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Baubericht eines Beckens!

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Jacky
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#1 Baubericht eines Beckens!

Beitrag von Jacky » 23. Januar 2009, 16:33

Hallo liebe Ameisengemeinde!

Ich möchte euch mit diesem Baubericht meine Ideen und derer Umsetzung zu einem neuen Becken etwas näher bringen. Ich hoffe es gelingt mir alles möglichst verständlich und einfach zu erklären damit es auch verstanden wird und die einzelnen Schritte nachvollzogen werden können.

Das Becken ist für meine sich derzeit in Winterruhe befindlichen Camponotus barbaricus. http://www.ameisenforum.de/europaeische-arten/camponotus-barbaricus-haltungserfahrungen-t33695.html
Ich baute erst letztes Jahr ein Becken, jedoch sieht man erst mit der Zeit was sich in der Praxis bewährt und was nicht, deshalb wurde einiges geändert und verbessert aber so manches blieb auch unverändert. Eigentlich ist es nicht erforderlich so einen Aufwand zu betreiben, eine derzeit noch kleine Kolonie wie meine wird es kaum nutzen aber ich baute es auch ein bisschen für mich da ich großen Spass am tüfteln und basteln habe. ;)

Das Becken selbst hab ich bei einem Zooshop anfertigen lassen, es hat die Maße 60x45x20 und hat 27.- Euro gekostet.


Beginnen wir mit einem wichtigen und aufwendigem Teil,

Der Deckel

Das letzte Mal konstruierte ich den in der Mitte klappbaren Deckel. Im großen und ganzen bewährte sich diese Lösung jedoch hat sie einen Nachteil: klappte man ihn hoch um im Becken zu hantieren hatte man immer nur eine Hand frei, mit der anderen musste man die hochgeklappte Hälfte halten. Für die gängigsten Arbeiten reicht eine Hand aus aber oft war es etwas umständlich. Daraufhin überlegte ich mir etwas anderes und kam zu der hier schon öfters beschriebenen Variante „der Deckel im Deckel“.

Die dazu verwendeten Materialien:

Bild


6mm Plexiglas, Plexiglasstreifen, Feinlochblech, 7.5, 10 und 15mm Aluwinkelleisten, Schaumstoff-Dichtungsband.

Das Plexiglas hab ich von der Firma in der ich beschäftigt bin da es mir dort nichts kostet und es per Laser auf 1/10mm genau zugeschnitten wird. Man könnte es auch mit Stichsäge & Co. schneiden aber das Ergebnis wär nicht ganz so sauber. Den Rest bekommt man für ein paar Euros im Baumarkt.
Als Kleber verwendete ich transparenten 2 Komponenten Kleber und mit einem Pinsel auftragbarem Sekundenkleber.

Als erstes kommt der kleine Deckel, dieser hat die Maße 26 x 21cm.

Zuerst das Feinlochblech exakt auf die benötigte Größe zuschneiden. Die 7,5mm Leisten in Gehrung schneiden und darauf kleben.

Bild



Danach die Plexiglasstreifen zurecht schneiden und einkleben. Diese haben den Zweck das das darauf aufgeklebte Dichtungsband über der Aluleiste steht und zusätzlich für etwas mehr Stabilität sorgt. Man könnte natürlich auch etwas anderes verwenden oder das Dichtungsband doppelt aufkleben, jedoch schien mir diese Lösung am praktikabelsten.

Bild


Als letztes die Schaumstoffdichtung außenrum aufkleben,
fertig sieht das dann so aus:

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Als nächstes kommt der große Deckel.

In den mittigen Ausschnitt wird die in Gehrung geschnittene 10mm Aluwinkelleiste geklebt, diese steht dann ein paar Millimeter über der Plexiglasplatte. Idealerweise so viel wie die am kleinen Deckel aufgeklebte Schaumstoffdichtung hoch ist.

Bild



Diese Leiste ist dazu da um den kleinen Deckel exakt aufsetzten zu können und bündig mit dem Dichtungsband des kl. Deckels abschließt. Zudem verleiht sie der Plexiglasplatte etwas mehr Stabilität damit sie sich nicht mit der Zeit durchbiegen kann.
Auf der Außenseite der Plexiglasplatte wird wiederum eine in Gehrung geschnittene 15mm Winkelleiste aufgeklebt. Auf der Innenseite kommt eine Schaumstoffdichtung die auf dem Becken aufliegt und abdichtet.

Bild



Hat man genau gearbeitet sollte diese Konstruktion absolut „Ameisendicht“ sein.
Der fertige Deckel auf dem Becken:

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Das Nest

Das Nest ist weitestgehend ident mit dem von mir schon verwendeten, allerdings mit ein paar Änderungen. Es handelt sich dabei um ein vielfach bewährtes Ytong Nest.

Das Ytong Nest im Rohzustand, fertig zugeschnitten und mittels Dremel ausgefräst:

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Es hat die Maße (LxHxT) 45x15x5cm, die großen Kammern sind ca. 7-9x3x3cm, die kleinen 6-7x1,5x2cm groß.
Ich weiß es ist für eine kleine Kolonie viel zu groß aber ich dachte mir wenn ich schon dabei bin mach ich es gleich etwas größer. Sollte es von Schimmel und anderen Problemen verschont bleiben reicht es für einige Zeit aus. Zudem wurde die Hälfte der Kammern mit Sand abgetrennt, sollte Platzbedarf bestehen können sie selbst problemlos erweitern.

Den letzten Ytong überzog ich komplett mit Gips was sich allerdings als nicht besonders vorteilhaft herausstellte. Der Gips in den Nestkammern weichte sich beim bewässern auf, in den oberen, feuchteren Kammern wurde es regelrecht matschig und das bei nur moderater Bewässerung. Ich glaube nicht das es den Tieren sonderlich gefallen hätte im matschigem Gips leben zu müssen. Da er beim trocknen wieder hart wurde könnte darauf gelagerte Brut eingeschlossen werden und verenden. Deshalb lies ich diesmal davon ab und bestrich den Ytong ausschließlich mit im Wasser aufgelöstem Lehm, die Kammern blieben gänzlich unbehandelt. Für die Oberseite des Nestes wurde dem Lehm etwas Sand beigemengt um ihn ein natürlicheres Aussehen zu verleihen.

Die Vorderseite ist mit einer 2mm Plexiglasscheibe welche mittels Blindkopfschrauben die an der Rückseite gegengeschraubt sind abgedeckt. Ein im Nest integriertes Thermometer zeigt mir stets die Temperatur im Nestinneren, mehr dazu später.

Das fertige Ytong Nest sieht dann so aus:

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Selbstverständlich kommt noch rote Folie davor, diesmal aber richtige Farbfilter Folie. Diese beziehe ich von einem Musik und Lichttechnikshop und ist vom Farbfilter Hersteller LEE. Leider haben sie derzeit so gut wie keine Rottöne (es gibt an die 15! verschiedene) auf Lager und konnte mir nur anhand eines Musterkataloges welche anschauen. Anfang bis Mitte März sollte die Lieferung da sein und ich werde mir eine aussuchen die den besten Kompromiss zwischen Abdunkelung und Durchsichtigkeit bietet.
Sie haben mir ein kleines Muster (plasa red, Farbcode 029) mitgegeben, allerdings ist diese viel zu dunkel den man kann so gut wie nichts im Nestinneren erkennen. Den Ameisen würde es bestimmt gefallen aber mir aufgrund der schlechten Einsicht nicht, also weiß ich schon mal welche ich nicht nehmen werde:

Bild




Die Technik

Um die Temperatur ohne störende Kabel oder externe Thermometer im Nestinneren messen zu können lies ich mir wie ihr auf den Bildern schon gesehen habt etwas einfallen, ein kleines elektronisches Thermometer war dafür sehr gut geeignet.

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Um es in das Ytong Nest integrieren zu können musste es dementsprechend umgebaut und bearbeitet werden, dabei galt es das man von vorne nur das LCD Display aber nicht die Elektronik oder das Gehäuse sieht. Da die Elektronikplatine größer war als die Displayabdeckung wurde sie in der Länge und Breite zugeschnitten, abgetrennte Leiterbahnen und Elektronik mussten danach geringfügig abgeändert werden.
Das zerlegte Thermometer, vorher / nachher:

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Die Stromversorgung erfolgte über eine 1,5V / 55mAh Knopfzelle welche eine Laufzeit von einem Jahr haben sollte. Damit sich die Betriebsdauer wesentlich verlängert ersetzte ich die Knopfzelle durch eine Rundzelle des Typs AAA mit der 15fachen Kapazität. Natürlich kann man jederzeit die Batterie wechseln da das Thermometer in den Ytong nur eingesteckt wurde und durch genauen Ausschnitt der Plexiglasplatte auch ohne Verklebung sicher und gut hält.

Das fertig umgebaute Thermometer:

Bild Bild


Wegen der Feuchtigkeit mach ich mir keine Sorgen, ein Probelauf hat gezeigt das der Bereich um das Thermometer relativ trocken bleibt da sich die Bewässerungskammer auf der anderen Seite des Ytongs befindet. Zudem bevorzugt die darin gehaltene Art ein eher trockenes Nest und eine übermäßige Befeuchtung ist nicht notwendig.
Das Kabel zum Temperaturfühler welches über 2m betrug kürzte ich auf die benötigte Länge und platzierte den wasserdichten Fühler in einer der mittleren Kammern indem von hinten ein Loch gebohrt wurde.

Bild



Der im alten Becken verwendete Heizstein war etwas zu schwach den er erhitzte sich nur einseitig und zuwenig. Es wurde ein neuer angeschafft der zwar nur etwas größer ist aber mehr als doppelt soviel Heizleistung zu bieten hat. Mit diesem wird erreicht das sich das gesamte Becken etwas erwärmt und auch das dahinter stehende Ytong Nest mitbeheizt wird.

Ein an der Wand, oberhalb des Beckens installierter Spot sorgt bei Bedarf für noch mehr Wärme. Ich hatte anfangs vor die Temperatur elektronisch regeln zu lassen, jedoch machte ich mit Thermometer und Zeitschaltuhr recht gute Erfahrungen und so belies ich es vorerst dabei.



Die Beckeneinrichtung

Die Einrichtung wird ganz ähnlich wie im alten Becken.

Auf dem Beckenboden wurde ein Plexiglasstreifen geklebt in den der Ytong steht. Somit ist gewährleistet das er nicht verrutschen kann und sich der Bodengrund nicht mit der Feuchtigkeit der Bewässerung voll saugt. Weiteres hab ich mit einem 6mm Glasbohrer in einer Ecke ein Loch gebohrt wodurch das Kabel des Heizsteins geführt wird.

Bild


Hier ein Bild der Einrichtung noch ohne Bodengrund:

Bild


Die Fels/Steinimitate bestehen aus Hartschaum und war eigentlich eine Schildkröteninsel. Ich formte sie so um bis sie meinen Vorstellungen entsprach und bemalte die einfärbig grau gefärbte Insel mit Abtönfarbe in der sogenannten Trockenbürsttechnik.
Wie diese Trockenbürsttechnik funktioniert wurde schon an anderer Stelle genau beschrieben, auch in diversen Modellbauforen kann man sich darüber Infos einholen.
Kurz gesagt: je höher die Konturen und Erhebungen desto heller sollte die Farbe werden, so das ein Kontrast zw. hoch und tief entsteht.

Für die Bepflanzung wollte ich eigentlich Tillandsien verwenden, leider war es mir bislang nicht möglich welche aufzutreiben die unbehandelt waren. Da mir das Risiko einer Vergiftung dann doch zu hoch war verzichtete ich vorerst darauf, vielleicht komm ich mal zu welche oder auch zu dessen Kindel.
So bediente ich mich im Wald und nahm was mir gefiel, es sieht gut aus und ist vor allem frei von Pestizide, Fungizide usw. Abgerundet wird die Einrichtung mit einer Mopaniwurzel und Wassernapf.
Der Bodengrund besteht aus einer klassischen Sand/Lehm Mischung welche befeuchtet wird und danach aushärtet. Die Höhe beträgt gerade mal 5 – 10mm was durchaus ausreichend ist da sich die Ameisen ohnedies nur auf der Oberfläche bewegen, außerdem würde es ansonsten nur unnötig schwer werden und schließlich bin ich es der das Becken zur Winterruhe auf dem Dachboden oder in den Keller schleppen muß.


Zum Schluß noch ein paar Bilder des fertigen Beckens:
(Leider waren die Lichtbedingungen nicht gerade optimal und mit Blitz hätte es im Glas zu sehr gespiegelt)

Bild Bild Bild Bild Bild Bild





Ich hoffe es gefällt euch und ich konnte dem ein oder anderen einige Ideen und Lösungen übermitteln.
Lob und Kritik sind natürlich erwünscht!

Gruß, Jacky



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Ameisennoob
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#2 AW: Baubericht eines Beckens!

Beitrag von Ameisennoob » 23. Januar 2009, 16:50

Schöner Baubericht für welche Art wird das Becken sein?

Gruß



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#3 AW: Baubericht eines Beckens!

Beitrag von Schildkroet » 23. Januar 2009, 16:56

@Ameisennoob

Jacky hat geschrieben:Das Becken ist für meine sich derzeit in Winterruhe befindlichen Camponotus barbaricus. http://www.ameisenforum.de/europaeische-arten/camponotus-barbaricus-haltungserfahrungen.html


Aber wirklich ein schöner Baubericht!
Finde nur der Ytong steht zur Einsicht etwas ungelegen, aber wird schon seinen Sinn haben!


___Schildkroet


<Eine eigene Meinung ist gut, sie weiter entwickeln zu können, ist besser>
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Jacky
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#4 AW: Baubericht eines Beckens!

Beitrag von Jacky » 23. Januar 2009, 17:47

Danke euch beiden.

Warum ich den Ytong hinten platzierte hat schon seinen Grund. Das Becken steht auf etwa 115cm Höhe, links und rechts ist nicht sehr viel Platz, also kann man vorwiegend nur von vorne und von oben ins Becken blicken. Steht jetzt der Ytong an der Frontscheibe wird einem der Einblick von vorne schon mal verwährt. Da es wie gesagt auf einer Höhe von 115cm steht müßte man sich regelrecht über das Becken beugen (wenn man nicht allzu groß ist auf Zehenspitzen) um über oder hinter den Ytong zu sehen.
Es ist mir bewußt das so die Einsicht ins Nest nicht gerade optimal ist, vor allem wenn noch rote Folie drauf kommt aber meiner Meinung nach ist das der beste Kompromiss mit dem ich leben kann.

Gruß, Jacky



donbilbo
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#5 AW: Baubericht eines Beckens!

Beitrag von donbilbo » 23. Januar 2009, 18:26

Da die Scheibe des YTongs nach innen gerichtet ist gehe ich davon aus, dass du sie höchstens mit einer roten Folie abdecken willst, oder? Ich bin eher ein Fan von wirklich lichtundurchlässigen Nestern, ansonsten finde ich das Becken aber sehr schön. ;)



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neto
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#6 AW: Baubericht eines Beckens!

Beitrag von neto » 23. Januar 2009, 22:57

Hallo Jacky,
toller Bericht, tolle Fotos und natürlich ein tolles Formicarium. Ich finde dein Ytong sehr gelungen und ebenfalls sehr präzise gefräst ! Darf ich fragen was für Aufsätze du benutzt hast ?

MfG Neto


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Jacky
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#7 AW: Baubericht eines Beckens!

Beitrag von Jacky » 24. Januar 2009, 08:51

Danke erstmal!

@donbilbo
Es kommt wie ich im Bericht schon erwähnte rote Farbfilter Folie davor.

@neto
Ich verwendete einen Dremel mit flexibler Welle. Fräsaufsätze benutzte ich verschiedene, jedoch machte ich mit einem Diamantschleifer die besten Erfahrungen.

Gruß, Jacky



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TRIA
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#8 AW: Baubericht eines Beckens!

Beitrag von TRIA » 24. Januar 2009, 12:03

Gefällt mir echt gut. Saubere Arbeit :respekt: Es freut mich immer wieder wenn man sieht ,das sowas mit Liebe gebaut wird und nicht einfach nur hingehustet ist.


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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