Foto von der Pflanze hätte ich reinsetzen sollen. Kann ich noch nachholen.
Aber nun habe ich heute einfach mal den ganzen Topf auseinander genommen:
Darin ist eine Strelizie mit normaler Blumenerde, hatten wir letztes Jahr dort umgepflanzt. Topfdurchmesser etwa 35 cm. Im unteren Bereich immer Dauerfeucht, ansonsten vollsonniger Platz auf dem Balkon.
Da die Erde so nass war, konnte ich die Pflanze nicht einfach samt Ballen herausheben (so wie ich es mir in meiner Naivität gedacht hatte
). Ich habe dann mit einem Esslöffel die Erde oben abgetragen und jeden Krümel in einer Schüssel umgedreht um zu schauen, ob ich auf Ameisen treffe. Ich habe eine Menge Rosenkäfer-
Larven gefunden, die aussehen wie Raupen und sich auf dem Rücken liegend fortbewegen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9F ... k%C3%A4fer
- Rosenkaefer.jpg (62.87 KiB) 364 mal betrachtet
Nach 1,5h konnte ich dann endlich die Pflanze aus dem Topf heben. Dabei hab ich die erste Pygmäe entdeckt und in einem Schraubglas gesichert. Nun musste ich von unten zwischen den dicken Wurzeln vorsichtig graben.
Nach einer weiteren Stunde, kurz vorm Aufgeben ("
Ich glaube, die ganze Aktion war idiotisch - was hab ich mir dabei nur gedacht?! Bringt doch nix!") kam die
Gyne aus einem Brocken Erde herausgefallen - und natürlich war das vorbereitete Reagenzglas mit Wassertank + Alufolie nirgends griffbereit.
Zum Glück habe ich es dann noch gefunden und die
Gyne mit dem Wattestopfen in das RG schieben können. Dabei liefen dann auch einige Arbeiterinnen (Pygmäen) auf den Erdbrocken rum, die habe ich dann in weitere Schraubgläser mit einem Löffel plus Erde gepackt, um sie erstmal zu sichern. Ich habe noch einige Zeit weiter gesucht, aber keine weiteren Arbeiterinnen mehr finden können. Sicherlich sind da noch mehr, die sich irgendwo in Gängen oder Kammern im Wurzelbereich aufhalten -
Brut war auch keine zu sehen. Aber zwischen dem ganzen Kleinkram in der Erde sind Eier oder
Larven sowieso kaum auszumachen. Ich hätte noch den weiteren halben Wurzelballen auseinander schaben müssen (die Erde dazwischen war Klatschenass) und nach 3h Arbeit insgesamt war ich dann fix und fertig mit den Nerven.
Ich habe danach noch die einzelnen Arbeiterinnen aus den Schraubgläsern in einer weißen Wanne mit Parafinöl als Ausbruchschutz herausgesucht (was auch
nochmal fast eine Stunde gedauert hat - ich wollte wirklich sichergehen, auch jedes Individuum aufzufinden) und in ein einzelnes Reagenzglas (ohne Wassertank) über den Wattestopfen hineinbucksiert. Damit diejenigen, die sich bereits im RG befanden, nicht wieder herauslaufen, habe ich zuerst einen Streifen Alufolie über den Mittelteil geklebt - das hat auch interessanterweise ganz gut geklappt, darunter haben sie sich dann gesammelt. Da das aber nicht genug war, habe ich etwa 1 cm vom Innenrand des RGs mit Parafinöl eingestrichen - ab da konnte ich es ruhiger angehen. Da sie über den Wattestopfen ins RG gelangten, habe ich den immer soweit hineingeschoben, dass die Ameise nicht mit dem Öl in Berührung kam.
Am Ende waren es dann
11 Arbeiterinnen. Nun mussten die noch zur
Gyne finden...
Zuerst musste ich den Parafinölfilm entfernen, sonst hätte niemand darüber laufen können. Also mit Pril und Zewa sauber gewaschen und getrocknet. Das hat dann wohl noch nicht gereicht, weil immer noch niemand über diesen Bereich laufen wollte. Also nochmal den Rest der Seifenreste am Innenrand mit feuchtem Zewa entfernt. Dann beide RGs geöffnet und nebeneinander gelegt. Und gewartet.
Und gewartet. Die Arbeiterinnen hatten sich am Ende des RGs zusammengekuschelt. Ich bin daneben stehen geblieben, weil zwischen den RGs immer noch ein winziger Spalt war. Etwas Watte drumrum gepackt, aber das war mir allein stehend zu unsicher. Dann traute sich die eine Arbeiterin aus dem
Gyne-RG über den Spalt ins andere RG und die Freude war groß. Eine Arbeiterin der 10 Stück aus dem Arbeiterinnen-RG lief mit der anderen zurück ins
Gyne-RG. Dann wollten die beiden zurück ins Arbeiterinnen-RG und trauten sich nicht über den RG-Spalt.
Also wieder gewartet.
Nach einer weiteren halben Stunde klappte es dann und die Arbeiterin aus dem
Gyne-RG zog am Bein der Ameisen aus dem Arbeiterinnen-RG. Die meisten setzten sich dann von selbst in Gang Richtung
Gyne-RG, bis auf zwei Stück: Die hat sich die Arbeiterin aus dem
Gyne-RG geschnappt und selber getragen. Die waren wohl bockig!
Von der ganzen Aktion hätte man gut einen Film drehen können, aber da habe ich in dem Moment nicht dran gedacht.
Nun sitzen sie alle im
Gyne RG mit Wassertank und Aufolie und haben etwas Honigwasser zur Stärkung erhalten. Morgen setze ich das RG offen in einen Tupperbehälter inkl. Sand als Arena (mangels Glaskasten) und dann gibts auch mal ein paar Proteine.
Nun muss mir nur noch einer sagen was ich da im RG sitzen habe: Sieht für mich nach
Lasius neglectus aus. Nach Wikipedia ist sie
polygyn und eine invasive Art... ach Du Heilige Maria Go**es... dann wäre es möglich, dass immer noch wer in der Strelizie sitzt?!
Vielleicht hätte ich doch weitergraben sollen...
Oder ist es doch eher
Lasius brunneus? Die beiden sehen sich sehr ähnlich.
Hier mal ein paar Fotos inkl. Arbeiterinnen:
Was mir etwas schleiferhaft ist, wie die im Blumentopf und dem Balkon an Kohlenhydrate kamen. Proteine, okay. Da könnte man in der Erde sicher was finden. Da außer zwei Pygmäen sonst niemand auf dem Balkon gesichtet wurde und die beiden auch nie (unter meiner Beobachtung) eine andere Pflanze besuchten und die Strelizie keine Blattläuse hat - wovon ernähren die sich? Strelizien-Pflanzensaft? Strelizien-Wurzelsaft?
Ich bin der Meinung, die
Gyne müsste dort erst dieses Jahr gegründet haben, da die Strelizie im Winter im Schlafzimmer mit Fußbodenheizung stand, bei durchschnittlich 17°C. Oder hat der große Blumentopf mit seinem Innenleben bisher für alles ausgereicht?