Formikarium mit der Außenwelt (Garten) verbinden?

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Bagger
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#1 Formikarium mit der Außenwelt (Garten) verbinden?

Beitrag von Bagger » 11. Juni 2025, 17:40

Hallo liebe Leute,
Ich wollte nur ganz allgemein Fragen ob es möglich ist ein Formikarium mit der Außenwelt (Garten) zu verbinden?
Gibt es da Anleitungen? Finde leider sehr wenig über dieses Thema.
Wenn ja, wäre es wahrscheinlich sinnvoll eine bedrohte Art zu halten. (Ich wohne in Wien).
Danke und freue mich auf eure Antworten.
Schön hier zu sein!
Lg Bagger
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Joachim

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#2 Formikarium mit der Außenwelt (Garten) verbinden?

Beitrag von Joachim » 11. Juni 2025, 18:15

Willkommen im Forum! Nun, das ist natürlich immer eine nette Idee, aber am Ende gibt es da vielerlei Probleme.

1 ) Die Heimhaltung ist für Ameisen nicht angenehmer als ein Leben in ihrer natürlichen Umgebung. Ist der Garten also sehr naturbelassen, steht die Chance sehr gut, dass die Kolonie zeitnah auszieht. Ist der Garten nicht naturbelassen, wird eher ein großer Teil der Arbeiter beim Erkunden sterben, als dass es der Kolonie einen Mehrwert gibt.

2 ) Sofern es sich nicht um einheimische Arten handelt, würde ein Auszug die Kolonie durch andere klimatische Bedingungen oder den urbanen Lebensraum umbringen.

3 ) Man riskiert eine künstliche Durchmischung der Fauna, Übertragung von Krankheiten an heimische Ameisen ect

4 ) Oh ich vergaß, die örtliche dominante Lasius niger Kolonie wird sehr wahrscheinlich deine Kolonie vernichten, wenn du sie mit der Außenwelt verbindest.

Generell ist es nie empfehlenswert, eine zuhause gehaltene Ameisenart mit der "Natur" zu verbinden. Außer, es handelt sich um ein gezieltes Aufzuchtsprojekt heimischer Arten - und wenn das nicht von der Deutschen Ameisenschutzwarte ist (die sowieso keine Waldameisen im Haus hält) muss ich den Zweck dieser Aktion in Zweifel ziehen.
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#3 Formikarium mit der Außenwelt (Garten) verbinden?

Beitrag von Bagger » 11. Juni 2025, 18:28

Joachim hat geschrieben: ↑
11. Juni 2025, 18:15
Willkommen im Forum! Nun, das ist natürlich immer eine nette Idee, aber am Ende gibt es da vielerlei Probleme.

1 ) Die Heimhaltung ist für Ameisen nicht angenehmer als ein Leben in ihrer natürlichen Umgebung. Ist der Garten also sehr naturbelassen, steht die Chance sehr gut, dass die Kolonie zeitnah auszieht. Ist der Garten nicht naturbelassen, wird eher ein großer Teil der Arbeiter beim Erkunden sterben, als dass es der Kolonie einen Mehrwert gibt.

2 ) Sofern es sich nicht um einheimische Arten handelt, würde ein Auszug die Kolonie durch andere klimatische Bedingungen oder den urbanen Lebensraum umbringen.

3 ) Man riskiert eine künstliche Durchmischung der Fauna, Übertragung von Krankheiten an heimische Ameisen ect

4 ) Oh ich vergaß, die örtliche dominante Lasius niger Kolonie wird sehr wahrscheinlich deine Kolonie vernichten, wenn du sie mit der Außenwelt verbindest.

Generell ist es nie empfehlenswert, eine zuhause gehaltene Ameisenart mit der "Natur" zu verbinden. Außer, es handelt sich um ein gezieltes Aufzuchtsprojekt heimischer Arten - und wenn das nicht von der Deutschen Ameisenschutzwarte ist (die sowieso keine Waldameisen im Haus hält) muss ich den Zweck dieser Aktion in Zweifel ziehen.
Ok, habe ich befürchtet.
Aber danke für die schnelle Antwort und einen schönen Tag noch.



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#4 Formikarium mit der Außenwelt (Garten) verbinden?

Beitrag von PincoPallino » 11. Juni 2025, 18:43

Hallo,

ich will Joachims Standpunkt gar nicht antasten, erinnere mich aber, hier über ein solches "Experiment " gelesen zu haben. Jemand hatte seiner Kolonie, ich glaube über das Dach, einen Ausgang angeboten. Allerdings nur so eng, dass die Arbeiterinnen durchpassten, aber nicht die Königin. Sie haben dann erfolgreich draußen gejagt.

Mal sehn, ob ich das noch finde. Nee, tut mir leid. Aber vielleicht erinnert sich auch jemand anderes...
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#5 Formikarium mit der Außenwelt (Garten) verbinden?

Beitrag von Bagger » 11. Juni 2025, 19:46

PincoPallino hat geschrieben: ↑
11. Juni 2025, 18:43
Hallo,

ich will Joachims Standpunkt gar nicht antasten, erinnere mich aber, hier über ein solches "Experiment " gelesen zu haben. Jemand hatte seiner Kolonie, ich glaube über das Dach, einen Ausgang angeboten. Allerdings nur so eng, dass die Arbeiterinnen durchpassten, aber nicht die Königin. Sie haben dann erfolgreich draußen gejagt.

Mal sehn, ob ich das noch finde. Nee, tut mir leid. Aber vielleicht erinnert sich auch jemand anderes...
Danke für die Antwort,

Wenn sie weg sind dann sind sie weg. Fände ich nicht so schlimm.
Natürlich wäre der Beitrag interessant.
Mir macht eher das mit den Krankheiten Sorgen.
Will ja die freien Ameisen nicht gefährden.



Doli

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#6 Formikarium mit der Außenwelt (Garten) verbinden?

Beitrag von Doli » 11. Juni 2025, 21:48

@PincoPallino ... das war ich! :D

Ich hatte damals Messor structor (*) (eine riesige Kolonie mit mehreren Königinnen über Jahre hinweg, die sind sogar mit mir mehrmals umgezogen!). Die Ameisen hatten über einen Schlauch und einen verengten Durchgang die Möglichkeit auf das Dach meiner Wohnung (vierter Stock, Bürohaus, nur ich als Wohnung unter dem Dach!) zu gelangen. Der Durchgang war so eng gesetzt, dass Major-Arbeiterinnen und die Königinnen nicht durch passten. Das ging über zwei Jahre richtig gut. Ich hab teilweise Getreide und Samen durchs Fenster aufs Dach geworfen und die haben das alles und ohne Ende tote Insekten nach Hause gebracht ... würde ich mit den Kenntnissen von heute wahrscheinlich nicht mehr machen, auch wenn die Arbeiterinnen keinen Kontakt zu anderen Ameisen haben konnten, außer wenn sie vom Dach geweht wurden. Mit einer anstehenden Fenstersanierung durch den Vermieter hat das Experiment dann auch geendet ... das krasseste was ich da mal erlebt hab, das war an einem schönen Spätnachmittag ein aufziehendes Unwetter ... ich hab im offenen Fenster nur so gebetet, dass möglichst viele es noch nach Hause schaffen durch den Regen, aber da innerhalb einiger Minuten hunderte Arbeiterinnen verloren ... vereinzelt sind dann nach dem Regensturz Überlebende über das nasse Dach nach Hause gekrochen ... ich schätze, dass an diesem Tag ein viertel der Kolonie weggespült wurde ...

(* ... ich hatte die Ameisen in Mainz gefunden, dort war damals neben dem Kaiserstuhl einer der wenigen Standorte in Deutschland, an denen die ersten Messor structor (jetzt unter Messer hispanicus!) gefunden wurden. Da hab ich sogar darauf hingewiesen und die genauen Standorte zur Bestimmung weitergegeben. Aufs Dach gelassen hab ich sie aber in Bamberg, in einer Umgebung, an der sie zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht überleben hätten können. Aber irgendwann zu meinen Lebzeiten werden wohl die ersten selbständig hier ankommen und siedeln.)

Lang lang ists her ... die hab ich 1993 gefunden und etliche Jahre gehalten, sind mit mir von Mainz über Grünstadt, nach Hockenheim und dann nach Bamberg gezogen!!!
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