Hallo zusammen!

Dieser Haltungsbericht soll die Entwicklung meiner Lasius niger Kolonie dokumentieren. Ich hatte im Spätsommer 2022 die Jungkönigin auf der Straße gefunden und entschlossen, sie mal gründen zu lassen.
Allerdings mit etwas Starthilfe, um den Koloniewachstum etwas zu beschleunigen: Nämlich habe ich, als die ersten Pygmäen geschlüpft sind, 10 Puppen den Tieren angeboten, die sie direkt adoptiert haben.

Ausgewintert habe ich die Kolonie so Ende März. Dann gings auch schon los mit der Futteraufnahme. Mittlerweile haben sich die Larven verpuppt, Eier haben sich entwickelt usw. etc.

Aktuell umfasst die Kolonie ca. 60-70 Arbeiterinnen, gefühlt genau so viele Puppen und einige Larven und Eierpakete.
Gehalten wird die Kolonie ganz simple in einer SAMLA Box. Aktuell lebt die Kolonie noch in dem RG und zieht hoffentlich bald vollständig um in das 10x10cm Gipsnest. Wieso schreibe ich vollständig? Ein kleiner Teil der Kolonie bewohnt mittlerweile schon das Gipsnest. Es halten sich immer ca. 10-15 Arbeiterinnen in einer Kammer auf mit einigen Larven dort. 90% der Kolonie lebt aber noch im RG. Die rote Folie habe ich mittlerweile entfernt, in der Hoffnung, dass das Gipsnest ihnen dadurch noch attraktiver erscheint.

Aber hier erstmal ein paar Fotos:

Die Arena mit dem RG-Nest:
Honig auf der Alufolie wurde von den Tieren schön mit Sand bedeckt. Die Tränke wird auch mit Sand zugeworfen. Der Anschluss an das Gipsnest: Blick in das RG von vor ca. 10 Tagen:
Hier erkennt man zahlreiche Larven! Wer hat Lust zu zählen
Vor 3 Tagen:
Die ganzen Larven haben sich verpuppt Fotos vom Gipsnest will ich noch nicht machen, sondern erst wenn sie vollständig umgezogen sind. Ich habe die Befürchtung, dass wenn ich die rote Deckelung abnehme, die Ameisen das Gipsnest als nicht geeignet wahrnehmen und wieder 100% zurück ins RG gehen.

27.04.2023

Bin verwirrt! Ich hatte heute vor, die Tränke rauszunehmen, zu waschen und mit Wasser zu befüllen. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie anscheinend einen Teil der Puppen vom RG in die Tränke transportiert haben!
Meine Vermutung ist, dass das Reagenzglas für sie nun nicht mehr groß genug ist. Warum aber transportieren sie die Puppen dann nicht in das Gipsnest, das derzeit von 15 Ameisen + einigen Larven bewohnt wird?

Puppen werden ja tendenziell trocken gelagert. Könnte es also sein, dass es im Gipsnest noch zu feucht ist, aber passend für Larven? Ich hatte tatsächlich vor 6 Tagen (am Freitag als ich erstmals das Nest angeschlossen habe) etwas zu viel befeuchtet. Seitdem habe ich es nicht mehr bewässert. Im Zimmer sind es immer so 50-55% LF.
Die Ameisen belagern nun quasi drei Plätze:

1. Das Reagenzglasnest: Hier befindet sich der Großteil der Brut (Eipakete, Puppen und Larven) und Arbeiterinnen + Königin
2. Das Gipsnest: Ca. 10-15 Arbeiterinnen + einige Larven
3. Tränke: 5-7 Arbeiterinnen und ein Puppenhaufen

Habe überlegt, ob ich die Abdeckung der Tränke nicht abnehme, damit sie nicht die Tränke bewohnen. Was denkt ihr? Die Parameter dort drin scheinen für die Puppen wohl passend zu sein.

Phlong1337 hat geschrieben: ↑

27. April 2023, 11:43

Puppen werden ja tendenziell trocken gelagert. Könnte es also sein, dass es im Gipsnest noch zu feucht ist, aber passend für Larven?

Das kann durchaus sein, ja. Ich würde an deiner Stelle mal versuchen, das Nest etwas trockener zu halten und es (soweit möglich) so zu
befeuchten, dass ein Bereich vom Nest feuchter ist als der Rest.

Phlong1337 hat geschrieben: ↑

27. April 2023, 11:43

Habe überlegt, ob ich die Abdeckung der Tränke nicht abnehme, damit sie nicht die Tränke bewohnen. Was denkt ihr?

So gut sie sich darin auch fühlen mögen; letztendlich sollen sie ja nicht darin hausen und die Tränke soll nicht ihre eigentliche Funktion
verlieren. Also weg mit der Abdeckung.

Ich bin mir relativ sicher, dass du nur die Feuchtigkeit im Nest einpendeln musst, aber man muss auch sagen, dass Ameisen manchmal
einfach ihre eigene Vorstellung davon haben, was wo hin gehört.

Zitrus hat geschrieben: ↑

30. April 2023, 23:16

Phlong1337 hat geschrieben: ↑

27. April 2023, 11:43

Puppen werden ja tendenziell trocken gelagert. Könnte es also sein, dass es im Gipsnest noch zu feucht ist, aber passend für Larven?

Das kann durchaus sein, ja. Ich würde an deiner Stelle mal versuchen, das Nest etwas trockener zu halten und es (soweit möglich) so zu
befeuchten, dass ein Bereich vom Nest feuchter ist als der Rest.

Phlong1337 hat geschrieben: ↑

27. April 2023, 11:43

Habe überlegt, ob ich die Abdeckung der Tränke nicht abnehme, damit sie nicht die Tränke bewohnen. Was denkt ihr?

So gut sie sich darin auch fühlen mögen; letztendlich sollen sie ja nicht darin hausen und die Tränke soll nicht ihre eigentliche Funktion
verlieren. Also weg mit der Abdeckung.

Ich bin mir relativ sicher, dass du nur die Feuchtigkeit im Nest einpendeln musst, aber man muss auch sagen, dass Ameisen manchmal
einfach ihre eigene Vorstellung davon haben, was wo hin gehört.

Yes! Die Ameisen haben sowieso ihre Puppen wieder ins RG getragen, wo ich die Tränke angehoben habe, um es genauer zu beobachten
Ich werde das Gipsnest vorerst weiterhin nicht befeuchten und schaue, wie sich das entwickelt. Aber ja, ich gehe auch davon aus, dass es zu feucht drin ist.

Update:

Gibt mittlerweile einen riesigen Eierhaufen im Reagenzglas: Letzten Freitag gab es dann noch ein zerteiltes Heimchen, worauf sie sich auch gestürzt haben. Interessanterweise haben sie die Futterteile in beide Nestbereiche getragen: Zwei Futterteile in das RG und zwei in das Gipsnest. Mittlerweile sind es nur noch 3-4 Larven im Gipsnest. Ich gehe davon aus, dass die restlichen sich verpuppt haben und sie die Puppen in das RG getragen haben.
Heute, am 02.05.2023, habe ich mal wieder ein Heimchen angeboten. Es waren einige Arbeiterinnen dran, aber letztendlich wurden sie liegen gelassen. Auch waren es dieses Mal viel weniger Arbeiterinnen, die die Futtertiere draußen bearbeitet haben. Vermutlich ist der Proteinbedarf gefallen, jetzt wo es nur noch ein paar Larven sind. Das dürfte sich aber ändern, sobald aus dem Eierhaufen ein Larvenhaufen wird.

03.05.2023

Heute eben nach Hause gekommen und festgestellt, dass alle Ameisen aus dem Gipsnest verschwunden sind (zurück in das RG). Larven auch alle weg. Gehe davon aus, dass sich nun auch die letzten 3-4 Larven verpuppt haben und diese zurück in das RG transportiert wurden.

05.05.2023

Ist die richtige Befeuchtung beim Nest eigentlich immer Try & Error? Die Theorie war ja, dass das Nest zu feucht ist. Ich habe das Nest nun seit zwei Wochen nicht mehr befeuchtet.
Bin mir jetzt absolut unsicher, wie die Ameisen das wahrnehmen. In den letzten Tagen laufen vermehrt Ameisen an den Rand der SAMLA Box. Heute hat es sogar eine Ameise geschafft, auszubrechen.
Eiweiße werden aktuell wenig angenommen, weil keine Larven da sind. Honig haben sie genug.

Das RG wird immer voller und ich habe das Gefühl, als sind sie auf der Suche nach einem geeignetem Nest. Sobald alle Puppen schlüpfen, wär die Kolonie dann vermutlich 100+ Arbeiterinnen groß.

So sieht das RG aktuell aus: Die Luftfeuchtigkeit im Zimmer beträgt aktuell 50%. An den vorherigen Tagen eher im unteren 40%-Bereich. Letzte Befeuchtung des Gipsnest war vor 2 Wochen mit vermutlich 50ml oder mehr Wasser.
Weiß nicht, wie schnell das "weggeht". Wie gesagt: Dass das Nest zu feucht ist, dafür würde sprechen, dass nur Larven gelagert wurden und keine Puppen. Aber ist die Feuchtigkeit auch nach 2 Wochen noch drin?

Meine optische Wahrnehmung ist eher, dass das Nest trocken ist:
Auch interessant, dass die Futterreste in dem Gipsnest vor einigen Tagen in die Arena auf den Müllhaufen getragen wurden. Sehen sie das Gipsnest also doch als Nest an? Fragen über Fragen...
Vielleicht mal mit einer Kanüle nur eine bestimmte Seite befeuchten? Aber dann auch die Frage, welche Frequenz..

Lasius niger ist überaus anpassungsfähig was Nestfeuchtigkeiten betrifft, solange nicht alles unter Wasser steht oder vergammelt passt es meistens.
Bei ihren Puppen sind sie wählerisch, da orientieren sie sich an den wärmsten Orten.
Das sie irgendwann den Müll aus ihrem Nest heraustragen ist normal.
Anfangs, als kleines Volk leben sie heimlich, dazu gehört auch das sie ihren Müll nicht raustragen, im Nestbereich lagern.

Nestfeuchtigkeiten passend hinzubekommen, da führt kein Weg dran vorbei, da muss jeder selber experimentieren und beobachten.

Prima Berichtsstart

Grüße Wolfgang

Erne hat geschrieben: ↑

5. Mai 2023, 20:56

Lasius niger ist überaus anpassungsfähig was Nestfeuchtigkeiten betrifft, solange nicht alles unter Wasser steht oder vergammelt passt es meistens.
Bei ihren Puppen sind sie wählerisch, da orientieren sie sich an den wärmsten Orten.

Guter Punkt, den ich gar nicht beachtet habe. Möglicherweise ist es im Gipsnest kühler als im RG aufgrund der Befeuchtung.