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Klopfende Ameisen

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Insektenfreak
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#1 Klopfende Ameisen

Beitrag von Insektenfreak » 6. MĂ€rz 2008, 16:57

Hallo, habe gerade bei meiner kleinen Kolonie Camponotus pennsylvanicus folgendes beobachten können:

Eine Arbeiterin hat gerade Honigwasser aufgenommen als ich den Deckel der Plastikbox aufgemacht habe, daraufhin hat sie sehr schnell mit ihrem Gaster auf eine Seitenwand der Box geschlagen immer mehrere StĂ¶ĂŸe hintereinander.
Die anderen Ameisen haben sich daraufhin sofort in den Schutz des Nestes begeben (RG).

Konnte es heute das erste mal beobachten bzw hören da die Ameisen auf einer Seite des GefĂ€ĂŸes saß, sehr erstaunlich was so eine Ameise klopen kann und vor allen dingen unĂŒberhörbar.
Habe gelesen, das andere Camponotus oder Ameisenarten allgemein dieses Verhalten zeigen, nur jetzt habe ich es live erlebt und wollte es euch nur mal mitteilen.

MfG:
Dominik



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Dr.Bohne
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#2 AW: Klopfende Ameisen

Beitrag von Dr.Bohne » 6. MĂ€rz 2008, 17:18

Das selbe Verhalten konnte ich vor wenigen Tagen bei meiner Startkolonie [size=-1]Camponotus ligniperda beobachten. Ich bot eine ĂŒberbrĂŒhte Spinne an, die auch schnell entdeckt wurde. Die Arbeiterin, die das Futter zuerst entdeckte, schlug zuerst mit ihren [/size]Gaster auf den Boden, es sah aber mehr aus wie Zuckungen. Dann schnellte sie mit einem erstaunlichen Tempo nach vorne und griff stoßartig das Futtertier an (obwohl die Spinne ja schon mausetot war ^^), diese beiden Verhaltensmuster wiederholten sich einige mal. Die herbei eilenden Arbeiterinnen verhielten sich genau so, wobei letztendlich nur die "Entdecker"-Ameise am Beutetier blieb und dieses auch in das Nest zerrte. Die beiden anderen Arbeiterinnen liefen meist nur aufgeregt hin und her.
Wie gesagt, das Klopfen mit dem Gaster und die Angriffe sind so enorm schnell, dass man im Prinzip nur ein Zucken sieht, deshalb war ich erst etwas irritiert von diesen Zuckungen, bis ich merkte, dass es anscheinend das Angriffmuster dieser Art ist. Hören konnte ich jedoch nichts.



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Insektenfreak
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#3 AW: Klopfende Ameisen

Beitrag von Insektenfreak » 6. MĂ€rz 2008, 17:24

ich kann mal versuchen das demnÀchst aufzunehmen hört sich sehr witzig an wie ein Morsecode



Necturus
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#4 AW: Klopfende Ameisen

Beitrag von Necturus » 6. MĂ€rz 2008, 21:35

Bei Arthropoden gibt es keine akkustische Wahrnehmung jenseits der 10,000 Hz. Daher begnĂŒgen Ameisen sich hinsichtlich der Kommunikation mit GerĂ€uschen mit dem niederfrequenten Bereich. Solche Klopfsignale fallen darunter und sind auch von Oecophylla, Polyrhachis und anderen bekannt.
Gruß,
Necturus



SimJ
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#5 AW: Klopfende Ameisen

Beitrag von SimJ » 6. MĂ€rz 2008, 23:30

Hi,
kann das so Ă€hnlich bei meinen Camponotus spec. beobachten. Jedoch ruft sie mit dem hektischen Klopfen bei mir eher immer VerstĂ€rkung, z.B. wenn ich eine Heuschrecke einsetzte. Nicht das eine Arbeiterin Schwierigkeiten damit hĂ€tte, aber nach dem Signal kommen dann immer die TĂŒrsteher mit (Majorinnen). Sehr interessant und eindrucksvoll diese Demonstration der Macht finde ich immer:evil:
:tongue:
Gruß Simon



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Insektenfreak
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#6 AW: Klopfende Ameisen

Beitrag von Insektenfreak » 7. MĂ€rz 2008, 02:58

Ich denke mal, das es verschiedenste Klopfzeichen gibt, zum VerstĂ€rung holen, zum RĂŒckzug usw.



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Beresina
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#7 AW: Klopfende Ameisen

Beitrag von Beresina » 7. MĂ€rz 2008, 11:16

Wippende Bewegungen nach der Erkundung eines neuen Nests konnte ich auch bei meiner Camponotus ligniperda Arbeiterin beobachten. Ob das allerdings das K.O. fĂŒr meinen Ytong war oder positiv auszulegen ist, kann ich nicht sagen.
Gruß, Beresina



Sahal
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#8 AW: Klopfende Ameisen

Beitrag von Sahal » 7. MĂ€rz 2008, 11:57

Bei Arthropoden gibt es keine akkustische Wahrnehmung jenseits der 10,000 Hz. Daher begnĂŒgen Ameisen sich hinsichtlich der Kommunikation mit GerĂ€uschen mit dem niederfrequenten Bereich. Solche Klopfsignale fallen darunter und sind auch von Oecophylla, Polyrhachis und anderen bekannt.

Die von den Ameisen erzeugten Stridulationslaute liegen im Bereich von 5.000 bis 80.000 Hz, das Maximum liegt im Ultraschallbereich bei etwa 20.0000 bis 60.000 Hz fuer Atta cephalotes und somit grĂ¶ĂŸtenteils fuer den Menschen nicht zu hören, Acromyrmex scheint tiefer zu stridulieren und ist besser fuer den Menschen zu hören... so schnurren meine Kleinen deutlich bei Gabe neuen Futters!
Weitere deutlich hörbare Arten sind z.B. bei Myrmica, Messor, Pogonomyrmex und Myrmecocystus zu finden...

Wahrgenommen werden die Vibrationen durch die Subgenualorgane. Diese kann man sich als Blasen in der Mitte der Beine vorstellen, die auf der einen Seite mit der Innenwand der Schenkel verwachsen sind, auf der anderen Seite am Subgenualnerv hÀngen... quasi wie ein Konservendosen-Telefon. ZusÀtzlich wurden bei Atta neue Receptoren gefunden, die als 3 Gruppen campaniformer Sensillen auf den Gelenken zwischen Femur (Oberschenkel) und Trochanter (Schenkelring) liegen.
Die grĂ¶ĂŸte Empfindlichkeit dieser vibrations- und schallempfindlichen Organe liegt bei Camponotus zwischen 1.5 und 3 kHz, Atta cephalotes kommt mit 0.05 - 4 kHz zurecht (Maxima ebenfalls 1-3 kHz).
Die Receptoren der Vorderbeine sind 4-5 empfindlicher als die der Mittel- und Hinterbeine, und kleinere Arbeiterinnen empfindlicher als GrĂ¶ĂŸere.


Es ist jedoch Unzutreffend, das niederfrequente Laute zum Hören notwendig seien und Klopflaute hieraus resultieren.
Klopfsignale sind eine neue Erfindung der Ameisen, um sich VerstÀndigen zu können, nachdem der Stridulationsaparat reduziert wurde. Ein schöne Beispiel fuer die Unumkehrbarkeit der Evolution.
Es ist aber nicht der Schall, der hier eine Rolle spielt, sondern vielmehr sind es die durch den Untergrund uebertragenen Vibrationen.

Camponotus klopfen aber nicht nur mit der Gaster, vielmehr holen sie aus und heben den Kopf weit hoch, schlagen zuerst die Mandibeln heftig auf den Untergrund, dann wippt die Ameise nach hinten und die (nicht der) Gaster wird aufgeschlagen. Das geschieht mit einer hohen Geschwindigkeit und ist kaum zu sehen.
Sehr schön ist auf den Ryk-DVD eine Klopfbewegung in Zeitlupe zu sehen!


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

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