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Pheidole megacephala Superkolonieprojekt

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#1 Pheidole megacephala Superkolonieprojekt

Beitrag von FireNation » 29. April 2025, 09:52

Hallo zusammen,

in diesem Haltungsbericht möchte ich gerne mein neues Superkolonie-Projekt mit Pheidole Megacephala vorstellen und dokumentieren.

Kurz zu mir:
Ich bin 31 Jahre alt und halte seit 2019 Ameisen. In dieser Zeit durfte ich bereits zahlreiche Erfahrungen sammeln, bin aber weiterhin immer offen fĂŒr neue Anregungen und Verbesserungen – insbesondere durch den Austausch mit der Community.
Folgende Arten habe ich bereits gehalten:

Lasius niger, Lasius flavus

Camponotus rufipes, Camponotus nicobarensis

Paratrechina longicornis

Tetramorium bicarinatum

Pheidole megacephala

Anoplolepis gracilipes

Solenopsis geminata

Solenopsis invicta (bis 2022)

Aktuell pflege ich noch:
Pheidole megacephala, Tetramorium bicarinatum und Camponotus nicobarensis

Projektziel und Motivation:
Mich faszinieren besonders große Kolonien mit ausgeprĂ€gter AktivitĂ€t, Suchverhalten und Sozialstruktur. Ziel dieses Projekts ist es, eine stabile Superkolonie mit 50.000–100.000 Individuen aufzubauen – mit optimaler Beobachtungsmöglichkeit von Nest, Arena und Verbindungen.

Ich bin mir des Versorgungsaufwands bewusst – insbesondere was FlĂŒssigkeitszufuhr (mehrere 100 ml/Tag bei hoher AktivitĂ€t) und Proteinzufuhr angeht – und habe das Setup entsprechend vorbereitet.

Setup & Technik aktuell:
Arena: 20×10×10 cm Glasbecken

Bodengrund: Vermiculite (2 mm) als Feuchtigkeitsspeicher, bedeckt mit rotem Sand (0,5–1 mm)

Beheizung: 7W Heizmatte, geregelt auf 26–28 °C

Nest: 20×20×0,5 cm Acrylnest

mit roter Abdeckung und Deckel

permanente Befeuchtung durch zwei Gipspunkte ĂŒber Wasserreservoir

punktuelle Beheizung bis max. 29 °C mit Heizfolie

Auflage auf Schaumstoffblock, verbunden via 10 mm Schlauch

Erweiterungsmaterial vorhanden:

TrÀnken von 10 bis 400 ml

Glasbecken (u. a. 60×30×30, 2× 40×25×25, 2× 30×20×20)

große Futterschalen, VerbindungsschlĂ€uche 6–20 mm, Schlauchverbinder, Diamantbohrer usw.

Ausbruchschutz:

Überlappende GlasrĂ€nder, Talkum, Glasdeckel mit Edelstahlgaze

Optional spÀtere Wasserbarrieren

(Hintergrund: Solenopsis fraßen sich bei mir durch 4 mm Acryl – daher Glas!)

Aktuelle Situation (Stand: 22.04.2025):
Kolonie mit 3 Königinnen, ca. 80 Arbeiterinnen, einem geschlĂŒpften MĂ€nnchen sowie ĂŒber 100 Eiern, Larven etc.

Sehr aktiv, nehmen Protein, Kohlenhydrate und Wasser sehr gut an

TĂ€gliche FĂŒtterung mit Fruchtfliegen, zerschnittenen MehlwĂŒrmern und Schokoschaben-StĂŒcken

NĂ€chstes Ziel:
Erreichen einer KoloniegrĂ¶ĂŸe von etwa 1000–2000 Arbeiterinnen, um dann gezielt weitere Königinnen aufzuziehen und die Skalierung zu beschleunigen.

Fragen an euch / Bitte um Erfahrungsaustausch:
1. Temperatur & AktivitÀt:
Ich habe gute Erfahrungen mit tropischen Arten bei 30–32 °C gemacht. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass hohe Temperaturen die AußenaktivitĂ€t (und damit die Proteinaufnahme) verringern.
Daher fahre ich derzeit ein moderates Temperaturprofil (26–28 °C), um die AußenaktivitĂ€t möglichst hoch zu halten.
âžĄïž Wie sind eure Erfahrungen speziell mit Pheidole megacephala in Bezug auf Temperatur, AktivitĂ€t und Wachstum?

2. FĂŒtterungsstrategie:
Ich habe beobachtet, dass stÀndiger Zugang zu Zuckerwasser die Proteinaufnahme und AktivitÀt drosseln kann.
Aktueller Plan:

Frische Proteinquelle tÀglich

Zuckerquelle nur alle 5–7 Tage kurzzeitig

Wasser stĂ€ndig verfĂŒgbar
âžĄïž Wie handhabt ihr das? Welche FĂŒtterungsstrategie hat sich bei euch bewĂ€hrt?

3. Schlauchdurchmesser:
Aktuell verwende ich oft u. a. 20 mm SchlÀuche.
âžĄïž Sind bei einer kleinen Art wie Pheidole 10–15 mm nicht geeigneter (WohlfĂŒhlfaktor, Verkehrsfluss)?

4. Aufstockung mit weiteren Königinnen:
Ich ĂŒberlege, die Startkolonie (3 Gynen) um 7–10 weitere zu ergĂ€nzen, um die Anfangsphase zu beschleunigen.
âžĄïž Was meint ihr: sinnvoller Booster oder eher unnötig aufgrund der kurzen Entwicklungszeit?

Ich freue mich auf konstruktives Feedback und den Austausch mit euch, besonders mit Haltern, die bereits Erfahrungen mit Pheidole Megacephala oder vergleichbaren Arten gemacht haben.

Fotos folgen in KĂŒrze.
Vielen Dank fĂŒrs Lesen!

Viele GrĂŒĂŸe
FireNation


Edit:

Mit Freude habe ich gerade gesehen, dass meine FĂŒtterungsstrategie aufzugehen scheint. Neben der bisherigen Brut wurden in nur 2 Tagen mehrere frische Eierbatterien mit ca 100 Eiern gelegt - fantastisch !

Unten seht ihr ĂŒbrigens wie 2 kleine Arbeiterinnen jeweils eine ganze Fruchtfliege ins Nest bringen. Eine beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, dass sogar die Fruchtfliegen deutlich schwerer & massiger sind als die kleinen Arbeiterinnen.


Auch ist mir bewusst, dass das Nest aktuell deutlich zu groß fĂŒr die Kolonie ist. Allerdings scheint das die Kleinen bei vollstĂ€ndiger Nestabdeckung nicht zu stören – und aus Erfahrung wachsen Pheidole sehr schnell in solche Strukturen hinein. Ich möchte außerdem vermeiden, alle zwei Wochen ein neues Nest anschließen zu mĂŒssen.

Im Nachhinein hĂ€tte ich gerne weißen Bodengrund ins Nest eingebracht – allerdings waren die Ameisen da bereits eingezogen. Das merke ich mir fĂŒr das nĂ€chste Modul. Aktuell liebĂ€ugele ich mit dem großen 50×50 cm Acrylnest von anthouse.es mit 8 Befeuchtungspunkten. Alternativ denke ich ĂŒber mehrere 20×20 cm-Module mit dicken SchlĂ€uchen fĂŒr den Verkehr nach, kombiniert mit je einer Arena pro ein bis zwei Nestmodulen. Dann teilt sich der Traffic und mehrere kleinere SchlĂ€uche gehen zu mehreren Nestern statt 1 Großer zum großen Nest... Was meint ihr zu dem Plan?
DateianhÀnge
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#2 Pheidole megacephala Superkolonieprojekt

Beitrag von Harry4ANT » 29. April 2025, 17:36

Wenn es sich bei dir so entwickelt wie bei mir damals kannst du dir das "Aufstocken" sparen ;)
Die Entwicklung geht sehr schnell und du wirst auch zeitnah den ersten Schwarmflug haben und dann werden sich die begatteten Gynen ganz von selbst vermehren - einer der wenigen Arten, die sehr aktiv Innzucht im Formikarium betreibt.

An Futter gab es bei mir Fruchtfliegen, SpringschwĂ€nze und Schokoschaben - ab einer gewissen KoloniegrĂ¶ĂŸe nur noch Lebend zum jagen.
Kohlehydrate Invertzuckerlösung in der TrÀnke oder div. -Sirup als Mini Tröpfchen.

Nest waren bei je große Erdnester Sand/Lehm mit kleiner Heizmatte.
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#3 Pheidole megacephala Superkolonieprojekt

Beitrag von FireNation » 29. April 2025, 21:09

Vielen Dank fĂŒr deinen Beitrag @Harry4ANT,

ich denke, du hast vollkommen recht. Als ich heute den enormen frischen Eierhaufen gesehen habe, war ich echt positiv ĂŒberrascht. Hoffentlich steht die erste richtige Welle an Arbeitern bald bevor!

Aktuell fĂŒttere ich abwechslungsreich mit Schokoschaben, kleinen Heimchen, Fruchtfliegen und MehlwĂŒrmern. Dabei wird immer wieder gewechselt. Eine Arbeiterin hat es sogar geschafft, ein Heimchen – etwa 20× so groß wie sie – alleine durch den Schlauch ins Nest zu ziehen. Wahnsinn! Kein Wunder, dass diese Art weltweit so erfolgreich und laut Studien mittlerweile die viertinvasivste Ameisenart der Welt ist. Klar – mit allen ökologischen Konsequenzen –, aber ihr AktivitĂ€tslevel ist einfach faszinierend zu beobachten, natĂŒrlich mit entsprechendem Ausbruchsschutz.

Parallel ziehe ich noch eine Tetramorium-Kolonie auf. Diese hat jetzt rund 500+ Arbeiter und hat bereits unter 300 Arbeitern mit Geschlechtstieren begonnen. Dort ist gefĂŒhlt tĂ€glich Schwarmflug. Im Vergleich zu Pheidole erscheinen sie mir aber deutlich ruhiger und kontrollierter. Wenn sie genug haben, wird es schnell entspannt – ganz anders als bei den Pheidole. Da wird wirklich ALLES eingelagert, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Im Nest liegen aktuell ĂŒber 10 Fruchtfliegen, kein Problem – zwei Heimchen gehen sicher auch noch rein! Es scheint, als wĂŒrden sie kurzfristig richtige Proteinreserven anlegen, um maximales Wachstum zu ermöglichen.

Mich wĂŒrden zwei Dinge noch besonders interessieren:

Wie viele Arbeiter hatte dein Volk ungefÀhr, als es angefangen hat, Geschlechtstiere aufzuziehen?

Hast du mit Temperaturen zwischen 24–32 °C experimentiert und einen Zusammenhang zur AktivitĂ€t festgestellt? Gab es bei dir eine „kritische Grenze“, ab der es zu heiß wurde?

Ich möchte in Zukunft regelmĂ€ĂŸig Bilder und Videolinks zur Entwicklung posten, damit man die Kolonie schön mitverfolgen kann.

Noch eine Frage an alle:
Was haltet ihr vom großen Acrylnest (50 × 50 cm) mit acht Befeuchtungspunkten von anthouse.es? Einerseits reizt mich die GrĂ¶ĂŸe und Optik, andererseits ĂŒberlege ich, ob mehrere 20 × 20 cm Module vielleicht wegen der kleineren Tiere und der besseren Übersicht sinnvoller wĂ€ren – evtl. mit je einer Arena pro 1–2 Nester. Was meint ihr?

Liebe GrĂŒĂŸe! 😊



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#4 Pheidole megacephala Superkolonieprojekt

Beitrag von Harry4ANT » 29. April 2025, 23:57

Wie viele Arbeiter hatte dein Volk ungefÀhr, als es angefangen hat, Geschlechtstiere aufzuziehen?
Aufgrund es Erdnestes kann ich da nur sehr grob schÀtzen, denke zwischen 1-2.000 Tiere, wenige Monate nach Ankunft als Jungkolonie.
Der Schwarmflug geht dann ĂŒber mehrere Tage und tĂ€glich großes Geschnetzel an den ĂŒberschĂŒssigen MĂ€nnchen.

Hast du mit Temperaturen zwischen 24–32 °C experimentiert und einen Zusammenhang zur AktivitĂ€t festgestellt? Gab es bei dir eine „kritische Grenze“, ab der es zu heiß wurde?
Ich hatte je eine kleine einstellbare Heizmatte seitlich an jedem der beiden Erdnester, am Kontaktpunkt ca. 30 Grad eingestellt.
Arena usw. sind bei mir immer Raumtemperatur.



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