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Raptiformica-Raubzüge

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Boro
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#9 AW: Raptiformica-Raubzüge

Beitrag von Boro » 27. Januar 2012, 18:28

Als Sozialparasiten benötigen sie Hilfsameisen zur Gründung, sofern begattete Gynen nicht wieder im alten Nest aufgenommen werden od. eine Nestteilung erfolgt. Das gilt für alle Waldameisen, aber nur Raptiformica sanguinea behält die Raubzüge auch nach der Nestgründung bei. Die erbeuteten Larven, Puppen, getöteten Hilfsameisen dienen als Nahrung, aus einem Teil der Puppen schlüpfen im fremden Nest Hilfsameisen, die als "Sklaven" die Arbeit im Nest verrichten.
Raptiformica führt im Sommer immer wieder Rauzüge durch und kann schließlich im Umkreis alle Serviformica-Nester ausrotten. Ich hab noch kein Nest der Art ohne Hilfsameisen gesehen (sehr häufig F. fusca)
Bei anderen Waldameisenarten werden sehr selten Raubzüge gegen alle möglichen Arten durchgeführt, in diesem Fall dienen Brut und getötete Arbeiterinnen nur der Nahrung.
Haben nicht früher auch Menschen unzählige Sklaven gehalten???
L.G.Boro



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Wiseman
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#10 AW: Raptiformica-Raubzüge

Beitrag von Wiseman » 27. Januar 2012, 19:04

Mal ganz abgesehen davon,dass ich es ebenfalls grausam und sinnlos finde, Ameisen in Gefangenschaft aufeinander zu hetzen, um sich am Spektakel zu erfreuen, möchte ich Off-Topic kurz etwas klar stellen:

Merkur hat geschrieben:[font=Times New Roman]Ob wilde Tiere gegeneinander im alten Rom, oder gegen Sklaven und Andersgläubige[/font]


Die Römer waren gegenüber anderen Religionen extrem tolerant (ganz im Gegensatz zu den monotheistischen Glaubensrichtungen, die heutzutage als Weltreligionen bezeichnet werden). In den von ihnen besetzten Gebieten blieben die lokalen Religionen üblicherweise unangetastet und wurden oft sogar nach und nach von den zuwandernden römischen Zivilisten und den vor Ort stationierten Legionären übernommen. Es entstanden häufig (gerade im keltischen und germanischen Gebiet) Mischformen aus römischen und lokalen Gottheiten.

Auch gegen den monotheistischen jüdischen Glauben gingen die Römer in keinster Weise vor. Im Gegenteil, die jüdische Bevölkerung genoss sogar einige Privilegien, die in anderen Provinzen des Reiches den dortigen Völkern verwehrt blieben (z.B. das Recht gerichtlich gegen römische Übergriffe oder Fehlhandlungen vorzugehen).

Wann immer Römer gegen Andersgläubige vorgingen, hatte das rein politische Gründe (z.B. die Einsätze gegen die keltischen Druiden in Britannien, die nicht nur Priester sondern auch Kriegsführer waren).
Die christliche Religion stand grundsätzlich keineswegs im Widerspruch zum römischen Religionsverständnis. Was letztlich zu den grausamen Christenverfolgungen führte, war die Weigerung der Christen, den römischen Staat und den römischen Kaiser als Obrigkeit anzuerkennen. So etwas war in den Augen der Römer staatszersetzend (heutzutage würde man verfassungsfeindlich sagen).

Das soll jetzt keinesfalls diese Grausamkeiten entschuldigen, aber ich finde es wichtig klar zu stellen, dass die Römer (und auch andere antike Kulturen) schon aufgrund ihres Polytheismus keineswegs intolerant gegenüber anderen Religionen waren, ganz im Gegenteil.
Intoleranz gegenüber anderen Religionen war und ist fast immer ein Merkmal monotheistischer Glaubensrichtungen.

Viele Grüße,

Wiseman



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christian
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#11 AW: Raptiformica-Raubzüge

Beitrag von christian » 27. Januar 2012, 20:49

@Merkur:
Selbstverständlich erfreue ich mich kein bisschen an den Schmerzen der Tiere! In der Schule fange ich wegen Foltereien an Tieren Schlägereien an, um das zu verhindern, weil mich das anwiedert.
Das mag jetzt natürlich in krassem Gegensatz zu dem stehen, was ich da oben geschrieben habe. Das tut es aber nicht; ich finde sinnlose Folterungen wie du sie beschreibst wirklich ekelhaft und abstoßend, zwei Ameisen aufeinander zu hetzen ebenfalls. In diesem Fall war es für mich sehr interessant die Kampfstrategie bei Raptiformica zu beobachten. Irgendwelchen Tieren Schmerzen zuzufügen ist definitiv nicht in meinem Sinne, das ist widerlich und abstoßend und wenn ich das in Original sehe bekommen die betroffenen eins auf die Nase. Leider musste ich die Erfahrung machen, dass meine lieben Klassenkameraden sich dann einen Spaß daraus gemacht haben, die Tiere zu quälen, nur um mich zu ärgern.
Aber es passieren so viele so entsetzliche Sachen in der Welt (siehe z.B. Schlachtindustrie oder Tierversuche um die sinnvollsten Beispiele zu nennen), die alle bis zum gewissen Grad für die momentane Existenz des Menschen einfach notwendig sind, dass ich nicht denke, dass es sinnvoll ist oder irgendwem hilft, wenn man jetzt Veganer wird und sich nicht mehr die Haare wäscht.
Weil mir die Sache in sofern klar ist, trenne ich das zugegeben etwas irrational in sinnvoll=machbar und nicht sinnvoll gleich ekelhaft. In meinen Augen ist sowas in der heutigen Zeit nötig, damit man überhaupt noch ruhig schlafen kann.
Weil ich Lebendfutter einfach zum Kotzen finde habe ich mir ja auch Blattschneiderameisen gekauft und die Mehlwürmer für meine Pheidole werden einfach geköpft und gut. Fortsetzung gibt's gleich, ich muss jetzt essen gehen. Also vorerst

L.G. christian



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