Neue Kolonie Camponotus nicobarensis -- Nest zu groß?

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Cryptomon
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#1 Neue Kolonie Camponotus nicobarensis -- Nest zu groß?

Beitrag von Cryptomon » 6. November 2025, 08:58

Hallo zusammen,

meine Tochter¹ (11) hat seit einer Woche eine Kolonie Camponotus nicobarensis. Da sie das Dachzimmer mit wechselnden Temperaturen hat, hatten wir uns im Antstore beraten lassen, welche Art diese Bedingungen verträgt. Sie hat sich eine Kolonie mit Königin, etwa 13 Arbeiterinnen und ein paar Eiern und Larven ausgesucht.
Dazu gab es das Komplettset vom antstore, also Arena und korknest. Dass dieses Nest für den Anfang zu groß sein wird, und wie man es mit Substrat verkleinern könnte, wurde uns leider nicht gesagt. Jetzt ist es dafür aber ja zu spät.
Wir haben also alles aufgebaut und nach wenigen Minuten schon sind die ersten Arbeiterinnen auf Erkundungstour gegangen und über Nacht ist die Königin mit Brut umgezogen.
Und seitdem hockt die gesamte Kolonie im Nest. Ganz vereinzelt haben wir seitdem Arbeiterinnen im Schlauch und noch seltener in der Arena gesehen und machen uns daher Sorgen. Angeboten haben wir Wasser, Honigtau Mix und Heimchen. Außerdem hat meine Tochter vereinzelte Steine als Deko in die Arena gelegt.die Luftfeuchtigkeit in der Arena ist relativ hoch (70-80%), die Temperatur um die 18°C (im Winterhalbjahr ist es einfacher, eine konstante Temperatur in ihrem Raum zu haben. Im Sommer geht es auf über 30°C und dann kühlen wir zur Nacht mit mobiler Klimaanlage runter. Bis dahin muss auch das Zimmer umgestellt werden, so dass das formicarium einen Platz mit weniger Sonneneinstrahlung bekommt)
Die Arena:
IMG_20251106_084309.jpg
Das Nest (Ich sehe grad, da war zufällig kurz eine Arbeiterin überirdisch unterwegs):
2025-11-06-08-45-15-639.jpg
Machen wir sonst noch Anfängerfehler, die wir noch vermeiden könnten? Macht es Sinn, die Heimchen direkt über dem Nesteingang anzubieten, und die Wege kürzer zu halten?

¹ sie ist sehr vernünftig und nicht alleinverantwortlich für die Tiere. Ich unterstütze sie natürlich und habe mich deshalb auch hier angemeldet. Sie wünscht sich seit Jahren Haustiere und wir haben lange recherchiert, was von Aufwand, Standort und Ansprüchen passen könnte



Sabrina
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#2 Neue Kolonie Camponotus nicobarensis -- Nest zu groß?

Beitrag von Sabrina » 6. November 2025, 10:58

Geduld! Die Tugend eines Ameisenhalters wird hier immer wieder betont! Kleine Kolonien sind noch nicht so aktiv. Eigentlich immer wieder nachlesbar, wenn man sich zum Thema beliest. Ob Reagenzglas oder direkt Nest da gehen die Meinungen auseinander. Camponotus nicobarensis ist recht robust, die können das schaffen, wenn die Versorgung stimmt. Bei 18 Grad ist auch nicht viel Aktivität zu erwarten. Die mögen es wärmer, wenn sie nicht in der Diapause sind. Und ja für kleine Kolonien Nahrung in Nähe, auch immer wieder nachzulesen.
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Erne
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#3 Neue Kolonie Camponotus nicobarensis -- Nest zu groß?

Beitrag von Erne » 7. November 2025, 16:58

Willkommen bei uns im Ameisenforum.
Ich finde es immer prima, dass Eltern ihre Kinder unterstützen, auch wenn es sich dabei um ein ausgefalleneres Hobby handelt.
Wie nachzulesen ist, habt ihr euch schon viele Gedanken gemacht.

Die Anlage ist wirklich etwas groß, irgendwie muss es jetzt gehen.
Die wenigen Ameisen sind eher nicht gewillt, durch den Schlauch zum Futter in die Arena zu laufen.
Da ist Hilfe bzw. Abhilfe nötig, mein Vorschlag, den Schlauch so weit einkürzen (2–3 cm), dass die Arena direkt an das Nest kommt.
Um den Höhenunterschied auszugleichen, etwa unter die Arena stellen.
Dort, wo der Schlauch in die Arena mündet, ebenfalls eine Erhöhung (z. B. Holz) hinlegen, sodass die Ameisen auf gleicher Höhe in die Arena kommen.
Die Erhöhung ruhig etwas großflächiger machen.
Auf die kommt dann das Futter, möglichst nah an den Schlauchzugang.
Eine kleine Unterlage (Folie, Aluminiumfolie geht auch), so gestaltet, dass sie leicht herausgenommen werden kann, darauf das Futter.
Große Mengen an Zuckerwasser brauchen sie nicht, ein- bis zweimal die Woche ein kleiner Tropfen reicht.
Mit Trinkwasser verhält es sich auch so.
Das Heimchen ist noch zu groß, immer zerteilt hinlegen, nach zwei Tagen erneuern.
Heimchen lassen sich gut einfrieren, nach Bedarf kann dann immer eins aufgetaut werden.

*Wenn ihr weiteres Hintergrundwissen zur Ameisenhaltung nachlesen möchtet, hier haben Ameisenhalter über Jahre Informationen zusammengetragen.

Grüße Wolfgang
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#4 Neue Kolonie Camponotus nicobarensis -- Nest zu groß?

Beitrag von Cryptomon » 7. November 2025, 17:28

Vielen lieben Dank euch beiden!
Die Arena höher zu lagern und den Schlauch zu kürzen ist eine gute Idee, wird umgesetzt!
Die Heimchen haben wir eingefroren, die waren so im Startersets dabei, hatte mich auch gewundert. Aber werde ich dann noch zerteilen (meine Tochter findet das noch eklig... Ich bin da abgebrüht, ich hatte lange Zeit exotische Nager und als Lebendfutter Fauchschaben, Waldschaben und Stabschrecken 😉)
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#5 Neue Kolonie Camponotus nicobarensis -- Nest zu groß?

Beitrag von PincoPallino » 8. November 2025, 14:03

Hallo,

meine nicobarensis hatten ein ähnliches Anfangs-Setup und sie haben sich prächtig entwickelt. Bei mir war das Nest auch massiv überdimensioniert, aber sie wussten es innerhalb einiger Monate zu füllen. Meine waren anfangs (4 Arbeiterinnen) nur sehr selten in der Arena, aber sie wussten, dass es da Wasser und Süßes gibt.

Gefüttert habe ich sie zu der Zeit auch direkt im Nest. Ich habe ihnen regelmäßig Insekten oben auf dem Kork angeboten. Das hat gut funktioniert.

Ich kann Sabrina nur zustimmern. Ihr habt sie erst seit einer Woche. Also Geduld! So eine kleine Kolonie braucht nicht viel und scheut das Risiko. In der Natur ist es aber immer gefährlich, draußen herumzulaufen. Erst wenn sie genügend Arbeiter-Reserven haben, werden sie sich draußen stärker zeigen, denn dann steigt auch ihr Nahrungsbedarf. Ich schätze, dass ihr in wenigen Monaten schon Hunderte Ameisen "zählen" könnt.

Dafür würde ich euch aber kleine Veränderungen vorschlagen wollen. Ganz wichtig: Spätetens im Frühjahr, wenn die Sonne wieder häufiger zu sehen ist, sollte die Anlage einen Platz mit möglichst wenig direkter Sonneneinstrahlung bekommen. Die Temperaturen können hinter einer Glasscheibe und dem kleinen Raum schnell heftig steigen. Das gilt es unbedingt zu vermeiden. ich würde den Platz auch so wählen, dass ihr die Anlage später mit Schläuchen erweitern könnt. Allerspätestens in einem Jahr wird diese Anlage viel zu klein sein.

Mit den beschriebenen Temperaturschwankungen können sie bestimmt umgehen, aber ich würde sie trotzdem reduzieren. Die Art hat zwar ein großes Verbreitungsgebiet und ist daher relativ anpassungsfähig, aber es ist trotzdem eine tropische Art. Temperaturen unter 20 °C würde ich nicht empfehlen. Zumindest nicht im Nest. Mehr Wärme im Nest fördert die Brutentwicklung. Mein Vorschlag: Bringt an einer Ecke des Nests eine kleine Heizmatte an (von hinten ankleben). So wird es dort etwas wärmer und es entsteht ein Temperaturgefälle im Nest. So können sich eure Nicos immer den idealen Platz für Ihre Brut suchen. Die verschiedenen Stadien haben unterschiedliche Bedürfnisse.

Als ich das damals gemacht habe, sind sie innerhalb von Stunden im Nest umgezogen. Es hat ihnen also gefallen...

Die hohen Temperaturen um die 30 °C beunruhigen mich nicht so sehr. Ohne direkte Sonneneinstrahlung dürfte es innerhalb des Nests eigentlich immer Raumtemperatur haben. Wobei Schwankungen, wie durch ein geöffnetes Fenster dort abgeschwächt und verzögert ankommen. Und nochmal: Es sind tropische Ameisen. 30 ° sollten ihnen nichts ausmachen.

War der Honigtau in dem Set enthalten? Ich habe mir die Beschreibung im Antstore gerade angeschaut. Das klingt ja eigentlich ganz gut, aber 11,90 Euro für ein paar Röhrchen ist schon eine Ansage. Habt ihr sie schon davon trinken sehen? Meine haben damals nur Zuckerwasser akzeptiert. Ich habe ganz normalen Haushaltszucker in Wasser aufgelöst. Das fanden sie super. Erst als die Kolonie viel größer war, haben sie sich auch an anderes herangetraut.

Für 11,90 bekommst du auch eine Flasche Invertzucker. Und die wird anfangs ewig reichen. Alle meine Ameisen stehen da voll drauf. Nur die Odontomachus brauchen nichts Süßes und verschmähen ihn daher.

Noch ein kleienr Tipp. Ihr bietet das Heimchen komplett an. Zum einen ist das viel mehr als sie fressen können, zum anderen kommen sie nur schwierig an das begehrte Innere. Schneid es einfach in der Mitte durch. So bekommst du 2 oder sogar 3 Portionen daraus und die Ameisen einfacher an das Futter. Gibt es irgendwann mehr Arbeiterinnen, ist das natürlich nicht mehr notwendig. Bonustipp: Versuch es mal mit Fliegen, Motten oder Spinnen aus der Wohnung.

Viel Spaß mit euren Nicos. Genießt die Anfangszeit, wenn man noch alle Details der Kolonie mitbekommt und die Königin immer sehen kann. Wenn man jede geschlüpfte Arbeiterin feiert und täglich zählt.
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