User des Monats November 2024   ---   marcel  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Strumigenys sp. - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen
Neues Thema Gesperrt
Chreisben
Halter
Offline
Beiträge: 137
Registriert: 13. Mai 2005, 17:17
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#1 Strumigenys sp. - Haltungserfahrungen

Beitrag von Chreisben » 12. Februar 2006, 18:01

Tag Zusammen

Wie im Titel erwähnt, möchte ich euch an dieser Stelle von meinen Erfahrungen mit der Haltung meiner Strumigenys sp. Kolonie berichten.

Da ich sie erst gestern bekommen habe, gibt es natürlich noch nicht all zu viel über die Haltung zu berichten. Ich werde deshalb nun erst einmal Grundlegendes erklären und diesen Thread immer wieder aktuallisieren.

Bilder findet ihr übrigens Hier

Diese Strumigenys sp. stammt aus Japan und ist dort recht verbreitet. Es handelt sich um sehr kleine, stark polygyne Vertreter der Unterfamilie Ponerinae (habe sie aber auch schon anderen Unterfamilien zugeordnet gesehen). Arbeiterinnen erreichen eine Größe von ca. 2 - 2,5 mm und Königinnen sind nur ca. 1 mm größer. Auffällig sind die ungewöhnlich geformten Mandibeln, welche bei der Jagd nach Springschwänzen oder anderen Insekten dieser Größe zum Einsatz kommen. Sie ähneln denen von Odontomachus sp. sehr. Diese Art ist rötlich gefärbt. Sie leben in Laubwäldern und legen ihre Nester meist in oder unter Totholz an. Es finden sich aber auch Kolonien die einfach auf der Unterseite von Laub leben.

Meine Kolonie ist momentan ca. 160 Arbeiterinnen stark und besitzt über 12 Königinnen. Ich habe mich dazu entschlossen sie nach japanischer Art zu halten. Das Nest besteht aus einer Box welche mit einer Arena verbunden ist.

Mehr darüber erfahrt ihr Hier


Bis jetzt konnte ich nur beobachten, dass es sich nicht um eine besonders schnelle Art handelt. Die Arbeiterinnen sind eher langsam und träge. Ich bin gespannt wie sie sich bei der Jagd verhalten, da Springschwänze ja doch eher zu den schnelleren Insekten zählen.

Das Zentrum der Kolonie bildet immer die Stelle an der sich die meisten Königinnen aufhalten. Sie verhalten sich sehr ruhig und wandern kaum umher. Sie sind ständig von Arbeiterinnen umgeben und es findet sehr häufig Nahrungsaustausch statt.

Die Kolonie besitzt momentan sehr wenig Brut, da sie erst vor kurzem aus der Winterruhe aufgewacht sind. Vereinzelt sieht man Arbeiterinnen ein paar Larven umhertragen. Ich bin gespannt wie sich die Kolonie entwickelt sobald wieder Nahrung zur verfügung steht.

Das wars vorerst. Sobald ich Springschwänze besorgt habe und das erste Mal die Jagd beobachten konnte, folgt ein Update :D

Gruß
Christian



Chreisben
Halter
Offline
Beiträge: 137
Registriert: 13. Mai 2005, 17:17
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#2 Die 1. Woche...

Beitrag von Chreisben » 20. Februar 2006, 23:39

Hier das versprochene Update nach der ersten Woche mit meinen neuen Schützlingen...

Leider ist die erste Zeit nicht ohne Probleme vergangen. Die Kolonie ist um ca. 40 Arbeiterinnen geschrumpft ;( Es gab aber auch viele interessante Dinge zu beobachten, welche einen schönen Einblick in das Leben dieser Art geben.

Das Massensterben hatte gleich mehrere Ursachen:

Ich hatte mir vor gut einer Woche mal wieder Futter bestellt. Normalerweise bestelle ich in der Winterzeit gelegentlich Heimchen und Grillen, da ich nicht immer Zeit (und Lust) habe zur Zoohandlung zu fahren. Diesmal hatte ich natürlich auch eine Dose Springschwänze für die Strumigenys sp. mitbestellt. Leider warte ich bis heute auf die Lieferung 8o

Das Ausbleiben von Nahrung kompensiert diese Art leider durch das Verzehren der eigenen Artgenossen. Schon am Dienstag konnte ich erste Gruppen von Arbeiterinnen beobachten, die ihre Geschwister an allen Gliedmaßen packten und sie so auseinander rissen. Diese wurden dann nach und nach in kleinen Stücken den Königinnen gereicht. Ich versuchte mit Honig-Wasser den Schaden zu begrenzen, musste aber feststellen, dass sie dieses gänzlich ignorieren. Die Spezialisierung auf Springschwänze als Nahrungsquelle, hat an dieser Stelle ca. 15 Arbeiterinnen das Leben gekostet.

Gestern hatte ich dann das Glück, dass ich auf der ersten bergischen Terraristikbörse in Wermelskirchen tropische Springschwänze erwerben konnte. Zuhause angekommen habe ich dann direkt eine zweite Plastikbox über einen kleinen Schlauch mit dem Nest verbunden und ca. 20 Spingschwänze hinein gesetzt. Die Strumigenys sp. Arbeiterinnen strömten förmlich in den zweiten Beälter und machten sich über die Springschwänze her (mehr dazu später). Nach kurzer Beobachtung musste ich dann auch schon wieder weg, war aber froh, dass die Kleinen endlich was zu fressen hatten. Eine Kleinigkeit hatte ich aber übersehen ;( Die Öffnung in dem zweiten Behälter lag viel zu hoch, so dass die Arbeiterinnen, welche sehr schlecht klettern können, nicht mehr heraus fanden. Als ich dann heute Morgen nach hause kam, war der Schreck groß als ich ca. 35 Arbeiterinnen tot in dem zweiten Behälter fand :heul:

Da die Kolonie aber sehr groß ist, versuchte ich den Verlust zu verdrängen und beschloss es erneut zu versuchen. Diesmal steckte ich den Schlauch so weit in den zweiten Behälter, dass dieser dort den Boden berührte. Nun wieder ein paar Springschwänze hineingesetzt, das Ganze mit dem Nest verbunden und der zweite Versuch konnte starten...

Diesmal war es ein voller Erfolg. Die kleinen Arbeiterinnen sind wirklich sehr gute Jäger, auch wenn ihre Bewegungen und die Geschwindigkeit in der sie diese ausführen nicht darauf schließen lassen. Sie pirschen sich meist an ihre Beute heran, um dann im aller letzten Moment zuzuschlagen. Viele von ihnen werden dann noch springend von ihrer Beute mitgeschleppt, bis der beteubende/tötliche Stich gesetzt werden konnte. Sie erlegen so auch sehr große Beute, welche dann mit sehr unbeholfenen Bewegungen davon geschleppt wird. Dies klappte anfangs auch eher schlecht, da viele Arbeiterinnen einfach den Weg zum Nest nicht mehr fanden. In solchen Fällen kam dann meist eine andere Arbeiterin zur Hilfe und zog Beute und Jägerin in Richtung Nest bzw. Schlauch der zu diesem führte. Eine wirkliche gemeinsame Jagd fand aber nie statt. Diese Hilfestellung löste das Problem aber nicht immer. Viele Arbeiterinnen überlegten es sich auf halbem Weg doch wieder anders und drehten einfach um 8o Nach einer Weile hatten sie den Dreh aber anscheinend raus und es wurden insgesamt mehr als 30 Springschwänze erlegt. Die ersten wurden direkt den Königinnen gereicht. Der Rest liegt nun ordentlich auf einem Haufen :D

Weitere interessante Beobachtungen konnte ich bezüglich des Verhaltens in Gefahrensituationen machen. Die meisten Arbeiterinnen reagierten bei Störung durch direkte Berührung damit sich tot zu stellen. Sie verharrten regungslos und ich konnte sie sogar mit einer Federpinzette an einem Bein hochheben ohne dass sich ihre Haltung auch nur ein wenig veränderte. Sie waren steif wie ein Brett und liesen sich sogar auf den Rücken legen. Nur wenige reagierten mit dem Spreizen der Mandibeln und noch wenigere mit einer direkten Attacke.

So das wars dann fürs erste :D Ein weiteres Update folgt, wenn ich die Brutentwicklung genauer beobachten konnte.



Chreisben
Halter
Offline
Beiträge: 137
Registriert: 13. Mai 2005, 17:17
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#3 Update...

Beitrag von Chreisben » 19. April 2006, 10:36

Hier mal wieder ein paar Neuigkeiten...

Ich habe jetzt noch eine weitere etwas kleinere Kolonie bekommen, welche sich auch schon recht gut eingelebt hat. Sie besteht aus ca. 50 Arbeiterinnen und 6 Königinnen. Sie bewohnen, so wie die größere Kolonie, eine kleine Plastikbox mit Gips.

Auf Grund der Größe der Kolonie und den Erfahrungen die ich mit der anderen Kolonie gemacht hatte, entschloss ich mich dazu die Fütterung direkt in der Plastikbox durchzuführen. Das Abnehmen des Deckels wird meist gar nicht wahrgenommen und wenn sie sich doch mal gestört fühlen verharren sie regungslos statt in Panik zu geraten :D Meist werfe ich ca. 20 Springschwänze hinein, welche dann sofort erbeutet werden.

Die Nahrungsversorgung gestaltet sich etwas schwierig, da ich nur einen Zuchtansatz tropischer Springschwänze habe. Ich werde mir wohl bald noch 1 - 2 weitere zulegen, da sich die Population nur schlecht erholt und sich wahrscheinlich schon bald dem Ende neigen wird. Wenn man mit mehreren Zuchtansätzen eine Art Rotation durchführt sollte das aber kein Problem mehr sein.

In der großen Kolonie sind nun auch die ersten Arbeiterinnen in Gefangenschaft geschlüpft :-) Ich konnte den Vorgang der Verpuppung bis zum Schlupf leider nicht genau verfolgen, aber ich bin mir recht sicher, dass es kein "richtiges" Puppenstadium gibt. Ich konnte nur Larven erkennen... vielleicht waren aber auch Nacktpuppen dabei?! Bei der Größe ist die Beobachtung leider nicht so einfach, weshalb ich mir nun eine Lupe besorgt habe :D Ich hoffe dass ich so die Larven bzw. Puppen besser beobachten kann...

Fotos kann ich, auf Grund eines fehlenden Makro-Objektives, leider noch keine neuen liefern. Sobald ich meine Kamera aber ordentlich nachgerüstet habe, werde ich versuchen ein paar gute Bilder zu machen.

Ich halte euch natürlich weiter auf dem Laufenden...

Gruß
Christian

EDIT: Ich habe nun auch noch einen Diskussionsthread für Fragen und Kommentare geöffnet. Diesen findet ihr hier.



Neues Thema Gesperrt

Zurück zu „Sonstige exotische Ameisengattungen/Arten-Haltungsberichte“