Ich bin beim Stöbern in der Bibliothek auf einen Bericht über eine Atta-Kolonie gestossen, die 10 Jahre lang im Labor gehalten wurde. Aus zwei Gründen habe ich mich entschieden, von diesem Artikel hier zu erzählen: Erstens, weil zur Zeit immer wieder die Frage nach Langzeithaltungen von Kolonien aufkommt, und es doch sicher interessant wäre, etwas mehr darüber zu erfahren. Und zweitens, weil der Eine oder Andere vielleicht Interesse an dem modularen Nestaufbau haben könnte.
Bei der gesamten Haltung der Kolonie haben die Forscher sich Notizen gemacht, wie es immer so lief, mit dem Gesamtgewicht des Nestes und dem Pilz. Der Autor des Berichts, B.A. Weiss hat die Kolonie am 16. Juli 1976 in Panama ausgegraben und der Expeditionsleiter N.A. Weber hat sie als Atta cephalotes isthmicola bestimmt.
Die Kolonie wurde dann im Labor mit Quercus rubra Substrat versorgt, also Roteichenblätter. Die ersten zwei Jahre ging sie nicht so ab, aber nach ein paar Jahren erreichte sie eine Spitze von 54 Litern Volumen des Pilzes und blieb über 2 Jahre, von Januar 1980 bis Januar 1982 bei über 50 Litern. Dabei lebte die Kolonie in diesem, wie ich finde, sehr beeindruckenden Nest:
![Bild](http://img404.imageshack.us/img404/9931/ameisennesths9.th.jpg)
Das Bild ist dem Artikel von B.A. Weiss "A Decade-long Study of an Attine Ant Colony" im Buch Applied Myrmecology, Seiten 207:210, A World Perspective, Westview Press, Colorado, entnommen.
Es besteht aus einer Matrix aus 7 Etagen von Plastikbehältern, jede Ebene enthält ca. 20 Nestbehälter, so wie es aussieht sind es 4 Reihen hintereinander mit jeweils 5 Behältern. Sie sind durch Acrylglas-Röhren miteinander verbunden und zwar in allen drei Raumrichtungen! Ingesamt hat die Konstruktion 144 Behälter, von denen jeder 1,25 Liter fasst.
Über die Jahre wurde an dieser Kolonie auch untersucht, wie die Attas so das Nest nutzen, und in welchen Nestabschnitten sie Pilz züchten (engl. fungus garden) und in welchen sie Abfälle (engl. refuse chambers) horten. Es wurde beobachtet, dass Müllkammern auch wieder leergeräumt wurden, um dem wachsenden Pilz Platz einzurichten.
Noch ein paar Zahlen zu der Kolonie: In ihrem Spitzenmonat haben sie im Juli 1980 ganze 2,6 Kilogramm (!) Blätter verarbeitet. Insgesamt über die Lebensdauer der Kolonie gesehen waren es 139 kg. Am Ende hatte sie ein Gewicht von 22 kg und die 144 Behälter (letzte Ausbaustufe) haben 180 Liter Fassungsvermögen gehabt. Sie war viel leichter als das verarbeitete Substrat, weil ja viel vom Wassergehalt verdunstet.
Ich hoffe, das hat Euch interessiert und vielleicht zum einen oder anderen Experiment angestiftet, und wenn es nur ein kleines Nestarray aus Tic-Tac Dosen ist. Dann würde ich mich freuen, wenn Ihr davon hier berichten würdet!
Viele Grüße,
Nuptial