstanz erhalten werden kann oder wiederhergestellt werden kann kann ich beurteilen. Und "erheblich" ist mir noch nie unter gekommen. Neubauten haben oftmals soviel Sicherheit in ihren 220mm Holzbalken einer holzbalkendecke dass ein frühes erkennen der Schädlinge gar keine Maßnahme erforderlich macht. Ind in einem Altbau ist ein Balken (die damals mit Glück 80mm stark waren und mehr Last tragen als in einem Neubau üblich) auch schneller und kostengünstiger ausgetauscht als man als Laie vermutet.

Aber wie gesagt, ich hatte bisher zu 99% der Fälle dass ich lieber gleich mehrere Balken tauschen lassen würde weil das Holz einfach zu viel Feuchtigkeitsschäden aufweist. Und der Schädlingsbefall einfach deshalb erst zu Stande gekommen ist.

Aber nicht falsch verstehen, ich als Anfänger in der Ameisenhaltung, würde anderen Anfängern von solchen Arten trotzdem abraten.

Mfg

Duskter86 hat geschrieben: ↑

13. August 2020, 13:29

Naja, "erhebliche Schäden" durch Ameisen habe ich noch nicht gesehen.

Ich habe in meinem Leben noch keinen Blauwal gesehen, die soll es aber trotzdem geben

Duskter86 hat geschrieben: ↑

13. August 2020, 13:29

Es mag sein dass es die in Einzelfällen gibt, aber dann wurde schon auf die ersten Anzeichen eines Befalls nicht reagiert. Wenn man den Schädlingen Jahre Zeit zum wüten gibt und nur die Späne unter den dünner werdenden Balken zusammenfegt ist man doch selber Schuld.

Steht doch alles in dem Link, dass sich Rossameisen oft sehr unauffällig verhalten und ein Befall deshalb erst spät bemerkt wird. Genau das ist ja eine der Gefahren. Nicht jeder Balken/Isolierung ist einsehbar und dann den betroffenen Personen zu unterstellen, dass sie "nur die Späne unter den dünner werdenden Balken zusammengefegt haben" halte ich zumindest mal für sehr gewagt.

Duskter86 hat geschrieben: ↑

13. August 2020, 13:29

Aber wie gesagt, ich hatte bisher zu 99% der Fälle dass ich lieber gleich mehrere Balken tauschen lassen würde weil das Holz einfach zu viel Feuchtigkeitsschäden aufweist. Und der Schädlingsbefall einfach deshalb erst zu Stande gekommen ist.

Danke für das Schildern deiner Erfahrungen. Wie allerdings anhand der vielen, eindrücklichen internationalen Berichte deutlich wird, haben andere Experten da schon abweichende Erfahrungen gemacht und dann halte ich mich für meinen Teil an Fachleute, die auch diese Erfahrungen schon sammeln durften und davon berichten.

LG Maddio